Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
Mijal
Dauergast
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Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von Mijal »

Hallo,

ich bin neu hier und Mutter zweier Kinder (Große 3 1/4 und Kleiner 8 Monate). Und ich bin zu Zeit ziemlich in Bezug auf meine Tochter (3 1/4) Jahre alt ziemlich verunsichert. Sie jetzt seit ca. 3 Monaten in den Kindergarten und sie geht auch sehr gerne dort hin. Allerdings hat mich die Erzieherin darauf angesprochen, dass ihr Verhaltensauffälligkeiten aufgefallen sind (spielt u.a. nicht mit anderen Kindern, bemerkt ungewöhnlich viele Details und kann sämtliche Lieder sehr schnell auswendig). Sie äußerte den Verdacht, es könne sich um autistische Züge handeln. Mir ist schon lange klar, dass meine Tochter etwas anders ist, allerdings hatte ich die Auffälligkeiten bisher nicht mit Autismus in Verbindung gebracht, da ich keine Probleme bei der Kontaktaufnahme zu Familienmitgliedern feststellen kann und konnte. Bei dem Kindergartengespräch wurde neben der Autismussache auch eine mögliche Hochbegabung angesprochen.

Meine Frage ist jetzt:

Kann es sein, dass sie ein Asperger Autist und/oder hochbegabt ist, wenn sie:

- Nähe und Körperkontakt mag und sucht (viel schmust)
- Blickkontakt halten kann und zurücklächelt
- Gesichtsausdrücke deuten richtet deuten und auch auf Gründe und Motive schließen kann
- Tröstet (z.B. wenn ihr Bruder weint und auch den Grund dafür richtig erkennt und benennt z.B. „Mama kommt gleich wieder“)
- Sich gerne dort aufhält wo andere Kinder sind und wo viel los ist (gern in den KiGa geht und auch gerne in die Stadt zum Einkaufen)
- Nicht mit anderen Kindern spielt, nur neben ihnen her spielt, sie beobachtet und nachahmt
- Keine Perspektiven übernehmen kann (sie versteht nicht, dass Oma am Telefon ihr Spielzeug nicht sehen kann), aber Mitgefühl zeigt sie, soweit man das von Außen beurteilen kann.
- Schwierigkeiten hat, zu verstehen, dass etwas nur „Schein“ oder nicht wirklich wahr (z.B. nur ein Traum, oder im Buch eine Verzauberung, oder Ironie) ist
- Übermäßig viele Details wahrnimmt, aber keine Speziellen, sondern die Situation auch im Allgemeinen beschreiben kann
- Grobmotorisch langsamer ist, aber feinmotorisch weiter ist als Gleichaltrige (sie ist übrigens ausgeprägte Linkshänderin)
- Sehr ängstlich ist (vor lauten Geräuschen Angst hat)
- Unvorhergesehene Veränderungen hasst, aber Änderungen (auch spontane), die sie selber herbeiführt, bzw. bei denen sie mitbestimmt hat, okay sind
- sehr sensibel ist (sowohl körperlich als auch emotional)
- Es ganz furchtbar findet, wenn etwas kaputt gemacht wird bzw. kaputt geht (großes Geheule)
- Lärmempfindlich ist (reißende Geräusche, z.B. beim Zerreißen von Pappkartons ganz schrecklich findet), aber selber häufig sehr laut ist und wild rumschreit (entweder ihren leider auch extrem lauten kleinen Bruder nachahmt oder aber wie mir scheint den Clown spielt, um Aufmerksamkeit zu bekommen – dieses Verhalten verstärkt sich übrigens, wenn sie sich freut oder aufgeregt ist)
- Nie matschen mochte und Tastempfindungen wie „rau“ oder „kalt“ nicht mag bzw. mochte, an Schnee hat sie sich inzwischen gewöhnt (lieber Mehl anfasst, als Sand)
- Viel und gerne balanciert und hüpft und „Kunststücke“ wie Purzelbaum oft wiederholt, dabei aber auch Phasen hat in denen sie einfach hin und her rennt
- Mit 1,5 das halbe Alphabet und alle Ziffern bis Zehn sowie Zeichen wie der „Grüne Punkt“ benennen konnte, aber das Meiste längst wieder vergessen hat, da sie es jetzt uninteressant findet
- Noch nicht lesen kann (sagt sie selber) und auch nicht lernen will (sagt sie auch selber) - lediglich die Anfangsbuchstaben eines Wortes heraushören kann und keinerlei Gefühl oder Interesse für Mengen zeigt
- Ein sehr gutes Gedächtnis hat (nach 6 Wochen noch haargenau weiß, an welcher Stelle mitten auf einer zweistündigen Autofahrt eine Baustelle war)
- Gedichte und Lieder nur ein paar mal hören muss, um sie auswendig zu können
- Fiktionale Literatur liebt und selber Geschichten ausdenkt (am liebsten Bücher fürs Grundschulalter vorgelesen bekommt)
- Fantasievoll spielt (auch Rollenspiele)
- Sich Situationen bildlich vorstellen kann
- Gut und vor allen Dingen inhaltlich interessant malt (mit 2,8 Jahren erster Kopffüssler und gegenständliches Zeichnen. Tiere (immer von der Seite, soll heißen mit nur einem Auge, da nach ihrer Aussage, dass andere Auge auf der anderen Seite ist und man es deshalb nicht sehen kann), Bäume, Blumen, Gras, Wasser und Höhlen, außerdem schreibt sie mir gerne Kritzelbriefe und Einkaufszettel (Zickzackstriche in Linien angeordnet)
- Ein gutes räumliches Denken hat (sagte eines Tages: „Da oben ist der Fussboden!“ und zeigte auf die Decke. Ich sagte: „Nein, das ist die Decke.“ Sie darauf: „Nein, der Fussboden, wo Papa schläft.“ Papa schlief zu dem Zeitpunkt ein Stockwerk höher, und von oben betrachtet ist die Decke tatsächlich der Fussboden.)
- Im Morgenkreis stört, oder einfach „abwesend“ („mit starrem Gesicht“ so die Erzieherin) dasitzt und nicht mitmacht, oder wegrennt und etwas anderes machen will etc. aber hinterher alles auswendig kann
- Alles bestimmen will (über sich selbst aber auch über andere) und einen sehr starken Willen hat (Konflikte über mehrere Wochen verfolgen kann)
- Autoritäten prinzipiell hinterfragt und ein schlichtes Nein nicht akzeptiert, sondern eine Erklärung verlang, wenn diese sie überzeugt, allerdings sich sehr genau dafür einsetzt, dass die Anweisung auch tatsächlich eingehalten wird
- Immer ihren eigenen „Plan“ umsetzen will, und auf bestimmte Abläufe besteht, die aber auch sehr gerne mal spontan geändert werden, solange nur sie selber bestimmt, dass sie geändert werden sollen.
- Kompromisse vorschlägt, argumentiert, schmeichelt, absichtlich ignoriert, absichtlich anders handelt, als es die Norm erfordert (alle sollen leise singen, sie singt extra laut, sie soll schnell gehen und geht langsam), droht, schmeichelt usw. um ein Ziel zu erreichen.
- Erziehungstricks durchschaut und nicht darauf eingeht
- Ganz genau weiß wo alles ist und wann was gemacht werden muss
- Realtiv wenig schläft

Es tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Ich hoffe es hat trotzdem jemand Zeit das durchzulesen und mir zu helfen.

Vielen Dank im Voraus
srndm
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Registriert: Di 8. Mai 2007, 15:57

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von srndm »

Hallo
Was sagt denn der Kinderarzt/Hausarzt ?
Unser ältester Sohn scheint Deinem Kind sehr ähnlich zu sein. Als er klein war,stand auch der Autismusverdacht im Raum. Die Ergotherapeutin meinte damals,dass er hochbegabt sei,Autismus sah sie nicht. Inzwischen ist er 14 Jahre alt und die "autistischen Züge" haben sich fast komplett ausgewachsen. Er besucht die 10 Klasse hat aber nur ältere Freunde (16-20 jährig) . Wir haben ihn mit knapp 7 Jahren testen lassen-dabei kam eine HB und eine Aspergerdiagnose raus....Die Aspergerdiagnose haben wir seitdem in der Schublade liegen und ich bin froh,dass wir ihn nicht weiter in diese Richtung therapiert haben-Dank der Kinderärztin ,Ergotherapeutin Psychologin,Klassenlehrerin und einigen Bekannten,die ihn zwar für ein "besonderes Kind" aber nicht für therapiebedürftig gehalten haben.Ich habe mich seitdem sehr viel mit dem Thema Autismus beschäftigt und einige autistische Kinder kennengelernt-sie unterscheiden sich in ihren sozialen Fähigkeiten doch recht deutlich von meinem Kind!
Wenn ich an meine Kindheit denke,war ich ähnlich ... und ich glaube nicht,dass ich Autistin bin. Möglicherweise überschneiden sich bei manchen hochbegabten Kindern in jungen Jahren viele Kennzeichen von Autismus und HB.
Von Deiner Beschreibung her halte ich Deine Tochter nicht für autistisch-aber eine Diagnose kann da nur ein Fachmann stellen und selbst dann...die Fragebögen zu Aspergerautismus sind sehr einfach gehalten-ich kann mir vorstellen,dass es da häufig zu "°Fehldiagnosen" kommt!
Für mich liest es sich als hättest Du eine kluge kleine Maus,die nicht in das Kindergartenalter passt...bei unserem Sohn war es ähnlich!
LG
srndm
Rosi
Dauergast
Beiträge: 138
Registriert: Sa 14. Jan 2012, 20:45

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von Rosi »

Hallo !
Alos für völlig normal , um deine Frage zu beantworten , ist deine Kleine sicherlich nicht. Sie ist auf jeden Fall ein schlaues aufgewecktes Kind. Ein IQ Test hat in dem Alter noch keinen Sinn. Sie ist auf jeden Fall in einigen Dingen clever, und ihren Zeitgenossen voraus.
Ich habe jetzt schon bei einigen Kindern die clever, oder hb getestet, sind, festgestellt, dass sie Verhaltensweisen an sich haben, die Aspergerdiagnose nahelegen. Hat sie Probleme im Kindergarten, außer das diese Dinge auffallen? Wenn ihr unsicher seid, und es wissen wollt, lasst sie testen. Doch evtl. kkompensiert sie auch nur etwas, und die Verhaltensweisen ändern sich wieder. Als unser Sohn ca 2 Jahre war, hatte er auch viele Dinge an sich, die uns "nicht normal" schienen, z.B. das er beim Aufräumen alle Autos genau in eine Reihe stellen musst, und wehe eines stand anders. ... Doch inzwischen, er ist4,8 Jahre haben sich diese Dinge gelegt. Ich denke manchmal, dass Kinder die sich in diesem Alter schon mit anderen Dingen beschäftigen als ihre Freunde, kompensieren es irgendwie, oder brauchen etwas woran sie sich festhalten müssen, weil es ihnen sonst einfach zu viel ist.
Viele Grüße
Rosi
Mijal
Dauergast
Beiträge: 71
Registriert: So 9. Dez 2012, 18:59

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von Mijal »

Danke für eure lieben Worte. Ihr helft mir wirklich weiter.
Ja, mir ist halt selber auch schon aufgefallen, dass sie etwas anders ist, aber ich fand ihr Verhalten eben nicht autistisch, da sie sich (mal abgesehen vom Verhalten im KiGa) schon sozial verhält. Sie spielt zum Beispiel mit ihrem kleinen Bruder - oder versucht es, da er ja noch nicht wirklich mitmachen kann. Und wenn man sie fragt, erklärt sie einem auch vollkommen selbstverständlich, dass ihr Bruder ihr Freund sei, die Kinder im KiGa dagegen nicht und wenn man fragt, ob sie mit den Kindern gespielt habe, meint sie nur, dass sie das nicht getan habe, aber sie will nicht weiter drüber reden.

Ich interessiere mich seit meinem Studium sehr für HB und Savants etc. und war daher schon vor diesem Gespräch recht gut informiert. Ich denke eben auch, dass sich die Symptomatik überschneidet und möchte eben nicht, dass mein Kind bei den Erzieherinnen und Behörden in der falschen Schublade landet.
Wenn sie wirklich etwas hat, ist das wieder etwas anderes, aber dann muss man eben auch wissen was es ist, um richtig fördern zu können. Derzeit lasse ich ihr recht viel Entscheidungsfreiheit und bürde ihr damit aber auch eine gewisse Verantwortung auf. Bei einem Asperger wäre das wohl genau falsch, bei einem cleveren oder hochbegabten Kind dagegen wohl richtig oder zumindest nicht völlig verkehrt.

Für mich wiederum wäre es schön zu wissen, warum ich (vielleicht rein subjektiv) mehr mit meinen beiden Kindern zu "kämpfen" habe, als andere Eltern (der Kleine hat nämlich ganz ähnliche Tendenzen). Ich meine so Sachen wie "wenig Schlaf", "Schwierigkeiten zum Einschlafen runter zu fahren", "nicht im Auto/Kinderwagen schlafen", "ständiges Fordern", "immer alles Ausdiskutieren bis zum geht nicht mehr", "sich an Kleinigkeiten aufhängen" etc.
Die Kleine Cousine der beiden ist auch so (von meiner Seite). Insofern ist es möglicherweise auch völlig normal. Die andere Cousine der beiden (von Papas Seite) hat sich dagegen mit drei Jahren selber lesen beigebracht (was ja ein recht eindeutiges Zeichen für HB sein soll), über sonstige Auffälligkeiten weiß ich nicht viel, aber wir haben auch nicht viel Kontakt und mein Schwager und seine Frau haben wohl eine etwas falsche Vorstellung von HB (klassisches Genie a la Einstein usw.).
Das ist in unserem Fall ja nicht so. Aber ich weiß halt, dass es die Abstufung "Überdurchschnittlich begabt", "Hochbegabt" und "Höchstbegabt" gibt. Und dann gibt es ja auch viele, die "Teilhochbegabt" sind usw. Da ich aber all das nur aus der Theorie kenne, ist es echt hilfreich eure Erfahrungen zu lesen.
Testen lassen geht ja noch nicht.
Ich werde sie einfach erstmal weiter beobachten und noch mal das ein oder andere Gespräch suchen.

Vielen Dank euch
Nimoe
Dauergast
Beiträge: 70
Registriert: Fr 16. Mär 2012, 22:49

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von Nimoe »

Hallo,
erstmal herzlich Willkommen hier.
Lass dich von der Erzieherin nicht so verunsichern, es ist nicht an ihr solche Diagnosen zu stellen. Und schon gar nicht nach so kurzer Zeit! Du schreibst, dass deine Tochter sehr viel beobachtet und wahrnimmt, dann wird sie wohl beim Morgenkreis damit beschäftigt sein alles zu verarbeiten, was da gerade um sie herum passiert. Wenn es ihr zu viel wird, haut sie halt ab. Du schreibst nicht, wie erfahren sie im Umgang mit Kindern dieser Altersklasse ist. Kann es nicht einfach sein, dass sie das richtige Miteinanderspielen noch lernen muss, und vielleicht auch die anderen Kinder besser kennen muss. Sie ist ja noch nicht soo lange im Kindergarten und es gibt da so viel, was sie jetzt verarbeiten muss. Gib ihr einfach mehr Zeit.

Meine Tochter (2,10) ist auch so eine Beobachterin. Sie geht seit August in den Kindergarten und es hat gut 3 Monate gedauert, bis sie dort einigermaßen angekommen ist, im Morgenkreis mitsingt, auch mal ein wenig mit anderen Kindern in Kontakt tritt. Aber morgens, wenn sie den Gruppenraum betritt, bleibt sie immer noch erst angewurzelt stehen und muss die Lage sondieren. Ihre Gruppenleiterin ist auch so eine, die bei jeder kleinsten Abweichung von der vorgestellten Norm gleich Alarm ruft, während zum Glück die zweite Erzieherin sehr verständnisvoll ist. Was hat mich das Nerven gekostet.

LG
Nimoe
alibaba

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von alibaba »

Mijal hat geschrieben: Ich interessiere mich seit meinem Studium sehr für HB und Savants etc. und war daher schon vor diesem Gespräch recht gut informiert.
Da muss man aber aufpassen, das es einem nicht so ergeht wie den Medizinstudenten die urplötzlich auch alle Krankheiten oder Symptome dafür an sich entdecken auf den Gebieten die sie gerade intensiv behandeln. ;)
Mijal hat geschrieben: Die andere Cousine der beiden (von Papas Seite) hat sich dagegen mit drei Jahren selber lesen beigebracht (was ja ein recht eindeutiges Zeichen für HB sein soll)
Nein, da muss ich Dich enttäuschen. DAS ist kein Zeichen von Hb. :mrgreen:

Ich will es kurz machen Mijal, in dem Alter deiner Kinder ist es viel zu früh um a) Asperger und b) Hb eindeutig festzustellen. Autistische Züge haben übrigend viele Menschen, ob man deswegen aber gleich eine Diagnose bekommt, das wage ich zu beweifeln. Und bei so kleinen Kindern erst recht nicht. Vieles was du schreibst finde ich durchaus normal und überhaupt nicht autistisch. Wichtig ist, bei so kleinen Kindern deren Gesamtpaket zu sehen und nicht nur, ob sie einen anschauen, wenn man ihnen die Hand gibt um daraus dann Asperger zu vermuten. Das gleiche gilt für eine Hb. :fahne:

Beobachtet. Schreib doch mal auf, was du an "Kurriositäten" im Alltag findest, die man später einem Facharzt erzählen kann. Und sieh immer das ganze Kind, nicht einzelne Dinge, sei denn sie sind wirklich extrem auffällig. aber ich kann da aus deinem Schreiben nichts herausnehmen wo ich sagen kann, das könnte in der Tat DAS sein.

VLG
Mijal
Dauergast
Beiträge: 71
Registriert: So 9. Dez 2012, 18:59

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von Mijal »

Naja, es verunsichert mich halt schon, weil ich nach diesem Gespräch natürlich viel gegoogelt habe und gelesen habe, dass kleine Aspies so unterschiedlich sein können und auch nicht per Definition keinen Blickkontakt und Körperkontakt zulassen und oder ein Spezialgebiet haben.
Es gibt ja schon so Momente, wo sie so "eigensinnig" und "speziell" ist, hatte das aber eben intuitiv eher so einer Art Selbstbehauptung zugeschrieben und keine Unfähigkeit darin gesehen, eben weil ihr Verhalten so ambivalent ist, mal kann sies mit links (bzw. in ihrem Fall mit rechts) und dann verweigert sie sich wieder total und begründet vollkommen abgeklärt, sie hätte da keine Lust zu (auch bei Sachen, die sie normalerweise gerne tut). Beispiel: Zei Tage fährt sie begeistert Popo-rutscher und ist nicht zu stoppen und dann weigert sie sich plötzlich mit Händen und Füßen in den Schnee rauszugehen - warum? Keine Lust. Dasselbe beim Laternelaufen, basteln, backen, im Sand spielen etc. War immer schon so, auch als sie noch nichts dazu sagen konnte. Und es tut mir in der Seele weh zu sehen, wie sie die Angebote und Annährungsversuche der anderen Kinder abbügelt, weil sie keine Lust hat. Natürlich hast du recht und sie hatt e bisher viel zu wenig Kontakt zu Gleichaltrigen und zuer Zeit scheint der Kiga und das Spiel der anderen so interessant zu sein, dass sie keine Notwendigkeit sieht sich zu beteiligen. Was sie lernen will (Rollenspiele etc.) probiert sie eben zuhause mit Mama und ihrem Bruder, wo sie sich sicher fühlt und wo es eh langweilig ist - so denkt sie sich das wohl. Sie fällt ja auch nicht unbedingt durch Gefühlskälte auf, streichelt die anderen Kinder, lächelt sie an oder kaspert mit ihnen rum und ist auch nicht unbeliebt (noch nicht?) aber darüber hinaus...). Es ist, als wenn sie keine Ahnung hätte, wie sie die anderen dazu kriegen kann, zu machen, was sie will und wenn es nicht nach ihrer Nase geht, dann will sie schon mal nicht. Andere dürfen sie nicht gegen ihren Willen anfassen, nur wenn sie es erlaubt (sie macht sich einen Spaß daraus zu bestimmen, wann wir gute-Nacht sagen dürfen und wann nicht, wenn ich aber gar nichts sage oder mache, wie sie verlangt, findet sie das auch nicht toll). Aber sie denkt sie darf das bei anderen. Ihr Bruder wird fast zu Tode geschmust, auch wenn er schreit und obwohl sie weiß, dass er das doof findet, denn sie sagt selber, dass er das nicht mag, weiß nur nicht ob sie das einfach auswendig gelernt hat. :gruebel:
Andererseits, wenn sie grade kein Interesse daran hat, ihm ihren Willen aufzuzwingen kann sie feinfühlig mit ihm umgehen (ihm ihr Lieblingsspielzeug ausleihen oder ihn zum Lachen bringen, wenn er sich langweilt) und mich schon manchmal ausschimpfen ( "Mama, siehst du nicht, dass der weint! Du musst ihn doch auf den Arm nehmen und trösten!"). Passt irgendwie doch nicht zusammen oder?
Oder die Sache mit dem Hören. Wenn sie was nicht will, kann man echt den Eindruck kriegen sie wäre nicht in der Lage einen zu hören oder auch nur wahrzunehmen. Das ist aber definitiv nur Show, weil sofort und sehr aufmerksam reagiert, wenn man mitten drin und im sleben Redefluss, etwas vorschlägt, was sie will.

Ich habe das alles deswegen immer für Absicht gehalten und habe ihr viele Rechte eingeräumt, soweit es ihre eigene Person betrifft, aber wenn es andere betrifft, dann hören ihre Rechte eben auf und die Rechte anderer fangen an und das kann sie zurzeit sehr schwer akzeptieren. Im Kiga kann sie nicht soviel mitbestimmen, das weiß sie, deswegen besteht sie darauf, dass alles so wie immer ist und bleibt. Zuhause ändert sie gerne mal was, nur andere dürfen eben nichts über ihren Kopf hinweg ändern. Dabei ist es wirklich egal um welche Sache es sich handelt. Es geht ums Prinzip.

Nun hab ich auch Angst alles falsch zu machen, weil ich ihr keinen so festen Rahmen vorgebe und sie damit verunsichern könnte. Andererseits kenne ich mein Kind ja wohl am Besten und ich habe eben das Bauchgefühl, dass ich mit Erklärungen, ernst nehmen, Verständnis und auch Zugeständnissen weiter komme und ihr eher gerecht werde, als wenn ich sie beschränken würde. Ja, ich behandel sie manchmal nicht wie eine dreijährige. Sie benimmt sich manchmal auch nicht so, manchmal eben doch sehr. Und dazu kommt, dass ich selber auch sehr verkopft bin und meine Persönlichkeit natürlich auch in die Beziehung einfließt.

Ich denke du hast recht und ich sollte mich nicht verunsichern lassen. Ist aber manchmal schwer. Und was die Erzieherin angeht. Zunächst war ich dankbar, dass sie mein Kind so genaui beobachtet und auch die Dinge sieht, die mir zuhause auffallen, allerdings hätte ich mir halt gewünscht, dass sie meine Beobachtungen mit einbezieht und sich nicht sofort so an dieser Autismussache festbeißt. Es kommen ja immerhin auch noch andere Sachen wie z.B. Wahrnehmungsstörungen, Hypersensibilität oder eben auch HB in betracht. Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit, dass sie ganz normal ist und eben ein schwieriges Temperament hat.
alibaba

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von alibaba »

Hallo Mijal,

dein Kind ist 3 1/4 Jahre und genauso benimmt es sich auch. Noch einmal, nein, ich bin kein Experte, aber das was Du schreibst finde ich vollkommen normal und überhaupt nicht autistisch. In dem jungen alter deiner Tochter sind solche Dinge wie ich habe jetzt keine Lust, obwohl ich vor 5 Minuten noch dazu Lust hatte, doch absolut normal. Jetzt will ich das spielen, das nicht, nein, dann doch lieber das und dann das wieder. Warte mal, das war aber interessanter......eine Stabilität muss sich doch erst noch herausbilden. Sich auf eine Sache zu konzentrieren das muss man lernen und das kann man halt nicht 20 Minuten am Stück wenn man a) keine Böcke darauf hat und b) 3 1/4 Jahre alt ist. ;)

Meine Tochter saß immer in einem Schrank in der Kta und beobachtete alles um sich herum. Und nur wenn sie Lust hatte kam sie daraus hervor und fing an zu spielen. Oder sie steht nur daneben und freut sich zuzusehen. Macht sie heute noch....... ;)

Lass deinem kleinen Kind doch mal Zeit. Mit Sicherheit ist sie auch nicht auf den Kopf gefallen, ob das nun begabt ist oder nicht, finde ich noch nebensächlich. Sie wird älter werden und du musst sehen was ihr gefällt. Mag sie geren tanzen, dann melde sie dort an. Mag sie ein Instrument spielen, mit 4 Jahren geht das los. Wie wäre es mit einer Turngruppe. Und suche den Kontakt, beim allabendlichen Vorleseritual kann man wunderbar kuscheln. Lass den kleinen Bruder beim Papa und gönn Dir Mama/Tochterzeit. Oder geht mal zusammen ins Schwimmbad oder in die Badewanne. Bespritzt euch mit Schaum, nur aus Spaß heraus. Dabei kann man viel lernen und Du beobachten. ;)

VLG
Mijal
Dauergast
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Registriert: So 9. Dez 2012, 18:59

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von Mijal »

Natürlich muss man da extrem aufpassen Alibaba. Weiß ich.
Und ich versuche ja gerade das ganze Kind zu sehen, deswegen bin ich ja verunsichert, weil viele Sachen sehr ambivalent sind und man mit so einem "manchmal" meiner Meinung nach schlecht ne Diagnose stellen kann.

Hab übrigens nicht gesagt, dass ich von der Cousine auf HB bei meinem Kind schließe, sondern dass die wohl nicht so "anstrengend" ist, obwohl möglicherweise tatsächlich HB. Aber ne erbliche Komponente gibt es da schon.

Am Ende geht es mir um das wohl meines Kindes und darum wie ich ihm am besten gerecht werde und nicht um mein Ego oder meine Interessen. Aber ich hätte auch keine Angst vor einem hochbegabten Kind wie so viele andere Leute, die ich kenne.
alibaba

Re: Hochbegabung? Asperger? Beides? Oder völlig normal?

Beitrag von alibaba »

Mijal hat geschrieben: Aber ich hätte auch keine Angst vor einem hochbegabten Kind wie so viele andere Leute, die ich kenne.

Ach, ich finde die Begabungen meiner Kinder auch ab und zu ganz praktisch. ;) Schweißperlen verursacht mir das alleine noch nicht.... :mrgreen:
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