frühes Lesen/Schreiben

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
charlotte2
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von charlotte2 »

Drängen würde ich sie nie. Ist auch nicht wirklich effektiv, bei dem Trotzkopf meiner Tochter :) Es ging ums Anbieten. Wobei ich unschlüssig bin, ob ich das jetzt unbedingt forcieren soll, dass sie sich wieder aufs Lesen stürzt - ich könnte mir vorstellen, wenn sie den Dreh so raus hat, dass es nicht mehr anstrengt, dann habe ich hier den kompletten Bücherwurm sitzen.
Rabaukenmama
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte2 hat geschrieben:Drängen würde ich sie nie. Ist auch nicht wirklich effektiv, bei dem Trotzkopf meiner Tochter :) Es ging ums Anbieten. Wobei ich unschlüssig bin, ob ich das jetzt unbedingt forcieren soll, dass sie sich wieder aufs Lesen stürzt - ich könnte mir vorstellen, wenn sie den Dreh so raus hat, dass es nicht mehr anstrengt, dann habe ich hier den kompletten Bücherwurm sitzen.
Wie geht "unbedingt forcieren" ohne drängen?
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Momo
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Momo »

Aus Kindersicht sind mal Buchstaben, Schreiben und Lesen interessant, dann wieder Klettern, Spielen, Singen, Bauen, Rennen, Toben, Beobachten, Experimentieren.... und unzählige andere Dinge. Warum das Lesen forcieren? Es gibt so viele spannende Dinge zu entdecken und noch so viele Freiheiten (die es in den meisten Schulen in absehbarer Zeit leider nicht mehr geben wird). Hast Du Bedenken, dass Deine Tochter ihre Fähigkeit komplett verlernen könnte? Selbst wenn, was wäre so schlimm daran? Diese Themen kommen doch sowieso wieder und wenn sie es bereits verstanden hatte, wird sie es wieder verstehen.
Ich glaube, wir müssen aufhören, die Welt nur mit Erwachsenenaugen zu sehen, es schwingt immer ein Leistungsgedanke mit und die Angst, Kinder könnten später vielleicht irgendetwas verpassen oder nicht können. Kinder leben in der Gegenwart und jetzt gibt es mehr zu entdecken und zu lernen als das Lesen und Schreiben!
Liebe Charlotte 2, diese Worte sind nicht böse gemeint, ich musste es einfach mal loswerden ;)

Liebe Grüße von Momo
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elboku
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von elboku »

Ich muss da Momo ganz recht geben.

Was soll denn passieren, wenn eine 4,5 Jährige im Moment nicht weiter lesen möchte?
Wenn sie statt Radfahren jetzt lieber die ganze Zeit mit dem Roller dahin flitzt, würdest du ihr das Radfahren dann schmackhaft machen wollen?

Meine Tochter hat Phasen, da liest sie ein Buch nach dem andern, dann schaut sie wieder nur sporadisch in Wissensbücher. Sie weiß, dass Bücher da sind, die auch ihrem Können und auch Geschmack entsprechen, wann sie sie lesen mag, ist ihre Sache.

Meine Tochter hatte übrigens auch eine starke Mathephase, doch die ist jetzt auch vorbei - wird schon wieder kommen ;)

Ich denke auch, dass es für unsere Kinder von Vorteil ist, dass sie noch nicht in die Schule gehen müssen. Sie können sich mit allen möglichen Themen beschäftigen so lange und so intensiv wie sie wollen. Kein Zwang, kein Druck. In der Schule sind dann viele Dinge vorgegeben, und da ist es dann nicht so gut, wenn die Motivation auf einmal weg ist...

LG, Lisa
charlotte2
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von charlotte2 »

Ich habe sie nicht gedrängt, hatte das auch nie vor, es ging mir wirklich nur ums Anbieten und Vorschlagen, was ich bisher auch nicht gemacht habe. Außerdem hatten wir jetzt so lange das umgekehrte Problem. Dass sie unbedingt lesen/schreiben wollte und das zu Stress mit dem Kiga führte. Es fühlt sich seltsam an, dass sie jetzt plötzlich so "brav" in der Hinsicht ist, und ein bisschen schwingt dabei immer mit, ob sie es auch wirklich von sich aus nicht mehr will. Na ja, zumindest ist ihre jetzige Phase kindergarten-kompatibler.
elboku
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von elboku »

charlotte2 hat geschrieben:Ich habe sie nicht gedrängt, hatte das auch nie vor, es ging mir wirklich nur ums Anbieten und Vorschlagen, was ich bisher auch nicht gemacht habe. Außerdem hatten wir jetzt so lange das umgekehrte Problem. Dass sie unbedingt lesen/schreiben wollte und das zu Stress mit dem Kiga führte. Es fühlt sich seltsam an, dass sie jetzt plötzlich so "brav" in der Hinsicht ist, und ein bisschen schwingt dabei immer mit, ob sie es auch wirklich von sich aus nicht mehr will. Na ja, zumindest ist ihre jetzige Phase kindergarten-kompatibler.
Zum einen würd ich schon im Kiga mal klarstellen, dass deine Tochter lesen/schreiben darf, wenn ihr danach ist. Ob sie sich mal in der Schule fadisieren wird, oder etwas jetzt "falsch" lernt, ist nicht das Problem des Kigas, sondern maximal deines.

Zum andern sag deiner Tochter, dass sie jederzeit etwas lesen kann, wenn sie möchte. Bestärk sie darin, dass sie den Interessen nachgehen soll, die sie grad gerne hat, egal was jemand anderer sagt.

Meine Tochter hat mir auch erklärt, dass in ihrer Gruppe niemand sonst lesen kann, und sie daher damit aufhört, da das ja auch in die Schule gehört.
Ich hab sie dann gefragt, ob sie auch mit dem Zirkusturnen aufhören würde, wenn ihr jemand erklärt, dass man das in ihrem Alter noch gar nicht macht. Natürlich hat sie nein gesagt, und auch verstanden, dass jeder sein eigenes Tempo und Vorlieben hat, egal was andere meinen.

LG, Lisa
Rabaukenmama
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich verstehe nicht ganz warum alles immer so kompliziert gemacht werden muss. Zuerst ist ein "Problem" wenn das Kind unbedingt lesen und schreiben will, dann ist ein Problem wenn es das (momentan) nicht mehr will... Schon die Frage ob man es "anbieten" soll ist wieder ein Problem...

...unsere Kinder gehen noch nicht mal zur Schule. Keiner will Druck machen, aber vor lauter "keinen Druck machen wollen" machen sich viele Eltern selber Druck, ja immer alles "richtig" zu machen.

Was ist dabei wenn ich anbiete "Komm, wollen wir gemeinsam diese Buch lesen?"? Ist nichts anderes als "Magst du auf den Spielplatz gehen?" oder "Wollen wir Ostereier bemalen?" Das Kind wird allein von dem Angebot sicher keinen Schaden nehmen und klar sagen, was es will und was nicht.

Momos Beispiel mit ihrer Tochter und dem reiten (im Threat "Zum mitmachen animieren?") zeigt deutlich, wie wir als Erwachsene oft glauben zu wissen, was unseren Kindern Spass macht und was nicht. Dabei ticken unsere Kinder oft ganz anders und zeigen uns dann sehr deutlich, was sie wollen und was nicht.

Ich habe ein ähnliches Beispiel bezüglich schlafen-gehen. Da ich morgens um6 aufstehe (damit ich Kleinsohn für den Kiga-Bus fertig mache) bin ich abends nach einem anstrengenden Tag oft sehr müde. Da mein großer Sohn aber ein Abendmensch ist hat es mir oft Streß gemacht wenn er beim schlafen gehen ewig getrödelt hat und dann noch eine lange Geschichte vorgelesen bekommen wollte. Daher kam von mirdie Regel "Nach 22h wird nicht mehr vorgelesen, dann will ich entweder schlafen oder leise in meinem eigenen Buch lesen." Habe dann angekündigt wenn es zeitlich knapp wird einen Wecker zu stellen und wenn der um 22h läutet wird die aktuelle Seite noch zu Ende gelesen und dann ist Schluß.

So weit, so gut. Nur hat das Sohnemann nicht am trödeln gehindert. Pyjama anziehen, waschen und Zähne putzen dauerte immer noch eine Stunde (oder noch länger :schwitz: ) und ich habe bemerkt wie ich ungeduldig und nervös wurde weil ICH Angst hatte er würde zu lange brauchen und dann traurig sein weil kein Buch mehr vorgelesen wird. Manchmal war es schon nach 22h wenn Sohnemann ins Bett kam, ein anderes Mal läutete der Wecker schon nach der ersten Buchseite. Aber nach und nach kam ich dahinter dass Sohnemann die Regel durchaus verstanden hatte und dass ihm das rumtrödeln am Abend manchmal wirlklich WICHTIGER war als das vorgelesen-bekommen. Habe dann aufgehört immer wieder zu drängen und zu erinnern und mittlerweile sind die Abende viel friedlicher, auch wenn immer wieder mal nicht vorgelesen wird.

Was ich damit sagen will: unsere Kind haben IHRE Prioriäten. Über ihre Motivation dazu können wir maximal mutmaßen. Ob die Tochter von Charlotte im Moment nicht lesen mag weil sie sich anpassen will oder ob es andere Gründe hat (z.B. weil was anderes interessanter erscheint) ist nichts, was wir als Eltern unbedingt wissen müssen. Es reicht, es zu akzeptieren und das eigene Kind gut zu beobachten.

Mein Sohn ist auch gerade in einer Phase der "Anpassung". Erst neulich hat er angekündigt, seine geliebten rosa Blinkschuhe nicht mehr anzuziehen wenn er mal in die Schule geht. Denn dann will er nur "Bubenschuhe" tragen. Mittlerweile weiß er, was von den anderen Kindern akzeptiert wird und was nicht und versucht, sich danach zu richten. Das sind die Dinge, wo ich ihm gar nichts dreinrede, denn er muss SEINEN Weg in der Gemeinschaft finden und selbst durch Versuch und Irrtum herausbekommen, wo Anpassung und wo Individualität für IHN besser ist.
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Momo
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich verstehe nicht ganz warum alles immer so kompliziert gemacht werden muss. Zuerst ist ein "Problem" wenn das Kind unbedingt lesen und schreiben will, dann ist ein Problem wenn es das (momentan) nicht mehr will... Schon die Frage ob man es "anbieten" soll ist wieder ein Problem...

...unsere Kinder gehen noch nicht mal zur Schule. Keiner will Druck machen, aber vor lauter "keinen Druck machen wollen" machen sich viele Eltern selber Druck, ja immer alles "richtig" zu machen.

Was ist dabei wenn ich anbiete "Komm, wollen wir gemeinsam diese Buch lesen?"? Ist nichts anderes als "Magst du auf den Spielplatz gehen?" oder "Wollen wir Ostereier bemalen?" Das Kind wird allein von dem Angebot sicher keinen Schaden nehmen und klar sagen, was es will und was nicht.

Momos Beispiel mit ihrer Tochter und dem reiten (im Threat "Zum mitmachen animieren?") zeigt deutlich, wie wir als Erwachsene oft glauben zu wissen, was unseren Kindern Spass macht und was nicht. Dabei ticken unsere Kinder oft ganz anders und zeigen uns dann sehr deutlich, was sie wollen und was nicht.
Das sehe ich genau so! Im Moment ist diese Erkenntnis eher ein Lernprozess für mich selbst ;)
Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Babylove67
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Babylove67 »

Hallo
Ich denke, wenn sie von sich an wissen will, wie etwas geschrieben wird, solltest du sie nicht daran hindern..
Und bis zur Einschulung ist doch noch viel Zeit
Mit freundlichen Grüßen

Babylove67
Rabaukenmama
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rabaukenmama »

Bei uns gibt im Moment der Kleine (3,1 Jahre) Gas mit lesen und schreiben. Er kann aktuell das ganze Alphabet und erkennt alle Buchstaben (groß und klein) wobei es bei so Ähnlichkeiten wie b und d natürlich noch Verwechslungen gibt.

Vergangenes Wochenende hat er selbst (also GANZ allein) das Alphabet in korrekter Reihenfolge in den PC eigegeben. Und als er seinen ABC-Puzzle-Zug zusammengebaut hat habe ich bemerkt, dass er es auch in umgekehrter Reihenfolge kann :shock:. Buchstabieren geht auch perfekt (halt in Gebärdensprache) und mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit.

Zählen kann er aktuell bis 30 und die Zahlen bis 30 erkennt er auch, wenn er sie wo geschrieben sieht.

Tja, Kehrseite ist, dass er keine Fragen versteht. Alle Fragewörter (wo, was, wann, wieviele,...) sind ein spanisches Dorf für ihn. Aber die Logopädin meinte dass das viele gehörlose Kinder betrifft und jetzt üben wir halt täglich das Wörtchen "wo" in der Hoffnung, dass er es irgendwann kapiert. Seltsamerweise versteht er Aufforderungen wie z.B. "ZEIG MIR den Ball!" aber eben keine Fragen "WO ist der Ball".

Ob der Kleine hochbegabt ist habe ich gar keine Ahnung da auf der einen Seite zwar viele Fähigkeiten, auf der anderen aber viele Defizite stehen. Aber allein das frühe buchstabieren und das große Interesse an Buchstaben und Zahlen zeigt mir, dass er mindestens durchschnittlich begabt sein dürfte und dass ich (falls sich die Defizite minimieren lassen) dafür kämpfen werde, dass er einmal nach normalem Volksschul-Lehrplan unterrichtet wird.
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