Geigen üben - Alternativen

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soli
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Geigen üben - Alternativen

Beitrag von soli »

Hallo an alle,

mein Sohn (fast 7) spielt seit 1/2 Jahr Geige. Er wollte das gerne und will das auch immer noch. Ständig ein Thema ist das Üben zu Hause. Das ist, wie ich hier auch schon gelesen habe, auch nichts besonderes. Er übt nichts, was er nicht kann, und macht nichts, was ihn langweilt. Von ihm zu verlangen, 5 mal diese Übung und 4 mal jenes Lied zu spielen, klappt nicht. Entweder zu langweilig (immer nur die Tonleiter rauf und runter) oder eben ein neues Lied, was er noch nicht kann. Nun meine Frage: Ich suche Formen alternativen Geige Übens. Unsere momentane Abmachung ist, er darf einmal üben, was er will (dann spielt er meistens ein "Konzert" aus wilden Tönen, wo aber durchaus auch Elemente der letzten Geigenstunde mit einfließen), einmal wird geübt, wie ich es will. Dabei versuche ich es abwechslungsreich zu gestalten: Mal im Gehen spielen, oder im Liegen, ich spiele eine "Frage" auf der Flöte, er eine "Antwort" auf der Geige u.U. mit vorgegebenen Regeln, jeder von uns spielt einen Takt eines Liedes und das immer abwechselnd. So etwas findet er lustig, da macht er gut mit und wir schaffen immerhin etwas. Nur gehen mir langsam die Ideen aus. Und bei allem Spaß soll es ja auch ein bisschen voran gehen.
Habt ihr noch ein paar gute Ideen wie ich ihn zum praktischen musizieren bewegen kann? Theorie findet er übrigens super. Er hat alles gerne aufgeschrieben und erzählt dann gerne wie die Noten alle heißen und welchen Wert sie haben, was für ein Takt das ist und was ihm sonst noch dazu einfällt. Nur spielen will er das Stück dann nicht...
Also, für ein paar Tipps wäre ich dankbar!

LG!
Soli
murcksi
Beiträge: 15
Registriert: Do 25. Mär 2004, 00:19

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von murcksi »

@ Soli:

Toll wie du versuchst, deinen Sohn beim Geige lernen zu unterstützen!

2 Gedanken die mir als Geigenlehrer spontan dazu kommen, wobei der 2. gedanke aber der viel stärkere ist:

1, ähnlicher Gedanke wie Koschka
2, weiß er denn, bekommt er denn im Unterricht vermittelt, WIE er üben soll/kann/darf?
Ich meine, allen ist vermutlich klar, dass ein Kind in diesem Alter NIE 5mal denselben Turm aus Bauklötzen o.ä. bauen würde.(wenn es denn in dem Alter noch mit Bauklötzen spielt ;) ist ja aber nur als vergleich gemeint) interessant ist es doch -für jedes Kind- zu sehen, WIE es den Turm bauen kann,- sie sitzen am Bogen und versuchen im Spiel viele Aspekte zu "untersuchen", wie hoch, weit, groß, breit kann der Turm werden, welche Steine oben/unten, wie angeordnet, wie leicht kann man ihn umschupsen etc.

Genau DAS sollte man versuchen -zumindest rudiementär- auf's geige üben zu übertragen.
Nicht 5x dasselbe wiederholen.
Aber es auf viele verschiedene Arten probieren,- es "untersuchen" - und es dabei auf viele verschiedene Arten an möglichst unterschiedlichen Positionen im Gehirn ablegen, speichern, es "lernen".

das könnte bei der Tonleiter (ich weiß ja nicht, WAS dein Sohn gerade lernt, welche Hefte er hat, was sien geigentechnischer hintergrund ist) z.B. sein:
die Klangfarben herausbrinngen- eine Tonleiter auf der G-Saite klingt vom Charakter her nunmal ganz Anders als eine auf der E-Saite (der Zeigefinger rechts, oder das Armgewicht o.ä. kann der "motor" sein...)
Entdecken an welcher Kontaktstelle/Bogenstelle es am ehesten der Vorstellugn enstrpciht. (Welche Vorstellugn ist überhautp da bei Ihm/Im UNterricht? eine Sportliche, eine Klangliche, eine Vorbild geprägte...)
Je nach Vorstellung können die verschiedenen Arten wie man die Tonleiter spielt daheim z.B. schnelligkeit einzelner FInger, Saitenübergänge, Bogenwechsel, Kombinationen, Koordinative, Stricharten, intervalle,... (alles Sportliche, bei Buben in dem Alter oft im Vordergrund) sein...

Wichtig dabei wäre,- jedes Mal (damit meine ich bei jeder Wiederholung) eine andere Art, d.h. den Fokus woander hinlegen(nie 2x dasselbe auf dieselbe Art spielen!)...
Also jedesmal etwas anders/besser/interessanter/weiter/größer/geheimnissvoller/erdiger/träumerischer/gruseliger/heroischer etc. ... machen zu wollen...

Schreib dochmal, WAS er gerade als Aufgabe auf hat, und was im Unterricht die Schwerpunkte sind ;)

lg, murcksi
soli
Beiträge: 4
Registriert: Fr 12. Jul 2013, 19:00

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von soli »

Dass es nicht so viel bringt, wenn er mal im Liegen spielt, ist schon klar. Aber es macht ihm Spaß und hinterher spielt er dann auch wieder im Stehen. Wenn er nur steht, jammert er gleich rum, ihm tun die Beine weh, er ist müde oder was ihm sonst noch so einfällt.

Durch die Abwechslung hat er im Moment Spaß und beglückt uns zur Zeit abends noch mit einem freiwilligen Tischkonzer beim Abendessen. Und da er auch immer wieder betont, dass ihm das Geigen Spaß macht (ohne dabei genau benennen zu können, was ihm daran Spaß macht), soll er das auch ruhig weiter machen. Auf die Idee ist er gekommen, weil in der Schule gefragt wurde, wer denn gerne Geige spielen möchte. Da haben erstmal so einige Kinder "Ich" geschrien. Alle außer meinem Sohn haben wieder aufgehört, weil es nichts für sie war (inklusiv sein kleiner Bruder), aber er möchte unbedingt weiter machen.

Im Unterricht spielt er das Suzuki-Heft, ist aber noch ziemlich am Anfang. Auch da weigert er sich mitunter neue Stücke zu spielen oder er spielt einfach ein anderes Stück. Oder anstatt etwas zu spielen, löchert er die Lehrerin mit Fragen. Im Grunde versucht die Lehrerin ihn irgendwie bei der Stange zu halten. Ein besonderes Konzept konnte ich da bisher nicht erkennen. Er macht gerne Theorie, worauf sie eingeht. Er "komponiert" mit ihrer Hilfe auch mal ein kleines Liedchen, was ihm auch sehr viel Spaß macht. Das Problem ist, dass er ihr oft keine Beachtung schenkt. Er macht dann was er will. Manchmal entdeckt er etwas, z.B. dass man den Bogen eine bestimmt Art über die Saiten ziehen kann, und dann ist er darin so vertieft, dass er, gaube ich, gar nichts hört. Das ist aber eine Eigenart, die er eigentlich immer an den Tag legt. Am Ende einer Stunde ist es dann auch oft mit der Konzentration vorbei. Da macht er dann auch gerne Quatsch (spielt die Geige wie eine Gitarre, oder legt sich auf den Fußboden und spielt Strand)

Ansonsten ist da natürlich noch an allem super viel zu arbeiten. Die Geigen- und Bogenhaltung, die Finger richtig setzen, das Gehör trainieren, die Notenwerte exakt spielen und ein Lied als Lied zu spielen und nicht als eine Abfolge unabhängiger Noten. Da weiß ich manchmal gar nicht womit er anfangen soll. Und dann kommen (gerade aktuell) noch solche Sachen wie Auftakte oder forte und piano dazu. Ich finde das ziemlich viel auf einmal, auf der anderen Seite sorgt es für Abwechslung und ist somit gegen Langeweile.

Sport ist nicht so sein Ding, aber Abwechslung ist ein gutes Stichwort! Das werde ich noch bewusster einbauen. Zwar die gleiche Tonfolge, aber auch einer anderen Saite, in einem anderen Rhythmus, mit anderem Bogen oder einer anderen Idee. Teilweise macht er das schon selber. Mal sehen, was er dazu sagt, wenn ich es von ihm so will ;-)
Am Ende des Übens ein Muss ist ein "Konzert", was er mir/uns vorspielt. Dabei spielt er oft ein wirres Durcheinander, und dann auf einmal ein Stück, eine Übung, etwas aus dem Unterricht. Nur kann ich das eben nicht steuern, sondern es kommt freiwillig, oder eben nicht. Aber das finde ich o.k., so experimentiert er auf seine Weise mit dem Instrument herum und auch dabei lernt er etwas, denke ich.

Noch kurz zu meinem Sohn: Seine Klassenlehrerin meint, er hätte Asperger. Nach allem, was ich darüber gelesen habe, könnte das schon sein, wenn allerdings eine leichte Form. In seinem Kindergarten waren sie eher der Meinung er hätte ADS, sein Kinderarzt meinte allerdings, das wäre es auf keinen Fall. Wir haben das nie irgendwo untersuchen lassen. Er scheint zufrieden zu sein und kommt - bisher zumindest - überall klar. Fakt ist, er ist ein bisschen anders, und es ist somit auch mitunter schwieriger ihn zu motivieren oder mit ihm umzugehen.

Ich weiß nicht, ob du damit jetzt was anfangen kannst. Danke jedenfalls für die Tipps! Ich freue mich schon darauf das nächste Mal mit ihm zu üben!

LG!
Soli
alibaba

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von alibaba »

Hallo soli,

alles das was du zum geigen geschrieben hast, klingt für mich alles nach Wischiwaschi. Ich meine das nicht böse oder abwertend, aber die Geige ist mit das anspruchsvollste instrument was es so gibt und kein Instrument was man mal einfach so mitspielt. Zum spielen dieses Instrumentes gehören Fleiß und Disziplin, nämlich genau die, die dein Sohn nicht aufbringen will oder kann. Meine Tochter spielt seit 2 Jahren Geige und hier ist es Pflicht öde Tonleitern rauf und runter zu spielen, nämlich für die Fingerbeweglichkeit. Wir haben hier ein größeres Heft für solche Übungen (jedweger Art) als Hefte für Lieder. :mrgreen:

Auf der anderen Seite ist es klar, das man Kinder zum üben motivieren muss.Das muss ich bei meinen auch. Alleine kämen sie wohl nicht auf den Gedanken das zu üben was Pflicht ist. Sie würden wohl eher einfach nur üben. So aber kann man ein Instrument nicht erlernen.

Mein Sohn, der ebenfalls es nicht mag ein Lied 8 x zu spielen, den lasse ich mindestens 10 Lieder täglich üben. Ich fange mal von vorne an, mal von hinten. Da hier üben der alten Lieder eh Pflicht ist, binde ich auch das mal mit ein, so das es dann halt 5 neue Stücke und 5 alte sind. Tonleitern sind immer am Anfang auf, sozusagen erst die Pflicht dann das Vergnügen.

Bei der Tochter halte ich das Programm ein, was der Lehrer für die Woche aufgibt. Allerdings sitzt sie auch schon mal beim üben. ;) Zwischendurch spielen wir zusammen Flöte, als Auflockerung und für die Erfolgserlebnisse. :lol:

Das was Du da veranstaltest, da würde ich schon überlegen, ob die Geige noch das richtige Instrument ist.

VLG
soli
Beiträge: 4
Registriert: Fr 12. Jul 2013, 19:00

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von soli »

Danke für eure Antworten.
Sicher ist es immer leichter, wenn man ein Kind hat, was tut, was man von ihm verlangt, was in des Schema passt, was so lernt wie die meisten. Das ist bei meinem Sohn leider nicht so. Nun gibt es Dinge, die er trotzdem lernen muss, wie z.B. Schwimmen oder Schreiben. Auch da tut er nicht, was er soll. Eine Reihe den neu erlernten Buchstaben schreiben? Nicht mit ihm. So wird aber hier unterrichtet. Wir haben Glück und er hat eine Lehrerin, die ihn zum Schreiben motiviert hat, und nun schreibt er freiwillig.
Geigen muss er natürlich nicht lernen. Ich habe mich auch schon gefragt, ob Geige vielleicht nicht das richtige ist, gerade weil es so schwer zu erlernen ist. Nun möchte er aber Geigen lernen und ich möchte ihn dabei untersützen. Ob die Lehrerin gut ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Da er aber bei anderen auch nicht tut was er soll, denke ich, dass ein Lehrerwechsel nicht viel bringt. Sie versucht ihn zu motivieren und das finde ich sehr positiv. Neulich hat sie ihre e-Geige mitgeracht, da spricht mein Sohn immer noch von. Mit leuchtenden Augen. Und klar, die Stunde ging mit im Grunde völlig sinnlosen Erklärungen über die Funktion der Geige und des Verstärkers rum. Aber dann ist das halt mal so. Und sie hat einen Weg gefunden mit ihm umzugehen. Wenn er dort irgendwann nicht mehr voran kommt, kann ich immer noch über einen Wechsel nachdenken.
Es geht auch gar nicht darum ihm das Üben zu ersparen. Üben muss sein, ganz klar. Nur so wie ich üben würde (und wie es mir auch Spaß machen würde), macht es ihm halt keinen Spaß. Also möchte ich einen anderen Weg finden. Und da bin ich auf Ideensuche!
Seit ich das leidige Üben etwas kreativer gestalte, klappt es jedenfalls besser. Er übt freiwillig, er hat Spaß dabei, und wir schreien uns nicht mehr an. Heute hab ich ihn würfeln lassen wie oft er die jeweiligen Töne der Tohnleitern spielen soll und er wollte überhaupt gar nicht mehr aufhören mit Tonleiter spielen. Und nachdem die 4 vier Mal hintereinander gefallen ist, hat er sich totgelacht und sie gleich ein fünftes Mal freiwillig gespielt. Da hätte ich ihm mal sagen sollen, du spielst diese Tonleiter jetzt 5 Mal so. Das hätte garantiert eine Endlosdiskussion ausgelöst und zu nichts geführt...
Wo wir damit mal landen? Wer weiß. Ich denke er bleibt so jedenfalls länger dabei und hat die Chance Fortschritte zu machen um dann vielleicht später auch "erwachsener" zu üben, wenn er selbst erwachsener ist, sich länger konzentrieren kann und eben besser ist und die Übungen nicht mehr ganz so mühsam.
Also, wenn noch jemand Ideen hat, immer her damit! Nach meinen Erfolgen in der Motivation werde ich auf jeden Fall erstmal dabei bleiben!

LG!
Soli
alibaba

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von alibaba »

Ich sehe das defintiv genauso wie koschka. Alle Streichinstrumente sind schwer zu erlernende Instrumente. Mit "spielen" kommt man da nicht weit.

Die Würfelaugenmethode haben wir hier auch mal probiert. Aber da ging viel mehr Zeit mit würfel ins Land als mit üben. Das ist natürlich lustig und lenkt ab, aber ob das längerfristig motiviert, ich weiß nicht. :mrgreen:

Ich sehe üben für ein Instrument wie HA machen. Die muss ich auch sauber, ordentlich und ohne Firlefanz erledigen. Daher haben wir die Würfelmethode schnell abgelegt. Das nächste Problem bei dem ganzen Theater, da ich meine Kinder musikalisch begleite, ist es nicht nur die Zeit des Kindes sondern auch meine und ich habe keine Lust darauf mit "Faxen" meine Zeit zu vertrödeln. ;)

Wenn es bei Euch jetzt so gut klappt, dann macht doch so weiter. Ihr fühlt euch gut dabei, also was soll's. Vielleicht fällt ja noch der Groschen, das geigen Disziplin verlangt. Wenn nicht, auch nicht so schlimm. Dann werden ihm schon die Lehrer sagen, das es keinen Sinn hat weiter zu geigen und sich ein anderes Instrument vielleicht als Alternative anbietet, eins was man mit weniger Disziplin gut spielen kann.

Egal wie, viel Erfolg.
murcksi
Beiträge: 15
Registriert: Do 25. Mär 2004, 00:19

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von murcksi »

Hallo,-
nur kurz ein paar Gedanken aus Geigenlehrer-Sicht.

Meiner Meinung nach ist "üben" nichts anderes, als mit dem Material "spielen".
Es von allen Seiten zu betrachen,- auszuprobieren/Herauszufinden, wie man etwas Anders/noch schöner, klangvoller, intensiver, lockerer, weicher.... etc. ausführen kann.

Beim "Spielen" tut ein Kind ja dasselbe.
Herausfinden wie man noch höher springen, noch länger die luft anhalten, noch mehr reime finden, noch ruhiger vögel beobachten, oder noch kompliziertere Lego - Maschine etc. bauen kann...
(es organisiert sich eine Aufgabe, versucht sie durchzuführen, reflektiert darüber, und probiert sie -auf eine andere, neue, veränderte Art nochmal... etc.)

Ich halte -in meinem Unterricht- die Eltern IMMER dazu an, das "Üben" möglichst vielfältig zu gestalten.
(und damit den Lerninhalt auch an verschiedenen Gereichen im Gehirn abzuspeichern, und somit vielfältiger abrufbarer, und somit weniger Streßanfälliger z.B. bei Auftritten zu machen...)
in welcher Form es vielfältig ist, richtet sich nach den sonstigen "Lern-Erfahrungen" des Kindes.

das können am Beginn z.B. sein (Dinge, die ich am Beginn - die ersten paar Jahre, bis die Kinder so zwischen 8-10 sind, dann sind die "spielereien" so verinnerlicht, dass diese Kinder tatsächlich das richtige "üben" gelernt haben...)
- ein Zettel, bei dem die 6 Seiten des Würfels untereinander abgebildet sind.
jeder Punkt bekommt dann eine Aufgabe,-
z.B. ein Zettel mit Haltungskorrekturen:
- linke Hand, rechte Hand, Strichbewegung, Atembeweung, Fingerstellung, Fall/Hebebewegung, Bogen-Druck-Geschwindigkeit-Kontaktstelle- Kantung... etc.
oder ein Zettel mit Stricharten:
- jeder Ton ganzer Bogen, 4mal spiccato, 2 legato etc....
oder ein zettel mit Tempi
- Andante (gehend), Andantino (kleines gehend, d.h. so wie ein kleines Kind geht), Allegro (fröhlich), Moderato (gemütlich, etc.
etc.
Die Aufgabe an die Kinder lautet dann- sie müssen immer sooft würfeln, wie sie alt sind...
Fortgeschrittenrer können auch 2 Zetteln kombinieren (mit 2 würfeln würfeln) *g*

So spielerisch das aussieht- so "ernst" ist es auch.
Das funktioniert mit 7 jährigen genauso wie mit 4 jährigen-
und ALLE Kinder lernen dabei tatsächlich zu "üben", sie lernen aktiv etwas sehr komplexes zu tun und gleichzeitig sich selbst von aussen zu beobachten/reflektieren etc.
und DAS ist eigentlich der springende Punkt am Üben.

Eine Sache (hirnlos) 5mal auf dieselbe Art durchspielen ist jetzt nicht so zielführend.
(Obwohl für Lehrer und Eltern sicher einfacher ;-) )

Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass diejenigen Kinder, welche am Beginn oft (nicht immer) "schwieriger" waren,- auf jeden Fall aber die Kinder, die am Beginn das "Üben" gelernt haben, und zwar als ständige Erneuerung/Veränderung/Verbesserung etc. das DIESE Kinder diejenigen sind, welche im Endeffekt nach 3-4 Jahren Unterricht am meisten Spass dabei hatten, die Geige am selbstverständlichsten in ihren Tagesablauf und GEdankenwelt intergriert hatten und in der Pupertät nicht aufgehört hatten...
Und ich denke, DAS ist das Wichtigste.
(Die Teilnahme an Wettbewerben, selbst mit Höchstpunktezahlen sind für mich dann nur Begleiterscheinungen).

Die meisten der Kinder, die am Beginn einfach "ganz brav" ihre Aufgabe einfahc 10x durchgespielt haben, die haben entweder als die Eltner nicht merh dahinter waren, oder in der Pupertät aufgehört.
Oder sie sind recht passable Geigenspieler geworden- ihre Musik aber immer ein bischen "fade" geklungen, und somit standen dann auch keine weiteren Wege offen.
Obwohl Sie als kleines Kind, da sie die Aufgaben immer "wie gewünsct" erledigten scheinbar zügig vorangekommen sind.

Abschließend noch 2 Beispiele aus dem Unterricht, bei denen es sich -aus meiner Sicht- vollkommen auszahlt, dass sie genau Geige spielen, und kein anderes Instrument ;-)

1, männlich, Geigen-beginn im Kindergartenalter,- derzeit 14 Jahre alt.
die ersten 4 Jahre habe ich jedes Semester versucht auf ein anderes Instrument zu lenken, er wollte nicht. Weil er Geige liebt. tut sich sehr schwer.
Mittlerweile kann er keine schwierigen Dinge (gerade mal 1.-3.Lage) spielen, aber es klingt sehr schön,- er spielt in einigen (musik)Schul-Orchestern mit, in einer Band, und ist glücklich damit!
Im Nachhinein muss ich sagen, bin ich froh, dass er (und die eltern) so beharrlich waren, er lernt nicht schnell, aber stetig, hat Spass dabei, Freude, interessiert sich für jede Art von Musik, ist überall dabei... was will man mehr?

2, weiblich, Beginn 1. Volksschule, derzeit 4.Volksschule.
Bis jetzt jeden Wettbewerb beidem sie teilgenommen hat gewonnen,- liebt die Geige ebenfalls, und spielt den ganezn Tag -freiwillig- rauf und runter alles was ihr unter die FInger kommt,- auch freie Improisationen etc.
Seit ca. 1 Jahr funktioniert das Üben auch, und die Fortschritte sind rießig. (derzeitiges Niveau ca. so wie Musik-Uni-Aufnahmsprüfung...)

BEIDE KINDER haben die ersten 1-2 Jahre NUR mit solchen "Spielereien" geübt...
Und BEIDE haben es auf ihre Art gelernt, und sind jetzt glücklich damit.
Bei Beiden hört es sich gut an,- dass der eine viel älter ist und die Stücke geigentechnisch viiiel leichetr sind, spielt ja zum Zuhören keine Rolle ;-)

Ich finde Geige ist nicht schwer zu lernen, es ist "nur" zeitintensiv.
Und -meiner Meinung nach- aussschließlich wenn ich das Ziel Berufsmusiker vor Augen habe,- muss ich im Alter von ca. 7-9 Jahren versuchen festzustellen, ob Motorik, Reaktion, Wille etc. in ausreichendem Maße vorhanden sind.
Wobei es auch hier Ausnahmebeispiele gibt, bei denen erst nach der Pupertät ein Riesen-schub da war,- und plötzlich die Profi-Musiker karriere möglich ist, wo zuvor sich noch Laien im zuhörer Raum die Ohren zugehalten haben.

Bitte seid nicht so streng mit den Kindern/Euch,- und vorallem: redet es niemandem aus - man weiß nie, was die Beweggründe des jeweiligen Kindes sind, genau DIESES Instrument lernen zu wollen :-)

Lg, murcksi
murcksi
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Registriert: Do 25. Mär 2004, 00:19

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von murcksi »

Nachtrag:
ich finde es genauso Notwendig -im Sinne gelungener Interpretationen- dass man nicht ur den Notentext kennt, und ihn mototisch möglichst perfekt wiedergeben kann,- sondern dass man sämtliche hintergründe ebenso im kopf hat.

dazu gehört z.B. Aus welcher Epoche stammt der Notentext,- von welchem Komponisten,- in welcher Zeit hat der Komponist das Stück egschrieben,- was waren die Beweggründe/Hintergründe das Stück zu schreiben etc...
aber eben auch, WIE genau funktioniert das "werkzeug"

Ich finde es also gar nicht verkehrt, wenn nun ein junges Kind sich z.B. zuerst um die "Baulichen" Dinge interessiert (z.B. wie die Geige, oder e-geige etc. funktioniert) und es über diesen Weg zum Musizierne kommt...

Lg, murcksi
murcksi
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Registriert: Do 25. Mär 2004, 00:19

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von murcksi »

Hallo,-
stimmt!
lg, murcksi
soli
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Registriert: Fr 12. Jul 2013, 19:00

Re: Geigen üben - Alternativen

Beitrag von soli »

@alibaba
Die Würfelaugenmethode haben wir hier auch mal probiert. Aber da ging viel mehr Zeit mit würfel ins Land als mit üben.

Und erstmal, wenn die 2jährige Schwester würfeln will :D

Vielen Dank für diese Diskussion. Schön von einem Profi zu hören, dass es klappen kann! Wir bleiben jetzt dabei. Ich möchte sowieso nur, dass er Geige spielt, weil er Spaß daran hat. Eine Profimusikkarriere sehe ich eh nicht. Ich schicke ihn ja auch nur zum Fußball, weil er Spaß hat und nicht, weil er mal in der Bundesliga spielen wird. Kann man zwar nicht ganz vergleichen, aber ein bisschen schon. Ich will damit nur sagen, er muss nicht perfekt werden.

Und ich berichte mal in 1, 2, 5(?) Jahren, was aus ihm geworden ist ;)

LG!
Soli
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