Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

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Linasina
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von Linasina »

Oh danke das hilft mir etwas denn meine Ärztin nimmt eben ihre Konzentration als Ausschluss für ADHS. Ich finde schon dass sie Merkmale davon hat und meine Hebamme hat es auch gesagt. Sie hat selbst solche Kinder und Sie sagte die Große ist genauso. Ein Internet Test gab hohe Werte aber dann hätte Sie ADHS und Asperger. Beides geht doch nicht oder? Sorry das ich schon wieder vom Thema ablenke.
Rabaukenmama
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschreiben:
Schade finde ich, dass ich immer Eltern kennenlerne, die glauben, durch ihre "Fehler" würde das Kind sich auf eine bestimmte (nicht erwünschte) Art verhalten. Nicht, dass ich das generell ausschliesse. Aber die meisten Eltern, die ich kenne, sind sehr bemüht und gehen bestmöglich auf ihre Kinder und deren Eigenheiten ein. Fehler in der Erziehung sind natürlich trotzdem nicht ausgeschlossen, aber ein gesundes Kind wird sich jetzt wegen ein paar kleiner Fehler nicht komplett in eine andere Richtung entwickeln als wenn "alles richtig" gemacht worden wäre. Diesen ALLES-GANZ-RICHTIG-MACHEN-MÜSSEN ist mMn die grösste und vor allem unlösbarste Herausforderung für uns Eltern
Es stimmt, Rabaukenmama, kein Mensch ist perfekt und das ist auch gar nicht nötig oder erstrebenswert! Doch ich finde schon, dass das Verhalten der Kinder ein Spiegel der Eltern ist:

Zitat über die pädagogischen Ansätze von Jesper Juul, den ich sehr schätze: "Jedes auffällige Verhalten von Kindern und Jugendlichen kann man laut Juul auf zwei Ursachen zurückführen: Entweder haben Erwachsene die kindliche Integrität verletzt, oder die Kinder haben übermäßig kooperiert."

Hier sprechen wir natürlich über Schwerwiegenderes als Unterforderung oder Langeweile. Aber es ist doch gut, wenn Eltern ihr Verhalten reflektieren und die Fehler nicht beim Kind suchen, oder? Das erlebe ich nämlich leider meistens.
LG Momo
Wo habe ich geschrieben, DAGEGEN zu sein, dass Eltern ihr Verhalten reflektieren? Ich spreche nicht von den Ich-weiss-alles-besser-und-mache-nie-was-falsch-Eltern (die es ohne Zweifel auch in grosser Zahl gibt) sondern von Eltern, die ihre Kinder lieben und wertschätzen und sich nach bestem Wissen und Gewissen bemühen, sie bestmöglich zu erziehen. Und die sich dann wegen kleiner Verfehlungen (teilweise in Dingen, wo man gar nichts "richtig" machen kann) massive Selbstvorwürfe machen, an unerwünschter Enwicklung ihrer Kinder "schuld" zu sein.

Was das Zitat von Jesper Juul betrifft: ich stimme damit NICHT überein (auch wenn ich den Grossteil der Dinge, die ich von ihm gelesen habe, befürworte). Es GIBT mMn sehr wohl Fälle, wo sich die Kinder trotz liebevoller, wertschätzender Umgebung NICHT wunschgemäss entwickeln.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von Linasina »

Ja weil in vielen Fällen auch die Gene, der Charakter und das Temperament des Kindes auch eine Rolle spielen. Also es ist zu 50 Prozent die Umgebung und zu 50 Prozent die Gene die das Verhalten den Kindes beeinflussen.
Rabaukenmama
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von Rabaukenmama »

Linasina hat geschrieben:Ja weil in vielen Fällen auch die Gene, der Charakter und das Temperament des Kindes auch eine Rolle spielen. Also es ist zu 50 Prozent die Umgebung und zu 50 Prozent die Gene die das Verhalten den Kindes beeinflussen.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher dass etliche Verhaltensmerkmale eines Menschen eine starke genetische Komponente haben. Wenn einer meiner Söhne normal hört, normal sieht, Langschläfer und Rechthänder ist und der andere ist gehörlos, stark kurzsichtig, Frühaufsteher und Linkshänder dann fällt mir schwer, zu glauben, dass dafür, dass einer deutlich mehr zu Trotzanfällen neigt als der andere, irgendwelchen "Eltern-Fehlern" zuzschreiben ist. Genauso sehe ich das auch mit Kreativität, Sportlichkeit, sich-selbst-beschäftigen-können, usw.

Ist absolut keine Ausrede nach dem Motto "die Gene sind an allem schuld". Eine Mutter, die nichts dazu tun braucht, dass ihr Kind in einer Sache angepasst ist, kann sich oft schwer vorstellen, dass eine andere Mutter, deren Kind NICHT angepasst erscheint, trotzdem sogar MEHR bei diesem Kind "richtig" macht, als sie selbst es tut.

Aus demselben Grund spüre ich instinktive Ablehnung, wenn wer bei Problemen von anderen Kindern den Eltern sagt, was sie "besser machen" sollen, der genau DIESE Probleme selbst nicht mal kennt. Kann sogar sein, dass ein Kind statt der genetisch festgelegten 20 Wutanfälle am Tag nur 5 bekommt, weil die Eltern bestmöglich auf dieses Kind eingehen und ihm bei seiner Konfliktbewältigung helfen. Den Eltern des anderen Kindes, welches geneticsh festgelegt nur einen leichten Wutanfall im Monat bekommt, ist oft gar nicht bewusst, wie viel die anderen - trotz offensichtlicher Unterschiede - RICHTIG machen.
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shaja
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von shaja »

Mein Sohn wird nach einem Tag der Unterforderung an Schule-oder früher im Kiga- vom Moment des Abholens an unruhig, albern, unkonzentriert, aggressiv, nervig.....

normalerweise hat er ein sehr geringes Bewegungsbedürnis-an solchen Tagen ist er motorisch unruhig...

Zu Hause ist er übrigens -soweit ich das erkennen kann ;) -niemals unterfordert. Er nimmt sich hier,was er braucht....dadurch erlebe ich immer wieder überraschende Momente, da er plötzlich -wie aus dem Nichts heraus-sich für etwas interessiert, was er dann mit Begeisterung zum neuen-manchmal monatelangem Thema macht(Bsp: Lesen, Geschichten schreiben, Rechnen, PC-Kenntnisse erwerben)-mein Sohn lernt übrigens zu Hause sehr autodidaktisch.....Lesen, Rechnen, PC, usw. alles kam von selbst, ich musste nur ab und zu Fragen beantworten oder Matrialien bereit stellen (bsp. Bücher aus der Bücherei...), er sagt mir, was er möchte...


ach und noch etwas: Es scheint so zu sein, dass er in der Schule-wenn überhaupt-nur mit Kindern spielt, wenn er nicht unterfordert war ( in der morgendlichen Freiarbeit) ...kennt ihr das??

shaja
Momo
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von Momo »

Hallo Rabaukenmama und Linasina,
Ich denke, beides stimmt.
Kinder spiegeln das Verhalten der Eltern und dazu kommt natürlich auch der genetisch bedingte Charakter des Kindes.
Diese Kombination ist die Grundlage für das Verhalten eines Kindes.
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
heinerprahm
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von heinerprahm »

Momo hat geschrieben:Kinder spiegeln das Verhalten der Eltern
Hallo Momo,

das ist so nicht ganz vollständig, bitte mal hier nachlesen:
http://www.zeit.de/2010/09/Jesper-Juul/seite-4
Juul: Eltern mit zwei Kindern kennen das: Wahrscheinlich sind diese zwei Kinder sehr unterschiedlich. Das ist nicht nur genetisch bedingt, sondern sie verhalten sich so, weil sie kooperieren – das eine Kind macht quasi eine Fotokopie des Verhaltens, das ihm entgegengebracht wird, das andere kopiert spiegel- verkehrt. In ein Beispiel übersetzt: Die Hälfte der Kinder, die mit Gewalt aufwachsen, wird aggressiv anderen gegenüber; die andere Hälfte wird genauso aggressiv, aber sich selbst gegenüber. Das Phänomen gibt es in allen möglichen Bereichen – immer sind es ungefähr 50 Prozent, die ein Verhalten an den Tag legen, und 50 Prozent, die umgekehrt reagieren. Es gibt zum Beispiel einen Trend, dass Eltern ganz unbedingt glückliche Kinder haben wollen. Das ist furchtbar gefährlich, denn nur 50 Prozent der Kinder reagieren, indem sie sagen: Okay, ich werde glücklich sein…
... das ganze Interview ist lesenswert und typisch Juul auf den Punkt gebracht.

Liebe Grüße
Heiner
Momo
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von Momo »

Lieber Heiner,
Vielen Dank für Deine Ergänzung! Exakt nach Jesper Juuls Beschreibung des teilweise gegenteiligen Verhaltens von Geschwisterkindern hatte ich gesucht, diese aber auf die Schnelle nicht gefunden :D
Ich finde diesen Ansatz sehr interessant und durch vieles, was er schreibt, habe ich meinen Blickwinkel auf Kinder und auf das elterliche Verhalten (natürlich auch mein eigenes Verhalten) verändert.
LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
sogesehen
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Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von sogesehen »

Momo hat geschrieben:Ich finde diesen Ansatz sehr interessant und durch vieles, was er schreibt, habe ich meinen Blickwinkel auf Kinder und auf das elterliche Verhalten (natürlich auch mein eigenes Verhalten) verändert.
Welches andere Verhalten als Dein eigenen kannst Du denn verändern???
Mir schwirrt der Kopf, wenn ich lese wie hier nach Theorien das eigene Verhalten angepasst wird, wieviel gespiegelt und umgekehrt gespiegelt wird. Das Kind ist ein vollwertiger Mensch und mit ihm sollte auf natürliche Weise mit Liebe, Respekt und eigener Aufrichtigkeit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen gemäß umgegangen werden, wie auch mit den anderen Menschen in seinem Umfeld (mindestens). Das eigenen Kind ist doch kein Spielzeug, dem Sachen beigebracht werden sollen und die Lerntheorien sollen nicht helfen, mit den entsprechenden Tricks das Kind im eigenen Interesse zu manipulieren. Mag sein, dass ich übertreibe, und Dein Interesse an der Pädagogik ganz harmlos ist. Und ich hoffe, dass es bei uns allen eigentlich Konsens ist, dass wir das Kind begleiten, ihm helfen, sich selbst kennen zu lernen, die eigenen Stärken und Schwächen zu entdecken und damit umgehen zu lernen und es mit den Regeln der Gesellschaft vertraut zu machen, damit es ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen kann, wenn es uns nicht mehr braucht.
alibaba

Re: Wie sind eure Kinder wenn sie unterfordert sind...

Beitrag von alibaba »

sogesehen hat geschrieben: Das Kind ist ein vollwertiger Mensch und mit ihm sollte auf natürliche Weise mit Liebe, Respekt und eigener Aufrichtigkeit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen gemäß umgegangen werden, wie auch mit den anderen Menschen in seinem Umfeld (mindestens). ..... Und ich hoffe, dass es bei uns allen eigentlich Konsens ist, dass wir das Kind begleiten, ihm helfen, sich selbst kennen zu lernen, die eigenen Stärken und Schwächen zu entdecken und damit umgehen zu lernen und es mit den Regeln der Gesellschaft vertraut zu machen, damit es ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen kann, wenn es uns nicht mehr braucht.
Ja, das sollte das Ziel von uns Eltern sein. Ich finde das mal prima auf den Punkt gebracht.

Gestern kam übrigens auf 3sat (mal wieder) eine tolle Reportage über die Intelligenz und die Umwelt, wieviel Gene und wieviel Umwelt beeinflusst. Was passiert bei Nichtförderung und was nicht. Ich empfehle mal in der Mediathek von 3sat zu stöbern. Auch den angrenzenden Beitrag von SCOBEL fand ich sehenswert.

VG
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