Neurologisch auffällig??

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zweierpack
Dauergast
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Registriert: Do 26. Jun 2014, 11:15

Neurologisch auffällig??

Beitrag von zweierpack »

Hallo,

nachdem wir eine Entscheidung erledigt haben (Einschulung), tauchte in einem für mich recht heftigen Gespräch im KIGA eine neue Facette auf.
Mein Sohn ist nicht ganz stromlinienförmig, ein bißchen Typ zerstreuter Professor. D.h. er stellt häufiger mal auf Durchzug bei Anweisungen und ist zeitweise auch ein Kasper. Für uns liegt das aber familienkorreliert im Normalmaß, manchmal nervt es uns auch, aber wir arbeiten mit Ansprechen und konsequentem Dranbleiben eigentlich ganz gut gegen schlechte Phasen an.

Sowohl bei den Us als auch bei der Schuluntersuchung (1,5 Stunden in einer kleineren Kindergruppe) hat er sich gut gezeigt, war etwas zurückhaltend und feinmotorisches Mittelmaß aber ohne Hinweise auf inhaltliche oder verhaltensmäßige Defizite. Bei der U9 wurde ganz besonders seine Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit (Zahlenreihen, Quatschwörter) hervorgehoben, er absolvierte den Hörtest am Abschluss der Untersuchung (d.h. nach ca. 60 Minuten Konzentration) ohne Probleme oder größere Irritationen mit einem schreienden Baby im Hintergrund.

Eine Erzieherin sprach jetzt nochmals mit mir und da fielen Bemerkungen wie, dass sein Verhalten neurologisch auffällig wäre. Ihre Vermutung ging in Richtung ADS (ohne H) und sprach von möglicher Schulbegleitung. Seitdem bin ich extrem verunsichert. Ich weiss, dass er irgendwie anders denkt (die Erzieherin sprach auch davon, dass man es bei ihm einfach nicht ändern könne, er würde häufig ganz anders denken als andere Kinder...).

Ja, ich merke auch, dass er teilweise sehr vertieft in seine Dinge ist (Bauen, Bücher etc.) und da manchmal die Hand auf der Schulter braucht um Aufzutauchen. Von Gruppenaktivitäten ist er nicht so begeistert, aber er macht halbwegs mit (KIGA, Ferienbetreuung, ein Kurs in der Woche). Manchmal ist er verschusselt, aber er kann durchaus zwei oder drei Anweisungen hintereinander ausführen - wenn er denn will. Wir sehen es offenbar eher als eine Frage des Wollens (also Erziehung), der KIGA des Könnens (neurologisches Problem).
Die positiven Seiten: er beobachtet seine Umwelt, die Natur sehr genau und stellt ständig Fragen dazu (man sieht im Dunkeln keine Farben, warum ist das so? Kann man Flüssigkeiten, die sich gemischt haben wieder trennen und wie etc.), reflektiert vieles (neulich hat er sich zum Atheisten erklärt: Ich gehe nicht mehr in die Kirche, denn ich glaube nicht an Gott, die Menschen und die Tiere haben sich selbst so entwickelt in der Natur etc.) und ist teilweise auch recht empathisch (sorgt sich um nahe Personen etc.).
Was machen wir mit der Aussage, die mir ein paar schlaflose Nächte beschert hat? Die berühmten Checklisten auf ADS im Internet habe ich durch, manches trifft zu manches nicht. Mein Kinderarzt hält mich wahrscheinlich für sonderbar, wenn ich eine Überweisung ins SPZ möchte. Mein Mann sagt abwarten, wie er sich in der Schule macht und dann reagieren, wenn es Probleme gibt (er war als Kind glaube ich recht ähnlich). Mein Sohn reagiert sehr empfindlich auf Defizit-Einschätzungen und zieht sich dann erst mal sehr in sich zurück, deshalb möchte ich "so wenig Diagnostik wie möglich aber so viel wie nötig". Ehrlich gesagt halte ich ihn für ein "Sonderexemplar", aber okay - gleichzeitig habe ich einfach Angst, etwas diagnostisch oder handlungsmäßig zu versäumen.
Hat jemand von Euch einen guten Rat oder Erfahrungen auch mit ADS?
Vielen Dank und Grüße
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Neurologisch auffällig??

Beitrag von Maca »

Hallo zweierpack,

Das Problem mit der ADS ohne h ;) ist ja,daß sie häufig nicht auffällt und betroffene Kinder ihren Leidensdruck selbstverständlich ertragen und nicht als normabweichend wahrnehmen.Außerdem wollen Kinder dazugehören und śowas Defizitäres ´nicht haben. Gerade überdurchschnittlich intelligente Kinder können ADS Symptome lange Zeit sehr gut kompensieren.
Was genau ADS ist weiß eigentlich keiner ,die Diagnose ist lediglich eine reine Ausschlußdiagnose und wenn gewissenhaft vorgenommen äußerst aufwendig.
Daher würde ich die schwammigen Äußerungen eurer Erzieherin erstmal ganz entspannt hinnehmen und Sohnemann einfach beobachten.
Ehrlich gesagt glaube ich,daß Eltern von betroffenen Kindern diesbezüglich ihrem Instinkt folgen sollten.
Wenn DU das Gefühl hast ,bei deinem Sohn sollte mal ein Fachmann schauen,dann folge diesem Gefühl,wenn dein Instinkt dir aber sagt,daß da keine ernsthaften Probleme bestehen,DANN mach dich bloß nicht verrückt!!!

Mein Instinkt hatte mir immer gesagt,daß bei meiner 12 jährigen Tochter,außer einer diagnostizierten Legasthenie ,etwas nicht stimmt. Ich habe mich aber von der ´ ADS ist ein ausgedachte Krankheit -Stimmung ´ beeinflußen lassen und mein Kind einfach ´ Kind sein lassen.
Nun haben wir die Verdachtsdiagnose ADS ,sie bekommt Ergotherapie,die Therapeutin macht uns Vowürfe,daß wir so spät kommen,unser Kind sei massiv blockiert und in seinem Alltag stark handlungseingeschränkt.Konzentrieren kann sie sich zur Zeit GAR nicht mehr. Viele iq Werte waren aber im hb Bereich,andere schlecht.
Wer weiß ,wie sie sich entwickelt hätte,wenn wir früher gehandelt hätten,zumindest ihr Selbsvertrauen hätte man besser festigen können.Wenn das nämlich erstmal im Keller ist verstärkt das die eh schon vorhandenen Probleme noch zusätzlich!

Andererseits kenne ich Familien ,deren Jungen jahrelang mit der ADHS Diagnose rumliefen,Medikamente nahmen ,ständig reglementiert wurden und wo sich später zeigte alles im Rahmen,nur aufgeweckte Jungen ´!

Wenn bei eurem Sohn keine Aufälligkeiten zu beobachten sind,die mit einem Leidensdruck einhergehen,würde ich persönlich erstmal den Rat deines Mannes befolgen,es sei denn dein Instinkt rät dir etwas anderes! :D

glg von maca
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