Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung
Verfasst: So 11. Jan 2015, 11:00
Hallo zusammen!
Da ja hier immer wieder Buchtipps in Sachen Erziehung fallen mache ich mal einen eigenen Thread dazu auf.
Ich schreib mal von den Erziehungsbüchern, die ich bereits gelesen haben und benote sie sowohl nach dem klassischen Schul-Notensystem (1= die beste Note, 5= die schlechteteste Note) und verbal. es sind Bücher vom Baby-Alter bis ins Teenager-Alter dabei
Ich freue mich, wenn andere ihre Einschätzung dazu schreiben bzw. Bücher vorgestellt werden, die ich noch nicht kenne .
Oje, ich wachse (Hetty van de Rijt)
Meine Bewertung: 5
Fazit: Das Buch handelt von den "8 Sprüngen in der menthalen Entwicklung eines Kleinkindes". Laut Autorin werden "unrhige" Phasen von Entwicklungssprüngen begleitet und wechseln sich mit ruhigeren Phasen ab. Ist das Kind unruhig und "schwierig" dann hat es eben einen "Schub", in den ruhigeren Phasen dazwischen verfestigt sich das bereits Erlernte. So weit, so gut.
Es wird genau vorgestellt in welchen Lebenswochen die "Schübe" normal zu sein haben, wobei erwähnt wird, dass es auch ganz anders sein kann, vor allem wenn das Kind nicht am EGT sondern vorher oder nachher geboren wurde. Da auch Berechnungsfehler beim EGT mitspielen können läuft es letzten Endes darauf hinaus dass (im Fall meines älteren Sohnes) IMMER eine schwierige Schub-Phase sein kann . Jede dieser Schub-Phasen wird von der Autorin beschrieben, wobei sie sich bei allen 8 "Sprüngen " gebetsmühlenartig wiederholt und immer wieder betont, dass es individuell ganz anders sein kann .
Kurze Erzählungen von Eltern, welche die Thesen der Autorin untermauern sollen, lassen ganz normale Eltern an der Entwicklung ihrer (völlig gesunden) Kinder zweifeln, da ist z.B. immer wieder davon die Rede dass Kinder im Alter von 20 Wochen krabbelno der im Alter von 7 Monaten gehen. Ich weiß, dass es extreme Ausnahmen gibt, wo das tatsächlich der Fall ist. Aber mein Sohn war mit einem Krabbel-Startalter von 7,5 Monaten einer der flottesten in meinem Bekanntenkreis und das jüngste Geh-Kind, das ich kenne, war auch schon 9 Monate alt.
Die Eltern-Kommentare beinhalten auch manchmal Erziehungsstrategien, die zumindest als fragwürdig bezeichnet werden können (stundenlang schreien lassen? ) und werden kommentarlos so stehen gelassen. Konkrete Tipps zum Umgang mit Konfliktsituationen fehlen dagegen völlig, offensichtlich soll man sich aus den Eltern-Kommentaren selbst was raussuchen...
Die Erziehungstipps bschränken sich darauf, Verständnis für die Schübe des Kinder zu haben und es liebevoll durch diese schwierigen Phasen zu begleiten. An sich super, nur um das zu wissen braucht man keine 350 Seiten zu lesen, die ohnehin nur Wiederholungen sind. Ich persönlich habe aus diesem Buch absolut NICHTS erfahren, was ich nicht schon vorher gewusst habe. Dabei habe ich das Buch extra AUSgelesen, obwohl es durch die ständigen Wiederholungen stinklangweilig war. Ich konnte mir nämlich einfach nicht vorstellen, dass das "alles" sein soll. Tja, war´s doch! Nach dem Schulnotensystem daher ein glattes "Nicht genügend" von mir für dieses Buch!
Kinder fördern nach Montessori (Tim Seldin)
Meine Bewertung: 4
Das Buch wurde mir empfohlen, bei den Dingen, die für mich interessant wären, war es aber keine Hilfe. Da ich mich schon bisher mit den Ansätzen Maria Montessoris auseinandergesetzt habe sind mir bei diesem Buch auch einige Widersprüche aufgefallen.
Während andere Montessori-Bücher raten "Bevor wir eine Grenze setzen überlegen wir, ob sie notwendig und angebracht ist" rät der Autor dieses Buches generell dazu, das Fernsehen einzuschränken, unabhängig davon, ob es für die jeweilige Familie ein Problem darstellt, oder nicht. Es geht nicht darum, erst mal zu beobachten wie viel und welche Sendungen die Kinder tatsächlich sehen und wie sie diese verarbeiten, sondern gleich um Beschränkung. Die Behauptung "Wenn es ihnen erlaubt wird sitzen Kinder stundenlang wie hypnotisiert vor dem Fernseher" impliziert hier die Meinung des Autors als allgemein gültige Weisheit.
Dasselbe gilt für PC-Spiele wo Kinder laut Autor "bevorzugt zweifelhafte Spiele spielen, die auf Gewalt und Aggression aufgebaut sind". Auch hier wird nicht differenziert oder angeregt, genau hinzusehen wofür die Kinder den PC tatsächlich nutzen, sondern gleich Handlungsbedarf gesehen, unabhängig von der realen Situation.
In einem anderen Kapitel wird geraten, die Spielkameraden des Kindes mit Bedacht auszuwählen und am Schluss kommt noch der Satz "Natürlich ist es nicht ihre Sache andere Familien und ihr Benehmen zu beurteilen, aber es ist ihre Verpflichtung auf den Umgang ihrer Kinder zu achten."
Das sind meiner Meinung nach absolut keine praxisorientierten Tipps sondern schulmeisterlich anmutende Belehrungen (an die Eltern) ohne jeglichen Lösungsansatz für auftretende Probleme. Interessant wäre: Was tun, wenn die Spielkameraden meines Kinder NICHT meinen Vorstellungen entsprechen? Naja, nach der generellen Einstellung des Autors zu schließen wahrscheinlich den Kontakt (zumindest außerhalb von Kindergarten, Schule oder Hort) verbieten.
Da nach der Erinnerung an die Verpflichtung, auf den Umgang ihrer Kinder zu achten, das Thema aber nicht weiter vertieft wurde, müssen Eltern eben sehen, wie sie damit zurecht kommen. Was das Ganze mit "fördern nach Montessori" zu tun hat, bleibt genauuso unbeantwortet.
Immer kehren Vorurteile wieder, die nichts damit zu tun haben, wie die Kinder tatsächlich sind, sondern damit, wie der Autor sie sieht. An einer Stelle rät er zum lauten vorlesen von Büchern sobald das Baby sitzen und seinen Blick fokusieren kann. An sich ein guter Tipp - würde der Autor nicht auch hier davon ausgehen, dass ALLE Kinder gerne Bilderbücher betrachten und gerne vorgelesen bekommen. Auf die Möglichkeit, dass manche kleinen Kinder einfach (noch) kein Interesse daran haben, Bücher vorgelesen zu bekommen, geht der Autor in keiner Zeile ein. Anstatt Eltern solcher Kinder zu ermutigen, es in Abständen immer wieder zu versuchen und einfach daneben andere Möglichkeiten der Beschäftigung und Förderung zu nutzen, werden die Eltern von nicht-bücherbegeisterten Kindern allein gelassen mit dem Gefühl, irgend etwas falsch gemacht zu haben.
Dasselbe gilt für die Tipps zur Sauberkeitserziehung. Das Thema ist in einer Doppelseite abgehandelt und da etwaige Rückfälle (z.B. durch Geschwistereifersucht) nicht einmal erwähnt werden sind die Eltern auch bei diesen Problemen auf sich gestellt.
Von der Art, wie das Buch geschrieben ist, verdient es nicht mal einen Stern!
Der Grund, warum ich trotzdem eine 4 (und keine 5) vergebe liegt in den mMn sehr interessanten Anregungen zur Umgebungsgestaltung des Kindes. Da sind viele einfache Tipps dabei, die Wohnung mit relativ wenig Aufwand kindgerecht und anregend zu gestalten.
Die Spielvorschläge sind auch brauchbar, wobei mir einige etwas praxisfern erscheinen. Beim Tipp "Sammeln sie 8 kleine Fläschchen mit Tropf-Pipette" zum basteln von Schmeck-Fläschchen (um den Geschmackssinn anzuregen) hat der Autor offensichtlich nicht mitgedacht, wie lange man in einem normalen Haushalt braucht, bis man 8 entsprechende, LEERE Fläschchen zur Verfügung hat (bis dahin werden meinen Kinder wahrscheinlich die Pflichtschule abgeschlossen haben). Natürlich kann man die Fläschchen auch kaufen, aber Aufwand und Kosten stehen sich dann mMn nicht mehr dafür.
Ehrlich gesagt - ich hätte mir mehr erwartet. Vor allem enttäuschen mich die vielen Verallgemeinerungen.
Da ja hier immer wieder Buchtipps in Sachen Erziehung fallen mache ich mal einen eigenen Thread dazu auf.
Ich schreib mal von den Erziehungsbüchern, die ich bereits gelesen haben und benote sie sowohl nach dem klassischen Schul-Notensystem (1= die beste Note, 5= die schlechteteste Note) und verbal. es sind Bücher vom Baby-Alter bis ins Teenager-Alter dabei
Ich freue mich, wenn andere ihre Einschätzung dazu schreiben bzw. Bücher vorgestellt werden, die ich noch nicht kenne .
Oje, ich wachse (Hetty van de Rijt)
Meine Bewertung: 5
Fazit: Das Buch handelt von den "8 Sprüngen in der menthalen Entwicklung eines Kleinkindes". Laut Autorin werden "unrhige" Phasen von Entwicklungssprüngen begleitet und wechseln sich mit ruhigeren Phasen ab. Ist das Kind unruhig und "schwierig" dann hat es eben einen "Schub", in den ruhigeren Phasen dazwischen verfestigt sich das bereits Erlernte. So weit, so gut.
Es wird genau vorgestellt in welchen Lebenswochen die "Schübe" normal zu sein haben, wobei erwähnt wird, dass es auch ganz anders sein kann, vor allem wenn das Kind nicht am EGT sondern vorher oder nachher geboren wurde. Da auch Berechnungsfehler beim EGT mitspielen können läuft es letzten Endes darauf hinaus dass (im Fall meines älteren Sohnes) IMMER eine schwierige Schub-Phase sein kann . Jede dieser Schub-Phasen wird von der Autorin beschrieben, wobei sie sich bei allen 8 "Sprüngen " gebetsmühlenartig wiederholt und immer wieder betont, dass es individuell ganz anders sein kann .
Kurze Erzählungen von Eltern, welche die Thesen der Autorin untermauern sollen, lassen ganz normale Eltern an der Entwicklung ihrer (völlig gesunden) Kinder zweifeln, da ist z.B. immer wieder davon die Rede dass Kinder im Alter von 20 Wochen krabbelno der im Alter von 7 Monaten gehen. Ich weiß, dass es extreme Ausnahmen gibt, wo das tatsächlich der Fall ist. Aber mein Sohn war mit einem Krabbel-Startalter von 7,5 Monaten einer der flottesten in meinem Bekanntenkreis und das jüngste Geh-Kind, das ich kenne, war auch schon 9 Monate alt.
Die Eltern-Kommentare beinhalten auch manchmal Erziehungsstrategien, die zumindest als fragwürdig bezeichnet werden können (stundenlang schreien lassen? ) und werden kommentarlos so stehen gelassen. Konkrete Tipps zum Umgang mit Konfliktsituationen fehlen dagegen völlig, offensichtlich soll man sich aus den Eltern-Kommentaren selbst was raussuchen...
Die Erziehungstipps bschränken sich darauf, Verständnis für die Schübe des Kinder zu haben und es liebevoll durch diese schwierigen Phasen zu begleiten. An sich super, nur um das zu wissen braucht man keine 350 Seiten zu lesen, die ohnehin nur Wiederholungen sind. Ich persönlich habe aus diesem Buch absolut NICHTS erfahren, was ich nicht schon vorher gewusst habe. Dabei habe ich das Buch extra AUSgelesen, obwohl es durch die ständigen Wiederholungen stinklangweilig war. Ich konnte mir nämlich einfach nicht vorstellen, dass das "alles" sein soll. Tja, war´s doch! Nach dem Schulnotensystem daher ein glattes "Nicht genügend" von mir für dieses Buch!
Kinder fördern nach Montessori (Tim Seldin)
Meine Bewertung: 4
Das Buch wurde mir empfohlen, bei den Dingen, die für mich interessant wären, war es aber keine Hilfe. Da ich mich schon bisher mit den Ansätzen Maria Montessoris auseinandergesetzt habe sind mir bei diesem Buch auch einige Widersprüche aufgefallen.
Während andere Montessori-Bücher raten "Bevor wir eine Grenze setzen überlegen wir, ob sie notwendig und angebracht ist" rät der Autor dieses Buches generell dazu, das Fernsehen einzuschränken, unabhängig davon, ob es für die jeweilige Familie ein Problem darstellt, oder nicht. Es geht nicht darum, erst mal zu beobachten wie viel und welche Sendungen die Kinder tatsächlich sehen und wie sie diese verarbeiten, sondern gleich um Beschränkung. Die Behauptung "Wenn es ihnen erlaubt wird sitzen Kinder stundenlang wie hypnotisiert vor dem Fernseher" impliziert hier die Meinung des Autors als allgemein gültige Weisheit.
Dasselbe gilt für PC-Spiele wo Kinder laut Autor "bevorzugt zweifelhafte Spiele spielen, die auf Gewalt und Aggression aufgebaut sind". Auch hier wird nicht differenziert oder angeregt, genau hinzusehen wofür die Kinder den PC tatsächlich nutzen, sondern gleich Handlungsbedarf gesehen, unabhängig von der realen Situation.
In einem anderen Kapitel wird geraten, die Spielkameraden des Kindes mit Bedacht auszuwählen und am Schluss kommt noch der Satz "Natürlich ist es nicht ihre Sache andere Familien und ihr Benehmen zu beurteilen, aber es ist ihre Verpflichtung auf den Umgang ihrer Kinder zu achten."
Das sind meiner Meinung nach absolut keine praxisorientierten Tipps sondern schulmeisterlich anmutende Belehrungen (an die Eltern) ohne jeglichen Lösungsansatz für auftretende Probleme. Interessant wäre: Was tun, wenn die Spielkameraden meines Kinder NICHT meinen Vorstellungen entsprechen? Naja, nach der generellen Einstellung des Autors zu schließen wahrscheinlich den Kontakt (zumindest außerhalb von Kindergarten, Schule oder Hort) verbieten.
Da nach der Erinnerung an die Verpflichtung, auf den Umgang ihrer Kinder zu achten, das Thema aber nicht weiter vertieft wurde, müssen Eltern eben sehen, wie sie damit zurecht kommen. Was das Ganze mit "fördern nach Montessori" zu tun hat, bleibt genauuso unbeantwortet.
Immer kehren Vorurteile wieder, die nichts damit zu tun haben, wie die Kinder tatsächlich sind, sondern damit, wie der Autor sie sieht. An einer Stelle rät er zum lauten vorlesen von Büchern sobald das Baby sitzen und seinen Blick fokusieren kann. An sich ein guter Tipp - würde der Autor nicht auch hier davon ausgehen, dass ALLE Kinder gerne Bilderbücher betrachten und gerne vorgelesen bekommen. Auf die Möglichkeit, dass manche kleinen Kinder einfach (noch) kein Interesse daran haben, Bücher vorgelesen zu bekommen, geht der Autor in keiner Zeile ein. Anstatt Eltern solcher Kinder zu ermutigen, es in Abständen immer wieder zu versuchen und einfach daneben andere Möglichkeiten der Beschäftigung und Förderung zu nutzen, werden die Eltern von nicht-bücherbegeisterten Kindern allein gelassen mit dem Gefühl, irgend etwas falsch gemacht zu haben.
Dasselbe gilt für die Tipps zur Sauberkeitserziehung. Das Thema ist in einer Doppelseite abgehandelt und da etwaige Rückfälle (z.B. durch Geschwistereifersucht) nicht einmal erwähnt werden sind die Eltern auch bei diesen Problemen auf sich gestellt.
Von der Art, wie das Buch geschrieben ist, verdient es nicht mal einen Stern!
Der Grund, warum ich trotzdem eine 4 (und keine 5) vergebe liegt in den mMn sehr interessanten Anregungen zur Umgebungsgestaltung des Kindes. Da sind viele einfache Tipps dabei, die Wohnung mit relativ wenig Aufwand kindgerecht und anregend zu gestalten.
Die Spielvorschläge sind auch brauchbar, wobei mir einige etwas praxisfern erscheinen. Beim Tipp "Sammeln sie 8 kleine Fläschchen mit Tropf-Pipette" zum basteln von Schmeck-Fläschchen (um den Geschmackssinn anzuregen) hat der Autor offensichtlich nicht mitgedacht, wie lange man in einem normalen Haushalt braucht, bis man 8 entsprechende, LEERE Fläschchen zur Verfügung hat (bis dahin werden meinen Kinder wahrscheinlich die Pflichtschule abgeschlossen haben). Natürlich kann man die Fläschchen auch kaufen, aber Aufwand und Kosten stehen sich dann mMn nicht mehr dafür.
Ehrlich gesagt - ich hätte mir mehr erwartet. Vor allem enttäuschen mich die vielen Verallgemeinerungen.