Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?
Verfasst: Mo 23. Jun 2014, 15:15
Da werde ich nicht so ganz schlau, weil sich das, was mein Sohn sagt, und das, was ich an ihm beobachte, widerspricht. Er sagt manchmal "Im Kindergarten will niemand mit mir spielen. Dort habe ich keine Freunde!". Oder "Im Kindergarten sagen alle immer nur KAKERLAKER zu mir!". Es kommt auch manchmal "Im Kindergarten mag mich sowieso keiner und das ärgert mich!"elboku hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama!
Beim Lesen deiner Beiträge sind mir noch ein paar Fragen eingefallen:
- Wie geht es deinem Sohn dabei, wenn nicht alle Kinder im Kiga mit ihm spielen wollen? Kränkt ihn das, oder ist es ihm egal? Meine Tochter erzählt mir nämlich auch, dass nicht alle mit ihr spielen, oder dass ihr grad wieder eine Freundschaft aufgekündigt wurde, aber sie meint, dass es sie nicht stört. Entweder sie sucht sich dann aus der anderen Gruppe Kinder, die mit ihr genau das spielen wollen, oder sie meint, dass sie dann morgen vielleicht wieder mit diesen Kindern befreundet ist.
Aber er geht sehr gerne hin, hat nach dem hinbringen meistens nicht mal mehr Zeit für einen Abschiedskuss (weil er ja schon spielen will) und versucht beim abholen oft, das nach-Hause-gehen hinauszuzögern. Wenn ich ihn abhole spielt er manchmal für sich und ist manchmal im Spiel mit anderen Kindern vertieft. Auch laut den Kindergärtnerinnen gibt es mehrere Kinder, mit denen er gerne und oft spielt. Diese Kinder fallen für ihn aber offenbar trotzdem nicht unter die Kategorie "Freunde".
Er baut sehr gerne (z.B. mit Lego) und lernt sehr gerne neue Lieder und Gedichte. Im Kindergarten ist er in der Theatergruppe "darstellerisches Spiel", wo er auch die Rollen der anderen Kinder auswendig kann. Danke für den Link - schaut sehr interessant aus!elboku hat geschrieben: Welche Dinge machen ihm denn Spaß im Kiga, oder womit will er sich gern beschäftigen? Wenn die Pädagoginnen schon so aufmerksam sind, und auf ihn mehr eingehen möchten, dann könnten sie vielleicht auch für ihn ein paar Spezialaufgaben gestalten, oder sie machen Projekte mit den Kindern - auf der HP gibt es ganz nette Ideen http://www.ihvo.de/category/handbuch/.
Wenn ich sage "Es müssen ja nicht alle Kinder deine Freunde sein!" kommt von meinem Sohn sofort "Ich habe gar keine Freunde im Kindergarten! Keiner mag mit mir spielen. Alle sagen immer nur Kakerlaker zu mir!" auch wenn das - wie oben beschrieben - nicht mit der Beobachtung von mir und den Kindergärtnerinnen übereinstimmt.elboku hat geschrieben:
- Und dann würd ich mein Kind darin bestärken, dass man nicht mit jedem gut befreundet sein muss, dass man auch mit manchen Menschen nicht so gut kann, weil man nicht auf der selben Wellenlänge ist. Das ist vollkommen ok.
Selbst wenn ich die Namen mehrerer Kinder aufzähle, mit denen er gerne spielt, meint er dazu "Das sind nicht meine Freunde!". Mir kommt vor als wäre er sehr unsicher und würde sich weniger akzeptiert und integriert fühlen als er eigentlich ist.
Unsere Reaktion (also die von mir und meinem Mann) ist meistens erst mal eine Klarstellung dass wir das nicht wollen (je nachdem, was es war, mehr oder weniger ärgerlich) und die Aufforderung, das zu unterlassen. Ich BITTE meinen Sohn bewusst nicht darum, nicht mehr angespuckt oder mit Dreck beschmiert zu werden. Denn eine Bitte kann man erfüllen oder auch nicht. Wenn er dann aufhört ist alles ok. Je nachdem, wie es mir gerade geht, kann sein dass ich noch klarstelle, dass ich generell nicht mag bzw. eklig finde, absichtlich beschmutzt zu werden und dass mich so ein Verhalten ärgert.elboku hat geschrieben:
- Aufmerksamkeit vs. Grenzen austesten? Bist du dir sicher, dass er mit seinen Aktionen euch gegenüber wirklich Aufmerksamkeit will, oder vielleicht sucht er nur Möglichkeiten eure Grenzen auszutesten? Wie schaut denn eure Reaktion aus, wenn er euch anspuckt oder mit Dreck beschmiert? Wie reagiert er dann, wenn es Konsequenzen gegeben hat?
Wenn er trotzdem weitermacht schaue ich, das ich aus der Situation gehe (z.B. in ein anderes Zimmer oder wenn´s ganz schlimm ist und mein Mann "übernehmen" kann eine Runde um den Häuserblock). Wenn auch das nichts hilft oder nicht möglich ist z.B. weil ich gerade mit den Kindern alleine bin, halte ich seine Hände fest. Dann beginnt er binnen kürzester Zeit zu weinen und zu kreischen und verspricht, es nicht mehr zu tun. Daran hält er sich dann auch. Was genau die Ursache ist, dass es trotzdem alle paar Tage wieder zu so Aktionen kommt, weiss ich nicht. Bei MIR (als ich ein Kind war) war´s jedenfalls Langeweile und Aufmerksamkeit-wollen. Kann aber auch sein, dass ich das bei meinem Sohn falsch interpretiere.
Tja, die Problemschiene existiert hauptsächlich in der eigenen Betrachtungsweise meines Sohnes. Denn er selbst sieht sich als Außenseiter und behauptet, darunter zu leiden. Ich nehme das ernst, auch wenn ich selbst es nicht so schlimm sehe. Da ich selbst als Kind oft Außenseiter war empfinde ich das, was ich bei meinem Sohn beobachte (nicht das, was er erzählt), als durchaus im normalen Rahmen des Grenzen-austesten und provozieren. Leider weiß ich aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn WIRKLICH kein anderes Kind mit einem spielen will. Aber mein Sohn macht sich offenbar echte Sorgen darüber dass ihn - laut seiner eigenen Sichtweise - keiner mag, und er keine Freunde hat. Wenn ich mit MEINEM Weltbild sage "Ist ja nicht so schlimm, man muss ja nicht mit allen befreundet sein. Du hast je eh ein paar Kinder die mit Dir spielen!" dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich ernst genommen und verstanden fühlt.elboku hat geschrieben:
Du kennst deinen Sohn am besten, aber beim Lesen deiner Beiträge schwingt halt mit, dass du deinen Sohn in die Problemschiene gibst. Aber er ist 4, er lernt gerade den Sozialumgang mit anderen Kindern und Erwachsenen, er will Grenzen austesten und provozieren, da das zur kindlichen Entwicklung dazugehört - das ist alles normal.
LG, Lisa
Dann ist eben aktuell dazugekommen, dass mir von zwei Kindergärtnerinnen zu der Entwicklungsdiagnostik geraten wurde weil sie sein Sozialverhalten als bedenklich einstufen. So Aussagen machen mich unsicher, vor allem, weil ich grundsätzlich mit dem Kindergarten sehr zufrieden bin und die Pädagoginnen dort für durchaus kompetent halte. Da will ich deren Ansichten und Beobachtungen nicht einfach als "Nana, so schlimm ist das nicht, das ist in dem Alter eh ganz normal" abtun.