Momo hat geschrieben:
Es geht hier nicht um mich. Ich sehe einfach Unstimmigkeiten und meiner Meinung nach "einfache" Lösungswege. Es geht mir um die Situationen, die ich beobachtet habe und um den Missmut zwischen Eltern und Kindern, der meiner Meinung nach nicht zu sein bräuchte.
Irgendwie erinnern mich solche Worte an das Maria Antoinette in dem Mund gelegte Zitat "Dann sollen sie halt Kuchen essen" auf die Aussage "Das Volk hat kein Brot!".
Wer selbst das Glück hatte, behütet und wertgeschätzt aufzuwachsen, und sich dann irgendwann nach erfolgreichem Berufseinstieg in einer zufriedenen, wertschätzenden Beziehung dazu entscheidet, ein Kind zu bekommen und sich außerdem keine gröberen existenziellen oder finanziellen Sorgen machen braucht (und vielleich noch eine Vertrauensperson kennt, welche das Kind mit Freude übernimmt wenn man selbst mal eine "Auszeit" braucht) hat keinerlei Einblick in das, was anderswo läuft.
Das, was du als "einfache Lösungswege" sieht kann nur dann verwirklicht werden, wenn man, wie du es selbst geschrieben hast "mit sich selbst im reinen ist". Tja, nur ist auch die Persönlichkeit von Erwachsenen das Resultat aus (genetischer) Veranlagung, engerem Umfeld (Familie) und Umgebung (Kiga, Schule, Arbeitsplatz, Freundeskreis,...). Und nicht jedes Leben läuft so wunderschön wunschgemäss dass Menschen wenn sie Eltern werden mit sich so im reinen sind, dass ihnen das, was Dir so "einfach" erscheint überhaupt einfällt.
Viele WISSEN auch dass das von Dir beschriebene Verhalten BESSER wäre, können es aber auf Grund ihrer eigenen Probleme oft nicht umsetzen.
Wenn Du eine Momentaufnahme aus einer anderen Familie siehst hast du keine Ahnung von der Kindheit der erwachsenen Protagonisten und von den Schwierigkeiten, mit denen sie aktuell zu kämpfen haben. Viele hatten ihr ganzes Leben lang nie die MÖGLICHKEIT sich selbst zu reflektieren und setzen instinktiv genau die Handlungen, mit denen sie selbst ein Leben lang konfrontiert waren. Das heißt aber nicht dass diese Eltern zu dumm sind deine Gedankengänge zu verstehen, sondern vielmehr dass sie nach eigenem Ermessen ihr Bestes geben.
Es ist etwa so als würdest Du der mittellosen Mutter eines hungernden Kindes, die irgendwo eine Tafel Schokolade aufgetrieben hat erklären wie ungesund Schokolade für die Ernährung von Kindern ist und welche Alternativen sie Deiner Ansicht nach hätte. Die Reaktion wäre im besten Fall Unverständnis.
So verstehe ich auch das Zitat von Meersalz:
Wir bevorzugen es, wenn wir Zeugen von Überforderungs-Situationen sind, im Zweifel für den Angeklagten und Mitleid zu haben, und uns über unsere pflegeleichte Situation zu freuen.
Momo hat geschrieben:Doch eine Lösung ist nicht einfach, denn letztendlich kann ich nur Denkanstöße geben...
Gibst Du Deine Denkanstöße nur hier, in "geschütztem Rahmen" oder auch dort, wo Dich die angesprochene Umgangsweise mit den Kindern stört? Wie sind die Reaktionen? Glaubst Du, damit schon mal ein Umdenken bewirkt zu haben?
Ich muss ehrlich gestehen dass ich meistens zu konfliktscheu bin um Leute auf ihr Verhalten anzusprechen. Ausnahme ist für mich meistens dort, wo Kinder vor meinen Augen geschlagen werden. Da bin ich auf dem Spielplatz auch schon wildfremden Leuten nachgelaufen und habe sie zur Rede gestellt.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)