Waldorf KG

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Bliss hat geschrieben:
Mich stört die Erfolgsgarantie, die du dabei siehst. Dieses: sehen die anderen, bei denen es nicht so gut läuft denn gar nicht, dass sie nur mit sich selbst im Reinen und dem Kind zugewandt sein müssten, dann hätten sie auch was ich mit meinem Kind habe.
Es geht hier nicht um mich. Ich sehe einfach Unstimmigkeiten und meiner Meinung nach "einfache" Lösungswege. Es geht mir um die Situationen, die ich beobachtet habe und um den Missmut zwischen Eltern und Kindern, der meiner Meinung nach nicht zu sein bräuchte. Doch eine Lösung ist nicht einfach, denn letztendlich kann ich nur Denkanstöße geben...

Gegenfrage: Warum glaubst Du, dass mein beschriebenes Verhalten der Eltern (wenn es von Herzen kommt und ehrlich gemeint ist) keinen positiven Einfluss auf das Verhalten der Kinder haben könnte? Welchen Grund sollten Kinder dann noch auf Dauer für z.B. provozierendes, aggressives Verhalten ihren Eltern gegenüber haben?
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Bliss
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Bliss »

Momo hat geschrieben: Gegenfrage: Warum glaubst Du, dass mein beschriebenes Verhalten der Eltern (wenn es von Herzen kommt und ehrlich gemeint ist) keinen positiven Einfluss auf das Verhalten der Kinder haben könnte?
Ich habe doch nie gesagt, dass dieses Verhalten keinen positiven Einfluß haben könnte. Gerade bei noch kleinen Kindern, wo die Eltern noch die Hauptrolle im Leben spielen wird das sogar sicher oft funktionieren. Ich halte nur nichts vom Umkehrschluß.
Momo hat geschrieben: Welchen Grund sollten Kinder dann noch auf Dauer für z.B. provozierendes, aggressives Verhalten ihren Eltern gegenüber haben?
Auf Dauer werden hoffentlich wenig Kinder provozierendes Verhalten ihren Eltern gegenüber haben. Aber phasenweise kommt das vor und ich bin überzeugt davon, dass es nicht ausschließlich auf das Verhalten der Eltern zurückzuführen ist. Kinder sind doch eigene Persönlichkeiten und nicht nur Spiegel ihrer Eltern.

Wenn man mehrere Kinder hat merkt man eben wie unterschiedlich die Reaktionen der Kinder in der gleichen Situation sind. Wie soll da meine Stimmung für die Unterschiede verantwortlich sein können?
Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Es geht hier nicht um mich. Ich sehe einfach Unstimmigkeiten und meiner Meinung nach "einfache" Lösungswege. Es geht mir um die Situationen, die ich beobachtet habe und um den Missmut zwischen Eltern und Kindern, der meiner Meinung nach nicht zu sein bräuchte.


Irgendwie erinnern mich solche Worte an das Maria Antoinette in dem Mund gelegte Zitat "Dann sollen sie halt Kuchen essen" auf die Aussage "Das Volk hat kein Brot!".

Wer selbst das Glück hatte, behütet und wertgeschätzt aufzuwachsen, und sich dann irgendwann nach erfolgreichem Berufseinstieg in einer zufriedenen, wertschätzenden Beziehung dazu entscheidet, ein Kind zu bekommen und sich außerdem keine gröberen existenziellen oder finanziellen Sorgen machen braucht (und vielleich noch eine Vertrauensperson kennt, welche das Kind mit Freude übernimmt wenn man selbst mal eine "Auszeit" braucht) hat keinerlei Einblick in das, was anderswo läuft.

Das, was du als "einfache Lösungswege" sieht kann nur dann verwirklicht werden, wenn man, wie du es selbst geschrieben hast "mit sich selbst im reinen ist". Tja, nur ist auch die Persönlichkeit von Erwachsenen das Resultat aus (genetischer) Veranlagung, engerem Umfeld (Familie) und Umgebung (Kiga, Schule, Arbeitsplatz, Freundeskreis,...). Und nicht jedes Leben läuft so wunderschön wunschgemäss dass Menschen wenn sie Eltern werden mit sich so im reinen sind, dass ihnen das, was Dir so "einfach" erscheint überhaupt einfällt.

Viele WISSEN auch dass das von Dir beschriebene Verhalten BESSER wäre, können es aber auf Grund ihrer eigenen Probleme oft nicht umsetzen.

Wenn Du eine Momentaufnahme aus einer anderen Familie siehst hast du keine Ahnung von der Kindheit der erwachsenen Protagonisten und von den Schwierigkeiten, mit denen sie aktuell zu kämpfen haben. Viele hatten ihr ganzes Leben lang nie die MÖGLICHKEIT sich selbst zu reflektieren und setzen instinktiv genau die Handlungen, mit denen sie selbst ein Leben lang konfrontiert waren. Das heißt aber nicht dass diese Eltern zu dumm sind deine Gedankengänge zu verstehen, sondern vielmehr dass sie nach eigenem Ermessen ihr Bestes geben.

Es ist etwa so als würdest Du der mittellosen Mutter eines hungernden Kindes, die irgendwo eine Tafel Schokolade aufgetrieben hat erklären wie ungesund Schokolade für die Ernährung von Kindern ist und welche Alternativen sie Deiner Ansicht nach hätte. Die Reaktion wäre im besten Fall Unverständnis.

So verstehe ich auch das Zitat von Meersalz: Wir bevorzugen es, wenn wir Zeugen von Überforderungs-Situationen sind, im Zweifel für den Angeklagten und Mitleid zu haben, und uns über unsere pflegeleichte Situation zu freuen.
Momo hat geschrieben:Doch eine Lösung ist nicht einfach, denn letztendlich kann ich nur Denkanstöße geben...
Gibst Du Deine Denkanstöße nur hier, in "geschütztem Rahmen" oder auch dort, wo Dich die angesprochene Umgangsweise mit den Kindern stört? Wie sind die Reaktionen? Glaubst Du, damit schon mal ein Umdenken bewirkt zu haben?

Ich muss ehrlich gestehen dass ich meistens zu konfliktscheu bin um Leute auf ihr Verhalten anzusprechen. Ausnahme ist für mich meistens dort, wo Kinder vor meinen Augen geschlagen werden. Da bin ich auf dem Spielplatz auch schon wildfremden Leuten nachgelaufen und habe sie zur Rede gestellt.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Bliss »

Momo, ich denke du verbringst vermutlich nachdem deine Tochter ja nicht in den KiGa geht fast den gesamten Tag mit ihr und das in einer ziemlich symbiotischen Beziehung. Klar dass sie da vermutlich schon auf kleine Änderungen in Stimmung und Verhalten deinerseits reagieren wird.

Mit mir verbringt außerhalb der Ferien nur das Baby nennenswert Exclusivzeit. Die Großen sind die meiste Zeit des Tages ohne mich unterwegs in Schule/Kiga, mit Freunden, bei Hobbys. Und die Zeit, die sie zuhause verbringen sind meistens die Geschwister auch noch anwesend. Da kann ich beim besten Willen nicht alle ihre Verhaltensweise als Reaktionen auf mein Befinden ansehen. Wobei es nicht zu einer Deeskalation bei Geschwisterstreitigkeiten beitragen würde, wenn ich selber eh schon gereizt wäre, aber verhindert werden sie auch nicht, wenn ich vor Babyglückshormonen quasi durch den Raum schwebe. Ist einfach so.
Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Hallo Bliss, hallo Rabaukenmama,
ihr schätzt es ganz richtig ein, ich durfte in einer herzlichen Atmosphäre aufwachsen und habe heute auch eine sehr innige Beziehung zu meiner Tochter. Zusätzlich geprägt in Bezug auf den Umgang mit Kindern haben mich auch andere Menschen, wie z.B. eine wunderbare Spielgruppe nach den pädagogischen Ansätzen von Emmi Pikler, Jesper Juul und Maria Montessori (wir besuchten diese Gruppe ca. 3,5 Jahre lang, ich konnte während dieser Zeit immer sehr auftanken und lernen). Von den Gruppnleiterinnen habe ich so viel nur durch Zuschauen gelernt, mir ist vieles klar geworden, was ich sonst sicherlich nicht gewusst hätte. Besonders beeindruckt hat mich der Umgang der Spielgruppenleiterin mit den Kindern auf Augenhöhe. Es waren teilweise 10 Kinder dort, doch es war ein konzentrierte und faires Spielen möglich, ab dem Krabbelalter. Keines der Kinder wurde ungefragt "herumgeschoben", alle Kinder jeden Alters wurden immer zur Kontaktaufnahme angesprochen, bei allen Handlungen wurde entweder abgewartet, dass das Kind sie selbst ausführen konnte oder die Kinder wurden achtsam begleitet. Wirklich faszinierend. Hier lernte ich das sogenannte "aktive Zuhören" kennen, von dem Du auch schon berichtet hast, Rabaukenmama. Und ich merkte, dass alle Kinder von klein auf äußerst kompetent sind und viel mehr verstehen und können, als wir denken.
Umso betroffener macht es mich dann, Kinder und Eltern zu erleben, wo mir die "Steinchen im Zahnrad der harmonischen Beziehung" so offensichtlich erscheinen. Ich würde dann gerne helfen, doch wo soll man anfangen?
Das Interessante ist, dass ich tatsächlich mit den meisten Kindern gut zurecht komme, die Kinder mögen mich, da ich sie ernst nehme. Das spüren sie sofort. Und das meine ich mit einfach, es ist so einfach, dass sich Kinder wertgeschätzt fühlen und sich dadurch freundlich und kooperativ verhalten, egal, um welchen Wirbelwind es geht.

Rabaukenmama hat geschrieben:
Gibst Du Deine Denkanstöße nur hier, in "geschütztem Rahmen" oder auch dort, wo Dich die angesprochene Umgangsweise mit den Kindern stört? Wie sind die Reaktionen? Glaubst Du, damit schon mal ein Umdenken bewirkt zu haben?

Ich muss ehrlich gestehen dass ich meistens zu konfliktscheu bin um Leute auf ihr Verhalten anzusprechen. Ausnahme ist für mich meistens dort, wo Kinder vor meinen Augen geschlagen werden. Da bin ich auf dem Spielplatz auch schon wildfremden Leuten nachgelaufen und habe sie zur Rede gestellt.
Ich bin recht vorsichtig anderen Eltern gegenüber, da Vorschläge, auch wenn sie noch so gut gemeint sind, sehr schnell missverstanden werden (wie man ja sogar hier sehr deutlich merken konnte). Doch ich habe einen großen Freundeskreis und hier werde ich immer mal wieder gezielt gefragt, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten würde. Dann freue ich mich, eventuell helfen zu können.

Schöne Grüße von Momo
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Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Hallo Koschka,
sehr sehr spannend, Deine Erfahrungen und Beobachtungen! Ich glaube was die Menschen dort haben ist wahrscheinlich eines ganz besonders- Natürlichkeit und Authentizität. Das ist gesund für die Entwicklung der Kinder, oder was denkst Du? Wie gehen die Eltern mit den Kindern um?

Alles Gute in den Süden schickt Momo
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