Waldorf KG

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
koschka

Waldorf KG

Beitrag von koschka »

Waldorf Kindergarten für ein begabtes Kind? Hat jemand positive Erfahrungen?

Danke

LG Koschka
sonnengrün
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Re: Waldorf KG

Beitrag von sonnengrün »

Hallo Koschka,

ich kenne Waldorfkindergärten zwar nur indirekt, d.h. Kinder anderer Leute, die in solche gehen, aber nach allem, was ich über Waldorfpädagogik weiß, könnte ein HB-Kind im Waldorfkindergarten ziemlich unglücklich werden, wenn es reges Interesse an Symbolen, Experimenten und Abstraktem hat. In den ersten sieben Jahren soll nach Steiner das Kind "richtig" Kind sein, und dazu gehören auf keinen Fall Rechnen, Lesen und Wissenschaft, sondern Singen und Märchen. Das muss nicht grundsätzlich falsch sein, ist aber für "typische" HBs meines Erachtens auf die Dauer langweilig. Akzeleration und Früheinschulung gibt es in der Waldorfpädagogik nicht.

Sonnengrün
charlotte2
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Re: Waldorf KG

Beitrag von charlotte2 »

In den ersten 7 Jahren entwickelt sich die Lebensenergie und ein gesunder, kräftiger Körper, da zieht die Seele in den Körper ein und wird dort heimisch. Wenn die Kinder in der Zeit lesen lernen/zu viel denken usw., dann wird die Energie dafür von der Lebensenergie abgezogen, das Kind wird blass und kränklich. Einschulung deshalb möglichst erst mit 7 Jahren, wenn das Kind sich vorher für Buchstaben interessiert, soll man es davon ablenken. Antworten auf Fragen von den Kindern sollten bildlich und nicht über den Intellekt geschehen (also Fantasie-Geschichten, warum der Mond zunimmt, keine naturwissenschaftliche Erklärungen).
Gut finde ich die klaren Strukturen dort, dass selbst gekocht wird, feste Gruppen. Ich kenne keinen anderen Kindergarten, habe keinen Vergleich. Obige Aussagen fand ich etwas befremdlich. Insgesamt wird es auf die konkreten Erzieherinnen ankommen, wie überall.
Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte2 hat geschrieben:In den ersten 7 Jahren entwickelt sich die Lebensenergie und ein gesunder, kräftiger Körper, da zieht die Seele in den Körper ein und wird dort heimisch. Wenn die Kinder in der Zeit lesen lernen/zu viel denken usw., dann wird die Energie dafür von der Lebensenergie abgezogen, das Kind wird blass und kränklich. Einschulung deshalb möglichst erst mit 7 Jahren, wenn das Kind sich vorher für Buchstaben interessiert, soll man es davon ablenken. Antworten auf Fragen von den Kindern sollten bildlich und nicht über den Intellekt geschehen (also Fantasie-Geschichten, warum der Mond zunimmt, keine naturwissenschaftliche Erklärungen).

Obige Aussagen fand ich etwas befremdlich. Insgesamt wird es auf die konkreten Erzieherinnen ankommen, wie überall.
Geht mir ganz genauso! Mir ist alles suspekt, wo verallgemeinert wird.

Auch wenn ich selbst der Ansicht bin, dass sich die Seele eines Menschen erst entwickelt empfinde ich es als überheblich wenn wer behauptet, zu wissen, wann das der Fall ist (Bei allen Kindern zum gleichen Zeitpunkt? Genau am 7. Geburtstag?).

Wenn ich aber Kinder tatsächlich aufmerksam beobachte bemerke ich bei gleichaltrigen Kindern gewaltige Unterschiede in den verschiedensten Bereichen. Egal, ob das jetzt Feinmotorik, Grobmotorik, Sprache, Merkfähigkeit, Musikalität, Wesensart oder Interessensgebiete betrifft!

Daher betrachte ich beobachten und wahrnehmen, wo das EIGENE Kind gerade in seiner Entwicklung steht und was es braucht als eine der wichtigsten Aufgaben von Eltern. Und als Mutter wünsche ich mir, dass mein Kind auch in Kindergarten oder Schule in den Betreuern Menschen findet, die es in seiner Gesamtheit mit allen Stärken und Schwächen wahrnehmen und ihm - soweit machbar - ermöglichen, sich innerhalb dieser Grenzen bestmöglich zu entwickeln und zu entfalten.

Mein Sohn stellt häufig ernst gemeinte Fragen, vor allem zu naturwissenschaftlichen und technischen Dingen, aber auch zum Tod. Da ist mir ganz wichtig authentisch zu antworten und schwierige Zusammenhänge möglichst zu vereinfachen. Aber ich würde mich gar nicht gut fühlen, wenn ich immer irgendetwas erfinden müsste, wovon ich selbst weiss, dass es nicht den (mir bisher bekannten) Tatsachen entspricht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
charlotte2
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Re: Waldorf KG

Beitrag von charlotte2 »

Rudolf Steiner behauptet, das mit den "Jahrsiebten" zu wissen, also dass nach 7 Jahren eine Entwicklungsphase abgeschlossen ist. Und dieses unkritische Übernehmen von allem, was Steiner sagt, ohne anderweitige Begründung, genau das stört mich zunehmend an der Sache.
Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte2 hat geschrieben:Rudolf Steiner behauptet, das mit den "Jahrsiebten" zu wissen, also dass nach 7 Jahren eine Entwicklungsphase abgeschlossen ist. Und dieses unkritische Übernehmen von allem, was Steiner sagt, ohne anderweitige Begründung, genau das stört mich zunehmend an der Sache.
Da geht´s mir ganz genauso. Ich schätze die Meinungen der Vorreiter zu einer Erziehung, in der die Kinder wertgeschätzt und gefördert werden, sehr. Aber das, was man dann oft im Zusammenhang mit bekannten Namen hört oder liest sind nicht die echten Aussagen sondern Interpretationen, die oft sogar den Ansichten derer, die zitiert werden, widersprechen.

Dafür könnte ich viele Beispiele nennen, z.B. wie ein Montessori-Buch dem anderen Montessori-Buch widerspricht. Auch wurde hier schon einige Male Jesper Juul zitiert und es hörte sich für mich gar nicht nach ihm an. Wenn man dann das tatsächliche Interview mit Hrn. Juul las, merkte man deutlich, wo andere das eigene Weltbild reininterpretiert hatten.
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charlotte2
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Re: Waldorf KG

Beitrag von charlotte2 »

Wir haben hier seit Wochen jeden Morgen ein mittleres Drama, weil meine Kleine nicht in den Kindergarten will. Mittags kommt sie übelst gelaunt zurück. Sie sagt, die anderen Kinder spielen nicht mit ihr bzw. kommandieren sie rum, der Stuhlkreis im besonderen und überhaupt alles sei sooo langweilig, das Essen schmecke nicht, es sei zu laut, zu viele Kinder, kein vernünftiges Spielzeug, morgens sei es zu dunkel. Eine Zeitlang nahm sie ständig was von zu Hause mit (Kulis, Papier, Lernspiele, Bücher...), ließ das dann gefrustet sein, weil sie es angeblich sowieso nicht benutzen darf. Versteh ich ja auch aus Sicht der Erzieherinnen völlig. Aber was mache ich mit meinem Kind?
Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Hallo Charlotte2,
ich habe ähnliche Erfahrungen mit meiner Tochter gemacht (ich glaube sie ist ähnlich alt wie Deine Tochter, 4,3 Jahre), allerdings während der Eingewöhnungszeit in einem Waldorfkindergarten.
Ähnlich wie Koschka es beschreibt, haben wir uns dazu entschlossen, unsere Tochter wieder herauszunehmen und zu Hause zu betreuen. Dies ist natürlich nicht jedem möglich, doch wenn es möglich ist, ist es meiner Erfahrung nach in jedem Fall eine Alternative. Meine Tochter ist seitdem wieder so fröhlich, ausgeglichen, selbstsicher und kreativ, dass es wirklich eine Freude ist!
Im Moment mache ich mir eher Gedanken über die Schulwahl...

Koschka hat geschrieben:
Je weniger Problemer ein kleines Kind auf Dauer erfährt, desto stärker ist sein Selbstbewusstsein. Mit gesundem Selbskonzeptk kann man viel mehr machen.
Das kann ich absolut bestätigen!

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Koschka hat geschrieben:
Je weniger Problemer ein kleines Kind auf Dauer erfährt, desto stärker ist sein Selbstbewusstsein. Mit gesundem Selbskonzeptk kann man viel mehr machen.
Das kann ich absolut bestätigen!

Liebe Grüße von Momo
Wie kommt ihr darauf? Bin jetzt absolut nicht der Mensch, der glaubt, einem Kind Probleme bereiten zu "müssen" damit es damit fertig zu werden hat. Aber es ist das ganze Leben lang so, dass sich manchmal Probleme einfach ergeben - obwohl man als Eltern nach bestem Wissen und Gewissen für die Kinder gehandelt hat. Da geht´s mMn nicht so sehr darum Probleme zu verhindern oder sofort für die Kinder zu lösen, sondern darum, dem Kind Wertschätzung und Achtung zu zeigen, ihm aber gewisse "selbstgemachte" Probleme auch selbst zur Lösung zu überlassen.

Wenn meine Kinder täglich weinend vom Kindergarten nach Hause kommen würden dann würde ich bestimmt auch Alternativen suchen. Aber wenn mein Sohn z.B. ein Mal nicht hin will dann versuche ich einfach nur, herauszubekommen, was akut nicht passt. Oft ist es (mit Elternaugen gesehen ;) ) eine Kleinigkeit, die innerhalb des nächsten Tages von selbst behoben ist. Jedenfalls sehe ich keinen Grund, verzweifelt zu sein, wenn mal ein nicht so guter Tag dabei ist. Das geht mir ja in der Arbeit genauso, warum sollte es bei meinen Kindern anders sein? Manchmal bekomme ich auch nicht raus was aktuell los ist, aber dann traue ich meinem Sohn zu, da seinen Weg zu finden.

Würde ich ständig nur alle Probleme (die sich in einem normalen Leben einfach ergeben) von meinem Kind fernhalten, dann würde ich einerseits daran kläglich scheitern (selbst mit bestem Gefühl kann ich unmöglich wissen in welchem Kindergarten oder in welcher Schule sich mein Kind wohl fühlt) und andererseits glaube ich nicht, dass ich mit diesem Schaffen einer künstlichen (weil problemfreien) Umgebung meinem Kind wirklich einen Gefallen tue. Es gibt nun mal ungerechte Menschen, unangenehme Situationen, Ungleichheit und Ungerechtigkeit auf der Welt. Es gibt genauso soziale Unterschiede und verschiedene Weltanschauungen. Ich glaube nicht, mit meiner Weltsicht genau den Punkt zu treffen, daher finde ich es wichtig dass ein Kind langsam daran herangeführt wird, den Umgang mit seinen eigenen Problemen selbst zu finden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Hallo Rabaukenmama,
Koschka hat geschrieben: "Je weniger Problemer ein kleines Kind auf Dauer erfährt, desto stärker ist sein Selbstbewusstsein".

Es geht nicht um Probleme, die ein Kind selbst lösen könnte und die natürlich auch zu einer Persönlichkeitsentwicklung dazu gehören. Hier sind die Erwachsenen mit ihrem Weitblick und ihrer Einschätzung gefragt, die Tragweite der Probleme zu erkennen und entweder dem Kind die Möglichkeit geben, alleine eine Lösung zu finden oder aber für das Kind Entscheidungen zu treffen und ihm einen sicheren Rahmen zu geben, in dem es sich frei weiterentwickeln kann.

Dauerhafter Stress durch ungelöste Probleme sind sicherlich nicht gut für Körper und Seele und hier fühle ich mich als Mutter sehr dafür verantwortlich, für das Wohlergehen und somit auch für die gute weitere Entwicklung meines Kindes Sorge zu tragen.

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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