Hallo Koschka,
mit seinen Klassenkameraden kommt er gut zurecht, letztes Jahr wurde er sogar - 12 Monate jünger als das nächst jüngere Kind und fast 4 Jahre jünger als das älteste Kind - mit großer Mehrheit zum Klassensprecher gewählt. Diese Jahr hat er sich nicht mehr zur Wahl stellen lassen, da er gesehen hat, dass er als Klassensprecher in der Grundschule nicht wirklich Einfluss auf irgendetwas nehmen kann
Allerdings kommt er eben zurecht. Letztes Jahr besser, da er in der gemischten Klasse 3/4 unter den 4.Klässlern (also die Kinder, die wenigstens 2 Jahre älter waren als er) viele Freunde hatte, die sind jetzt natürlich alle weg. Mit den Jungs aus seiner Klasse kann er nicht wirklich was anfangen. Ich denke aber, dass das weniger an seiner Denkweise als daran liegt, dass die anderen Jungs alle ausschließlich Fußball zum Hobby haben und das ist halt nicht gerade seins
Auch wenn man im nächst gelegenen Gymnasium so die Steckbriefe der Kinder an den Wänden sieht, alles Fußballfreaks. Er hofft sehr, dass er auf's HB-Gymnasium kann, denn dort sehen die Steckriefe anders aus: Elektronik, Lesen, Natur, Astronomie ... nur ein einziger Junge, der Fußall als sein Hobby angegeben hatte
Wenn er sich seiner Sache sicher ist und wenn es wichtig ist, zieht er auf jeden Fall sein Ding durch, egal, was die anderen denken. Wenn es ihm aber nicht so wichtig ist, passt er sich auch an.
Ich schätze, er hat gelernt, dass es besser ist, zu sich und seiner Meinung zu stehen alleine schon an sich selber. Am größten war der Unterschied, als er in den KiGa kam. Ich weiß noch, wie er mit 2 Jahren in den KiGa kam und damals ein 3ähriges Mädel ansprach, wir wären im Sommer dort und dort hin gefahren, und ob die auch weg gewesen wären. Das Mädel ging gar nicht auf ihn ein, sondern schob ihm ihr frisch gemaltes Bild unter die Nase und meinte "guck mal, das habe ich gemalt". Da ging es ihm oft so, dass die anderen Kinder seine Gedanken gar nicht verstanden und er versuchte, sich anzupassen. Erst als er endlich in die Schule durfte, wurde er dann selbstbewusster. Und je selbstbewusster er wurde, desto mehr Freunde fand er und desto mehr wurde er von den anderen akzeptiert, obwohl das, was er machte, zum Teil dem der anderen entgegenlief. Wo sie ihn am Anfang ausgelacht haben (der jüngste, der kleinste, der schwächste, lange Haare, ...) verteidigen sie ihn jetzt sogar gegen "Unwissende" (" Das ist kein Mädchen, das ist der ... und der hat halt lange Haare!")
Das mitfühlende hatte er schon sehr früh. Schon mit ca. 20 Monaten konnte er mal Nächte lang nicht schlafen, weil er beobachtet hatte, dass eine Mutter ihr kleines Baby alleine im Babysafe hatte stehen lassen. (Sie war nur 4 Meter weggegangen und das Baby schlief friedlich und bemerkte davon nicht mal was
) Er sagte das damals auch zu mir und ich erklärte ihm eben, dass das kein Problem sei und dachte, dass das damit aus der Welt wäre ... noch Nächte später erzählte er mir, dass die Mama ihr Baby noch nicht einfach alleine dort stehen lassen dürfe ... Aber so etwas meinst du vermutlich nicht, oder?
Aber du hast recht, er beobachtet seine Klassenkameraden und analysiert sie. Das war schon im KiGa so. Da konnte er mir quasi ein Soziogramm der KiGa-Gemeinschaft aufzeichnen
Aber, wie gesagt, bei alledem ist er mindestens emotional nur 8 Jahre alt und benimmt sich auch meistens so
Er kann auch sein eigenen Verhalten wunderbar reflektieren und erklären - aber eben nicht dann, wenn er in der Situation drinsteckt
Da flippt er dann auch mal aus und wird sehr wütend ... wobei ich fast fürchte, dass ihm das bleibt. Das scheint ein Erbe der männlichen Linie seines Papas zu sein
13-14jährige kenne ich hier leider kaum. Meine Kinder sind aber beim Jugendrotkreuz und dort gibt es die Trennung zwischen den Kindern (7-12) und den Jugendlichen (ab 13). Ich schätze mal, die Trennung zu dem Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr sondern hat sich als bewährt bewiesen
Allerdings hat meine Tochter eine 13jährige Freundin - die leider weit weg wohnt und wir sehen sie daher nur selten - und das passt wunderbar, wogegen meiner Tochter schon die gleichaltrigen Mädels in ihrer Klasse zu pubertär vorkommen. Das scheint also doch eher an den gleichen Interessen zu liegen. Das 13jährige Mädel interessiert sich eben auch mehr für Natur und Tiere, die Mädchen in ihrer Klasse interessieren sich für Jungs, Schminken und Mode ...