Hallo enigma!
Klärt einfach mal ab ob einer vorzeitige Einschulung theoretisch möglich wäre und wie vor allem der/die zukünftige LehrerIn dazu steht. Außerdem informiert Euch über die Rahmenbedingungen, die ihr erfragen könnt (wie viele Schüler in der Klasse, Verhältnis Buben/Mädchen). Dann entscheidet nach Bauchgefühl
![Zwinkern ;)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
.
Ihr könnt unmöglich wissen was für Euer Kind besser ist: Kindergarten oder Schule. Da der Leidensdruck im Kindergarten offensichtlich sehr groß ist spricht mMn grundsätzlich nichts gegen eine Einschulung mit 4. Vielleicht ist aber auch ein Wechsel in einen anderen Kindergarten möglich, wo die BetreuerInnen besser differenzieren können.
Ob dein Sohn im Falle einer vorzeitigen Einschulung von den Klassenkameraden anerkannt wird bzw. ob und wo er Probleme haben könnte kannst Du ohnehin nicht voraussehen. Du kannst aber genausowenig voraussehen wie es sich entwickelt wenn er weiter im Kindergarten bleibt.
Ich habe bei meinen Sohn auch über vorzeitige Einschulung nachgedacht, mich aber dann dagegen entschieden. Kognitiv wäre er sicher mit 4 schon so weit gewesen aber da geht in Österreich gar nichts. Und laut Stichtag für vorzeitige Einschulung im laufenden Schuljahr ist er genau 3 Tage zu jung um problemlos mit 5,6 Jahren eingeschult zu werden. Das ginge nur mit sehr viel bürokratischem Aufwand. Das wäre ein ausdrücklicher Antrag von Schulinspektor, Direktor in Klassenlehrer, wobei das Kind offiziell als Vorschulkind geführt wird, aber in der 1. Klasse mitlernen darf und dann, im darauffolgenden Schlujahr offiziell gleich in die 2. Klasse einsteigt.
Als vergangenes Jahr Schuleinschreibung war habe ich diesen Weg für meinen Sohn überlegt und ich hatte sogar schon Kontakt mit einer Schuldirektorin, die mich dabei unterstützt hätte. Doch dann kam es ganz anders. Als mein Sohn nämlich mitbekam dass man in der Schule (auch) stillsitzen muss meinte er zu mir wörtlich "So weit bin ich noch nicht! Im September 2016 beginnt aber wieder ein Schuljahr und da bin ich dann schon 6 und werde das können. Ich will erst 2016 in die Schule gehen."
Diese Entscheidung meines Sohnes war Hauptkriterium meine Bemühungen nicht fortzusetzen. Außerdem hatte und hat noch ein Problem mit einnässen. Diese Problem besteht übrigens immer noch. Da hatte ich damals auch Ängste dass er - als 5jähriger der immer wieder in die Hose macht, von den Klassenkameraden nicht akzeptiert werden könnte. Heute sehe ich das anders, es wäre einfach auf einen Versuch angekommen. Aber damals habe ich die Entscheidung getroffen und im großen und ganzen passt sie auch für uns.
Mein Sohn kann seit über einem Jahr sinnerfassen lesen und liest aktuell am liebsten in einem Jugendlexikon für 10-16jährige. Oder er schreibt "Bücher", entwirft Kataloge, stellt Quizfragen zusammen oder zeichnet. Laut Entwicklungsdiagnostik ist er in allen Bereichen (insgesamt 8, darunter neben Kognition auch Grob-, Fein- und Visomotorik) entweder "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich überdurchschnittlich".
Was bei all den Tests natürlich nicht dabei war ist das tatsächlich Sozialverhalten. Und da ist mein 5,8jähriger Sohn sicher nicht weiter als sein biologisches Alter. Aber auch das sind Anforderungen für die Schule und in einem Jahr kann sich viel entwickeln. Eine Sache bei meinem Sohn ist z.B. eine relativ geringe Frusttoleranz und (wie du das auch von Deinem Sohn beschreibst) übertriebener Perfektionismus. Es kann sein dass er eine Zeichnung, an der er über eine Stunde gearbeitet hat, zerknüllt und wegwirft weil das Ergebnis nicht seinen Vorstellungen entspricht.
Schreiben will er alles "richtig" und ich unterstütze ihn dabei indem ich ihm alle gewünschten Wörter buchstabiere. So kreative Schöpfungen wie "Bebisitarin" oder "Nuteln mit Kesesose" gibt es schon lange nicht mehr. Und wenn er mal "geferlich" statt "gefährlich" schreibt und ich mache ihn (ohne Vorwurf) darauf aufmerksam, ist er frustriert und verärgert über sich selbst.
Ich hoffe für meinen Sohn einen Platz in einer Schule mit Schwerpunkt Begabungsförderung und Mehrstufenklassen zu bekommen. Es wäre für ihn sicher frustrierend in der Schule wieder nur die einzelnen Buchstaben zu lernen. Er konnte sie bereits an seinem 2. Geburtstag alle benennen und begann mit 3 Jahren und 9 Monaten nach Gehör frei zu schreiben.
Neulich, als er sich mal wieder über einen Schreibfehler geärgert hat meinte ich zu ihm "Wenn du jetzt schon alles peferkt richtig schreiben könntest bräuchtest du gar nicht in die Schule gehen. Rechnen kannst du ja auch schon. Was willst du dann dort noch lernen?" Antwort war nach einigem überlegen: "Schreibschrift schreiben" (lesen kann er sie schon).
Ich denke übrigens dass es gerade für perfektionistische Kinder in der Schule schwer sein kann (egal ob vorzeitig oder regulär eingeschult) weil der Großteil der Mitschüler mit einem viel niedrigeren Niveau zufrieden ist. Ich selbst war als Kindergartenkind auch sehr perfektionistisch, habe mir das in der Schule aber schnell abgewöhnt und nur noch das notwendigste getan.
Aber um zum Ausgangsthema zurückzukommen: wie auch immer ihr euch wegen Einschulung entscheidet, seid flexibel wenn ihr merkt, dass es doch nicht passt! Es geht gar nicht darum, immer gleich das "Richtige" zu entscheiden und daher solltet ihr euch das gar nicht auferlegen. Wichtig ist vor allem die Bereitschaft zu Plan B, C oder D wenn Plan A offensichtlich nicht klappt. Alles Gute
![Lächeln :)](./images/smilies/icon_e_smile.gif)
!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)