Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
JOJO

Re: Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

Beitrag von JOJO »

Hallo Neckri,

auch bei uns wäre eine Einschulung mit 6 undenkbar.
Egal wie das Kiga Konzept wäre. Auch eine Gruppe mit nur 2 Jahrgängen und tägl. 1 h Extraförderung würde einem grauenhaft langweiligem 1 Schuljahr nicht entgegenwirken.

Auch unsere Maus ist einfach so weit. Sie kann seit über einem Jahr recht fließend lesen, kennt die Buchstaben seit 2 1/4, wie soll dieses Kind sich 4 Jahre später noch einmal damit beschäftigen ???

Aber auch am gesamten Verhalten und .... merkt man, ob ein Kind reif ist oder nicht. So wird es wenigstens anstrengend 4 h Unterricht zu folgen, da muß der Inhalt noch nicht so anspruchsvoll sein.

Warte nur, was ich nach der Einschulung schreibe. (ist auch noch nicht durch)
alibaba

Re: Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

Beitrag von alibaba »

Hallo Neckri,

du hast Recht. Aber wie will man dieses Problem ändern. Es gibt eh schon so große Unterschiede bei der Einschulung. Wenn man dann noch in einer Schule mit sozialem Brennpunkt einschulen muss, ist das die Lösung sein Kind mit 5 dort hinzugeben? Was ist das Ende - Mobbing? Ein Opfer seiner Intelligenz? Kann man es sich denn aussuchen - ich denke nicht wirklich.

Ich habe lange Gespräche mit dem Kiga geführt und unser Kiga wagt sich schon weit voraus, weiter als er darf und vorgegeben bekommt. Ich denke das Problem liegt im Detail und die Mühlen der Umstellung mahlen einfach zu langsam.

Aber - es geht ja nicht immer um den kognitiven Entwicklungsstand. Wenn es danach ging, würde Junior in die Schule müssen. Und auch wenn es ab und zu langweilig im Kiga ist, in einem sozialen Gefüge zu wachsen und zu lernen, das man nicht immer gewinnen und der Erste sein kann, ist auch sehr hilfreich, denn spätestens in der Schule hilft dem Kind da keiner mehr.
Klar ist das letzte Jahr im Kiga langweilig.Ich denke die wenigsten Kinder können da noch etwas kognitiv lernen. Bei den meisten sitzen die Zahlen von 1-10, der eigene Namen kann geschrieben werden, jetzt könnte man eigentlich in die Schule gehen. Aber hier sollte der Kiga Alternativen den Kindern aufzeigen. Patenschaften gibt es bei uns. Und wir schicken unsere Kleine dann in diesen Kiga. Darauf freut sich Junior, er darf sie dann beschützen. Schaun wir mal ob sie es will. :o

Ich finde daher das eine frühzeitige Einschulung nicht nur eine Frage der Langweile sein sollte, das Gesamtpaket muss stimmen. Und man sollte dauch nicht außer Acht lassen, das zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr nochmals ein Entwicklungssprung folgt, der vielen Kindern gut tut. Und wenn man hier im Kiga aufgefangen wird, finde ich das besser als in der Schule.

Also, machen wir das Beste draus. LG
keshali
Dauergast
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Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

Beitrag von keshali »

Ja, das stimmt, Alibaba.


Das war einer der Fragen der Ärztin, die sie mir gestern gestellt hat: "Kann mein Kind verlieren?" (Vor allem bei Mühle, Mensch ärgere dich nicht, etc.)

Und dass kann sie noch gar nicht besonders gut, sie bemüht sich sichtlich aber es fällt ihr total schwer.

Und dass ist für mich auch logisch, dass sie hier noch Entwicklungszeit braucht.
Neckri
Moderator
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Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

Beitrag von Neckri »

Hallo Alibaba, hallo Keshali,

was in Deutschland zuweilen ein Problem verursacht, ist dieser abrupte Bruch zwischen den Paradigmen von Kiga zur Schule. In anderen Ländern ist hier der Übergang eher fließend. Dadurch hat ein Kind die Chance, in die neue Situation hineinzuwachsen, anstatt zu warten, bis das "Gesamtpaket" geschnürt ist.

Das Mobbingproblem durch Neid gegenüber einem Kind, das mehr kann oder mehr leistet, würde ich nur ungern als Entscheidungskriterium heranziehen. Es hat ja zunächst nichts mit den inneren Gegebenheiten des betreffenden Kindes zu tun, sondern mit entsprechenden erzieherischen Defiziten im Wertegefüge anderer Kinder. Sicherlich ist es zunehmend eine Aufgabe der Schulen, diese Defizite zu thematisieren und mit geeigneten Maßnahmen zu verringern. Das kostet Geld, Zeit und Personal. Aber es ist ein Produkt des allgemeinen Werteverfalls in der Gesellschaft, wofür eben diese Gesellschaft wieder gerade stehen sollte. Dieses Problem sollte eigentlich nicht auf dem Rücken der physisch schwächeren Kinder ausgetragen werden. Diese ethischen Grundsätze über Bord zu werfen, indem man diesen Werteverfall einfach so akzeptiert, halte ich für eine bedenkliche Einstellung. Ich bin sehr froh, dass in "unseren" Schulen die Anti-Mobbing-Strukturen sehr gut funktionieren und das Eintrainieren ethisch korrekter Handlungsweisen tatsächlich praktiziert wird. Dies sollte man einfordern, anstatt dem Mobbing-Druck nachzugeben. Sicherlich kann eine Schule nicht die Kinderstube ersetzen, aber durchaus die soziale Kompetenz der Kinder vergrößern. Dadurch, dass auch in Deutschland die Weichen immer mehr in Richtung Ganztagsschulen gestellt werden, wird dieser Aspekt schulischer Erziehung auch immer wichtiger.

Ein ähnlich differenziertes Bild würde ich gerne im Hinblick auf das Thema "Ehrgeiz" zeichnen. Klar, die Kinderwelt sollte nicht an einer schlechten Zensur zerbrechen. Aber Frust und Gewinnstreben sind ja die zwei Seiten derselben Münze, die hier nun mal "limbisches System" heißt. Es ist müßig, darauf zu warten, dass ein Kind achselzuckend verlieren lernt, weil unser Gehirn so nicht gemacht ist. Das hat nur bedingt etwas mit der Entwicklung zu tun. Unser Kind will immer noch keine schlechte Note bekommen ;) . Lust und Leistung stehen im selben Verhältnis wie Benzin und Motor. Für ein Kind ist es meines Erachtens in diesem Gefüge nur wichtig zu lernen, diesen Antriebsmechanismus auch zum Überwinden so mancher schwierigen Steigung einzusetzen. Und nicht nur beim Bergabfahren im Leerlauf. Ich finde daher die Frage "Kann Ihr Kind verlieren?" etwas einseitig. "Will Ihr Kind gewinnen, ohne gleich aufzugeben?" finde ich eine ebenso wichtige Frage.

Viele Grüße von Neckri
keshali
Dauergast
Beiträge: 417
Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

Beitrag von keshali »

Hallo Neckri,

Mein Kind spielt gerade "Mensch ärgere dich nicht".

Es stimmt das mit der Aussage: "Kann ihr Kind verlieren", nicht alle Dimensionen des Verlierens berücksichtigt werden.

Aber ich habe die Frage ebenso verstanden wie du sie umformuliert hast.

Sprich, egal was für Vorstellung die Ärztin darüber hat (das haben wir nicht abgeglichen), so sehe ich doch, dass mein Kind hier gerade mit seiner doch recht hohen Intelligenz immer wieder im Kreuzfeuer steht.

Sie spielt noch nicht sonderlich gut Dame, aber sie kann schon erkennen wann die Situation eher aussichtslos ist um zu gewinnen, und dann gibt sie auf....will nicht mehr zuende spielen.
Anders beim "Mensch ärgere Dich nicht", hier spielt sie zuende, weil sie einfach weiß/erkannt hat, dass wenn auch meine letzte Figur vor dem Tor steht, sie aufgrund des Zufalls immer noch eine Chance hat. Dass heisst sie spielt zuende, und ärgert sich wenn ich doch gewinne.

Mit letzteren habe ich kein Problem, beim ersten sehe ich unklar die verquere Situation...einerseits hat sie ja recht aufzugeben, wenn keine Chance mehr besteht zu gewinnen.
Andererseits gehört es zum sozialen Faktor, dem anderen auch die Chance zu geben zu gewinnen. Sprich, es gehört dazu bis zum Schluss seinen Einsatz zu zeigen. (Kann man auch hinterfragen ob das so sein muß).
Aber hier steht sie in einem Reifeprozess, und sie setzt sich gerade selbst damit intensiv auseinander, es ist ihr Thema.
Und ich ahne, wenn dieser Prozess vollendet ist, dann ist sie wirklich schulreif.

Falls das heuer noch "passiert", ich habe die Option der Direktorin dass ich auch am ersten Schultag zur Anmeldung kommen kann. Das finde ich eine gute Entscheidung, weil es bei Kindern eben immer sein kann, dass sie in einen Monat einen unheimlichen Schub leisten.

So kann ich die 6 Monate dahin mich beruhigt zurücklehnen und mich nicht stressen.

Und wenn es noch später wird, geht davon auch nicht die Welt unter.

LG
Keshali
JOJO

Re: Hin und Her gerissen ... (ziemlich lang)

Beitrag von JOJO »

Hallo,

auch ich finde den Entwicklungssprung von 5 nach 6 enorm. Denke, aber auch ohne diesen Sprung kann (unser) Kind in die Schule.

Des weiteren: ich hasse es zu verlieren, vor allem bei "Mensch ärgere dich nicht". Warum sollte es bei meiner Tochter anders sein. Wer verliert schon gerne ?

Weiß aber war Ihr meint. Bis vor kurzem (etwa 4 Wochen) haben wir fast nie gespielt, weil sie eben nicht verlieren wollte. Nun aber geht es. Besonders beim Memory ist sie erstaunt, daß Mama so schlau ist um zu gewinnen. Und auch bei der anschließenden zweiten Niederlage (beim Heckmeck) schafft sie es, nicht aus der Fassung zu geraten und sich auf die nächsten Spiele am folgenden Tag zu freuen. "Heute hast du mal gewonnen Mama und morgen gewinne ich vielleicht wieder."

Da ist es mir eigentlich lieber, sie will nicht verlieren, als daß dieser Wurm ihren Kopf schon jetzt vor ihre Gefühle setzt. (Wie werde ich perfekt ??)

JOJO
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