@Momo: Ich glaube koschka hat uns (Eltern von Schuleinsteigern) viel an Erfahrung voraus. Wenn man selbst ein Kind hat, wie deine Tochter eines ist, kann man sich schwer vorstellen dass es tatsächlich Kinder gibt, die sich in einem festen Rahmen wohler fühlen als wenn sie selbst alles frei entscheiden dürften. Diese Kinder geben das natürlich nicht zu - wer will sich schon lieber vorschreiben lassen was er tut als das zu tun, worauf er/sie gerade Lust hat? Und genau DARIN liegt das Problem vieler Kinder: den Unterschied erkennen zwischen "Was will ich?" und "Worauf habe ich gerade Lust?".
Wenn ein Kind Arzt werden will, aber nur Lust hat, Donald-Duck-Hefte zu lesen, wird sich dieser Wunsch (sofern er ernst gemeint ist) nur mit einer gewissen Führung durch Erwachsene verwirklichen lassen. Ohne Gymnasial-Empfehlung kein Gymnaisum, ohne Gymnaisum kein großes Latinum, ohne großem Latinum kein Medizin-Studium, ohne abgeschlossenes Medizin-Studium kein Arztberuf!
Es ist einfach, einem klugen, sozial kompetenten Kind zuzutrauen, seinen Platz in der Welt schon zu finden. Bei einem ebenso klugem, aber sozial auffälligerem Kind (als solches betrachte ich meinen Sohn) wird es schon schwieriger. Und bei einem Kind, welches mit seiner Umgebung (wie auch immer die konkret aussieht) gar nicht gut zurechtkommt, wird es noch schwerer. Wie schon an anderer Stelle geschrieben halte ich Regelschulbesuch mit Maturaabschluss allein schon auf Grund der Gefahr fürs Frust-abbrechen für keinen "sicheren" Weg. Aber ich halte freie Schule (egal ob im Unterrichtsgebäude oder Hausunterricht) auch nicht für den für alle passenden Weg. Kinder sind einfach verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse!
Freie Schule
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Re: Freie Schule
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Freie Schule
Wir hatten mal zwei Wochen renovierungsbedingtes Chaos in der Wohnung, so dass wir die Nachmittage immer bei Freunden oder in Musseen oder mit sonstigen Aktivitäten verbracht hatten und entsprechend die Hausaufgaben (sind nur 15 Min. - max.30 Min. am Tag/manchmal macht sie diese schon während der Heimfahrt von der Schule, also 10 Min.) ausgefallen sind. Sie war trotz der unterhaltsamen Nachmittage, wenn wir dann zu Hause waren und das Abendprogramm zum Einschlafen begann, etwas unausgeglichen. Wir dachten dann, das der Tag vielleicht doch zu anstrengend war... Dann hat unsere Tochter irgendwann selber gefragt, wann mach ich eigentlich wieder Hausaufgaben?Koschka hat geschrieben:@Momo
ich habe zwei Monaten zugeschaut. Das was mich am meisten stört ist das Klima in der Familie. Schlafen auf der Couch wäre nicht so schlimm. Aber meine unausgelastete Kinder sind ungenießbar. In Ermangelung einer sinnvollen Beschäftigung strotzen sie vor Energie und Unruhe, die sie nicht los werden können und greifen einander an. Bei meiner Tochter alleine hätte das Konzept vielleicht schon eher funktioniert, aber mein Sohn ist für das Modell definitiv der falsche Typ. Er braucht Führung und eine festen vorhersagbaren Raum, um sich sicher zu fühlen.
Da sie in der Klasse die Leistungslatte legt, und diese sehr hoch, haben wir uns gedacht, ist ja kein Problem, kann auch 2 Wochen mal keine Hausaufgaben machen, löst immer noch mit Abstand alle Arbeiten in der Klasse in Rekordzeit... Aber letztendlich glaube ich, dass es auch die Routine ist, die ihr gefehlt hat.
Freie Schule ist glaube ich nix für meine Tochter.
Ich glaube, es ist auch eine Charaktereigenschaft.
Wenn ich Urlaub habe - und hier spreche ich von meiner Zeit, bevor ich Kinder hatte) - und 2 Wochen ausschlafen könnte (und ich schlafe sehr gerne nur sehr wenig), dann schlafe ich eine Woche aus und fühle mich dann schon schlecht, weil ich doch noch soooo viele Dinge machen wollte...
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
Re: Freie Schule
Entschuldigung, wenn ich jetzt grinsen muss. Aber es ist so real.......Koschka hat geschrieben:Lagebericht:
Nach 2 Monaten des Experiments ist mir der Kragen geplatzt und es ist aus. Es traten typische afrikanische Erscheinungen: die Kinder wüssten nicht mit ihrer Freiheit umzugehen. Alles was eine, wenn auch minimalste Anstrengung bedarf, wurde abgelehnt. Sie wurden immer unausgelasteter und mürrischer. Ungeliebte Fächer wurden zwei Monate lang nicht angefasst. Im Englisch haben sie die ganze Grammatik vergessen. Jetzt sitze ich mit dem Englsichbuch in der Hand und unterrichte frontal.
Viele, durchaus verstehende, Grüße