nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Katze_keine_Ahnung
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Kinder, die sich untereinander verstehen, hängen auch an einander. Mein Großer hat einen Freund seit der ersten Klasse. Zwischenzeitlich waren wir 5 Jahre weg, während die Jungs einander nicht gesehen hatten und sich nicht geschrieben hatten. Nachdem Rückkehr traffen sie sich wieder, und es war so, als wären diese 5 Jahren dazwischen nicht gewesen. Dabei sind sie dann nach der Pause erst mal in den unterschiedlichen Klassen gewesen, und später dann an den unterschiedlichen Schulen. Mein Kleiner hat einen Freund, der eine private Ganztagsschule besucht. Sie haben sie an einem Spielplatz vor etwa einem Jahr kennengelernt, und hängen auch zusammen wie Pech und Schwefel. Der Freund kommt aus der Schule um halb vier zurück und ist ein-zwei Mal unter der Woche bis 6 bei uns. Am Samstag kann er auch einen halben Tag bei uns verbringen. Mein Kleiner hätte auch in seiner Klasse mehr Akzeptanz. Ich warte einfach ab, was sich aus der Situation ergibt. Für meinen Sohn sind Coronabedingungen ganz schwierig. Er suchte sich seine Kontakte gerne selber aus einer größeren Menge Kinder als eine einzige Klasse. Jetzt dürfen die Klassen nicht vermischt werden, und wer weiß wie lange das so bleibt.

Schule ist zwar ein wichtiges Teil des Lebens, aber im Grundschulalter durchaus sehr überschaubar. Da kann man seine Stunden absitzen, und dann am Nachmittag Freunde treffen und Tätigkeiten nachgehen, die einen glücklich machen. Ihr könnt jetzt eher nichts anders machen, als die Entscheidung der Lehrerkonferenz abzuwarten.
sinus
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

Wenn du in die Vergangenheit schaust und deine zwei Mädchen im Alter von 2,3,5 Jahren vergleichst, stellst du dann nicht fest, dass sie schon damals sehr unterschiedlich waren? Dass die Große schon mit 2 eher vorsichtig war, was Neues betrifft, und die Kleine eher entdeckungsfreudig?
Nein, beide waren neugierige, interessierte und entdeckungsfreudige sowie ab dem 3./4. Monat sehr selbstständige Babys und Kleinkinder.
Sie hingen beide nicht "an meinem Rockzipfel", auch nicht in fremder Umgebung. Sie beobachteten dann zwar immer erstmal, ehe sie sich "ins Getümmel" stürzten, aber wenn sie sich einen Überblick verschafft hatten, zogen sie alleine los und wollten sogar auch nicht, dass ich dann mitkomme. Es reichte ihnen, wenn sie wussten, wo sie mich finden.
Nur die allerersten Wochen waren beide sehr anhänglich. Die Kleine noch viel mehr als die Große!
Die Große mochte am Liebsten auf dem Arm sein (Tragetuch mochte sie nicht), die Kleine immer nur im Tragetuch. Die Kleine konnte ich so gut wie gar nicht ablegen am Anfang.
Das war aber alles schlagartig vorbei, als sie mobil wurden.
Laufen konnten sie auch beide mit 10,11 Monaten, die Kleine hatte allerdings eher mit Krabbeln angefangen. (schon mit 5 Monaten)
Die ersten 2 Jahre lang scherzte ich regelmäßig, ich hätte eine 2. Auflage desselben Kindes bekommen.
Erst danach zeigte sich ein deutlicher Unterschied, der bis heute wirksam ist: die Große brauchte schon immer länger, um mit sich klarzukommen, wenn ihr was misslang, die Kleine nahm das lockerer.
Die Große ärgerte sich sehr, die Kleine machte einfach nochmal, ohne sich groß aufzuregen. Die Große reagiert mit Wut auf Misserfolge, die Kleine mit Trauer.
Wobei sie Kleine aktuell bei sowas auch immer öfter ärgerlich reagiert und mit sich selbst ungeduldiger ist. (Sie findet dann aber immer noch sehr schnell wieder "in ihre Mitte" zurück)
Ehrgeizig waren und sind sie beide, wenn sie ein selbst gestecktes Ziel nicht gleich erreichen. Die Kleine reagiert wie gesagt nur etwas "sanfter", die Große eher verbissen.

Ich war ja mit der Großen als sie 2dreiviertel Jahre alt war in Nepal. Da war sie wirklich total offen und sowas von unkompliziert, dass ich selbst total überrascht war, wie einfach so eine Fernreise mit Kind sein kann.
Und da war ja nun wirklich alles anders und neu und ungewohnt, täglich gabs neue Abenteuer, wurde woanders übernachtet usw usf.
(Wir waren in uns um Kathmandu und in den Bergen unterwegs)

Aber die Offenheit für Neues hat bei der Großen definitiv abgenommen und wenn ich so zurückdenke, begann das ab dem Kindergartenalter (etwa mit 3 Jahren), da wurde sie zunehmend stiller und einzelgängerischer.
Zu Hause, innerhalb der Familie und unter Freunden allerdings war sie immer noch forsch und selbstbewusst.
Ab dem Vorschuljahr begann das, dass sie alles an Angeboten erstmal ablehnte und nicht wollte.
Ich hab das damals alles auf das einschneidende Erlebnis große Schwester geworden zu sein zurückgeführt.
Die Große hat übrigens als junges Kind eher mehr Fragen gestellt, als die Kleine.

Anfang der ersten Klasse schien sie übrigens zeitweilig wieder offener, da wollte sie bswp von sich aus zum Turnen, wo sie ja dann auch 1,5 Jahre lang war.
(zuletzt zunehmend ungern)
Und Anfang der 5. Klasse war sie auch kurzzeitig plötzlich wieder offener - da machte sie ja in den ersten Herbst-Ferien bei einer Medienprojektwoche mit.
(dieses Jahr will sie da nicht wieder hin, obwohl sie da diesmal wegen der Erfahrungen vom letzten Jahr sogar als Betreuerin eingeladen wurde)
Es scheint schon so, dass sie dann, wenn was Neues beginnt, erstmal einen "Schub" kriegt und motivierter ist. Das lässt aber dann dann scheinbar immer schnell wieder nach...
:( (ist bei mir aber auch so - neue Projekte/Umwälzungen setzen immer viel Energie frei und da bin ich zeitweilig voller Schaffenskraft und beginne dann oft noch mehreres anderes zusätzlich.
. Wenn dann Routine einkehrt werd ich auch insgesamt eher träge.)

Außerhalb von zu Hause trat die Große vor allem bei den "Buchkindern" immer überraschend taff auf.
Das waren Kinder zwischen 4 und 12 und es kümmerte sich immer je um 2,3 Kinder ein Erwachsener.
Die Kinder erfanden dort Geschichten, die Betreuer schrieben sie auf und die Kinder illustrierten sie noch.
Tochter war da ab 3 bis ca. 4,5 Jahren (danach zogen die um und der Weg waren zu weit und war von Anfang an immer mit vorn dabei, ihre Geschichten am Ende vor den anderen zu erzählen und zeigen.
Im Kindergarten hätte sie sowas niemals gemacht.
Zuletzt geändert von sinus am Di 6. Okt 2020, 17:19, insgesamt 10-mal geändert.
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Rabaukenmama
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben: Was die Motivation betrifft, glaube ich, es ist angeboren. Es gibt Babys, die Tausend Mal hinfallen bevor sie richtig laufen und Babys, die warten bis sie richtig gehen können. Es gibt Kinder, die gerne neue Sachen probieren und Kinder, deren nur bekannte Dinge Freude bringen. Einer geht erkunden ohne sich umzugucken, der andere klammmert sich an Mamas Bein und möchte gar nicht in die Ferne gucken.

Wenn du in die Vergangenheit schaust und deine zwei Mädchen im Alter von 2,3,5 Jahren vergleichst, stellst du dann nicht fest, dass sie schon damals sehr unterschiedlich waren? Dass die Große schon mit 2 eher vorsichtig war, was Neues betrifft, und die Kleine eher entdeckungsfreudig?
Ich bin zwar nicht Sinus, habe aber ähnliche Erfahrungen wie sie. Gerade mein älterer Sohn, wo sich nach und nach entwickelt hat, dass er sich gegen alles "Neue" wehrt, war als Kleinkind extrem abenteuerlustig und selbstständig. Egal ob beim Ausflug, im Bad, am Spielplatz oder in einer fremden Stadt, als Kleinkind hat ihn alles interessiert und fasziniert und man hat förmlich gehört, wie sein Hirn rattert, um all die tollen, neuen Eindrücke einzuordnen. Nach und nach wurde das aber anders und nach und nach entwickelte er sich zu einem Kind, welches von allem "Neuen" erst mal hoffnungslos überfordert ist, und das man überreden, überzeugen und im Extremfall auch zwingen muss, mal etwas "unbekanntes" zu tun oder anzuschauen.

Mittlerweile glaube ich, dass das seinem Autismus geschuldet ist, denn gerade bei klugen Asperger Autisten ist es üblich, dass sich die Auffälligkeiten erst mit wachsendem Alter nach und nach zeigen, dann aber der Unterschied zu neurotypischen gleichaltrigen Kindern schnell größer wird. Das geht damit einher, dass sich das Kind immer mehr verbiegen muss, wenn es in einer Gruppe Gleichaltriger nicht (negativ) auffallen will. Und das verbiegen bedeutet nun mal Stress. Hier kommt mir vor, dass mein einst so weltoffener Sohn mittlerweile ziemlich resigniert hat und sich die Arbeit des verbiegens gar nicht mehr antut, weil er ohnehin längst an sein Einzelgänger-Dasein gewöhnt ist und keine Vorteile darin sieht, so zu tun, als wäre er wie die anderen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von sinus »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Katze_keine_Ahnung hat geschrieben: Was die Motivation betrifft, glaube ich, es ist angeboren. Es gibt Babys, die Tausend Mal hinfallen bevor sie richtig laufen und Babys, die warten bis sie richtig gehen können. Es gibt Kinder, die gerne neue Sachen probieren und Kinder, deren nur bekannte Dinge Freude bringen. Einer geht erkunden ohne sich umzugucken, der andere klammmert sich an Mamas Bein und möchte gar nicht in die Ferne gucken.

Wenn du in die Vergangenheit schaust und deine zwei Mädchen im Alter von 2,3,5 Jahren vergleichst, stellst du dann nicht fest, dass sie schon damals sehr unterschiedlich waren? Dass die Große schon mit 2 eher vorsichtig war, was Neues betrifft, und die Kleine eher entdeckungsfreudig?
Ich bin zwar nicht Sinus, habe aber ähnliche Erfahrungen wie sie. Gerade mein älterer Sohn, wo sich nach und nach entwickelt hat, dass er sich gegen alles "Neue" wehrt, war als Kleinkind extrem abenteuerlustig und selbstständig. Egal ob beim Ausflug, im Bad, am Spielplatz oder in einer fremden Stadt, als Kleinkind hat ihn alles interessiert und fasziniert und man hat förmlich gehört, wie sein Hirn rattert, um all die tollen, neuen Eindrücke einzuordnen. Nach und nach wurde das aber anders und nach und nach entwickelte er sich zu einem Kind, welches von allem "Neuen" erst mal hoffnungslos überfordert ist, und das man überreden, überzeugen und im Extremfall auch zwingen muss, mal etwas "unbekanntes" zu tun oder anzuschauen.

Mittlerweile glaube ich, dass das seinem Autismus geschuldet ist, denn gerade bei klugen Asperger Autisten ist es üblich, dass sich die Auffälligkeiten erst mit wachsendem Alter nach und nach zeigen, dann aber der Unterschied zu neurotypischen gleichaltrigen Kindern schnell größer wird. Das geht damit einher, dass sich das Kind immer mehr verbiegen muss, wenn es in einer Gruppe Gleichaltriger nicht (negativ) auffallen will. Und das verbiegen bedeutet nun mal Stress. Hier kommt mir vor, dass mein einst so weltoffener Sohn mittlerweile ziemlich resigniert hat und sich die Arbeit des verbiegens gar nicht mehr antut, weil er ohnehin längst an sein Einzelgänger-Dasein gewöhnt ist und keine Vorteile darin sieht, so zu tun, als wäre er wie die anderen.

Henry Markram beschreibt seinen autistischen Sohn auch als anfangs sozial sehr offenes Kind. (Lorenz Wagner, "Der Junge, der zu viel fühlte".)
Da gibts eine Geschichte, wo er mit einer wildfremden Frau ins Gespräch kommt, die mit ihrem Wagen Probleme hat und ihr dann den Autoschlüssel seiner Eltern bringt, damit sie mit deren Auto weiterfahren kann...

Meine Große hat schon auch ein paar scheinbar autistische Züge, aber dann auch einiges, was überhaupt nicht passt.
Hochsensibilität passt dagegen vollumfänglich.
Zuletzt geändert von sinus am Di 6. Okt 2020, 14:31, insgesamt 2-mal geändert.
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sinus
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben: Schule ist zwar ein wichtiges Teil des Lebens, aber im Grundschulalter durchaus sehr überschaubar. Da kann man seine Stunden absitzen, und dann am Nachmittag Freunde treffen und Tätigkeiten nachgehen, die einen glücklich machen. Ihr könnt jetzt eher nichts anders machen, als die Entscheidung der Lehrerkonferenz abzuwarten.
Wann ist es denn so weit, Meine3?
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Rabaukenmama
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben: Henry Markram beschreibt seinen autistischen Sohn auch als anfangs sozial sehr offenes Kind. (Lorenz Wagner, "Der Junge, der zu viel fühlte".)
Da gibts eine Geschichte, wo er mit einer wildfremden Frau ins Gespräch kommt, die mit ihrem Wagen Probleme hat und ihr dann den Autoschlüssel seiner Eltern bringt, damit sie mit deren Auto weiterfahren kann...

Meine Große hat schon auch ein paar scheinbar autistische Züge, aber dann auch einiges, was überhaupt nicht passt.
Hochsensibilität passt dagegen vollumfänglich.
Ich habe keinen Autismusverdacht bei deiner Großen geäußert. Wobei mich, ehrlich gesagt, schon interessiert, was "ein paar scheinbar autistische Züge" sind.


Mit meiner Antwort bezog ich mich auf die Aussage von Katze, wonach Kinder nun mal unterschiedlich offen/neugierig,...sind. Und aus ihrem Beitrag geht hervor, dass die Kinder dieses Verhalten vom Kleinkindalter an ziemlich unverändert beibehalten. Da habe ich aber bei meinem älteren Sohn einfach eine komplett andere Beobachtung gemacht. Unabhängig davon, ob das im Zusammenhang mit seinem Autismus ist, glaube ich nicht, dass neurotypische Kinder ihre ganze Kindheit lang gleich agieren/reagieren. Bei ihnen hängt vermutlich auch viel von passender oder unpassender Umgebung ab.

Und da scheint der Sohn von meine3 aktuell einfach sehr viel Pech zu haben: eine Lehrerin, die sich zwar um "Gerechtigkeit" bemüht, aber anscheinend sehr verkrampft und definzitorientiert ist und eine Klassengemeinschaft, wo er nicht willkommen ist, und keine Freunde hat. Außerdem scheint es nicht beim versprochenen "ausprobieren dürfen" des Sprunges bleiben, sondern jetzt wird anscheinend über die Köpfe von Kind und Mutter entschieden, ob das Kind jetzt in der 3. Klasse bleibt oder zurück in die 2. Klasse kommt :evil: . Und was ich so mitbekomme wurde es im Vorfeld komplett anderes kommuniziert...
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sinus
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von sinus »

@Meine3: Sorry, aber ich antworte Raubaukenmama mal direkt hier. Auch wenn es ja eigentlich nicht mit deinem Thema zu tun hat.
Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich habe keinen Autismusverdacht bei deiner Großen geäußert. Wobei mich, ehrlich gesagt, schon interessiert, was "ein paar scheinbar autistische Züge" sind.

- sehr eingeschränkte Essensvorlieben zwischen 2 und ca. 9/10 Jahren
(es wird langsam aber beständig besser. Sie aß aber jahrelang am liebsten alles pur und möglichst unverarbeitet und insgesamt wirklich nur sehr wenige Sachen.
Kein Belag, inzwischen immerhin bestimmte Käsesorten. An Obst aß sie jahrelang nur Apfel, später auch Banane. Inzwischen auch Erdbeeren.)

- bei Kleidung ähnlich wie beim Essen. Es durfte/darf nichts mit "Extras" sein, Aufdrucke, Knöpfe, Bänder, Anhängsel, Falten - ging alles nicht.
Eine richtige Knopfphobie hat sie bis heute, sie mag auch das Wort nicht und würde auch nicht in Bettwäsche mit Knopfverschluss schlafen.
Am liebsten zieht sie tagelang dasselbe an und bis es ihr vom Leibe fällt.
Aktuell trägt sie täglich: schwarze Sporthose + schwarzen Hoodie.

- sehr berührunsgempfindlich. Und wenn, dann mag sie lieber fest gedrückt werden, sanfte Berührungen mag sie nicht so.
Außer von mir mag sie eigentlich gar nicht berührt werden, wenn die Lehrerin ihr bspw die Hand auf die Schulter legte, wurde sie sofort stocksteif.
Auch die kleine Schwester darf sich nur absolut ausnahmensweise mal bei ihr ankuscheln. Auch da wird sie "steif".
Auch Umarmungen von Freundinnen hasst sie. (mag ich aber auch nicht so, hab mich nur im Lauf des Lebens dran gewöhnt)
Sie hat auch als kleines Kind nur auf meinem Schoß gesessen, niemals hätte sie von sich aus Körperkontakt zu jemand anderem gesucht (auch nicht zur Oma, die ja genauso nah ist wie ich, weil im selben Haus)

- Vermeidung von Blickkontakt (wobei mir das nicht selbst aufgefallen ist, das kam als Hinweis von der Kita-Erzieherin. Ich hab das beobachtet und ja, es fällt ihr gegenüber Respektspersonen schwer, aber es ist nun nicht total auffällig)

- eingeschränkte Mimik außerhalb von zu Hause. Da wirkt sie oft sehr "steif" und abweisend, schaut dann fast böse aus.
(Zu Hause und in sicherer Umgebung kann sie aber total lebhaft erzählen und hat dann auch eine ausdrucksstarke Mimik/Körpersprache.)

- sie hat früher nie von sich aus gegrüßt, wenn wir jemanden trafen. Andere Kinder kamen offen auf sie/uns zu oder riefen ein "Hallo" über die Straße, machte sie dagegen nie.
Ich hab ihr das erst erklären müssen, wie das wirkt, wenn sie nicht grüßt, danach hat sie sich zumindest bemüht.

- sie fühlt sich furchtbar schnell ausgelacht und kann mit Humor schlecht umgehen. Über sich selbst lachen geht gar nicht und sie bezieht ganz viel direkt auf sich und fühlt sich immer direkt nicht ernst genommen/ausgelacht.
Auch wenn man selbst erstmal einen möglichen Bezug zu ihr gar nicht im Sinn hat/hatte. Da reicht manchmal schon ein Blick von der Schwester und sie fühlt sich direkt provoziert.
Auch mit Ironie kann sie gar nicht. (die kleine Schwester dagegen schon)

- sie verbeißt sich manchmal total in eine Aufgabe und kommt dann kaum noch raus. Sie MUSS das dann machen/schaffen, unbedingt, sofort, immer wieder. Da geht dann nichts mehr.
Sie geht dann, wenn man sie nicht bremst, auch gern mal über die Schmerzgrenze hinaus.
Sie findet auch sehr lange nicht wieder zum inneren Gleichgewicht, wenn sie einmal aus dem Tritt geraten ist.
Inzwischen kommt das aber nur noch selten vor.

- sie hat seltsame Rückzugsorte. Eine Weile lang hat sie sich gern in eine große Holzkiste verkrochen oder sie kriecht im Bett unter das Spannbettlaken. Beides find ich jetzt nicht sooo besonders auffällig, aber sie macht das heute noch gern und an sich finde ich sie dafür inzwischen fast ein bisschen zu groß... (?)

- am liebsten ist sie in der Natur und gern mit Tieren zusammen. Im Kindergartenalter sagte sie ja sogar regelmäßig, sie würde am liebsten irgendwo ganz allein draußen im Wald leben.
Ich denke, das war aber vor allem, weil sie sich fremd unter den anderen Kindern fühlte und von derem Verhalten tw überfordert war.

- sie reagiert auf Stress immer direkt mit Verstopfung. Bzw hat sie damit insgesamt häufig Probleme. Das scheint wohl auch bei nicht wenigen Autisten so zu sein.

- sie hasst tanzen und wirkt dabei total linkisch. Obwohl sie ein gutes Rhythmusgefühl hat. Wenn sie mit dem Saxophon in einer Gruppe mitspielt, geht sie körperlich mit am meisten mit.
Ich denke daher, das mit dem Tanzen ist einfach nur "verklemmt sein". Insgesamt ist sie auch ziemlich gut in Sport bzw sehr geschickt & beweglich. Schwimmenlernen und Radfahren lernen war auch kein Problem. (was also eher nicht passt)

Bei ihrem besten Freund übrigens wurde auch schon ein leichter Autismus vermutet (Hinweis der Lehrerin, was ich auch total nachvollziehen kann und mir bei ihm auch vorstellen könnte) und mit einem älteren Jungen mit diagnostizierten Autismus im Bekanntenkreis hat sie sich immer sehr gut verstanden bzw war immer fasziniert von ihm.

Das meiste davon hat sich übrigens deutlich gebessert/verwachsen. Ich glaube nicht, dass sie irgendwo eine ASS diagnostiziert bekommen würde.
Die Psychologin, bei der wir sind, ist auf Hochbegabung und Autismus spezialisiert und hat jahrelang mit Autisten gearbeitet - die hätte sowas ja sicher auch erkannt und angesprochen.
Die Blätter sind bunt
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Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von Rabaukenmama »

@sinus: Danke für die Aufzählung!

Von den 11 von dir aufgezählten Punkten treffen auf meinen älteren Sohn 4 zu und auf meinen jüngeren Sohn 2. Beide sind klar (also nicht irgendwo "am Rand") im Spektrum.

Wenn das für dich "einige scheinbar autistischen Züge" sind würde mich noch interessieren, was bei ihr GEGEN die Möglichkeit einer ASS spricht. Das ist keine Ferndiagnose, nicht mißverstehen :fahne: !

Aber für mich klingt das als würde jemand sagen "Mein Kind stolpert immer wieder mal über irgendwelche Gegenstände, kann weiter entfernte Schilder nicht lesen, liegt beim Zeichnen mit dem Kopf auf dem Tisch und liest Bücher im 10-cm-Abstand zum Gesicht. Außerdem sitzt es in der Klasse ganz vorne um die Tafel ablesen zu können. Das sind aber alles nur einige scheinbare Hinweise auf Kurzsichtigkeit, zum Augenarzt gehen brauche ich deswegen sicher nicht, weil noch einiges anderes gegen Kurzsichtigkeit spricht. Außerdem kenne ich andere Kinder wo es ähnlich war und sich dann noch verwachsen hat".
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Starshollow
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von Starshollow »

Rabaukenmama hat geschrieben:@sinus: Danke für die Aufzählung!

Von den 11 von dir aufgezählten Punkten treffen auf meinen älteren Sohn 4 zu und auf meinen jüngeren Sohn 2. Beide sind klar (also nicht irgendwo "am Rand") im Spektrum.

Wenn das für dich "einige scheinbar autistischen Züge" sind würde mich noch interessieren, was bei ihr GEGEN die Möglichkeit einer ASS spricht. Das ist keine Ferndiagnose, nicht mißverstehen :fahne: !

Aber für mich klingt das als würde jemand sagen "Mein Kind stolpert immer wieder mal über irgendwelche Gegenstände, kann weiter entfernte Schilder nicht lesen, liegt beim Zeichnen mit dem Kopf auf dem Tisch und liest Bücher im 10-cm-Abstand zum Gesicht. Außerdem sitzt es in der Klasse ganz vorne um die Tafel ablesen zu können. Das sind aber alles nur einige scheinbare Hinweise auf Kurzsichtigkeit, zum Augenarzt gehen brauche ich deswegen sicher nicht, weil noch einiges anderes gegen Kurzsichtigkeit spricht. Außerdem kenne ich andere Kinder wo es ähnlich war und sich dann noch verwachsen hat".
Hallo!

Auf meine Tochter (11) treffen auch einige der Punkte, die Sinus genannt hat, zu. Ihre große Baustelle aktuell ist immer noch der Blickkontakt außerhalb von zu Hause und die "Steifheit" / Ernsthaftigkeit, die sie oft abweisend und kühl wirken lässt. Ich bin sogar schon einmal von der damaligen Flötenlehrerin auf Autismus angesprochen worden und habe das dann mit der Psychologin besprochen. Diese ist hier im ganzen Kreis die Koryphäe für Hochbegabung und kennt sich auch mit Autismus sehr gut aus. Sie meinte, dass es sich auf gar keinen Fall um Autismus, sondern um Hochsensibilität handeln würde. Das war ihr sehr wichtig, dass das klar ist. Beispielsweise wirkt meine Tochter oft so abweisend, weil sie "zuviel" fühlt. Sie ist total empfänglich für die Schwingungen anderer und das macht sie oft fertig. Sie macht sich unendlich viele Gedanken, was Beziehungen / Gefühle anderer angeht. Und sie fühlt sich so anders ("Alien"), dass sie dem Blickkontakt dann kaum stand hält. Auch Überempfindlichkeit mit Kleidung / Nahrung war / ist hier der Fall, aber es geht schon viel besser. Aktuell arbeitet sie daran, Jeans statt Leggins zu tragen ;-) ("Ich fühle mich damit, als würde ich staksen wie ein Storch").
Katze_keine_Ahnung
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Re: nicht vor und nicht zurück...Sprung rückgängig machen?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Die Vermutung, dass Autisten nichts für die Schwingungen anderer haben ist falsch. Mein autistischer Neffe, sichere Diagnose von atypischem Autismus, kann sehr wohl Gefühle der anderen spüren. Er spürt zu viel und hat das nicht unter Kontrolle. Wie im Bespiel von Rabaukenmama oben und in Beschreibung von sinus, haben ihn schmerzhafte und unangenehme Erfahrungen weg von den Menschen gebracht. Vorher ist er offen auf sie zugegangen. Die Qualifikation der Spezialisten, die Autismus aufgrund eines "das kann es auf kenen Fall sein, weil.. " ausschließen, ist zumindest in Frage zu stellen. Es geht dabei nicht nur um "weil...", sondern viel mehr darum, was bei diesem "weil..." die betroffene Person fühlt und wie viel Arbeit es für sie ist, die Kompensation dauernd zu betreiben. Als Beispiel: ein neurotypisches Mädchen umarmt ihre Freundin beim Treffen und gibt ein Küsschen, ohne dabei überhaupt was denken zu müssen. Ein autistisches Kind kann es auch, aber es macht es erst nachdem man mit ihm gesporchen hat, dass es so gehört, oder weil es sich abgeguckt hat. Das Kind denkt jedes mal - ist das jetzt angemessen, oder soll ich es lieber lassen? Mache ist das richtig, oder war das doch zu viel?
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