Fazit 1. Schulhalbjahr nach Früheinschulung

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Antworten
Meersalz
Dauergast
Beiträge: 118
Registriert: Di 9. Apr 2013, 01:04

Fazit 1. Schulhalbjahr nach Früheinschulung

Beitrag von Meersalz »

Da wir aus Erfahrungsberichten von anderen hier immer sehr viele Aufschlussreiches mitgenommen haben, jetzt hier unser Fazit nachdem das 1. Schulhalbjahr unserer Großen nach der sehr frühen Einschulung vorbei ist:

Wir haben uns gemeinsam mit unserer Großen sehr spontan für eine Einschulung letzten Sommer entschieden, da wir sehr kurzfristig einen Platz an der Schule angeboten bekommen hatten, die wir für unsere Große vom der HB Stelle empfohlen bekommen hatten (sie hat einen Inklusionsplatz bekommen, diese werden auch kurzfristig vergeben). Der klassische Kindergarten, den wir zwischendurch auch ausprobiert hatten, hatte sich leider sehr schnell als gänzlich ungeeignet für sie herausgestellt, und die Alternativen waren eben weiter zuhause bleiben oder Schule ausprobieren. Letztendlich haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen, nachdem unsere Große nach einigen Probetagen kurz vor den Sommerferien (an den Tagen an denen die damalige Vorschulklasse zur Eingewöhnung in den 1. Klassen mitgemacht hat, durfte sie mitgehen) stets zufrieden und ausgeglichen nachhause gekommen ist und voll hinter ihrer Entscheidung stand.

Die Kinder hier in Spanien werden generell etwas früher eingeschult als in Deutschland, in der Klasse unserer Großen kommen dann noch einige früh eingeschulte Kinder dazu, das Alter der Kinder in Ihrer Klasse lag zu Schulbeginn zwischen 4.10 und 6.8 Jahren. Unsere Große war dann nochmal ziemlich genau 1 Jahr jünger als das jüngste Kind. Da es sich um eine Gesamtschule handelt, werden die Kinder bereits ab der 1. Klasse in 3 Leistungsgruppen eingeteilt, niedrig, mittel und hoch. In der Klasse unserer Großen gibt es, da es doch einige HB Kinder sind, seit Beginn des 2. Schulhalbjahres noch eine 4.Leistungsgruppe - sehr hoch.

Die Rahmenbedingungen waren also schon mal sehr gut. Allerdings gibt es hier keinen Kindergarten (mit Ausnahme des einen eben, den wir ausprobiert hatten), sondern alle Kinder gehen in die Vorschule, d.h. zur Einschulung haben alle Kinder z.B. die Alphabetisierung und Mathegrundlagen bereits hinter sich. Von den Kindern wird bereits zu Beginn der 1. Klasse unter anderem erwartet, dass sie alle Buchstaben, groß und klein in annehmbarer Geschwindigkeit schreiben können.

Unsere Große ging vom 1 Tag an mit Begeisterung in die Schule. Allerdings hat sich dann sehr schnell gezeigt, dass sie im Schreiben und in Englisch (die Schule ist zweisprachig, englisch/spanisch) so großen Aufholbedarf hatte, dass sie auch in der niedrigen Leistungsgruppe von der Schreibgeschwindigkeit und dem Unterrichtsverständnis in Englisch nicht mithalten konnte (sie konnte nur die Großbuchstaben und auch diese nicht schnell genug schreiben, Englisch konnte sie zum Schulstart gar nicht). Es war hier also Unterstützung von Zuhause nötig. Da sie kognitiv aber eben doch deutlich weiter war, als die meisten anderen Kinder der Klasse (sie wurde von der Schulpsychologin im Rahmen der Früheinschulung nochmal getestet, Test wieder gedeckelt), hat sie dann die ersten 6-8 Wochen als Hausaufgaben nur Schreiben und Englisch geübt, in gleichem Umfang wie alle anderen Kinder reguläre Hausaufgaben bekommen haben (ca. 15-20 min. pro Tag).

Es ging dann auch sehr schnell aufwärts, bereits nach 6 Wochen war sie in der mittleren Leistungsgruppe, Anfang Dezember hat sie dann in die hohe Leistungsgruppe gewechselt. Gegen Ende des 1. Schulhalbjahres (das 1. Schulhalbjahr geht hier von August bis Dezember) wurde sie dann auch in Englisch auf die Lesestufe der 2. Klasse gewechselt (in Spanisch hatte sie direkt auf der Lesestufe der 2. Klasse angefangen), und durfte anfangen in Mathe vorzuarbeiten.

Jetzt, zu Beginn des 2. Halbjahres, wurde dann eben die Leistungsgruppe „sehr hoch“ in ihrer Klasse eingeführt, die aus einer Handvoll Kinder besteht. Das hat das Ganze dann nochmal interessanter für unsere Große gemacht, da sie jetzt in dieser Gruppe die einzelnen Themen nochmal detaillierter durchnehmen und auch viele Dinge, die eigentlich noch nicht im Lehrplan stehen lernen dürfen bzw. dem Lehrplan noch etwas weiter vorgreifen dürfen. Unsere Große wurde dann auch gleich in Spanisch und Englisch auf die Lesestufe der 3. Klasse gewechselt und darf in Spanisch jetzt auch manchmal direkt bei der 3. Klasse im Leseunterricht mitmachen. In Mathe macht sie jetzt den Stoff der 2. Klasse aber eben teilweise auch etwas detaillierter. Es funktioniert derzeit fast erschreckend gut, unsere Große geht auch weiterhin mit Begeisterung hin…

Zusammenfassend kann man sagen, dass es nur so gut funktioniert hat, weil die Lehrerin und Schuldirektorin unserer Großen zu Schulbeginn die Geduld/Toleranz hatte, ihr die Zeit zu geben sich einzufügen und Stück für Stück in die Schulanforderungen hereinzuwachsen. Die ersten 6-8 Wochen waren für unsere Große zwar bereits sehr schön (sie ging wie gesagt vom ersten Tag an mit Begeisterung in die Schule, hatte gleich Freunde gefunden), für die Lehrer aber wohl doch eine Herausforderung, ein so junges Kind, ohne Englischkenntnisse und ohne die nötigen Schreibkenntnisse in einer zweisprachigen Schule mitzuziehen. Sehr positiv war die Tatsache, dass alles immer ohne Druck und Stress für unsere Tochter ablief, egal wie wenig sie am Anfang mitgemacht hat bzw. mitmachen konnte / wollte. Hinzu kommt derzeit, das sowohl die Schule als auch ihre Lehrerin sich sichtlich Mühe geben, allen Kindern, inklusive unserem „Ausreißer“ ein möglichst interessantes Unterrichtsprogramm zusammenzustellen. Dies ist aber wohl nur aufgrund des guten Betreuungsschlüssels möglich, es kommen auf 20 Kinder je nach Fach 2-3 Lehrkräfte, so dass die Kinder in kleinen Gruppen, bis teilweise hin zur Einzelbetreuung (z.B. beim Lesen) sehr individuell betreut werden können.

Derzeit läuft es wie gesagt sehr gut, hoffen wir mal, dass dies noch möglichst lange so bleibt. Ob ich andern empfehlen kann/möchte so früh einzuschulen weiß ich selber nicht, da es wirklich nur funktionieren kann, wenn die entsprechende Schule Erfahrung damit hat und die Lehrer mitziehen. Auch muss das Kind es wirklich selbst wollen und zusätzlich noch das entsprechende Durchhaltevermögen und Frusttoleranz mitbringen (=emotionale/soziale Reife), damit es die Schule überhaupt aushalten kann, um dort auch wirklich Spaß zu haben. Bei uns scheint es derzeit für unsere Große die richtige Wahl zu sein, da sie derzeit sehr ausgeglichen ist und sehr viel Spaß an und mit der Schule hat.

LG
Meersalz :fahne:
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
Meersalz
Dauergast
Beiträge: 118
Registriert: Di 9. Apr 2013, 01:04

Re: Fazit 1. Schulhalbjahr nach Früheinschulung

Beitrag von Meersalz »

:fahne: So, zum Ende des 1. Schuljahres auch von uns eine kurze Rückmeldung:

Auch weiterhin lief alles sehr gut und entspannt. Es ist nicht so, dass die ganze Zeit auf die Sonderbedürfnisse der einzelnen Kinder eingegangen wird (werden kann), aber die 5min hier und da, die es dann doch Extrawurst gibt, scheinen bisher für unsere Große auszureichen. Vor allem in Mathe ist der Untericht ziemlich langweilig, aber auch hier geht es noch, da sie andere Hausaufgaben bekommt und am Ende der Mathe-Stunden dann auch meist eine interessantere Aufgaben machen darf. Am besten gefällt Ihr derzeit der Englischunterricht, ihre Englischlehrerin ist auch ihre Lieblingsehrerin. Sie ist in Englisch mittlerweile wirklich gut, letzten Monat wurde in der Schulzeitung ein englisches Gedicht veröffentlicht, welches unsere Große im Rahmen einer Unterrichtsaufgabe geschrieben hat :D (ist kurz, aber erstaunlich gut/kreativ).

Die Einzelgespräche mit Ihren Lehrern im 2. Halbjahr waren alle durchwegs positiv, unsere Große ist motiviert im Unterricht und sozial sehr gut integriert, sowohl innerhalb der Klasse als auch im Pausenhof (sie hat wohl auch viele Freundinnen aus den 2. Klassen). Besonders positiv wurden ihre Leistungen im Sportunterricht hervorgehoben, da sie dort auch mithalten kann, zwar meist in der schwächsten Gruppe, aber sie fällt eben auch nicht weiter auf. Ich muss hier aber auch dazusagen, dass unserer Große sowohl fein- alsauch grobmotorisch für ihr Alter extrem fitt ist, sonst wäre dies wohl nicht möglich...

Was gibt es sonst noch erwähnenswertes:

Die Schule scheint für sie derzeit genau das richtige zu sein, da sie derzeit auch zuhause sehr ausgeglichen und mit sich selbst zufrieden ist. Sie ist wohl auch sehr gut in der Schule, da sie auf der Schulabschlussveranstaltung neben dem Zeugnis, zusammen mit einer Handvoll anderer Kinder aus der Grundschule, einen Preis/Urkunde für selbiges bekommen wird.

Schöne Sommerferien Euch allen
Meersalz
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Fazit 1. Schulhalbjahr nach Früheinschulung

Beitrag von Edainwen »

Vielen Dank, Meersalz. Das ist immer wieder sehr interessant!
Antworten