Doch, es ist ein Widerspruch! Warum? Weil du eine festgefahrene Vorstellung von der "schrecklichen" konventionellen Schule im Kopf hast, die (zumindest in Wien, wo ich mitreden kann) ohnehin kaum mehr existiert. Weil du alle möglichen Aussagen vermischt.Momo hat geschrieben:Rabaukenmama hat gefragt:Klassischer Unterricht: Kinder sitzen an einem Tisch und müssen an einer vorgegebene Schulstunde zu einem vorgegebenen Thema teilnehmen. Sie haben selten eine andere Wahl. Dies bewirkt bei vielen Kindern, dass sie keine Lust zu diesem Unterricht haben. Doch trotzdem scheint es als die richtige Art der Wissensvermittlung angesehen zu werden.Das widerspricht sich einfach mit dem, was du anderswo schreibst. Was bedeutet ein sarkastischer smiley wegen der geringen Zeit für eigentliche Wissensvermittlung? Bist du jetzt der Ansicht, dass ausdrücklich mehr Zeit für Wissensvermittlung aufgewendet werden soll, oder nicht?
Hier ist nun der springende Punkt: Kinder lernen in 45 Minuten Unterrichtszeit letztendlich nur 5 Minuten lang neue Inhalte, die sie bestenfalls interessieren. Was passiert in der anderen Zeit? Sie warten unter anderem auf Anweisungen der Lehrer. Sie sind also in einer Warteposition. Das ist anstrengend und höchst langweilig. Die Kinder müssen trotzem sitzen bleiben, still sein und warten und haben keine Möglichkeit, in dieser Wartezeit sinnvoll zu lernen. Verstehst Du den Unterschied? Ich sehe effektive Lernzeit nicht als Zeit, in der Wissen in die Köpfe gestopft wird, sondern als Zeit, in denen Kinder im Flow sein dürfen und dadurch automatisch und mit Freude lernen können. Ich kritisiere daran den strengen Rahmen, an den sich die Kinder halten müssen, der dem Lernen jedoch im Grunde komplett im Wege steht. Das zeigt doch diese Zeitangabe der effektiven Lernzeit des klassischen Unterrichts! Warum also an diesem ineffektiven Rahmen festhalten??? Es ist kein Widerspruch wenn man versteht, was ich damit meine.
Momo
Die Aussage von den 5 Minuten Kernlernzeit kam von den Lehrerinnen der Schule meines Sohnes. Dort wird in einer ganzen Unterrichtsstunde von 50 Minuten Dauer in genau 5 Minuten erwartet, dass die Kinder anwesend sind und mitarbeiten. Der Rest der Unterrichtsstunde wird mit individuellen Aufgaben, dem erklären von Fragen, usw. verbracht. Und die Kinder können auch jederzeit eine Auszeit nehmen, lesen, spielen, puzzeln, Tischfußball spielen, usw.
Der Unterschied zur noch "freieren" Schule deiner Tochter besteht darin, dass AUF DIESEN 5 MINUTEN bestanden wird und dass klar durch einen Lehrplan defnierte Ziele, also "Mindestanforderungen" gibt. Und genau das halte ich für gut. In 4 Unterrichtsstunden zu je 50 Minuten insgesamt 4x5 Minuten konzentriert mitzuarbeiten AUCH WENN DAS, WAS DA DURCHGENOMMEN WIRD, DAS KIND GERADE NICHT INTERESSIERT, halte ich für keine fürchterliche Zumutung. Genauso halte ich Hausaufgaben, deren Inhalt und Umfang sich am Wissensstand und an der Arbeitsgeschwindigkeit des jeweiligen Kindes orientiert, für durchaus sinnvoll und zumutbar.
Es mag Kinder geben, die diese Form von "Kontrolle" ob sie das Gelernte verstanden haben, gar nicht benötigen. Genauso gibt es sicher auch Kinder, dier keine Wiederholungen brauchen weil sie sich alles auf Anhieb merken oder es schon wußte/konnten bevor es im Unterricht dran war. Dann gibt es aber auch welche, wo es nicht nur wegen der Wiederholungseffektes Sinn macht sondern auch, weil sich manche Kinder einfach nicht nachfragen trauen wenn sie was nicht verstanden haben. Und wenn sich die Eltern nicht für die korrekte Erfüllung der Hausaufgaben verantwortlich fühlen haben die Lehrer durch die Kontrolle die Chance, solche Wissenslücken zu entdecken und daran zu arbeiten.
koschkas Aussage von 10-15 Minuten Effektivzeit für Wissensvermittlung pro Stunde mag auf eine konventionelle Schule eher zutreffen. Grundschulunterricht wie vor 100 Jahren (alles schläft, einer spricht) gibt es heute GsD nur noch sehr selten.