Hausaufgaben in der Grundschule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Bliss
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Bliss »

Momo hat geschrieben:Meine Tochter interessiert sich jetzt, nach ein paar Wochen in der ersten Klasse, z.B. total für die Schreibschrift. Sie hat sooo einen Spaß es zu lernen, übt und übt und übt und freut sich riesig über ihre Fortschritte. Keiner hat ihr gesagt, dass sie dies nun lernen soll, keiner hat ihr Schwungübungen aufgegeben- sie macht es einfach von sich aus, nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause. Freiwillig.

Momo
2 von meinen 3 Schulkindern haben in dieser Ferienwoche ebenfalls schon ein Menge DInge ganz freiwillig getan, die irgendwie im Zusammenhang stehen mit Schule. Mein 2 Klässler kann inzwischen das Einmaleins komplett auswendig, hat irgenwas für sein Stofftier gehäkelt, irgendwelche Heckenfrüchte und Blätter gesammelt und getrocknet und liest wie ein Weltmeister. Und meine 5 Klässlerin hat ein Gedicht für Deutsch gelernt und ein Plakat dafür gestaltet, die ersten Lektionen in meinem alten Lateinbuch gelesen, einen Bildband über van Gogh angeschaut und jede Menge selbst ausgesuchte Aufgaben zur Potenzrechnung und Primzahlzerlegung gerechnet. Bis auf das Gedicht alles keine verpflichtenden Sachen.
Meersalz
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Meersalz »

Ich habe meine Tochter bewusst danach gefragt, ob sie eigentlich gerne Hausaufgaben macht (obwohl ich die Antwort kenne ;), und ihre Antwort war nur ein kurzes "Nein".

Dann habe ich sie gefragt,
"wenn Deine Englischlehrerin Dir ein neues Buch (24 Seiten) mitgibt, dann magst Du es nicht lesen? "
sie holt es beim Abholen gleich aus dem Rucksack und ich muss es ihr quasi entreissen, weil sie es den Weg entlang vom Klassenzimmer bis zum Auto auf dem Parkplatz bereits lesen will und es ist nicht so, dass sie nicht genug Lesestoff bekommt..
"Doch."
"Das sind Hausaufgaben."
"Also, was nun, magst Du keine Hausaufgaben?"
Grinsend "Doch, ich mag Hausaufgaben".

"Wie sieht es mit den Matheblättern aus, machst Du die gerne zu Hause?"
"Ja"
"Das sind auch Hausaufgaben"
"Also, was nun, magst Du keine Hausaufgaben?"
Grinsend "Doch, ich mag Hausaufgaben".

"Und wie sieht es mit dem Spanish-Heft aus?"
"Ja, grinsend, Mami, hab schon verstanden, ich mag Hausaufgaben"

"Warum hast Du eigentlich nein gesagt?"

"Ich hab einfach nicht überlegt".

Sowas aber auch, auch meine HB-Tochter denkt nicht immer darüber nach, wenn man sie was frägt...
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
Rabaukenmama
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Vor dem Hintergrund, dass ich klassischen "Unterricht" kritisiere, weil ich still sitzen, leise sein, lernen nach Stundenplan und strengen Vorgaben sehr ineffektiv finde , ist es vor allem erstaunlich, dass dieser ganze Rahmen letztendlich nur einen kleinen Teil effektive Lernzeit bedeutet und trotzdem für gut befunden wird :gruebel: Man kann natürlich sagen, dass die LehrerIn sich in der der anderen Zeit um den Wohlfühlfaktor kümmert.
Das ist ja der Widerspruch. Du kritisierst den kleinen Teil effektive Lernzeit obwohl du ein System favorisiert, welches gar keine bzw.beliebige effektive Lernzeit hat. Du findest die Lehrer sollten die Wiederholungen in die Unterrichtszeit einbauen und in der Schule deiner Tochter gibt es gar keine Wiederholungen, es sei denn die Kinder machen sie von sich aus. Du findest "leise sein " überflüssig und übersiehst dabei,dass es auch Kinder gibt die einfach Ruhe und Struktur brauchen um effektiv Kernen zu können.


Momo hat geschrieben: Doch meiner Erfahrung nach geht es vor allem darum, die Kinder irgendwie dazu zu bringen, ruhig zu bleiben, zu ermahnen und irgendwie allen gerecht zu werden.
Woher hast du deine Erfahrung? Du hast selbst keine Regelschule besucht und deine Tochter besucht auch keine. Oder ist es eher eine Vermutung als eine Erfahrung?
Momo hat geschrieben:
Deshalb finde ich ja den klassischen Unterricht höchst ineffektiv, sowohl bezogen auf die eigentliche "Lernzeit" als auch darauf, dass die Kinder selbst in dieser Zeit nicht das lernen, was sie gerade selbst interessiert und in ihrem Tempo- was auch nicht gerade die Nachhaltigkeit des Lernens fördert.
Schule ist nicht gleich Schule. Wenn man die Schule deiner Tochter als das eine Extrem sieht ist das andere Extrem wohl Frontalunterricht nach exakten Stundenplan wo alle still sitzen müssen, fragen ob sie aufs Klo gehen dürfen und ständig Dinge machen müssen, die ihnen widerstreben, weil sie anderenfalls bestraft werden.Und dann müssen sie nach stundenlanger Qual auch noch gezwungenermaßen Hausaufgaben erledigen, sonst werden sie gleich wieder bestraft werden.

Sicher existieren solche Schulen immer noch, aber ich persönlich kenne keine. Und ich habe mich gut informiert und mir etliche Schulen und deren Konzepte näher angeschaut. Am "Tag der Wiener Schulen" kann man sogar direkt in einer Klasse sitzend den Unterricht beobachten.

Mich fasziniert nur, dass nach erkennen von "System soundso funktioniert nicht gut" automatisch davon ausgegangen wird dass das Gegenteil besser funktionieren wird. Ich bin auch nicht dafür, dass Kinder etliche Stunden still sitzen und aufmerksam Frontalunterricht lauschen müssen, egal, ob es sie interessiert oder nicht. Aber ich sehe sehr wohl, dass es Kinder gibt, die sich mit so einer Situation wohler fühlen als wenn es ein ständiges kommen und gehen mit permanentem Lärmpegel gibt. Kein System hat nur Vorteile. Und kein System passt gleichermaßen für jedes Kind.

Was Hausübungen betrifft bedeutet das: Ja, sie sind verzichtbar, aber ist das wirklich besser? Sollte ein Kind nicht gerade Dinge, die es NICHT unbedingt gerne macht, in überschaubaren Ausmaß üben? Habe ich Anspruch darauf, nur das zu tun, worauf ich gerade Lust habe? Haben Kinder diesen Anspruch und wenn ja wie lange? Ist es nicht sinnvoll sie LANGSAM daran zu gewöhnen auch ungeliebte Aufgaben zu erledigen? Oder sollte ich sie erst nach Schulabschluss vor die Tatsache stellen "Jetzt ist Schluß mit lustig. In derArbeit machst du das, was von Dir verlangt wird!"?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meersalz
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Meersalz »

Momo hat geschrieben:Meine Tochter interessiert sich jetzt, nach ein paar Wochen in der ersten Klasse, z.B. total für die Schreibschrift. Sie hat sooo einen Spaß es zu lernen, übt und übt und übt und freut sich riesig über ihre Fortschritte. Keiner hat ihr gesagt, dass sie dies nun lernen soll, keiner hat ihr Schwungübungen aufgegeben- sie macht es einfach von sich aus, nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause. Freiwillig.

Momo
Das ist ja witzig, meine kleine (2 1/2) interessiert sich gerade auch total für Schreibschrift. Ich glaube, sie hat richtig Freude daran, zu sehen, wie sich ihre Feinmotorik durchs Üben verbessert. Die Große hat das Thema Schreibschrift schon komplett hinter sich. Die Motivation, schön zu schreiben wurde ersetzt durch viel und schnell, sowie dem Ziel der korrekten Rechtsschreibung und viel Ausdrucksstärke zu schreiben, ersetzt. Zur Zeit hat die Große besonders viel Freude, zu reimen. Wenn´s nach ihr ginge, sollten wir uns nur noch mit Reimen unterhalten. Und wenn Mami sich dazu aufraffen kann (ist ja schon irgendwie schwer, wenn der Satz nicht leer, sondern mit Inhalt wär, schon toll, oh, mein Bauch ist voll, achtung da kommt ein Bär) , dann haben wir schon einen Riesenspass und lachen uns kaputt, was raus kommt.
In der Schule wird eben auch ab und zu mit Reimen "gearbeitet".

Liebe Momo, ich finde es wirklich schön für Deine Tochter, dass es ihr in ihrer Schule gefällt. Alle Mamis wollen nur das Beste für ihre Kinder. Aber Dein Ton hier in diesem Thread ist unterschwellig etwas angespannt, so dass ich mich frage, wenn es so gut läuft bei Euch, wieso willst Du es den Mamis, bei denen Du - wertend - meinst, dass sie ihre Kinder unnötigen Druck aussetzen, denn so unter die Nase reiben? Selbst wenn es so sei (und das glaube ich nicht), willst Du, dass die Mamis sich schlechter fühlen? Warum?

Ich erzähl mal kurz einen "Vorfall":

Meine Kleine (2 1/2 J.), ein wunderbares fröhliches ausgeglichenes aufgewecktes Wesen geht mit mir einen Kaffee/Tee trinken. Plötzlich fängt es an, bitterlich zu weinen und lässt sich nicht mehr beruhigen. MIt Fragen bringe ich sie zwischendurch immer zum Anhalten, weil sie überlegen, Luft schnappen und antworten muss. Dann geht es weiter. Langsam komme ich der Antwort näher, sie hat Zahnschmerzen (die letzten Backenzähne brechen durch).
Eine alte verhärmte (ja, ihr Gesicht war wirklich verhärmt) Dame stellte sich an meinen Tisch und sagte, sie hat auch Kinder, aber ihre Kinder haben andere Leute im Kaffee noch nie so belästigt.
Was habe ich geantwortet? Mein Schatz, hör nicht auf sie. Sie ist einfach eine unverschämte Lügnerin. Wie kann jemand Kinder gehabt haben, die niemals geweint haben? Das kann doch nur gelogen sein. Auch wenn man mittelgroß ist (unsere Kleine sagt von sich aus immer, sie ist mittelgroß und nicht groß wie ihre Schwester), darf man mal weinen, vor allem, wenn man Aua hat.

Was will ich mit dieser Geschichte sagen? Es gibt viele unterschiedliche Arten, sich in so einer Situation zu verhalten. Eine davon wäre, einfach nichts zu sagen und zu gehen und sich seinen Teil zu denken. Die andere, wie der Kellner, der dann freundlich kam und nachfragte, was ist denn heute mit der kleinen Maus los? (Wir sind Stammgäste) und die Maus auch ein bisschen abgelenkt hat.
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Meersalz
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Meersalz »

@Rabaukenmama: Bin voll und ganz Deiner Meinung. Sehr eloquent ;)
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sinus
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von sinus »

Nunja, ich denke, Momo hat sich mit dem Schulformen und dem Lernen intensiver beschäftigt und verzweifelt gerade an den Erkenntnissen, die sie daraus gewonnen hat und die für sie so offensichtlich zeigen, dass das verbreitete System zumindest jungen Kindern und dem natürlichen (selbstmotivierten) Lernen an so vielen Stellen zuwiderläuft.
Ich lese da keine "Besserwisserei" heraus, sondern eher Ärger darüber, was mit unseren Kindern da aus dieser Sicht heraus unnötigerweise gemacht wird.
Und wenn sich jemand nach ihren Beschreibungen "schlecht fühlt", dann kann es ja eigentlich nur daran liegen, dass derjenige ganz tief drinnen meint, dass sie womöglich Recht hat... Andernfalls amüsiere ich mich wohl eher über ihren idealistischen, womöglich naiv-romantischen Enthusiasmus.

Ob dem so ist, also dass das freie Lernen wirklich die bessere Wahl ist, da kann man geteilter Meinung sein.
Ich bin da ambivalent. Ich denke auch, dass es wohl (momentan?) nur zu einer bestimmte Art Kind und Eltern passt. (Und auch zu vielen Lehrern eher nicht so gut passt.)
Siehe mein Beispiel mit dem Mittagessen. Die Einhaltung des Lehrplans (1./2. Klasse! Grundschule.), scheint für das Gros die Eltern so viel wichtiger, als dass die Kinder genug Zeit zum Essen haben. :evil:
Für MICH ist das ein Unding, ich finde es wichtig - auch unter dem Aspekt des "Lernens fürs Leben" - dass die Kinder sich Zeit nehmen können zum Essen, sich auch noch mal nachholen können, wenn sie noch hungrig sind, nicht Essen nur deswegen entsorgt werden muss, weil die Zeit um ist. (Was bitte lernen sie daraus? Dass in Ruhe essen bzw die körperlichen Bedürfnisse nicht wichtig sind, dass man Essen einfach mal eben entsorgt... dass man zusehen muss, der Erste in der Schlange zu sein, wenn man genug Zeit haben will, dass man sich den Toilettengang lieber verkneift, weil man dann nicht genug Zeit zum essen hat etc pp... und dass all das keiner für irgendwie kritisierenswert hält.)

Ansonsten nehme ich mich auch gar nicht aus von denen, denen das Vertrauen fehlt, dass es so frei immer und für alle Bereiche die ICH für wichtig halte, funktioniert. Siehe Umgang mit dem Instrument. Da fällt es mir ja schwer bwz glaube ich nicht, dass es ganz in der Hand des Kindes liegend funktioniert.
Auch finde ich, sollte ein Kind vielleicht schon irgendwann mal lernen und erleben, dass es auch mal was tun muss, was ihm nicht so liegt und gefällt.
(Allerdings frage ich mich da gleichzeitig: Muss es das wirklich? Oder ist das ein Schranke in meinem Kopf?
Kann es nicht auch funktionieren, wenn man seinen Begabungen und Interessen nachgeht? Und kann es nicht sein, dass die Motivation, die Energie und das Duchhaltevermögen für auch mal unangenehme Sachen größer ist, wenn ein Mensch IM WESENTLICHEN mit sich und der Welt im Reinen ist? Woraus entsteht Innovation, Motivation, Durchhaltevermögen? Aus Zufriedenheit oder eher aus Unzufriedenheit?... Die gleichen Fragen stelle ich mir im Rahmen der Diskussion um das "bedingungslose Grundeinkommen". Dass das funktionieren kann glaubt ja aktuell auch die Mehrheit der Menschen eher nicht... siehe Volksentscheid in der Schweiz)

Ich persönlich denke ja, die Zeit ist einfach noch nicht reif für das freie Lernen bzw ein neue Schulsystem, es gibt zu viele Schranken im Kopf, zu wenig Mut und Vertrauen. Und zu wenig Geld, um so einen "Umsturz" wirklich gut umzusetzen.
Aber ich bin sehr froh, dass es Menschen gibt, die das ausprobieren, das durchziehen, dahinter stehen, sich dafür einsetzen. Whistleblower. Querdenker. Träumer- Sozialromantiker. Wegbereiter...
Und natürlich - zum Glück! - sind so Leute nicht immer nur bequem für "uns andere". :fahne:
Ich persönlich hoffe schon, dass sich in Zukunft am Schulsystem so einiges noch ändert. (Und tendiere auch dazu, an das Funktionieren des bedingungslosen Grundeinkommen zu glauben...)

Meiner Tochter übrigens tun zumindest aktuell und oberflächlich betrachtet Zensuren z.B. ganz gut - ihr Selbstvertrauen wächst. Sie hat es nun schwarz auf weiß, dass sie nicht so dumm ist, wie sie sich offensichtlich manchmal fühlt.
Ob das ein dauerhafter Effekt ist oder das Schnell-an-sich-selbst-zweifeln nicht in ihrer Persönlichkeit liegt und nur kurzfristig und oberflächlich von einer Bewertung von außen gestützt wird ... das wird sich zeigen.
Grad gestern klagte sie, sie fände sich so dumm. Alle seien schlauer als sie. Ich war froh, mit Hinweis auf ihre Zensuren argumentieren zu können, dass dem gar nicht so sein KANN.
Auf der andern Seite: käme sie bspw. in einer freien Schule denn überhaupt auf so Gedanken, dümmer zu sein als andere?
Wenn sie ihren Interessen und Begabungen nachgeht - würde sie sich selbst nicht nahezu ständig als kompetent erleben?

Mein Kind geht zwar nicht direkt ungern in die Schule, aber sie klagt schon über gewisse Aspekte des Unterrichts. Z.B. dass es langweilig sei, dass es laut sei.
Aber das ist ja sicher nicht so, weil "jeder macht, was er will". Denn wenn jemand das tut, was er will, ist er ja wohl konzentriert dabei, es sei denn, es geht um Sport und sich Auspowern. In einer freien Schule gäbe es dafür ja wohl bestimmte Bereiche, wo das erlaubt ist und nicht stört!
Das mit den unruhigen Kindern wird wohl so sein, weil der Unterricht bzw der Rahmen dafür einfach nicht zu den Bedürfnissen der Kinder passt.
Die Lehrer sagen, die Kinder seien früher anders gewesen. Disziplinierter. Heute könnten sie nicht mehr stille sitzen, würden nicht mehr auf die Lehrer hören, seien weniger sozial.
Das liegt wohl dann also nicht nur an der Schule, sondern auch an den Eltern, dem Alltag zu Hause. Zu wenig Bewegung, zu viel Fernsehen, Computer, zu wenige soziale Erfahrungen.
Das wird schon auch stimmen.
Aber so sieht nunmal der aktuelle Alltag für die Meisten der Kinder aus.
Wäre es nicht schön, wenn die Schule bzw der Staat dem Rechnung trägt, indem er den Kindern einen Rahmen bietet, wo ihren Bedürfnissen Rechnung getragen wird?

Ging es nicht überhaupt u.a. genau darum ursprünglich? Die Schule sollte allen, auch benachteiligten Kindern, die Chance geben, zu lernen, lesen, schreiben, rechnen. In der DDR und in vielen Entwicklungsländern war/ist auch immer das warme Essen dabei.
Weil es für die Gesellschaft wichtig war, dass möglichst viele Menschen möglichst gebildet sind.
Sollte die Schule nicht das ausmerzen, was im Elternhaus eben nicht für alle gleichermaßen zum Wohl der Kinder (bzw eigentlich vor allem langfristig zum Wohl der Gesellschaft) machbar war?

Vielleicht ist es ja auch an der Zeit zu sehen, dass HEUTZUTAGE bspw Naturerfahrungen und soziale Erfahrungen in der Gruppe (die man im Frontalunterricht eher nicht so hat), die die Kinder FRÜHER nebenbei auf der Straße hatten, eben nicht mehr zum Alltag gehören und eben nun das Fehlen dieser Aspekte unserer Gesellschaft nicht gut tut. So wie früher der Mangel an Bildung.
(Ganz zu schweigen von der sich ebenfalls stark verändernden Abeitswelt, die zu Zeiten der Enwicklung des Schulsytems ja eine ganz andere war.)

Ich erlebe hier ein Kind, was mir daheim fast ausschließlich vom Hort erzählt. Und dem, was in den Pausen ablief.
Inhalte des Unterrichts scheinen nicht so wichtig.
Abgesehen von dem, was in Themen- und Projektwochen gemacht wird.
Da hatten sie z.B. grad das Thema Igel. Alles drehte sich darum. Fächerübergreifend. Und es gab einen Ausflug ins Igelschutzzentrum.
Alle Eltern, mit denen ich sprach, erzählten gleichermaßen, wie die Kinder unglaublich aufgeregt vorher und begeistert hinterher gewesen seien. Und alle Kinder hatten sehr viel zu Hause davon berichtet.
(Ebenso klagen die Eltern, dass die Kinder ansonsten kaum was vom Unterricht erzählen. Da scheint also meine Tochter nicht die Ausnahme... )
Übrigens hat meine Tochter, die ansonsten eher nicht unbedingt "Hans Dampf in allen Gassen" ist und nicht so der Typ für große Gruppen, für mich völlig überraschend nach eben dieser Projektwoche, in der es Gruppenarbeit statt Frontalunterricht gab, plötzlich geäußert: "Am Liebsten würde ich ja die ganze Klasse zu meinem Geburtstag einladen!"
Klingt jetzt sicher für viele erstmal nicht ungewöhnlich, ist es für meine Tochter aber schon. Die Tochter, die im Sommer, als sie für ein Wochenende die Wahl zwischen Klassensommerfest und sogar noch einem Kindergeburtstag versus einem Ausflug in den Tierpark mit der Aussicht, ein Wolfsrudel zu sehen, völlig ohne mit der Wimper zu zucken für die Tiere statt der Feiern entschied.
Ich vermute ja ganz stark, dass die Äußerung unmittelbar damit zusammenhing, dass die Klasse in der besagten Woche so ganz anders und viel mehr miteinander, als nebeneinander her gearbeitet hatte.

Und zum Thema: "in den meisten Schulen geht es gar nicht so "schlimm" vonstatten".
Hier gibt es z.B. besagte Mathelehrerein, die bald in Rente geht.
Die Seite für Seite das Buch abarbeitet, immer im Plan bleibt und so streng ist, dass es wohl recht ruhig im Unterricht ist.
Die Ruhe finden die Kinder erstmal ganz gut.
Auf der anderen Seite hat meine Tochter Angst vor ihr. Sie schimpft wohl immer schnell, wird laut. Sie hat in der ersten Schulwoche der 1. Klasse einen Jungen "zusammengestaucht", weil er im Unterricht in seinem Ranzen wühlte (er wollte wohl ein Taschentuch rausholen), der Ranzen umfiel und es dadurch Krach und Unruhe gab.
Ich kenne den Jungen seit dem Kindergarten - er ist sehr ruhig und sicher kein "klassischer Störenfried".
Dieses Vorkommnis hat dazu geführt, das meine Tochter in der 2. Schulwoche (!) äußerte, Mathe sei doof.
Einmal hat die Lehrerin sie auch bloßgestellt. Ich schrieb schonmal davon glaube ich. Weil sie sich wegträumte, musste sie aufstehen und vor allen eine Kettenaufgabe rechnen. Sie hatte ein falsches Ergebnis, was die Lehrerin ihr dann als Argument unter die Nase rieb, dass sie es sich also offensichtlich nicht leisten könne, nicht aufzupassen.
Kind sagte dazu zu mir: Wie soll ich denn auch richtig rechnen, wenn alle so auf mich schauen?
(Sie hat übrigens keine Probleme in Mathe, findet selbst aber, sie sei "in Mathe nicht gut".)

Eine Freundin von mir, macht als studierte Sängerin bei einem Projekt mit, wo sie in Grundschulen den Musikunterricht begleitet, als zusätzliche Lehrerin im Unterricht.
Sie kannte von ihren 3 Kindern die freie Schule (die beiden älteren wechselten dann aber aufs Gymnasium, der Kleine ist noch im Grundschulalter) und hat dadurch jetzt mal ganz hautnah miterlebt, wie nun der Unterricht in der Regelgrundschule stattfindet.
Sie hatte wohl durchaus auch mal Lehrerinnen, die ihr von der Unterrichstgestalrung her gut gefallen haben.
Aber - und das wesentlich häufiger, sagt sie - viele, viele unschöne Erlebnisse und Beobachtugen gemacht, wo der Untericht genau nach dem Schema stattfindet: Kinder stille halten, drohen, beleidigen, bloß stellen.
"Was soll denn Frau X (meine Freundin) denken, wenn ihr euch so daneben benehmt?"
"Wenn du weiterhin störst, kommst du vor uns singst das Lied mal allen alleine vor" u.ä.
(Das fördert sicher ungemein die Liebe zur Musik und zum Musikunterricht :? )
usw usf. Und diese Art des Unterrichts sei wohl - leider - nicht die Ausnahme.
Wer von euch hier kennt solche Sätze nicht auch?
Muss das wirklich ein? Muss man damit leben, darüber hinweggehen?

Ich glaube eigentlich nicht, dass das immer nur inkompetente Lehrer sind, die ihren Beruf verfehlt haben und nicht irgendwann mal auch mit Liebe zu Kindern und ihrem Beruf losgelegt haben.
Vermutlich sind sie irgendwann daran verzweifelt, dass die Art des Unterrichts, die sie geben sollten, eben nicht zu den Bedürfnissen und Interessen der Kinder passt... Und sind dann wohl irgendwann zu den leider zumindest kurzfristig effektiven Methoden wie drohen, schimpfen, disziplinieren übergegangen. (Tw natürlich sehr gut versteckt, wie in so einem dem Satz "Was soll denn X denken...")
Aber ist das wirklich das, was sich langfristig bewährt? Die Motivation und Fähigkeit gut zu lernen stärkt, Interesse am Fach weckt, Kinder zu sozialen, respektvollen Menschen macht?

Übrigens bin ich mit der Klassenlehrerin vom Kind sehr glücklich. Sie tut im Rahmen der Möglichkeiten ihr Bestes.
Es gibt tolle Ausflüge (zur Stärkung der Klassengemeinschaft waren sie z.B. bei einem "Managertraining" in einem Kletterpark), Thementage, Themenwochen, sie gestaltet den Unterricht so kindgemäß wie möglich, legt immer wieder Bewegungsrunden ein - kümmert sich also sehr um die Bedürfnisse der Kinder.
Sie droht und schimpft wohl auch nicht (sagt zumindest Tochter so), es gibt wenig Hausaufgaben, sie ist bei allen Kindern beliebt und bekannt dafür "eine gute Lehrerin" zu sein.
("Was? Ihr habt Frau F.? Ihr glücklichen...).

Allerdings hatte sie - etwa mein Alter, also so um die 40 - vor einiger Zeit auch schon ein Burnout und war ein Jahr lag krank geschrieben.
Ist es nicht schade und sich auch ein Fehler des Systems, dass so engagierte und offensichtlich beliebte UND gute Lehrerinnen innerhalb des Systems so schnell ausbluten? (Sie ist ja bei Weitem nicht die einzige...)

Alles in allem bin ich mit der Schule meiner Tochter recht zufrieden, wie die meisten hier.
Alle tun ihr Bestes im Rahmen des Machbaren. Das "Klientel" ist wohl auch ein ungewöhnlich Gutes. (Speckgürtel der Großstadt, hier wohnen viele wohlhabende Akademiker)
Es liegt also sehr viel an den "Mitwirkenden" die sich in dem Rahmen bewegen.
Aber trotzdem - es geht besser! Ich persönlich glaube schon, dass der Rahmen nicht der Beste ist.
Und das sagen auch viele Lehrer selbst.
Allerdings schieben sie es - sicher nicht ganz ungerechtfertigt - durchaus AUCH auf die Eltern und die Gesellschaft. (Siehe zu wenig Bewegung, zu viele Medien, zu wenige soziale Erfahrungen)
Ich denke aber, es wäre durchaus möglich, im Rahmen der Schule diesen Entwicklungen, die sich wohl eher schwer an andere Stelle ausmerzen lassen (Wie soll das aussehen? Autos verbieten? Medien abschaffen?), besser Rechnung zu tragen, als es momentan passiert.
Zuletzt geändert von sinus am Do 3. Nov 2016, 23:36, insgesamt 1-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Bliss
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Bliss »

sinus hat geschrieben: Ob dem so ist, also dass das freie Lernen wirklich die bessere Wahl ist, da kann man geteilter Meinung sein.
Ich bin da ambivalent. Ich denke auch, dass es wohl (momentan?) nur zu einer bestimmte Art Kind und Eltern passt. (Und auch zu vielen Lehrern eher nicht so gut passt.)
Meiner Erfahrung nach hängt es in erster Linie vom Lehrer und der Chemie zwischen Lehrer und Klasse und Klasse untereinander ab und viel weniger von der Art des Lernens ab, ob sich Kinder wohl in der Schule fühlen. Und das weiss man leider nie vorher, man kann allenfalls nach Erfahrungen der Vorjahre fragen. Da gibt es echt Unterschiede zwischen Parallelklassen, das glaubt man kaum. Und das sowohl an der Regelschule, als auch an freien Schulen. Und sich wohlfühlen ist halt die beste Vorraussetzung etwas zu lernen.


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Kann es nicht auch funktionieren, wenn man seinen Begabungen und Interessen nachgeht? Und kann es nicht sein, dass die Motivation, die Energie und das Duchhaltevermögen für auch mal unangenehme Sachen größer ist, wenn ein Mensch IM WESENTLICHEN mit sich und der Welt im Reinen ist? Woraus entsteht Innovation, Motivation, Durchhaltevermögen? Aus Zufriedenheit oder eher aus Unzufriedenheit?...[/quote]

Auch hier meine Erfahrung: es hängt entscheidend vom Character und Temperament des Kindes ab. Es gibt Kinder die brauchen für Höchstleistungen ein gewisses Maß an Druck und welche, die gehen schon bei geringen Disharmonien zu Grunde.

Auf der andern Seite: käme sie bspw. in einer freien Schule denn überhaupt auf so Gedanken, dümmer zu sein als andere?
Wenn sie ihren Interessen und Begabungen nachgeht - würde sie sich selbst nicht nahezu ständig als kompetent erleben?
Das bezweifel ich. Erstens mal müssen Begabung und Interesse nicht unbedingt korrespondieren. Und zweitens gibt es halt Kinder, die die Erwartung an sich haben, es gleich perfekt zu können und sich dem zufolge bei komplexeren Sachen gleich mal inkompetent wahrnehmen, obwohl es völlig normal ist, dass man es nicht gleich kann.
Mein Kind geht zwar nicht direkt ungern in die Schule, aber sie klagt schon über gewisse Aspekte des Unterrichts. Z.B. dass es langweilig sei, dass es laut sei.
Aber das ist ja sicher nicht so, weil "jeder macht, was er will". Denn wenn jemand das tut, was er will, ist er ja wohl konzentriert dabei, es sei denn, es geht um Sport und sich Auspowern. In einer freien Schule gäbe es dafür ja wohl bestimmte Bereiche, wo das erlaubt ist und nicht stört!
Da kann ich nur feststellen, dass es Kinder gibt, die einfach laut sind, in allem was sie tun. Die reden laut, die laufen laut, die atmen laut. Und das schon in einem Alter, wo man es noch nicht auf Computer und Bewegungsmangel schieben kann. Mein Sohn hat zwei solche Freunde, und es ist unglaublich, was für eine Geräuschkulisse ist, wenn die zu Besuch sind.
Und zum Thema: "in den meisten Schulen geht es gar nicht so "schlimm" vonstatten".
Hier gibt es z.B. besagte Mathelehrerein, die bald in Rente geht.
Die Seite für Seite das Buch abarbeitet, immer im Plan bleibt und so streng ist, dass es wohl recht ruhig im Unterricht ist.
Die Ruhe finden die Kinder erstmal ganz gut.
Auf der anderen Seite hat meine Tochter Angst vor ihr. Sie schimpft wohl immer schnell, wird laut. Sie hat in der ersten Schulwoche der 1. Klasse einen Jungen "zusammengestaucht", weil er im Unterricht in seinem Ranzen wühlte (er wollte wohl ein Taschentuch rausholen), der Ranzen umfiel und es dadurch Krach und Unruhe gab.
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Solche Lehrer gibt es, aber auch hier sehe ich es wieder nicht unbedingt als Folge des Schulsystems. Denn das kommt einfach unabhängig vom Schulsystem vor und nachdem was ich so höre vermute ich auch, dass die Ursache oft nicht der Lehrer an sich ist, sondern es z.B Klassen gibt, die jeden an seine Grenze bringt, während in anderen Klasse fast jeder Lehrer zu recht kommt. Also gleicher Lehrer und in Klasse 1 läuft es super und in Klasse 2 katastrophal.
orangenminze
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von orangenminze »

Hallo zusammen,

den Aspekt, den Du,Sinus erwähnt hast, nämlich das Schule gerade auch Kindern aus Bildungsfernen Familien Bildung nahe bringen soll, finde ich sehr wichtig. Dass Kinder jeden Tag und jederzeit lernen, steht denke ich außer Frage. Auch ein Kind, dass den halben Tag vor dem Fernseher und ohne Schule auf der Straße verbringt, lernt schließlich permanent---- nur eben nicht das, was wir unter Bildung und Kulturtechniken verstehen. Kinder, die aus Familien kommen, in denen es wenig Bücher gibt, keine Museumsbesuche, keine Büchereibesuche, an welchem Ort sollen sie diese Möglichkeiten kennen lernen? In der Schule. Klar, die Möglichkeiten der Schule sind begrenzt, aber besser als gar keinen Zugang zu Bildung zu haben und aus der Perspektive heraus finde ich es gut, wenn es Vorgaben gibt, was als mindester gemeinsamer Nenner gelernt werden soll, von was man schon mal gehört hat und wie man an Informationen gelangt und sich Wissen aneigenen kann.
Kinder lernen zwar beständig, aber das was sie lernen und was ihnen wichtig ist, verändert sich ja auch. Gerade der Wunsch, lesen, schreiben, rechnen zu lernen kommt bei den meisten Kindern (ja, Ausnahmen gibt es) von alleine zwischen 5,6,7, Jahren, da "passt" Schule ganz gut. In unserer Gesellschaft gehört das Beherrschen bestimmter Kulturtechniken dazu, um dazu zu gehören und Kinder möchten dazugehören. Aber es wird auch immer so sein, dass es Dinge gibt, die uns leicht zu lernen fallen und Dinge, die uns schwer fallen zu lernen.
Aber soll ich jetzt zulassen, dass mein Kind nicht lesen und schreiben und rechnen lernt (oder Physik oder Chemie oder Geschichte), weil es ihm "schwer" fällt? Oder ist es nicht vielmehr auch ein entscheidender Lernschritt zu lernen, wie lerne ich lernen, welche Strategien kann ich entwickeln, wenn es mal unbequehm wird?
Das Schulsystem wird zwar beständig verändert, reformiert, etc. aber klar, das Prinzip ist nach wie vor: es gibt einen Lehrplan und Bildungsziele und verschiedene Fähigkeiten, die erlernt werden sollen, in der Umsetzung würde ich mir auch oft mehr Empathie und einen wertschätzenderen Umgang miteinander wünschen, kleinere Klassen, weniger hierarchische Strukturen--- Schule ist bestimmt nicht perfekt, es gibt viele Baustellen.
Aber, wie gut Schule im Alltag funktioniert, welche Stimmung und Wertschätzung die Schüler erfahren, wie gut sie lernen zu lernen, hängt glaube ich weniger am System als vielmehr an den Menschen. Auch in freien Schule gibt und gab es Mobbing, Hänseleien, Missbrauch etc. Das System schützt nicht vor "schlechten" Menschen.
So, das geht jetzt wieder weit weg vom Ursprungsthema "Hausaufgaben"... da kann ich gerade noch nichts beitragen, da kein Schulkind daheim :fahne:
lg orangenminze
Rabaukenmama
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Rabaukenmama »

@orangenminze: dem stimme ich vollinhaltlich zu :) !

@Lehrer, die stur nach Schema arbeiten, nicht wertschätzend sind, usw:: gibt es meiner Beobachtung nach (leider) in so ziemlich jeder Schule, nur sind sie Gott sei Dank in der Unterzahl. Es mag sein dass diese Lehrer in freien Schulformen seltener sind, aber auch dort sind mir schon welche untergekommen. Unter anderem auch eine Lehrerin an der Schule meines Sohnes (aber GsD in einer ganz anderen Klasse). Diese Lehrerin war zwar nicht offen agressiv, aber ihr Umgang mit den Kindern war so was von herablassend und genervt dass es fast weh getan hat, bei dieser Unterrichtsstunde (am Tag der Wiener Schulen) dabei zu sein. Im Gegensatz dazu war an einer sehr "konventionellen" Schule ein toller, motiverter Junglehrer, der ca. 25 Zweitklässer in einem winzigen Klassenzimmer unterrichtet hat...und die Kinder sind fast ausnahmslos fasziniert an seinen Lippen gehangen.

Es steht und fällt einfach alles mit der Lehrperson, unabhängig vom Konzept, das außer "draufsteht".

@Strafen bei nicht gemachten Hausaufgaben: Hier der Erfahrungswert eine notorischen nicht-Hausaufgaben-Macherin: GAR NIX PASSIERT! Ich war in einer Volksschule, zwei verschiedenen Hauptschulen (eine streng religiös mit Ordensschwester als Direktorin), einer höheren Schule und in einem "polyteschnischen Lehrgang" Das ist jetzt 30 bis 40 Jahre her und es waren alles ganz normale, konventionelle Schulen. Ich habe in JEDER dieser Schulen etliche Hausaufgaben nicht gemacht und Schulübungen nicht mitgeschrieben. Klar wurde ich zur Rede gestellt. Na und? Hie und da bekam ich auch eine Strafaufgabe, die ich dann wieder nicht gemacht habe. Was war dann? Wieder nix! Einzige Folge waren schlechtere Zeugnisnoten, aber auch nie so schlecht wie angekündig.

Im letzten Hauptschul-Semester habe ich von 21 Deutsch-Hausübungen gerade mal 4 gemacht. Angeblich bekommt man pro 5 nicht gemachten Hausübungen PRO SCHULJAHR eine um ein Grad schlechtere Note. Da ich leistungsmäßig zwischen 1 und 2 war hätte ich (die ich im ersten Semester auch mindestens 15 Hausübungen nicht gemacht hatte) einen katastrophalen Fünfer bekommen müssen. Tatsächlich bekam ich eine 3 ;) .

Das ist jetzt kein Playdoyer für Hausaufgaben-verweigern! Es zeigt nur dass diejenigen Eltern, die aus Angst vor etwaigen "Folgen" für ihre Kinder extrem dahinter sind, dass die Hausaufgaben komplett und ordentlich gemacht werden, es ruhig etwas gelassener angehen können :mrgreen: .
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Momo
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Re: Hausaufgaben in der Grundschule

Beitrag von Momo »

Liebe Sinus, danke für Dein Einfühlungsvermögen und für Deinen langen sehr treffenden Bericht! Ich finde es toll, wie ehrlich Du bist und dass Du es schaffst, Dich in andere Wege einzudenken und auch bestehende Systeme kritisch zu hinterfragen. Das ist es, wozu ich hier anregen möchte, denn ich kenne wie schon oft geschrieben viele Kinder mit den unterschiedlichsten Schwierigkeiten in der Schule und darunter auch Kinder, die regelrecht krank geworden sind und ihre Persönlichkeit verändert haben. Und wenn wir mal wirklich ehrlich sind, an unsere eigene Schulzeit zurückdenken und unseren Kindern zuhören, dann wissen wir alle, was ich meine. Also sollten wir auch bereit sein, zu hinterfragen und Dinge zu verändern.
Momo
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