Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
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Schnegge
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Registriert: So 12. Jun 2016, 18:41

Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von Schnegge »

Hallo Ihr ,

Unsere Tochter wird Anfang Dezember 4 Jahre alt!
Sie hat eine Vorliebe für Zahlen und Buchstaben und bricht jeden Tag mindestens eine Diskussion los wieso sie noch nicht zur Schule darf!
Sie sieht es nämlich gar nicht ein zu jung dafür zu sein! :schwitz:
Jetzt ist sie (in Bayern) 2018 ein "kann" Kind und 2019 ein "muss" Kind!
Ich weiß es ist noch Zeit bis da hin ... aber ich würde trotzdem gerne eure Erfahrungen hören.

Die einen schreien .... mach das bloß nicht und lass ihr die Zeit zum Spielen!
Die anderen meinen .... mach das ihr wird sonst langweilig!

Was meint ihr?

Grüßle Katrin
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von Rabaukenmama »

Die Fragen, die ich mir dazu damals, als ich vor derselben Situation war, gestellt habe, waren:

Generelle Fragen:
Fühlt sich das Kind in der IST-Situation (z.B. im Kindergarten)wohl?
Wie schaut es mit Frusttoleranz und Emotionskontrolle?
Wie ist das Sozialverhalten gegenüber anderen Kindern?
Wie ist die Selbstständigkeit (z.B. Jacke, Schuhe, Turnsachen an- oder ausziehen)?
Will das Kind von sich aus in die Schule?
Welche Erwartungshaltung hat das Kind an die Schule?

Wenn das Kind in eine Regelschule eingeschult werde soll:
Schafft es, den Großteil der Schulzeit still zu sitzen?
Wie reagiert das Kind bei Aufgaben, die ihm langweilig oder sinnlos erscheinen?
Wie agiert das Kind wenn was dran ist, was es schon längst kann/weiß?
Wie agiert das Kind wenn was komplett neues dran ist, was es noch gar nicht kennt?

Mein Sohn wurde mit 6,6 Jahren als MUSS-Kind regulär eingeschult. Damals konnte er bereit über 2 Jahre flüssig und sinnerfassend lesen, gut rechnen, hatte einen echten Zahlenbegriff bis mindestens 100 und ein immenses Allgemeinwissen. Zum Zeitpunkt seiner Einschulung hatte er bereits mehrere hundert Bücher gelesen.

Aber er wurde leicht wütend, wenn ihm was nicht in den Kram gepasst hat, konnte Streitigkeiten nur schwer verbal austragen (hat dann geschubst, getreten,...) und manche Dinge, die 3jährige komplett locker wegstecken, machte ihm Angst. Zum Beispiel lebt er bei Theateraufführungen extrem mit und wenn ihm eine Situation Angst einflößt läuft er schreiend weg. Als er sich mal mit dem Kindergarten "Hänsel und Gretel" angesehen hat saß mein 6jähriger Sohn weinend auf dem Schoß seiner Lieblings-Pädagogin (weil er Angst vor der Hexe hatte) während 3jährige ihren Spaß an dem Stück hatten.

Jetzt, mit 6,6 Jahren ist mein Sohn immer noch in manchen Situationen überängstlich (beim Theaterstück "Alladin" mußte eine Lehrerin mit ihm die Vorstellung verlassen) und sozial-emotional hinten. Aber als MUSS-Kind zieht das keine Vorwürfe an mich hinter sich, dass ich zu früh eingeschult hätte :mrgreen: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
Dauergast
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Re: Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von Bliss »

Wir haben immer nach dem augenblicklichen Wohlbefinden geschaut. Meine Kinder haben sich im Kindergarten alle sehr wohlgefühlt, deshalb haben wir uns gegen vorzeitige Einschulung entschieden. Mein Sohn konnte z.B schon vor dem dritten Geburtstag lesen und in Mathe hätte er die gesamte Grundschule überspringen können bei seinen Vorkenntnissen. Trotzdem klappt es regulär eingeschult bislang gut (er ist jetzt in der 7.ten Klasse). Wenn es Probleme gegeben hätte, hätten wir halt über eine Sprung nachgedacht.

Wir sind auch Bayern und auch in unserem Umkreis ist die Variante: reguläre Einschulung und dafür außerschulische Extraaktivitäten weit verbreitet. In den Klassen meiner Kinder, gibt es jeweils nur ein Kind pro Klasse, das kein Muss-Kind ist. Dafür viele zurückgestellte und letztjährige Kann-Kinder.
Schnegge
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Re: Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von Schnegge »

Die generellen Fragen sind gut!

Ich denke schon , dass sie sich im Kiga wohl fühlt.
Andereseits werden die Erzieherinnen aber auch fast täglich gefragt ob sie nicht bald ein Wackelzahn ( Vorschulkind) ist!
Bei Frusttolleranz gibt es Probleme wenn man Helfen möchte ( zeigt sich aber eher ihn rumschreien, nicht in Richtung Gewalt).
Andererseits kann sie aber gut abschätzen ob die Erwachsenen jetzt nur helfen wollen damit es schneller geht ( dann gibt's Drama) oder ob sie es tatsächlich nicht selbst kann ( dann lässt sie sich helfen, will sie es aber lernen)!
In Sachen Sozialverhalten kann sie noch lernen :) Aber gut , sie ist ja auch "noch" 3 :mrgreen:
Die Selbstständigkeit ... da gibt's nur einen Satz " MAMA ... ich mach das SELBERRRR! :roll:
Die Erwartungshaltung ... sind Buchstaben , Zahlen , Malen und auch ein großes Schulkind sein!

Ich kann es halt schwer einschätzen, da mein Großer eher das Gegenteil ist. Knapp an einer Rückstufung vorbei geschrammt und leicht Entwicklungsverzögert mit Wahrnehmungsstörung! Im Moment tendiere ich zu Regeleinschulung , es sei denn sie wird Sozial und mit allen drum und dran als Schulfähig eingestuft und sie würde nicht mehr in den Kindergarten wollen.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von Rabaukenmama »

@schnegge: Du machst Dir zwar JETZT Gedanken, musst aber noch längst keine Entscheidung treffen. Wenn der Zeitpunkt ist, eine Einschulung als KANN-Kind zu beantragen gehst du noch mal alle Punkte durch.

Was mir bei deiner Beschreibung ein bisschen Bedenken macht ist die Erwartungshaltung an die Schule. Wenn deine Tochter kognitiv sehr fit ist dann kann durchaus sein, dass sie auch bei vorzeitiger Einschulung frustriert ist, weil es ihr "zu langsam" weitergeht und sie vieles bereits kann. Das wird ein Jahr später zwar auch nicht besser sein, aber dann ist es eben so und man wird damit umgehen können. Leider werden Verhaltensprobleme mit kognitiv fitten KANN-Kindern oft auf "Überforderung" geschoben, auch wenn eher das Gegenteil der Fall ist.

Ich halte es grundsätzlich wie Bliss: wenn das Kind mit der IST-Situation zufrieden ist halte ich Änderungen, die extra von mir herbeigeführt werden müßten, für verzichtbar ;) .
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charlotte12
Dauergast
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Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von charlotte12 »

Hallo Schnegge,

warum möchte sie denn so dringend in die Schule, was erhofft sie sich davon? Wie geht der Kindergarten auf sie und ihre Vorliebe für Zahlen und Buchstaben ein? Wie stabil ist ihr Interesse und ihre Meinung? Findet sie nur Zahlen/Buchstaben als solches "schön" oder lernt sie tatsächlich aus eigenem Antrieb lesen/rechnen usw.? Wir haben daheim ein frischgebackenes (knappes) Kann-Erstklässler-Kind. Bei uns war damals ausschlaggebend, dass sie fließend las, einiges rechnete, im Kindergarten kreuzunglücklich war/massivst ausgebremst wurde, dass sie anhaltend dringendst in die Schule wollte, dass wir ein frühes Springen vermeiden wollten, da uns ein stabiles Umfeld für sie wichtig war/ist, dass wir eine Schule fanden, die uns verstand und unterstützte und bei der wir ein richtig gutes Gefühl hatten. Es dann auch tatsächlich durchzusetzen war schwierig genug, aber das ist ein anderes Thema. Unsere Tochter ist bis jetzt glücklich in ihrer Schule, blüht auf, es war aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung. Allerdings stimmt es, sie hat weniger Zeit zum Spielen als vorher. Ich würde Dein Kind nur dann früheinschulen, wenn es im Kindergarten nicht passt und ihr in der Schule ein gutes Gefühl habt. Nicht weil irgendjemand irgendetwas sagt.
alibaba

Re: Einschulung als "kann" Kind pro und kontra?

Beitrag von alibaba »

Ich bin da ganz bei Rabaukenmama, macht euch Gedanken, wenn es wieder so weit ist. Bis dahin ist es noch ein Stückchen. Kinder in den jungen Jahren entwickeln sich recht rasch, so das man vieles in einem halben Jahr bereits anders betrachten kann, als momentan.

Vorweg, Kinder wissen nichts mit Schule anzufangen. Die sehen nur das ist toll und da wollen sie auch hin. Das Schule kein Kiga mehr ist, das können sie gar nicht greifen. Das man da machen muss was gesagt wird, ist absolut unvorstellbar. Man will einfach nur groß sein und das will wohl jedes Kind. :D

Macht es abhängig von der dann aktuellen Situation. Rabaukenmama hat das gut beschrieben. Wichtige Punkte sind das.

Vorher einschulen würde ich vorher nur noch, wenn Not am Kind ist. Ansonsten kann ich dem späteren Zeitpunkt mittlerweile jede Menge abgewinnen. Natürlich kann ich das ganz leicht rückblickend betrachten. Als ich in deiner Situation war habe ich auch gedacht, man müsse eher einschulen.

VG
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