Deutschunterricht

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Bei meiner Tochter war es in diesem Alter so, dass sie sich entweder fürs Rechnen oder fürs Lesen oder fürs Schreiben interessiert hat. Oder für motorische oder soziale Dinge. Irgendwo arbeitete es bei ihr immer, aber nie in allen Bereichen gleichzeitig. Und nur in dem Bereich, der bei ihr gerade "in" war, hat sie sich weiterentwickelt, den Rest hat sie vehement abgelehnt. Witzigerweise war auch "Lesen" und "Schreiben" bei ihr komplett getrennt, immer nur eines davon war interessant. Kann es nicht sein, dass bei deinem Kleinen das Lernfenster für das Lesen schlichtweg gerade nicht geöffnet ist? Also immer unter der Voraussetzung, dass seine Augen ok sind. Das finde ich ein Riesenproblem bei unserem Schulsystem - die Kinder werden sehr oft durch diesen Einheitsbrei, den sie lernen sollen, mit dem Lernen zur für sie falschen Zeit mit den falschen Themen abgeholt. So wie du schreibst, könnte ich mir vorstellen, dass für deinen Kleinen Mathe Klasse 3, Sachkunde Klasse 5 und Deutsch Vorschule gut wäre, oder irgend so was. Wobei ich dein Kind nicht kenne, ich kann auch komplett daneben liegen.
Maca
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Maca »

@koschka

Ich habe damals mit meiner Tochter Hörbücher gehört und mit ihr synchron (beide im Chor :D ) dazu gelesen.

Ein wenig nach der Methode:
https://bildungsserver.berlin-brandenbu ... erbuecher/

Sie war damals deutlich älter ( 8 und kombinierte Volllegasthenikerin und hatte eine unerkannte unregelmäßige Hornhautverkrümmung, obwohl wir ständig bei der Augenvorsorgeuntersuchung waren)
und liebte die Hörbücher der griechischen Sagen von Dimiter Inkiow gelesen von Peter Kaempfe.
Die hatten wir auch als Buch.
Das machte ihr richtig Spass.

Meine Tochter ging parallel allerdings jahrelang zur Lerntherapie, ohne diese wäre gar nichts gegangen, lässt sich also nicht mit eurer Situation vergleichen.

Obige Methode könnt ihr aber vielleicht mal ausprobieren, wenn ihr das nicht sowieso schon gemacht habt.
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Das mit dem "von oben her lernen" kenne ich. Du hattest doch geschrieben, dass in in Mathe bald die Grenze erreicht ist, bei der er ohne Lesen nicht weiterkommt. Vielleicht ist das ja die Chance? Wenn er in Mathe gerne schwierigere Dinge machen möchte, dann braucht er das Lesen als Werkzeug und hat sein "wozu?" beantwortet. Was passiert denn, wenn du seine gewohnten Wissens-Quellen verknappst, wenn du "keine Zeit" hast, das interessante neue Buch vorzulesen, keine neue CD vorhanden ist? Ich selbst habe mich als Kind durch "Hanni und Nanni" buchstabiert, mühsamst, über Wochen. Meine Mutter wollte mich davon abhalten, weil das doch noch viel zu schwierig war. Aber am Ende vom dicken Sammelband 1 konnte ich halbwegs fließend lesen.
Rabaukenmama
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Koschka,

die Deutsch-Anforderungen an einen Erstklässler können unterschiedlicher nicht sein. In der Schule meines älteren Sohnes gab es in den ersten beiden Schuljahren nur verbale Benotung. Er was in deutsch (inklusive lesen) immer super-gut, aber auch viel schwächere Kinder bekamen da gute Bewertungen. Im ersten Halbjahr erste Klasse war Anforderung, mal die Buchstaben zu kennen und bis Ende der 1. Klasse sollten die Kinder auch ganz einfache Texte sinnerfassend lesen können (solche, wie dein Sohn sie in den Erstlesebüchern nicht mag)..

Mein jüngerer Sohn, gehörlos, autistisch, hat schon im ersten Halbjahreszeugnis überall Ziffern-Noten bekommen. In deutsch war es eine zwei. Ich verstand die Welt nicht mehr. Das Alphabet hatte er schon zwei Jahre vor Schuleintritt vor- und rückwärts beherrscht und alle Groß- und Kleinbuchstaben (in Gebädensprache) perfekt benennen können. Mit seiner Betreuerin (Behinderten-Integrationshilfe) kommuniziert er fast ausschließlich schriftlich, macht ihr Vorschläge, liest Vorschläge von ihr (in Schreibschrift geschrieben), gibt Antworten. Einziges Manko: er macht die typischen Grammatikfehler der Gehörlosen: falsche Präpositionen, falsche Artikel, manchmal doppelt, weil er nicht weiß, was richtig ist. Aber ich kenne KEINEN EINZIGEN erwachsenen Gehörlosen (außer erst nach der Lautsprachentwicklung ertaubte Personen), der nicht zumindest hie und da mal genau SOLCHE Grammatikfehler macht. Warum heißt es "Ich gehe in DIE Schule.", aber "Ich komme aus DER Schule."? Wenn man nichts hört und das nicht von klein auf so aufgenommen hat, kann man das wirklich schwer verstehen. Mein Sohn schreibt halt "Wir gehen zur zum schwimmen." weil er nicht weiß, welche Präposition richtig ist. Und genau auf Grund SOLCHER Fehler hat mein jüngerer Sohn die 2 im Halbjahreszeugnis. Und das nach ALLGEMEINEM SONDERSCHULLEHRPLAN! Hätte ich nicht zwei Kinder wäre mir das vielleicht gar nicht komisch vorgekommen, aber mit dem Wissen, dass beim Bruder nach Regelschullehrplan in derselben Schulstufe das erkennen der Buchstaben für eine gute Note gereicht hat, sehe ich das natürlich anders.

Deutsch ist mMn sowieso das Fach, wo die Lehrer ziemlich allmächtig sind. Man kann auf ein- und denselben Aufsatz bei einem Lehrer eine Eins und beim anderen eine Vier bekommen. Mathe ist in der Hinsicht viel besser. Da kann der Lehrer vielleicht ein paar Punkterl abziehen, wenn nicht alle Nebenrechnungen schriftlich daneben stehen, aber das Endergebnis stimmt entweder oder es stimmt nicht. Und selbst bei den abgezogenen Punkten für die fehlenden Nebenrechnungen würde schnell auffallen, wenn ein Schüler mehr Punkte abgezogen bekommt als ein anderer. Bei deutsch hingegen kann man alles mögliche argumentieren, warum eine Leistung nicht gut ist.

So, aber jetzt genug wegen meinem Sohn gejammert! Tatsächlich ist sein Zeugnis ohnehin egal und ich habe die 2 in deutsch zwar angesprochen, werde mich aber sicher nicht beschweren.

Super, dass dein Sohn jetzt nicht mehr malen muss :) . Ich finde gut, wenn Lehrer ihren Schülern Tätigkeiten, die für den Lehrplan gar nicht notwendig sind, aber sehr frustrieren, erlassen. Mein älterer Sohn HASST Ballspiele jeglicher Art. Er hat aber das große Glück dass seine Lehrerinnen erkannt haben, wie schlecht es ihm dabei geht, und er daher nicht mitmachen muss. Die 2 in turnen nehmen wir dafür gerne in Kauf ;) . Und mit der 2 in Musikerziehung, weil mein Sohn sich geniert, in der Gruppe laut zu singen, können wir auch leben ;) .

Du schreibst, dich stört der Unterschied zwischen dem mathematischen Niveau deines Sohnes und seinen Lesefertigkeiten. Und durch deine Sorge, dass dein Sohn weiterhin wenig Interesse fürs flüssige lesen haben könnte, machst du dir selbst und unbewusst auch ihm Druck. Tatsächlich scheint es für ihn gar nicht so ein Problem zu sein. Seine Infos holt er sich durch vorlesen und CD hören. Wenn er soweit ist, wird er ganz von selbst lesen WOLLEN und es dann in nullkommanix können. Ob das in einer Woche oder erst in einem halben Jahr sein wird, kann dir niemand sagen. Aber ich würde erst mal fünfe grade sein lassen und gar nichts tun. Die Lernziele seiner Klasse erreicht er ja ohnehin. Es ist auch das Recht der Lehrerin, trotz Kenntnis des IQ deines Kindes, bei ihm keinen Vorsprung in deutsch zu sehen. Na, dann hat er halt keinen Vorsprung. Oder er hätte einen, wenn er WOLLTE, was aber auch niemanden weiter bringt.

Ich habe hier ein Kind, welches ständig für geistig behindert gehalten wird, weil Außenstehende nicht erkennen, was es kann. Und wenn ich erwähne, dass dieses Kind normal intelligent ist, dann ernte ich mitleidige Blicke. Die Leute glauben, ich als Mama wollte "es" nicht wahr haben :evil: . Ich habe gelernt, damit zu leben. Ist halt ein gewaltiger Unterschied zum Bruder, der da eher unter die Kategorie "Rampensau" fällt. Das ist auch der Grund für sein "schlechtes" Abschneiden bei IQ-Tests. Mein jüngerer Sohn macht absolut NICHTS, was er nicht selbst irgendwie für sinnvoll und der Mühe wert hält. Er schert sich einen Dreck um die Erwartungshaltung seiner Umgebung. Daher habe ich ein Kind, welches als Erstklässler in der Schule im Mathebuch für die 4. Klasse arbeitet, schwimmen kann, aber noch Tag und Nacht eine Windel braucht :schwitz: .

Alles Gute und versuch einfach, es lockerer zu sehen :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Belana
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Belana »

Meine Tochter hatte in der 1. Klasse als Lesehausübung, die sie täglich 3-5x lesen sollten zuerst Silben und später mehr oder weniger sinnbefreite Sätze aus den bereits gelernten Buchstaben. Da sie bereits lesen konnte, aber nicht wollte, habe ich mit ihr den Deal gemacht anstelle der Lesehausübung in "Erst ich ein Stück, dann du" Büchern gemeinsam zu lesen (davon gibt es auch Sachbücher). In der 2. Klasse haben wir dann Bücher der "Arena-Bibliothek des Wissens" gemeinsam gelesen - sie den bibliographischen Teil und ich den Sachteil. Der Vorteil dabei war außerdem, dass diese Bücher in Antolin für 4. bzw 6. Klasse eingestuft sind und entsprechend viele Punkte ergaben. Inzwischen liest sie das "Magische Baumhaus" und "Die 3 ???", aber nur leise.
inessa73
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von inessa73 »

Koschka hat geschrieben:Bitte, ich will daraus nicht noch eine Diskussion über das gleiche Thema machen. Schreibt bitte keine Argumente für und gegen die Einschulung. Das ist ganz anderes Thema und hat hier nichts zu tun. Das Thema hier ist, wie bringe ich meinem Kind, dass einen Bogen um die Bücher macht, das Interesse an Lesen bei.
Bei meinem Sohn war es anfangs das gleiche Problem.

Die Erstlesebücher ... voll sinnlos (finde ich auch). Er hat dann in der Bibliothek Comics für sich entdeckt und war mit "Asterix" dann endgültig im Lesefieber. Angefangen hat er mit den Schlümpfen ;-).

Jetzt, inzwischen 3.Klasse, liest er alles querbeet, mag aber Comics auch immer noch am liebsten.


Ines
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Da fällt mir ein, meine Tochter liebte "Petzi", als sie ein bisschen lesen konnte, es waren dieselben Heftchen, die ich selbst in der Leselern-Phase auch geliebt habe. Geht auch in Richtung Comics, aber nicht mit Sprechblasen sondern mit ein bis zwei Sätzen unter jedem Bild. Unangenehme Nebenwirkung war, dass meine Tochter damit erst mal die alte Rechtschreibung statt der neuen lernte, aber es gibt auch "Petzi"-Hefte in der neuen Rechtschreibung. "Erst ich, dann du" nahm sie erst an, als sie auch mühelos den "Erwachsenen-Teil" lesen konnte - vorher sah sie nicht ein, warum sie sich jetzt mit Lesen anstrengen soll, wenn ich doch gerade noch viel schöner und schneller vorgelesen hatte als sie das hinbekommen würde. Aber es waren echt Phasen, von außen nicht steuerbar. War sie gerade nicht in so einer Phase, dann half alles nichts, dann wollte sie nicht lesen sondern schreiben oder rechnen oder Schleifen binden oder was auch immer. Als meine Tochter lesen lernte, waren Filmchen noch keine Konkurrenz, weil sie noch zu klein zum Fernsehen war. Mittlerweile haben wir eine Zeitbegrenzung für Filmchen, weil sie ohne Limit den halben Tag vor dem Computer hängen würde und youtube-Filme anschauen würde. Nach so einem youtube-Marathon liest sie dann auch nicht mehr, spielt nicht mehr, sondern hängt nur noch gelangweilt und nörgelig rum.
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

eute früh hat er wieder geklagt, er habe Kopfschmerzen und will nicht in die Schule. Ich weiß nicht woran es liegt. Er ist beliebt, wird besucht, eingeladen. Er ist nicht gerne alleine und hat eine Mathelehrerin, die für ihn gut differenziert: er hat Matheforderheft 1. Klasse, einzehlne Blätter aus dem gleichen Heft aus der 2. Klasse. Er bekommt auch Kopien aus dem Mathearbeitsheft 2. Klasse, kann systematisch mit Rechenweg im Hunderterraum rechnen. Kann die Uhr in jeder Form lesen, Zahlenverständnis mindestens bis 1000.
Meine Tochter bekam in der ersten Klasse auch teilweise Blätter für die zweite Klasse im Hunderterraum. Bei ihr ging das gründlich schief, weil sie die Aufgaben durch hoch- und runterrechnen löste statt mit kräftesparenden Tricks. Auf diese Weise kam sie zwar ans Ziel, es strengte sie aber mega-mäßig an und sie reagierte auch mit Kopfschmerzen. Da sie alleine vor sich hinwurstelte und die Lehrerin weder erklärte noch kontrollierte, wurde ihre Methode auch nicht korrigiert. Daheim bekam ich das lange nicht mit, weil die Hefte nur für die Schule waren und weil ich nicht mit so etwas gerechnet hatte - vor der Einschulung hatte sie sich selbst eine Methode zum Zehnerübergang überlegt gehabt, war in Mathe weit voraus gewesen. Ich weiß bis heute nicht, wieso sie ihre funktionierende Methode dann durch diese Zählaktionen ersetzt hatte. Diese Zählerei wurde dann in Klasse 2 so richtig hartnäckig und ätzend, weil sie irgendwann Mathe nur noch hasste und verweigerte. - Hat dein Sohn selbst denn eine Erklärung, warum er so ungern zur Schule geht? Ein anderes Problem bei meiner Tochter war/ist auch immer wieder, dass sie sich ungern vorschreiben lässt, was sie zu lernen hat. Manchmal reicht es bei ihr aus, dass etwas Pflicht ist, um bei ihr eine Abwehrhaltung auszulösen, auch wenn das eigentlich etwas ist, was sie sehr gerne macht.
Karen
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Karen »

Kopfschmerzen - wir hatten das vor 1 Monat auch, bevor meine Tochter ins 1 Klasse wechseln dürfte. Sie hatte wirkliche schmerzen und hat nur gelitten. Ich habe sie einfach immer mal wieder krank gemeldet und ins Büro mitgenommen. Bei uns ist Kiga obligatorisch, aber Arztzeugnis hat niemand verlangt. Es hat immer die Woche entspannt wenn sie nur mal schon 1 Tag was anderes machen könnte. Vielleicht hilft es auch deinem kurzfriestig. Langfriestig - habe ich da wirklich keine Ideen. Bei uns gibt es Pullout auf jede Stufe für solche fälle. Bei euch vermutlich nicht...
Twins123
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Twins123 »

@koschka
Ich weiß, Du schließt einen Sprung aufgrund des jungen Alters aus, aber manchmal ist er trotz Früheinschulung nötig! Wir wollten damals den Sprung ebenfalls durch eine Früheinschulung umgehen, aber das Kind hat dann ab Okt 1.Klasse komplett dicht gemacht und mir erzählt, er laufe lieber vor ein Auto als da wieder hinzugehen ... Zusatzblätter reichten nicht aus, er litt trotzdem .. ab März (6. Geb) sprang er dann auf Probe in die 2. Klasse , Schulunlust u Verweigerung waren wie weggeblasen. Die 4. hätte er dann auch gern wieder übersprungen, aber da musste er dann durch...
Jetzt ist er mit frischen 10 Jahren im HB Zug 6. Klasse und kommt problemlos mit, in seiner Klasse sind von 20 Kindern mind. 9 ebenfalls akzeleriert, so dass auch der Altersabstand nicht mehr so groß ist.
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