Hallo an Rabaukenmama, Mace und Katze,
da läuft grade einiges kommunikativ aus dem Ruder, was ich gerne klar stellen möchte:
die Diagnose "Störung des Sozialverhaltens" sollte keine ANSTATT-Diagnose zum ADHS sein, sondern eine
zusätzliche Diagnose zum ADHS.
Diese Diagnose F91.-Störungen des Sozialverhaltens zauberte die KJP aus dem Hut als Erklärung, warum mein Sohn sozial so vieles "missversteht" oder eben sozial "schwierig" ist. Es war also die Antwort auf
meine Frage, ob sie jetzt den Verdacht auf Autismus unsererseits noch weiterverfolgt, weil ich da nicht locker gelassen habe. Sie will eben die Autismus-Diagnostik offensichtlich gar nicht erst machen, sondern ihm
lieber die F91 diagnostizieren, weil sie das eher als Begründung für sein oft schwieriges Sozialverhalten sieht, und will nicht unserem Verdacht, es könnte Autismus sein weiter verfolgen. WENN, dann sollte es also eine ANSTATT-Diagnose zu unserem Autismus-Verdacht sein.
Was natürlich ebenso falsch wäre, weil er schlicht "F91.-Störungen des Sozialverhaltens " nicht hat! Es passt hinten und vorne nicht und dagegen wehre ich mich auch.
Sie hat sowohl ADHS als auch F91 noch nicht FIX diagnostiziert (wir haben zumindest noch nichts schriftliches), aber eben mündlich mir gegenüber ausgesprochen als ihren Verdacht. Es darauf wäre wohl hinaus gelaufen, dass wir diese Diagnose gestellt bekommen hätten, wenn ich nicht immer so penetrant nachgefragt hätte. So habe ich vielleicht noch rechtzeitig dementiert. Ich hoffe es zumindest inständig
. Die Schweigepflichtsentbindung werde ich zurück rufen, zumindest gegenüber der Schule.
Nochmal zur Klarstellung: ich wehre mich NICHT gegen ADHS. DAS hat er reicht sicher, auch in meinen Augen. Es ging MIR ledliglich um die F91 (soziale Störung).
Mein Sohn hat definitiv, und da bin ich 100%ig von überzeugt, keine Soziale Störung gemäß F91, sondern WENN eine zusätzliche Baustelle zum ADHS besteht (und ADHS allein kann ja auch schon isoliert genug soziale Probleme hervorrufen), dann eine Komorbidität mit Asperger oder es ist schlicht einfach nur ein eigener starker Willen in Verbindung mit ADHS und seiner sprachlichen Höchstbegabung.
Zumindest ist das mein Verdacht, dass es so ist: entweder ADHS und HB in Verbindung mit seinem autonomen Charakter oder aber ADHS und Asperger (was das heterogene Profil mit der "Inselbegabung" und seine Defizite im Verständnis für soziale Interaktion schon am besten erklären würde).
Die KJP stört sich daran, dass er so viele Widerworte gibt. Er ist ihr nicht "gehorsam" genug für ein 8jähriges Kind und das ist auch so. Er ist oft widerspenstig, hat einen starken Willen, ist sehr argumentationsstark, versucht auch mit Worten zu überzeugen. Aber das ist noch LANGE kein destruktives, tyrannisierendes Verhalten
. Das ist für mich dann doch nochmal eine andere Liga. DENN: sehr viele Dinge kann man über eine Diskussion auf Augenhöhe sehr wohl mit ihm klären und er ist dann auch einsichtig. Er befolgt eben nicht "blind" irgendwelche Regeln. Sie müssen Sinn für Ihn ergeben. Wenn sich ihm dieser Sinn nicht erschließt, dann hakt er nach. Wenn es ihm weiter nicht erschließt, dann weigert er sich auch mal die Regel zu befolgen. Oft ist es auch so, dass er die Regel nachvollziehen kann, sie aber nicht "mag", weil sie seine persönlichen Freiheiten einschränkt, wie: ras nicht die Treppe runter. Er weiß, warum er das nicht tun soll und es leuchtet ihm auch ein. Aber sein Bedürfnis, da runter zu heizen ist einfach groß und seine schlechte Impulskontrolle sorgt dafür, dass er dann die Regel IN der Situation vergisst.
Aber oft ist er sehr einsichtig, WENN man mit ihm redet und nicht "bevormundet". Das was er zeigt geht, wenn überhaupt, in Richtung oppositionelles Verhalten, aber auch hier steht im Katalog:
"F91.3
Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
Info:
Diese Verhaltensstörung tritt gewöhnlich bei jüngeren Kindern auf und ist in erster Linie durch deutlich aufsässiges, ungehorsames Verhalten charakterisiert, ohne delinquente Handlungen oder schwere Formen aggressiven oder dissozialen Verhaltens.
Für diese Störung müssen die allgemeinen KriterienF91.- erfüllt sein: deutlich übermütiges oder ungezogenes Verhalten allein reicht für die Diagnosenstellung nicht aus. Vorsicht beim Stellen dieser Diagnose ist vor allem bei älteren Kindern geboten, bei denen klinisch bedeutsame Störungen des Sozialverhaltens meist mit dissozialem oder aggressivem Verhalten einhergehen, das über Aufsässigkeit, Ungehorsam oder Trotz hinausgeht."
Das heißt, sie sollte eigentlich NUR aufgrund von "oppostionellem" Verhalten ohne andere Leitsymptome gem. F91 diese Diagnose nicht stellen und alle anderen Leitsymptome liegen bei ihm aber nicht vor.
Außerdem hat sie seine Hauptprobleme im sozialen Bereich gar nicht erkannt, obwohl ich diese in der Anamnese natürlich ausführlich geschildert habe. Sie scheint nicht zu glauben, dass er manche Dinge einfach nicht "wahrnimmmt/versteht", weil er es eben versteht, wenn man es ihm erklärt
.
Ich habe ihr schon mehrfach gesagt, dass es MIR eher darum geht, dass er keine/kaum situationsbedingte Intuition in sozialen/emotionalen Belangen hat. Es ist nicht so, als interessiere ihn menschliches Verhalten, die Gefühle andere nicht. Er missversteht es einfach oft.
Er geht quasi immer von SEINER Gefühlslage aus. "Habe ich grade Spaß beim jagen und fangen, so hat es mein Gegenüber auch!" (auch wenn das Gegenüber schon das 5. Mal nein und hör auf geschrien hat, da denkt er dann das gehört zum Spiel
, denn IHM macht es ja grade Spaß! ). Wenn ich ihm dann erkläre:" du das Kind hatte jetzt schon richtig Angst, weil du nicht auf das stopp gehört hat" ist er sehr betroffen und traurig und entschuldigst sich. Er zeigt hier in den allermeisten Fällen große Reue (Ausnahmen sind wenn ER grade stinkewütend ist und es ist was während eines Streits passiert, dann setzt die Reue erst ein, wenn er nicht mehr wütend ist). Er sagt immer wieder auch solche Sachen wie:" warum krieg ich das einfach nicht hin?" "wieso passiert mir das immer?" (dass er anderen versehentlich weh tut oder sich selbst)... Sprich: er will es nicht, es geschieht ohne Absicht und er leidet darunter. Oder er sagt:" warum mögen mich die anderen nicht, nur weil ich anders bin? Ich mag sie doch auch, obwohl sie anders als ich sind!"
Tja und das passt meiner Meinung nach eben mehr ins ASS und nicht zu F91...
So, jetzt meine Begründung, warum ich nicht direkt abbreche und noch einmal das Gespräch suche:
1. es kann sein, dass wir uns missverstanden haben, wobei sie schon genau diesen Wortlaut genutzt hat "Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten" und das als Begründung geliefert hat warum er sozial Probleme hat (als Ausrede keine Autismus-Diagnostik machen zu müssen
).
2. Ich bin einfach neugierig, was sie zu sagen hat und bin gespannt, ob sie zugibt, dass sie sich in Richtung Autismus einfach nicht kompetent fühlt, bzw. sich da nicht auskennt. Vielleicht kommt sie ja selbst auf die Idee uns dann entsprechend an jemanden zu empfehlen
3. Ich gehe gern "im Guten" mit Menschen auseinander. Sie meint es nicht böse, sie scheint schlicht einfach nicht sonderlich kompetent. Es könnte gut sein, dass sie noch nciht lange in diesem Beruf arbeitet.
4. Sollte sie mir mitteilen, dass sie überzeugt ist, dass er eine Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten hat und nicht bereit ist auf Autismus zu testen (wovon ich ausgehe, weil ich mittlerweile überzeugt bin, dass sie sich damit einfach nicht auskennt) oder sie sonst irgendwie "blöd" wird, sind wir auch ohne gegenseitiges Einvernehmen weg.
5. Ich bin recht sicher, dass wir die Therapie bei ihr abbrechen werden und woanders fortsetzen, aber ich warte dennoch das Gespräch jetzt noch ab.