Schulprobleme

schneller, mehr oder anderes lernen, was ist besser?
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Gast_Elisa

Schulprobleme

Beitrag von Gast_Elisa »

Ich denke in dieses Forum paßt ganz gut die Geschichte meines Sohnes.
Ich möchte zuerst bißchen über ihn berichten. Er wird nächste Woche 7 Jahre alt und hat gerade die 1. Klasse Volksschule hinter sich. Bei ihm zeigten sich schon sehr früh Zeichen von Hochbegabung. Er konnte bereits mit 4 Jahren perfekt lesen und war auch sonst in jeder Hinsicht �voraus�. Er war aber auch sozial hoch entwickelt. Er hatte immer viele Freunde und war im Umgang mit anderen äußerst rücksichtsvoll. Seine Hochbegabung stellte für uns keinerlei Handlungsbedarf dar, wir ließen ihn ganz einfach Kind sein und beschäftigten uns nicht näher mit dem Thema.
Vor etwas über einem Jahr war dann seine Schuleinschreibung. Der Direktorin fiel seine besondere Begabung sofort auf und sie empfahl uns die Montessoriklasse die zufällig gerade im kommenden Jahr als Schulversuch geführt werden sollte. Mein Sohn war voller Erwartung und Freude auf sein erstes Schuljahr. Anfangs gefiel es ihm auch sehr gut, doch nach ein paar Monaten merkte ich daß er immer zurückgezogener und schwieriger wurde. Meistens hatte er schlechte Laune und die tägliche Hausübung wurde für mich zur Herausforderung. Er konnte sich scheinbar nicht konzentrieren, schweifte ständig ab, spielte herum, plagte sich plötzlich mit den sonst für ihn so einfachen Dingen herum. Die Klassenlehrerin selbst hatte mit ihm keine Probleme, im Gegenteil, er konnte sie sogar unterstützen indem er, stets hilfsbereit, den anderen Kindern bei schreiben und rechnen half. Ich wußte aber das irgend etwas nicht stimmte, ich kam aber an meinen Sohn überhaupt nicht heran, ich merkte das er unglücklich ist, er konnte es aber nicht in Worte fassen. Ich brachte das ganze auch nicht unbedingt mit der Schule in Verbindung, da die Lehrerin höchst zufrieden war. Erst gegen Schulende, als die rettenden Ferien in greifbarer Nähe waren, begann er zu erzählen was ihn so bedrückt. Er sagte er würde den täglichen Lärm in der Klasse nicht mehr aushalten. Er würde sich am liebsten alleine vor die Klassentür in den Gang setzen, damit er in Ruhe arbeiten kann. Die �Blödeleien� seiner Mitschüler konnte er nicht mehr ertragen, z.B. daß ihm sein Sitznachbar ständig irgend etwas wegnahm. Sein einziges Interesse galt dem Sachunterricht, von dem gab es aber seiner Meinung nach viel zu wenig. Außerdem hatte er ständig das Gefühl etwas zu versäumen. Es wurden immer mehrere Dinge angeboten, die nach Lust und Laune erledigt werden durften � meist hat er sich dann schon bei der ersten Sache vertrödelt, und das negative Gefühl die anderen Dinge �verpaßt� zu haben, blieb. Eimal pro Woche gab es den �Buchstabentag�. Er erzählte mir erst jetzt daß es an diesen Tagen so war, daß die anderen Kinder ihn belagerten und mit Fragen bombardierten � erst jetzt wurde mir klar warum mein Sohn an diesen Tagen immer fix und fertig nach Hause kam, ich konnte mir das nie erklären, weil die Buchstaben kannte er ja schon längst. Er beschrieb die Schule einerseits mit �anstrengend�, andererseits mit �langweilig�.
Jedenfalls ging ich daraufhin natürlich zur Lehrerin um ihr zu berichten. Sie hatte von all dem nichts bemerkt, mein Sohn hielt sich stets im Hintergrund, die Fragen der anderen Kinder wurden nach ihrer Ansicht von ihm sehr gerne und mit viel Geduld beantwortet. Er war auch nie vorlaut, äußerte nie besondere Bedürfnisse. Seine Wünsche und Probleme gingen einfach irgendwie unter, ohne daß es jemand (mich eingeschlossen) bemerkt hätte. Die Lehrerin meinte dazu er müsse lernen seine Bedürfnisse zu äußern, sie würde ihm � wenn sie es nur weiß � jegliche Zusatzangebote machen.
Als die Ferien begannen war mein Sohn sehr enttäuscht daß er kein Zeugnis mit Noten bekam, es gab zwar eine (natürlich sehr positive) ausführliche verbale Beurteilung, die bot im aber offenbar gar nichts. In den Ferien sagte er immer wieder die Schule sei langweilig und er würde nie mehr dorthin gehen.
Wir entschlossen uns, uns damit an eine Psychologin zu wenden. Erstmals wurde uns ein Begabungstest empfohlen. Mein Sohn machte also den AID Test, der ihm großen Spaß machte. Das Ergebnis zeigte, daß er in allen Gebieten im oberen Bereich Hochbegabung lag, in mehreren Gebieten sogar den maximal möglichen Wert erreichte. Die Psychologin sagte uns, eine so umfassende Begabung, vor allem auch sozial und emotional, sei sehr ungewöhnlich, sie sagte so etwas hat sie in ihren 10 Jahren Erfahrung als klinische Psychologin noch nie gesehen. Sie nannte ihn �wie aus einer anderen Welt�. Sie meinte diese Begabung sei etwas ganz besonderes, aber auch eine große Bürde. In Bezug auf Schule wurde uns gesagt er passe eigentlich in kein herkömmliches Schulsystem. Wir haben auch gemeinsam überlegt ihn eine Klasse überspringen zu lassen, aber darunter würde er sicher sehr leiden, weil er dann der Jüngste ist. Es hat ihn schon in der ersten Klasse ungemein gestört bei den Jüngsten zu sein. Sein Problem ist ja auch, was die Psychologin bestätigte, daß er nicht anders sein will als die anderen, er möchte nicht aus der Rolle fallen.
Da nach Wien fahren in irgendeine Schule für Hochbegabte für uns nicht in Frage kommt, wurde uns als Kompromiß geraten in eine normale Volksschule zu wechseln. Dort gibt es Strukturen und Noten � das hatte meinem Sohn in der Montessori Klasse sehr gefehlt. Natürlich vorausgesetzt eine geeignete Lehrkraft die gezielt auf meinen Sohn eingeht. Der Unterschied zu den Gleichaltrigen und mögliche Probleme würden aber trotzdem bleiben, damit müsse man rechnen. Natürlich macht mich diese Lösung nicht restlos glücklich, ich kann nur abwarten und hoffen, daß es ihm im nächsten Jahr zumindest ein bißchen besser geht. Ich widme ihm selbst so viel Zeit wie möglich, bin aber mit seinem ständigen Wissensdurst mittlerweile etwas überfordert. Er stellt mir jeden Tag unendlich komplizierte Fragen die ich mangels Wissen nicht mehr beantworten kann. Es stört mich, vieles nicht mehr erklären zu können � sicher man kann wo nachschauen, aber ich komme damit nicht mehr nach. Seine Bücher und CD-Roms füllen mittlerweile ohnehin das halbe Kinderzimmer.
Ich merke wie mir dieses Kind immer mehr �über den Kopf� wächst. Ich denke er hätte kein Problem damit bei einer Physik oder Chemiestunde im Gymnasium mitzukommen, das würde ihn brennend interessieren.

Ich suche nun nach Lösungen wie ich es meinen Sohn einerseits ermöglichen kann das Besondere zu bewahren und seinen Wissensdurst zu befriedigen, und andererseits ganz normal Kind zu bleiben. Am wichtigsten ist mir dabei, daß er glücklich ist. Für teure Privatschulen, Musikunterricht etc. haben wir leider kein Geld.
Außerdem würde mich interessieren ob es Erfahrungen von anderen Eltern in Zusammenhang mit Hochbegabung und Montessoripädagogik gibt. Ich würde gerne wissen ob bei Hochbegabten generell von Montessori abgeraten wird.
darlene
Beiträge: 2
Registriert: Fr 1. Aug 2003, 00:00

Re: Schulprobleme

Beitrag von darlene »

hi elisa,
meine tochter besucht eine integrationsklasse mit montessori und kommt nächste woche in die zweite klasse.
sie ist nicht hb getestet, scheint aber in diese richtung zu gehen.
sie fing mit dreieinhalb an fremde wörter zu schreiben und zu lesen, rechnete früh.....etc
jedenfalls scheint sie in allen bereichen "etwas" weiter vorne zu sein. die geschichte deines sohnes ähnelt in vielen bereichen der meiner tochter.
das machte sich natürlich auch in der schule bemerkbar.
die ersten monate war ja (wie bei euch....) noch alles ok, aber dann wollte sie sich in "rechnen - freiarbeit" das malrechnen beibringen.
die lehrerinnen waren zuerst dagegen, aber ich meinte zu ihnen, dass wohl gerade das "fenster" für multiplizieren bei meiner tochter offen sei und wir sie deshalb dabei unterstützen sollten. sonst wäre wohl extreme langeweile angesagt gewesen. in "lesen" durfte sie schon bald während des unterrichtes in die leseecke und alleine was lesen.
am nächsten tag kam sie schon mit einem kopierten pack nach hause, mit dem sie üben durfte.
anfangs war sie sehr motiviert, dann machte sie mal ein paar monate nichts.
jetzt, in den ferien, wurde sie damit fertig. d.h., sie kann jetzt das kleine 1x1. ein bisschen bauchweh hab ich schon dabei, weil ich noch nicht weiss, wie sie beschäftigt wird, wenn das dann durchgenommen wird, aber ich denke, es wird sich - dank montessori und dank freiarbeit - schon was finden.
wo wohnst du, elisa? geht es dir auch oft so, dass du denkst, die rollen sind vertauscht? in situationen, wo sie mir geographisches (aus dem kinderatlas), oder anderes erklärt, kommt es mir manchmal so vor.....;-))
liebe grüsse aus wels,
darlene
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