Elternberatung

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
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cindy
Beiträge: 11
Registriert: Mi 14. Mär 2007, 13:27

Elternberatung

Beitrag von cindy »

Hallo liebe Eltern von sogenannten hochbegabten Kindern,

ich mache eine Prüfung zum Thema "Elternberatung im Bereich Hochbegabung" und würde auf diesem Wege gerne ein paar Erfahrungsberichte dazu sammeln. Also welche Beratungsmöglichkeiten standen euch offen, was habt ihr gemacht, wurdet ihr gut oder gar nicht beraten? Wie schätzt ihr allgemein die Beratungssituation in Deutschland oder in anderen Ländern bezüglich der spezifischen Gruppe der Hochbegabung ein? Welche anderen Möglichkeiten der Informationssuche habt ihr genutzt? Und was waren hauptsächlich die Gründe für das Inanspruchnehmen einer solchen Beratung, also welche Probleme traten auf? Schön wäre, auch immer etwas über das Kind zu erzählen.
Ich bedanke mich schon mal jetzt und freue mich auf viele Antworten.

Cindy
Tante Emmi
Beiträge: 16
Registriert: Di 20. Nov 2007, 19:21

Re: Elternberatung

Beitrag von Tante Emmi »

Hallo Cindy!

Ich seh schon, niemand antwortet dir - vielleicht sind es einfach zu viele Fragen... ;-)
Wo machst du denn diese Prüfung - und warum? Studium? Beratungsstelle? Vielleicht magst du mal ein bisserl erzählen, vielleicht erzählen dir dann auch andere ihre Geschichte?

Also dann mach ich mich mal an die Fragen...

Beratungsmöglichkeiten?
Hm..
Also uns hat die Kindergartenleiterin angesprochen, dass die Linda (5) den anderen in jedem Bereich einen Schritt voraus ist.
Dann hatten wir einen Termin mit dem Rektor und dem Konrektor unserer Schule (weil die Schule ja schon vor ein paar Monaten begonnen hat und die Kindergartenleiterin jetzt der Meinung ist, meine Kleine wäre doch in der Schule besser aufgehoben).

In zwei Wochen haben wir einen Termin mit der Schulpsychologin.

KiGa-Leiterin, Rektor und Konretor - alle sind sehr bemüht und machen sich viele Gedanken, ohne dass ich jemanden darauf angesprochen hätte. Das find ich wirklich sehr nett! :-)

allgemeinen Beratugssituation in Deutschland?
dazu kann ich nix sagen..
Also wenn der KiGa und die Schule nicht auf mich zugekommen wären
dann hät ich wohl gar nichts gemacht, weil ich ja nicht wirklich weiß, ob sie hochbegabt ist - ich bin mir da nicht so sicher...
Und solange es keine Probleme gibt, gibts ja auch keinen Grund jemanden aufzusuchen...
Für die Linda ist das alles eh kein Thema - ich mach mir halt manchmal Gedanken ... wird sie mal eine richtige beste Freundin haben? ... kann die Schule auf jedes Kind eingehen ... wie mach ich dass mit den anderen Eltern (oft steh ich still daneben, weil ich nicht immer sagen will - das kann sie schon und das kann sie schon und das kann sie auch schon....) - aber für meine Gedanken hab ich ja das Forum hier :-)
Danke schön!

Informationssuche?
War in erster Linie das Internet.

Was waren Gründe für die Inanspruchnahme einer Beratung und welche Probleme traten auf?
Ja wie schon gesagt, keine Probleme bis jetzt, die so groß waren, dass wir eine Beratung aufsuchen mußte.

So, ich hoffe du kannst damit was anfangen..

Tschüß
Tante Emmi
keshali
Dauergast
Beiträge: 417
Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Elternberatung

Beitrag von keshali »

Hallo Ciny

Warum schreibst du "sogenannte hochbegabte Kinder"?

Mir fallen nur zwei Begründungen dafür ein, einmal das du den Begriff so unglücklich findest und nicht zutreffend, da stigmatisierend.
Zum zweiten das du selbst skeptisch dem Thema hochbegabt gegenüberstehst.

Wurde dir das Prüfungsthema auferlegt, oder hast du es selbst so gewählt?

Wenn du dir die Schwerpunkte für die Prüfung selbst gestalten kannst, dann überlege doch mal in die Richtung, wer arbeitet an solchen Beratungsstellen?

Sind das Leute die einfach nach der SozAk (österreichische Bezeichnung) einen Job suchten, oder solche denen dieses Thema wirklich ein Anliegen ist?

Und was machen diese Beratungsstellen?

Überforderte Lehrer können sie nicht "umdrehen",...also was tun?

Von einer Mutter aus einen anderen Forum weiß ich dass sie vom Schulpsychologen (der ja da beraten sollte) zum Testergebnis ihres Sohnes (IQ von etwa 140, genau habe ich es mir nicht gemerkt) zum hören bekommen hat: "Ich werde es ihnen noch beweisen, dass ihr Sohn nicht hochbegabt ist".

Ist es nicht immer das Problem der eigenen Betroffenheit (Wenn sich ein Psychologe oder ähnlich "beleidigt" fühlt), dass einer objektiven Beratung im Wege steht?

Hm, am Thema vorbei?
Ich glaube nicht. ;)
keshali
Dauergast
Beiträge: 417
Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Elternberatung

Beitrag von keshali »

Huch, habe was vergessen.

Schau dir alle Folgen von "Michel von Löneberga" an, vor allem die letzten (etwa 10-13), da wo er in die Schule kommt.

Das ist das positive Beispiel, wie ein Kind das immer den Stempel "schlimm, auffällig" hat richtig "behandelt" wird. (Ist ganz simpel dargestellt).

Und dann gucke dir die "Biene Maja" an, vor allem die erste Folge.
Das ist eine herrliche Karikatur wie genervte Eltern auf die Idee kommen könnten sich Hilfe zu suchen.

Ich sah dies vor kurzem mit meiner Kleinen und lachte und weinte gleichzeitig.

Jeder der so ein Kind hat, weiß wie einen manchmal die Puste wegbleibt ...egal ob jetzt hochbegabt oder nicht...aber naseweise Kinder sind verdammt anstrengend. ;)
cindy
Beiträge: 11
Registriert: Mi 14. Mär 2007, 13:27

Re: Elternberatung

Beitrag von cindy »

hallo tante emmi,

also erstmal danke für deine antworten.
ich studiere sonderpädagogik in berlin und habe aufgrund persönlicher erfahrungen angefangen, mich mit dem thema hochbegabung zu beschäftigen. interessant war für mich die zuständigkeit aus der sicht der sonderpädagogik, die sich "normalerweise" mit kindern beschäftigt, die in ihrer entwicklung gefährdet sind oder behindert werden. dass auch kinder mit besonderen begabungen in ihrer entwicklung behindert werden können und eltern nicht selten hilfe oder zumindest anregungen brauchen, brachte mich auf den gedanken, mich aus sonderpädagogischer perspektive mit dem thema zu beschäftigen. da ich mit meinem sohn (3 Jahre) gerade selbst in einer situation stecke, die mich an meine grenzen bringt, begab ich mich auf die suche nach möglichkeiten für eltern, ihre kompetenzen zu erweitern, ihre fragen zu klären und untertützung zu bekommen.

du hast bis jetzt glück gehabt, über sensible erzieher, das freut mich für dich. bin gespannt, wie der schulpsychologe mit euch arbeitet. mein kleiner spatz ist schon über ein jahr in der gleichen gruppe und hat keinen freund. immer sitzt er verträumt und allein in der ecke und wartet, bis ich komme. wenn ich das sehe, bin ich in erster linie elternteil und mir fehlt der professionelle blick - ich stehe zur zeit mittendrin und möchte das gerne in der mündlichen prüfung nächste woche thematisieren. wünsch mir glück :-) und vielleicht kommen ja noch mehr erfahrungsberichte, würde mich sehr freuen :-)

cindy
cindy
Beiträge: 11
Registriert: Mi 14. Mär 2007, 13:27

Re: Elternberatung

Beitrag von cindy »

hallo keshali,

danke für deine anregungen.

also ich habe "sogenannte hochbegabte kinder" beschrieben, weil es erstens keine eindeutige definition gibt und ich deshalb auch nicht genau sagen, wer hochbegabt ist und wer nicht. zweitens denke ich, dass durch dieses Attribut die persönlichkeit unserer kleinen hinter ein phantom zurückbleibt, dass sich die öffentlichkeit macht, wenn sie das wort hochbegabung hört. ähnlich ist es auch mit den verallgemeinerungen "sogenannter behinderter" (:-) Kinder.

ich habe mir das thema selbst ausgesucht - motive dafür findest du im beitrag oben.

oft arbeiten in solchen beratungsstellen "betroffene" eltern, die ehrenamtlich arbeiten und als erste anlaufstelle dienen sollen. dann gibt es psychologen, aber kaum welche sind professionell für eine qualitativ hochwertige und weitgehend objektive beratung ausgebildet, es gibt ja kaum ausgearbeitete programme dafür.

was machen die beratungsstellen? im günstigsten fall erarbeiten sie mit allen beteiligten problemlösungen. und wenn sich die umgebung schwer ändern lässt, dann sollte man innerhalb der beratung die kinder und auch die eltern dazu zu befähigen, mit der situation umgehen zu lernen.

ich werde deine anschaulichen beispiele anschauen, danke!!!

und: ich weiß, wie anstrengend diese kleinen "frage-monster" sein können. mein sohn ist jetzt 3 und bringt mich mit seiner fordernden und vereinnahmenden neugier regelmäßig an meine eigenen grenzen - aber zwingt mich dann auch immer wieder, die welt mal mit seinen augen zu sehen, was ich nicht schlecht finde.

also dann bis bald, cindy
Gela
Dauergast
Beiträge: 125
Registriert: Mi 17. Okt 2007, 19:43

Re: Elternberatung

Beitrag von Gela »

Hallo cindy,
ich als Ergotherapeutin arbeite zwangsläufig in der Beratung.
Hochbegabung ist per Definition ein, bei anerkannten, standatisierten Tests festgestellter IQ-Wert ab 130. Diesen Wert erreichen ca. 2% aller Menschen, Tendenz steigend, warum auch immer.

Alles weitere ist wie du beschreibst, es gibt dadurch - fast - keinen Hinweis auf die effektive Alltagsrelevanz dieser Fähigkeiten. Und es beschreibt auch keineswegs ein eineinheitliches Persönlichkeits- und Entwicklungsbild.

Interessant ist vielmehr, wie die Kinder zu diesen weit überdurchschnittlichen Leistungen kommen, welche Strategien dahinterstehen, wie schnell sie Schlüsse ziehen können, wieviel ist Gedächtnis- und wieviel Erkenntnisleistung,...
Nur, wenn ich mich auf die Suche nach den zugrundeliegenden Fähigkeiten mache, kann ich Eltern, Erzieher, Lehrer beraten, was in dem Einzelfall sinnvoll sein kann.

Beratung in diesem Zusammenhang gibt es bei uns im Westen Österreichs, vor allem für Eltern deren Kinder ganz gut "funktionieren" kaum.

Lg Gela
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