Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
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try99
Beiträge: 16
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 13:39

Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von try99 »

Hallo,
ich bin zum ersten Mal hier aktiv unterwegs und auf der Suche nach Antworten.

Zunächst möchte ich meinen Sohn etwas beschreiben:
Er scheint ganz pfiffig zu sein, daher wird er im Sommer mit 5,4 Jahren eingeschult (das wurde vom Kiga, der Schule, der Amtsärztin und vom Kinderarzt für gut befunden). Er kann seit einem halben Jahr lesen, einfache Rechnungen im Zahlenraum bis 100 addieren und subtrahieren durchführen. Zahlen lesen kann er im Bereich bis 10000. Er baut komplizierte Lego-Sachen so schnell zusammen, dass mir schwindelig wird. Er ist sportlich, will aber nicht in den Fußballverein, da ihm das "zu hart" ist.
Als Baby war er ein Strahlemännchen, doch er wird zunehmend ernster. Er ist seeeehr sensibel.
Ihm ist bewusst, dass er anders ist (HB haben wir nicht testen lassen). Als 2 jähriger hat er sich im Kiga schon an die Großen gehängt (damals sprach die Kinderärztin übrigens schon von einer vorzeitigen Einschulung). Vorigen Sommer ist sein "letzter Freund" in die Schule gekommen, der war schon 7, mein Sohn etwas über 4. Zu den Kindern die jetzt noch in seinem Kindergarten sind, findet er kaum Anschluss, obwohl die alle mindestens ein Jahr älter sind als er. Zitat der Erzieherin: "Ihr Sohn ist den anderen angehenden Schulkindern weit voraus".

Ich weiß, ich kann mich glücklich schätzen, dass das mit der Einschulung so problemlos durchgegangen ist. Ich freue mich, dass er in der Schule hoffentlich auf neue Herausforderungen trifft - wobei er den Lerninhalt des ersten Schuljahres schon jetzt beherrscht.
Meine Hoffnung war, dass er dort endlich auf Kinder trifft, die mit ihm auf einer Wellenlänge liegen. Er wünscht sich Freunde, weiß aber niemanden, mit dem er sich wirklich verabreden wollen würde. In unserer Straße spielt er mit den älteren Kindern, die aber nicht immer echtes Interesse an ihm haben.
Wie kann ich meinen Sohn unterstützen beim Freunde gewinnen? Ich habe Angst, dass er sich verstellt oder "nach unten hin" anpasst, nur um dazuzugehören (oh Gott klingt das arrogant. Ich meine es nicht böse). Mein Sohn agiert schon jetzt gegenüber einigen Menschen so, wie er glaubt, dass sie es haben wollen.

Was mache ich, wenn sich bereits im ersten Schuljahr Langeweile einstellt? Ich kann ihn doch nicht mit knapp über 5 Jahren in die zweite Klasse schicken.
Da sitzt nämlich sein Bruder, der gerade mal 20 Monate älter ist. Wir haben so schon genug Rivalitäten im Haus. Der Große ist auch schlau, aber nicht so drüber, glaube ich zumindest. Wie handhabt ihr das, wenn das jüngere Kind genauso weit ist, wie das ältere? Vielleicht sogar noch weiter. Wie kriegt ihr Frieden rein?

Was würdet ihr machen? Ich habe Sorge, dass wenn ich die Dinge einfach erstmal so laufen lasse, Chancen ungenutzt verstreichen bzw. sich negative Tendenzen verfestigen.
Sorry, jetzt ist es wirklich lang und auch unstrkturiert geworden, aber das sind die Themen, die mich gerade beschäftigen.

VIelen Dank im Voraus für eure Antworten
try
carmen75
Dauergast
Beiträge: 122
Registriert: Mi 15. Dez 2010, 22:39

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von carmen75 »

Hallo Try,

zum Thema Geschwisterrivalität kann ich nicht viel sagen. Wir kennen zwar auch das Problem,unsere sind nur 14 Monate auseinander....aber der Ältere ist der,der uns mehr fordert und "augenscheinlich" cleverer ist.

aber das Problem mit den Freunden kenne ich nur zu gut. Finn bekommt auch keinen Anschluss und verbiegt sich inzwischen,damit andere ihn mögen.Das gefällt mir gar nicht! Er hatte auch immer den Draht zu deutlich älteren Kindern.In seinem Kiga gibt es nur ein Mädel die geistig auf seiner Höhe ist,die kommt jetzt in die Schule.Finn bleibt noch 1 Jahr im Kiga wegen Sozialem und Emotionalem VErhalten.Er selber will auch noch nicht.
Finn hat mit 4 aus einem Buch englisch gelernt(tip toi),ist in den Kiga und sprach englisch mit den Kindern(zahlen,farben,lebensmittel)...die ihn dann nur blöd anschauten und nichts damit anfangen konnten!
Seine Erzieherin sagte mal zu mir,sie hätte einen Satz von einem besonders klugen Menschen gelesen: hochbegabte lassen sich nicht sozialisieren!

In unserer Stadt gibt es 1 mal im Monat ein Treffen für Eltern von hochbegabten/cleveren Kids. Dort war ich.Dort berichteten fast alle das gleiche. Ihre Kinder hatten auch nie richtige Freunde,wenn nur 1 oder 2 und auch erst später,nicht in so jungen Jahren.
Das hat mich schon beruhigt.Dennoch bin ich traurig....in 3 Jahren Kiga wurde er nur 3 mal zum Kindergeburtstag eingeladen.Bin gespannt wie das letzte Kiga Jahr wird....
Freundschaften kann man sowieso nicht erzwingen.

Lg
Carmen
carmen75
Dauergast
Beiträge: 122
Registriert: Mi 15. Dez 2010, 22:39

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von carmen75 »

Hallo Koschka,

ja,der Satz ist schon sehr provokant.

Ich glaube,dass es ja nicht alleine daran liegt,ob jemand hochbegabt oder überdurchschnitt ist........man muss auch den Charakter des Kindes berücksichtigen,das eigene Familienleben(eher wenige Freunde/Kontakte) und und und........
alibaba

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von alibaba »

Hallo Try,

eine erste Klasse ist immer langweilig und für viel mehr Kinder, als man wohl denkt. ;) In der 1.Klasse meines Sohnes waren bestimmt 70% gelangweilt. Denn das was eine 1.Klasse an kognitiven Stoff bietet, das können bereits viele Kinder. So kann meine kleine Tochter bereits lesen und rechen im 20er Bereich stellt auch kein Problem dar, selbst das kleine 1x1 erschließt sich ihr jetzt langsam. Sie schreibt in Druckbuchstaben, allerdings nur groß, lautgetreu, scheut sich hier aber vor keinem Wort. Aber Schule besteht ja nicht nur aus kognitivem Anspruch, das ist ja viel mehr.

Und wer wann wohin springt, das entscheidet der Lehrer und nicht die Mama. :shock:

Freundschaften kann man nicht erzwingen, das ergibt sich. Dabei ist es, aus meiner Sicht egal, ob das Kind nun klug ist oder nicht. Die Chemie muss stimmen. Ein kluger Bestimmer wird es mit Sicherheit genauso schwer haben, wie ein normales Kind, was aber auch immer nur bestimmen will.

Du wirst abwarten müssen. VLG
alibaba

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:ein "kluger bestimmer" ist oft ein Leader und wird von anderen Kinder in seiner Rolle akzeptiert und sehr beliebt.
Ja mit Sicherheit ist der klug. Aber das klug meinte ich nicht. Mir sagte mal eine Erzieherin im Kiga sinngemäß, als wir über die soziale Intergration vom Sohn sprachen. Wir beobachteten druassen im Garten einen Buben, dem alle hinterher liefen und der der Star des Kiags waren. alle wollten mit dem Freund sein. Der wurde überall auf Geburtstagsfeiern eingeladen...auch heuer in der Schule ist das noch so. "Sehen Sie, man muss nicht unbedingt kognitiv besonders gut sein, um alle um sich zu scharren." :)

VG
alibaba

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:Mir geht es eher darum, dass es ziemlich oft zur gewissen Schablonen kommt.
An jeder Aussage ist immer etwas Wahres dran. Und mit Sicherheit gibt es jede Menge kluge Kinder die einfach mit der sozialen Integration Probleme haben, so wie auch die die in Schule nicht so gut klar kommen. Die engste Freundschaft verbindet mein Sohn mit eben genau so einem Kind.

Natürlich, aber das tifft uns ja überall, sind solche Sätze wie der oben genannte, eine Pauschalisierung und natürlich hat es viele gute Gründe, warum ein Kind nicht integriert ist. Mit Sicherheit bedeutet klug nichtgleich nicht integriert. Da gibt es bestimmt auch viele gute Beispiele, die dem nicht entsprechen.

Ich kenne nur kluge Kinder, die mit der Sozialisation einfach Probleme haben. Die einen mehr, die anderen weniger, aber alle haben sie. Einen Pulk von Kindern scharren die nie um sich, im Gegensatz zu anderen Klassenkammeraden.

Natürlich kann ich damit keine Statistik füllen und repräsentativ bin ich auch nicht. Aber es ist das was ich hier beobachten kann......

VLG
try99
Beiträge: 16
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 13:39

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von try99 »

Hallo,
vielen Dank für eure Antworten.
Glücklicherweise hatte mein Sohn gerade seit langem mal wieder eine Verabredung. Die Jungs waren auf dem Tramopolin und haben hinterher Bayblades gespielt.
Das hat ihm richtig gut getan. Die beiden treffen sich heute direkt wieder. Vielleicht hält das ja an.

@Carmen: Diese Treffen für die Eltern fitter Kinder gibt es hier wohl auch. Bislang war ich dort noch nicht. Denn mir wäre es lieber, wenn es Treffen für die Kinder gäbe. Nicht um irgendwelche Elite-Gruppierungen zu schaffen. Sondern einfach um dort auch mal Dinge zu machen, die mein Sohn mit anderen Kindern nicht machen kann, weil sie das nicht interessiert oder sie es nicht schaffen würden.

@Alibaba: Mein Sohn ist kein Bestimmer, im Gegenteil. Er will einfach nur akzeptiert werden. Allerdings stellt er hohe Ansprüche an eine Freundschaft, was soziale Kompetenzen wie z.B. Ehrlichkeit, Rücksichtnahme... angeht.
Das mit dem Springen oder Nicht-Springen entscheidet zumindest an unserer Schule nicht allein die Lehrperson. Sicher hat sie großen Einfluss auf die Entscheidung, aber nicht ausschließlich. Eltern, Lehrpersonen, Förderlehrer und auch die Schulleitung sind in solchen Fällen immer miteinander im Gespräch.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht. Bald werden wir wissen, wie die Klassenzusammensetzung sein wird. Ob der Junge von den Verabredungen dabei sein wird? Hoffentlich ist wenigstens ein bekanntes Gesicht mit in der Klasse meines Sohnes. Er zählt übrigens schon die Tage bis zu den Ferien und hat mir einen Wunschzettel für die Schultüte geschrieben ;)

Lg
try
carmen75
Dauergast
Beiträge: 122
Registriert: Mi 15. Dez 2010, 22:39

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von carmen75 »

Hallo Try,

dieses Treffen ,an dem ich teilgenommen habe,war ja auch nur für Eltern gedacht. Es gibt aber auch Möglichkeiten für Kinder zusammenzukommen.Wenn Du unter hochbegabtenförderung gehst,findest Du sicher auch Gruppen/Kurse für Deinen.
Wir wollen Finn nach den Ferien In den MiniClub Des Hochbegabtenverein in Bochum bringen. Diese bieten verschiedene Themenbereiche an....Computer,Naturwissenschaftlich,Sprachen,TEchnik ect. Englisch wäre für Finn auch noch super interessant. MAl sehen. LEider kosten diese Gruppen auch ne Menge Geld.Ich hoffe einfach nur,dass er da in einen Kreis von Kindern kommt,mit denen er mehr anfangen kann.
Das hat nichts mit Elite zu tun ,sondern einfach mit der Tatsache,dass begabte Kinder,kluge Kinder,hochbegabte Kinder doch anders sind,anders denken ect...(meiner Meinung nach)

Und wenn er sich da auch schwer tut,dann ist es einfach so....nicht jedes Kind muss ne Menge Freunde haben.....und wie jeder weiß " lache und die Welt lacht mit Dir. Weine,und Du weinst alleine".

Gruß Carmen
try99
Beiträge: 16
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 13:39

Re: Pfiffiges Kind, Freunde, rechtzeitige Einschulung und dann?

Beitrag von try99 »

Hallo,
inzwischen hat sich wieder etwas getan. Die Klassenleitung und die Klassenzusammensetzung meines Sohnes sind nun bekannt.
Mit der Lehrerin haben wir wirklich Glück. Sie ist sehr empatisch und arbeitet individualisiert. Genau das, was mein Sohn braucht.
Bis auf zwei Jungen und ein paar Mädchen kennen wir bereits alle Kinder (vom Sehen, aus dem Kindergarten). Mit zweien der Jungs hat mein Sohn gelegentlich Kontakt.
Es gibt wohl ein bis zwei Kinder, die ebenfalls lesen können, aber niemanden, der so ist, wie mein Sohn.
Als ich ihm erzählte, wer mit dabei ist, war er direkt erstmal unglücklich.
Oh ich hoffe so sehr, dass die Lehrerin das auffangen und meinem Sohn unterstützen kann, in der Klasse Anschluss zu finden.

Liebe grüße
try
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