Karen hat geschrieben: Sie kann zum Beispiel eine komplizierte Gleichung in Kopf lösen (also die alle Zahlen im Kopf so Ordenen damit die Lösung einfach ausgerechnet werden kann) - aber dann nicht mehr wissen was 7+8 ist oder 3*6, obwohl sie beides sonnst Auswändig ohne nachdenken kann. Also, wie es wenn bei Komputer kein Operative Speicherplatz mehr vorhanden ist, auch für ganz einfach Aufgaben.
Kennt das jemand?
Interessant, das wir es auch im Sport beobachten. Sobald sie viele Wiederholüngen machen müssen und alleine Trainieren, stellt bei ihr das Denken ab, und sie macht fehler nach fehler und lernt dabei gar nichts mehr. Für uns ist es Momentan eine Gradwanderung zwischen fördern aber nicht überfördern. SIe kann in Mathe in der Schule alles machen aus älteren Klassen - meistens Aufgaben aus 4-5 Klasse passen ihr gut. Aber es kann auch scheitern, weil andere Abläufe nicht verinnerlicht sind, und das sie die Sachen die sie schon konnte manchmal wieder vergisst (1x1 konnte sie auswendig im Lockdown, und seit der Schle wieder normal lauft - nicht mehr).
...das deckt sich gut mit meinen Beobachtungen beim meiner Großen! Die scheitert dann plötzlich auch oft an einfachen Kopfrechenaufgaben oder übersieht dann einfach mal, ob es sich nun um 10er oder 100er handelt.
Ich kenne ähnliches bei mir selbst beim Instrumentüben oder aktuell beim Trainieren des 10-Finger-Tippens.
Da gibt es immer eine Phase, in der es noch nicht fest "sitzt", aber schon nahe dran am Stadium, wo es automatisiert funktioniert.
Genau da klappt dann etwas plötzlich nochmal sehr viel schlechter als vorher, als man noch mit hoher Konzentration und vollem geistigem Einsatz dran gearbeitet hat.
Dann hatte man zunächst Erfolge, kann bspw eine schwierige Stelle, fängt aber an zu "schwimmen", sobald man nicht mehr voll bei der Sache ist - vermutlich, weil man sich gedanklich nicht mehr so auf die Stelle/Sache konzentriert und schon weiter denkt. Und plötzlich klappt etwas, was man vermeitlich schon konnte, wieder schlecht bis gar nicht.
Bis man es schließlich so weit automatisiert kann, dass es ohne geistigen Einsatz quasi von allein läuft.
Wenn ich aktuell meine 10-Finger-Tippen-Übungen mache, sind meine ersten Übungen am Tag immer erstmal ziemlich gut, da denke ich nämlich noch gut mit bzw bremse meine Gedanken so, dass sie mit der Motorik gleichauf sind.
Dann kommen 2, 3 schlechte Lektionen, ehe ich wieder besser werde. Oft sind das dann richtige deutliche Einbrüche in der Übestatistik!
Das ist dann immer so, dass die Finger schon alleine arbeiten, ohne dass meine Gedanken direkt am Finger sind. Oft bin ich dann nämlich mit dem Kopf schon beim nächsten und übernächsten Buchstaben und vertippe mich dann bei dem, der eigentlich dran ist. Drum passieren dann viele/wieder mehr Fehler.
Wie gesagt - beim Instrument ist das auch so.
Da hilft leider wirklich nur Übung, bis die nötigen Bewegungsabläufe WIRKLICH automatisiert funktionieren, also ohne bewusstes Denken/Konzentrieren.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das gerade für Kinder sehr frustrierend ist, weil man ja zunächst schonmal ein (oft schnelles!) Erfolgserlebnis hatte und glaubt, nun hätte man es doch drauf.
Dann ist man gedanklich schon beim nächsten Schritt. Und dann bremst einen dieser doofe Bewegungsapparat, der einfach mit dem Kopf noch nicht Schritt hält bzw weil es noch nicht automatisiert ist!
Ich habe meiner Tochter (bzw beiden – vor allem im Zusammenhang mit dem Stücke Üben fürs Instrument) das direkt erklärt, was da im Kopf abläuft.
Und dass sich die Verknüpfungen im Gehirn dann auch bei ersten Erfolgen erstmal etablieren müssen, ehe man etwas zuverlässig kann.
Da muss man dann nicht nur weiter üben, sondern oft auch eine Nacht drüber schlafen. (Im Schlaf passiert ja bekanntermaßenviel im Gehirn.)
(Das passiert echt sooo oft, dass eine Stelle im Stück am nächsten Tag dann plötzlich "flutscht". Gerade bei den Kindern beobachtet ich, dass dieses Lernen bei denen wirklich sehr viel schneller geht, als bei mir...)
Diese Erklärung schützt zwar leider nicht vor dem Erleben von Frust über den Misserfolg, aber bietet immerhin eine Erklärung jenseits von "ich bin einfach zu dumm dafür!"
Es ist übrigens dann auch besser, immer wieder viele kurze Übungseinheiten zu machen, als etwas ganz intensiv lange zu üben.
Auch das fällt meiner Tochter schwer, sie verbeisst sich dann eher in eine Aufgabe/Übung.
Sie musste ja für die Schule Jonglieren lernen. Da war es ähnlich. Auch da gabs zwischendrin deutliche Verschlechterungen beim Werfen und Fangen der Bälle.
Statt ewig zu üben hab ich sie dann mehrmals am Tag erinnert, doch zwischendurch einfach mal 5- Minuten dran zu arbeiten.
Schließlich hatte sie es dann tatsächlich wie erhofft innerhalb eine Woche gelernt. (was sie vorher bezweifelte, dass das geht!)
Wenn dich das interessiert, dann google mal nach "Lernkurve".
Und auch Manfred Spitzer beschäftigt sich bspw in seinem Buch "Digitale Demenz" intensiv und detailliert mit den Vorgängen im Gehirn beim Lernen.