Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Fragen, Antworten und Erfahrungen zu IQ-Tests
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Ciris
Beiträge: 8
Registriert: Mi 31. Mär 2004, 14:32

Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von Ciris »

Hallo!
Ich mußte meinen Sohn (knapp 7 Jahre, Schulanfänger) auf Legasthenie testen lassen, da er in der Schule einige Probleme hat, die ich auf Unterforderung - die Lehrerin erst auf mangelnde Schulreife, dann Wahrnehmungsstörungen und zuletzt auf Legasthenie zurückführte. Kurz und gut: er ist psychologisch getestet worden, hat keine Wahrnehmungsstörungen, keine Legasthenie und ist schulreif. Das Auswertungsgespräch mit der Psychologin war leider relativ kurz.

Zu meiner Frage: Der Gesamt-IQ meines Sohnes ergab 113 Punkte. In Einzelbereichen hatte er bei Untertest relativ hohe Ergebnisse (graphisch und sprachlich) - normale aber eher im unteren Bereich Ergebnisse bei der Raumwahrnehmung. (Das war zu erwarten, er ist nicht eines der Kinder, die im Rechnen weiter sind - sondern mehr beim Lesen, Malen, Sprachschatz, ... .)
Jetzt bin ich über diesen IQ doch überrascht. Lacht mich ruhig aus - 113 ist klug, es reicht völlig aus. Nur: die Probleme die seit der Geburt unseres Sohnes bestehen, passen nicht so gut dazu. Er ist äußerst wißbegierig, selbstbestimmt, sehr sensibel, hat ein starkes Gerechtigkeitsgefühl, geringes Schlafbedürfnis, hatte eine ausgeprägte Trotzphase,... . Ich weiß jetzt nicht, ob das jemand verstehen kann: Aber die Diagnose (Teil-)Hochbegabung wäre einfach eine Erklärung für alle möglichen Erziehungsschwierigkeiten. Z.B. hat er mit 18 Monaten kurz zu lesen begonnen/ einige Wörter, mit 21 Monaten wieder aufgehört und sich geweigert bis 5,5 Jahre auch nur seinen Namen zu schreiben. Er hat mit 2 einen Kopffüßler gemalt und weil dieser so "häßlich" war bis 4 Jahre nichts mehr gemalt. Dann nur schwarz und nur Maschinen. Seit 1,5 Jahren malt er bunt, sehr lebendig - in diesem Bereich ist er sicher weiter als andere Kinder. Er ist halt komplizierter und "anders", läuft nicht ganz nach der Norm, verbraucht mehr Eltern-Energie.

Wie "feststehend" und aussagekräftig sind diese IQ-Ergebnisse?
Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.
Danke fürs Lesen und allfällige Antworten.
LG Ciris
orea
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:20

Re: Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von orea »

Hallo Ciris,

was war das genau für ein Test und wielange hat das gedauert?

LG

orea
Gela
Dauergast
Beiträge: 125
Registriert: Mi 17. Okt 2007, 19:43

Re: Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von Gela »

Hallo Ciris,

wie du sicher schon öfter im Forum gelesen hast, bringen IQ-Test in diesem Alter eher Annäherungswerte. Viel interessanter sind Aussagen zu Leistungen in den verschiedenen Teilbereichen.
Bei der deutlichen Diskrepanz, die du beschreibst, zwischen analytischen und ganzheitlichen Fähigkeiten, kann es zwar schon sein, dass der IQ-Wert nicht ganz zutrifft, doch bereitet deinem Sohn diese Diskrepanz mit Sicherheit Schwierigkeiten, weil analytische Kompensationsstragien für Schwächen in der Raumwahrnehmung zwar möglich aber sehr aufwendig sind.
Ich würde an deiner Stelle noch einmal mit der Psychologin Kontakt aufnehmen und sie bitten, das Ergebnis genauer zu besprechen.

LG Gela
Ciris
Beiträge: 8
Registriert: Mi 31. Mär 2004, 14:32

Re: Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von Ciris »

Hallo!
Ich bekomme die genaue Diagnose erst in einigen Tagen schriftlich und leider habe ich den Namen des Tests vergessen. Es gab einen Gesamt-IQ und Untertest mit einem Normbereich von 7-15/ oder 14? Punkten. Da lagen die meisten Ergebnisse bei 13, einer bei 8. Es ging eigentlich um Legasthenie, beim Ergebnis war allerdings auch ein Gesamt-IQ. Der gesamte Test dauerte ca. 3 Stunden. Um die Psychologin zu entlasten: es war eher ein längeres "Tür-und-Angel"-Gespräch, ein ausführliches Elterngespräch wäre erst nach der schriftlichen Diagnose möglich.
LG Ciris
orea
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:20

Re: Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von orea »

Hallo Ciris,

wir haben auch erst einen Test machen lassen. Dieser dauerte in etwa ebenso lang, allerdings auf Etappen, je 1,5 - 2 Stunden mit dem Kind. Vorab ein 1-stündiges Gespräch nur mit mir und weiteres 1-stündiges Abschlussgespräch.

Das war der HAWIK III

Habe hier im Forum erfahren, dass dieser Test auch abhängig ist von der Chemie zwischen Kind und Psych. sowie der festgestellte IQ ein Mindestwert ist.

So wie das Punktesystem beschreibst, ist das dieser Test, der einen Normbereich, also altersentsprechend zwischen 7 und 13 anzeigt.

Da gibts einen Verbalteil und einen Handlungsteil. Weicht der Handlungsteil vom Verbalteil stark ab, so wie bei meinem Sohn, dann kann das auf ADS hinweisen, muss aber nicht sein.
Wie bereits erwähnt, Tagesverfassung und Chemie spielen da auch eine Rolle. Wichtig denke ich, sind auch deine Beobachtungen mit Hausaufgaben. Was wird in der Schule bekritelt etc.

Tür-und Angelgespräch find ich nicht so gut?!

2 Etappen deshalb, weil die Kinder so wie wir unterschiedliche Tage haben.

Du schreibst auch, dass sich das Ergebnis nicht mit deinen Beobachtungen deckt. Kann daher kommen, dass er - so wie meiner ein absoluter Minimalist ist, was Tests und auch Schulangelegenheiten anbelangt. Ihn interessieren andere Dinge als Tests und das was in der Schule erzählt wird.

Meiner macht nur das was er muss. Seit 4 Jahren versucht die Lehrerin und auch ich, dass er von sich aus mal das gibt, was er wirklich kann. Er will aber nicht. In der Schule schon gar nicht - zuhause viel besser. Denn - Schule ist blöd, so seine Empfindung.
Muss man halt warten bis der berühmte Knopf aufgeht oder man die richtige Motiviation für ihn findet.

Mütter haben da sicher ein besser Gespür dafür was ihre Kinder wollen und brauchen.

Frag ihn doch auch mal, was er so will.

Das mit früh lesen und dann nicht mehr sowie Verweigerung schreiben und zeichnen hatten wir auch. Es war ihm alles nicht perfekt genug, so wie er sich das im Kopf vorgestellt hat.

Übrigens: Hier der Verbal IQ 131 und Gesamt 124, weil im Handlungsteil wesentlich "schlechter" abgeschnitten.
Wobei, man muss wie gesagt, auch immer dran denken. Das sind Annäherungswerte.
Der Test hat seine Grenzen. Wenn er in Einzelbereichen-so wie bei uns, an die Obergrenze stößt, sind das Mindestwerte. So wurde das mir zumindest mitgeteilt.

Einfach lassen und nicht immer drauf ansprechen. Das nervt und sie machens dann sowieso nur, weil die Mama das gerne hätte.


also, LG


orea
KArin
Administrator
Beiträge: 223
Registriert: Do 1. Mai 2003, 00:00

Re: Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von KArin »

Hallo Ciris,
mein Sohn wurde auch mit dem Hawik III getestet und hatte eine extreme Diskrepanz zwischen Verbal- und Handlungsteil: Verbalteil 135 (also hochbegabt), Handlungsteil 85 (also unterhalb des "normalen").
Ergibt einen Durchschnitt-IQ von 110... was natürlich so auch nicht stimmt.

Je älter er wird, umso besser erlernt er Strategien, um den Handlungsteil zu verbessern, aber vieles dauert halt deutlich länger als bei anderen Kindern.

So ein IQ-Test wird ja immer auf das tatsächliche Alter bezogen, du kannst ihn also ruhig auch so interpretieren, dass dein Sohn in manchen Bereichen seinem Alter voraus, in anderen dafür aber auf dem Stand eines jüngeren Kindes ist. Da bleibt er aber nicht stehen, sondern er entwickelt sich da eben ein wenig langsamer als andere Kinder und als in seinen "guten" Bereichen.
Je älter er wird, umso mehr gleicht sich das an, weil er immer besser lernt, seine Schwächen in manchen Bereichen durch seine Stärken in anderen zu kompensieren. Gezielte Ergotherapie hilft da, wenn der Therapeut den Test richtig interpretieren kann, Strategietraining (Aufmerksamkeitstraining), Psychomotorik...
Frag doch mal bei eurem schulpychologischen Dienst, die bieten sowas meist kostenfrei an.

Und abgesehen davon, hinterfrage dich mal selbst, wofür dir das Testergebnis wichtig ist. Dein Sohn ist wie er ist und er wird durch einen Test kein anderer. So ein Test ist erst dann hilfreich, wenn du Argumente gegenüber einem Außenstehenden brauchst.

Lehrer sind oft recht hilflos, wenn Kinder nicht so "funktionieren" wie andere. Dann kann es wichtig sein, den Test mit dem Lehrer zu besprechen. Der ist vielleicht heilfroh über die Info und kann dann besser auf deinen Sohn eingehen.
Hat bei meinem Sohn und seinem Mathe-Lehrer gut geklappt, Aussage des Lehrers: "Ich weiß, dass ich ihm alles 10mal erklären muss, aber wenn er es mal verstanden hat, kommt er damit deutlich weiter, als andere Kinder". Er hat eine 2 in Mathe :-)

LG
KArin
Ciris
Beiträge: 8
Registriert: Mi 31. Mär 2004, 14:32

Re: Wie genau ist ein Testergebnis? Bzw. stimmt der IQ?

Beitrag von Ciris »

Hallo und danke für die Antworten!
Mein Sohn ist laut Psychologin, die er sehr mochte, sehr ehrgeizig. Weil er keine Fehler machen will, braucht er für die Lösung sehr lange - er ist langsam. Über das Tür und Angel-Gespräch bin ich eher dankbar, ein längeres ist bei Bedarf möglich. Er wurde ja auf Legasthenie getestet und das Ergebnis war, daß er keine hat, gut entwickelt ist, keine Probleme wie auch immer zu finden waren. (Das heißt er braucht auch keine Therapien.) Das war mal sehr entlastend für mich. Außerdem glaub ich nicht, daß ich mich fragen traue, ob der IQ zu niedrig ist, bzw. ob er in Teilbereichen höher war. (Weil ich ja weiß, daß 113 ein tolles Ergebnis ist).

Weshalb ich mit dem IQ-Ergebnis Probleme habe? Naja, ich sagte ja, ihr dürft lachen. Verletzte Muttergefühle? Vielleicht, aber ich habe vieles, was ich mit meinem Kind erlebt habe, auf eine (Teil-)Hochbegabung zurückgeführt. Diese Diagnose würde mich entlasten. Mein Sohn hat einfach zigmal mehr Energie von mir abgezogen, als "Durchschnittskinder". Er hat mir Löcher in den Bauch gefragt. Er hat sich für die normalen Dinge des Lebens nie wirklich interessiert (Es ist anstrengend, wenn ein 3-jähriger Atomkraftwerke erklärt haben will, aber nicht daran denkt, sich selbst die Schuhe anzuziehen).

Die Lehrerin glaubt mir sowieso nicht, ich würde auch nicht so gerne mit der Diagnose hochbegabt kommen; es war schon zu viel, daß ich gesagt habe, daß er schon lesen kann oder daß er sich die Buchstaben schon längst selbst beigebracht hat.
Nochmal danke und lG Ciris
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