IQ-Test ging schief

Fragen, Antworten und Erfahrungen zu IQ-Tests
Melpa
Dauergast
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IQ-Test ging schief

Beitrag von Melpa »

Ich muss mich hier irgendwie ausschreiben darüber, sonst hab ich das Gefühl zu platzen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen und fühle mich einfach total schlecht, weil ich das alles so forciert habe und scheinbar auch die falsche Entscheidung getroffen habe. Wir haben uns an die falsche Beratungsstelle gewendet. Ich schreibe mal kurz wie es lief:

3h Gespräch für uns. Währenddessen wurde Töchterchen getestet. HAWIVA III. Töchterchen ist 5 3/4. Mittlerweile denke ich, dass es nicht an ihrem Alter liegt, dass es schief ging, sondern wegen der Art und Weise der Testung. Ich weiss nicht genau wie es sonst abläuft. Es sind mehrere Termine oder? Der Psychologe macht sich ein Bild von dem Kind. Das Kind lernt den Psychologen kennen oder? Ein Psychologe führt den Test durch. All DAS ist bei uns leider nicht passiert. Die Beratung war sehr allgemein, es ging nicht um mein Kind, sondern um HB (da weiss ich eh schon mehr als genug). Es gab kein Vorgespräch, kein Nachgespräch. Die Tests wurden beurteilt, während Töchterchen wieder anwesend war (sie hat riiesige Ohren) und am Ende der 3h (ich war da bereits am Ende - ich bin hochsensibel) und habe kaum noch was mitbekommen. Das Ergebnis wurde uns kurz und knapp mitgeteilt. Wir haben nichts Schriftliches, keine Beurteilung des Verhaltens, Motivation, Konzentrationsvermögens meiner Tochter. Gar nichts. Das SChlimmste war, dass der Test von einem Studenten (so sah er für mich aus) vorgenommen wurde, also ein Psychologe war es auf jeden Fall nicht. Ich weiss nicht genau, nimmt der Psychologe während eines Testes irgendwie Einfluss auf das Kind was vor ihm sitzt? Ich glaube, der "Student" hat sie einfach machen lassen. Er wirkte auf mich zu ruhig, zu leise, zu einlenkend. Fatal für mein Kind. Den 1 Teil hat sie in 1,5 min. gemacht, statt in 7. Der "Student" konnte zwar beurteilen, dass sie da motivationslos war und willkürlich angekreuzt hat, aber nicht, ob sie es eigentlich gekonnt hätte oder überhaupt was sie dazu getrieben hat da so durchzurauschen.

Töchterchen hat danach gesagt, sie hat schnell gemacht, weil sie wieder zur Mama wollte. Und dass die Aufgaben zu leicht gewesen wären (was davon Selbstüberschätzung ist kann ich nicht sagen).
Und sie war sicher 90 min beim Test. Für mein hochsensibles Kind einfach zu lang. Es gab keine Pause. Ich denke zum Schluss hat sie einfach keine Lust mehr gehabt.

So und nun sitz ich hier und weiss nun immer noch nichts. HB ja oder nein? Wir sind so schlau wie vorher. Das Schlimme ist, ich kann es nicht rückgängig machen. Ich ärgere mich so sehr, dass ich mich nicht gleich an einen Psychologen gewendet habe, der sich mit HB-Kindern auskennt. Irgendwie komm ich grad gar nimmer klar damit. Ich habe da völlig versagt. :|


Wir haben nichts Schriftliches bekommen. Keine Auswertung davon wo ihre Stärken und Schwächen sind. Dieser junge Mann, der sie getestet hat, kann das auch schlecht beurteilen, meine Meinung. Dafür fehlt ihm sicher einfach die Erfahrung. Und selbst wenn, war es nie angedacht uns eine abschließende Zusammenfassung mitzugeben.

Was kann ich jetzt tun? Testen in ein paar Jahren? Da sie auffällig ist, kann ich den Verdacht jetzt auch nicht wieder ablegen und einfach warten bis wir in ein paar Jahren nochmal testen können.
Kann man innerhalb kürzester Zeit nochmal testen? Wieviel Zeit sollte dazwischen liegen? Woran erkenne ich gute Psychologen?

Ich danke Euch schonmal im Voraus.
alibaba

Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von alibaba »

Hallo Melpa,

na da ging ja gründlich schief, was nur schieflaufen kann. Aber meine liebe Melpa, daran habt ihr eigentlich ein gutes stück Mitverantwortung. Wenn du den Verdacht auf Hb hast, dann schaut man doch vorher nach einem geeigneten Tester. Habt ihr mal mit dem Kinderarzt gesprochen? Was war eigentlich der Grund um zu testen? Einen IQ in dem jungen alter, den bekommt man eh nicht. Aber am wichtigsten sind die Testpersonen. Und am allerwichtigsten die Interpretation, das Verhalten des Kindes während eines Testes genau einzuschätzen, Warum es z.b. die Aufgabe nicht gelöst hat. Ein Tester darf z.B. verschiedene Hilfestellungen geben.....ein Test sollte ausschließlich von einem Fachmann gemacht werden. Je jünger die Kinder sind umso wichtiger.

Der Test meines Großen war beim Schulpsychologen, aber auch eher sehr kurz und sehr knapp in der Auswertung. Der Termin wurde auf 2 Tage gelegt, da Junior zwischendurch hippelig wurde. Die Kleine geht zum Ende des Jahres zum Test, aber hier wird der Termin auf einen Tag gelegt. Da wir etwas über die vorzeitige Einschulung wissen wollen, ist das gleich eine gute Generalprobe - so die Psychologin, als ich sie damit konfrontierte, das viele Tester über zwei Tage testen. Leuchtet mir ein.

Das Problem bei dem neuen HAWIVA ist wohl, der ist zu einfach und nicht so gut geeignet um die stärken und Schwächen eines Kindes zu erkennen, so zumindest die Aussage "unserer" Psychologin aus Tübingen. Es kann also schon etwas Wahres daran sein, das Euer Kind wegen zu leichter Aufgaben "dicht" gemacht hat. Auf der anderen Seite ist sie ja fast 6. Da sollte eigentlich schon die Reife da sein, etwas zu machen, auch wenn es zu leicht ist.

Nein, den Test kannst Du nicht rückgängig machen. Wenn Du aber einen guten Grund hast zum testen, dann solltet ihr Euch an die DGHK wenden. Ihr könntet mit dem K-ABC testen lassen, welcher nach wie vor sehr gut geeignet ist, auch wenn er seine Schwächen hat. Da es aber ja noch nicht um den IQ geht, weis ein erfahrener Tester damit umzugehen. Habt ihr einen guten Grund? Ihr könnte auch warten und bei Problemen in der Schule dann mit dem HAWIK testen lassen. Hierbei geht es dann um den IQ und "leicht" ist der bestimmt auch nicht.

Ja, ich kann verstehen, es ärgert Dich. Aber es sind noch alle Türen offen. VLG
Melpa
Dauergast
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Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Melpa »

Liebe Alibaba,

danke Dir sehr für Deine Antwort!
Also ja, irgendwie bin ich mit Schuld an der Misere. Allerdings dachte ich bis zum Test, dass ich schon "alles" weiss über HB. Ich habe mich bestimmt 1 Jahr lang mehr oder weniger intensiv damit beschäftigt. Ich dachte somit, das sollte ausreichen und wir gehen bewusst in diesen Test. Das Gespräch fand in einer begabungspsychologischen Beratungsstelle statt. Ich habe einfach angenommen, dass die sich mit Sicherheit mit kleinen HBchen auskennen. Das alles sehr provisorisch und allgemein gehalten ist, konnte ich wirklich nicht ahnen. (Vielleicht hätte ich vorher danach googeln sollen. :| ) Ein Psychologe hat uns zwar beraten, aber es war mir alles zu allgemein. Es ging um HB, aber nicht um mein Kind.
Ich hätte mir gewünscht, dass das Verhalten meiner Tochter besser angeschaut wird. Ich denke, es fand keine Hilfestellung statt. Eventuell wäre es besser gewesen, der Test wäre auch über 2 Tage gelaufen. Aber sowas bieten sie dort gar nicht an.

Meine Tochter macht leider nur Dinge, die sie mag. Sie stellt alles in Frage und was ihr nicht einleuchtet, macht sie nicht. Eventuell haben wir da zu spät drauf geachtet und gegengewirkt. Nun achte ich darauf, dass sie auch Dinge tut, die sie nicht mag und dass Dinge beendet werden, auch wenn sie nicht mag. Sie macht z.B. Aufgaben nicht (Vorschulbücher), die sie nicht auf der Stelle kann. Sie macht sich nicht die Mühe darüber nachzudenken, obwohl sie es dann könnte. Und bei super einfachen Sachen macht sie Fehler. Da denkt sie zu kompliziert.

Seit Montag bin ich dann einfach wieder weg von der HB. Ich wäre auch nie auf HB gekommen, wenn ich nicht durch Gespräche mit Eltern von HB-Kindern darauf gestoßen wäre. Ich habe in diesen Erzählungen meine Tochter wiedererkannt. Dann habe ich angefangen mich damit zu beschäftigen, habe mich sogar wiedererkannt und weiss nun endlich was mein ganzes Leben lang schief lief.
Meine Tochter ist clever, keine Frage, sie ist weiter als andere in ihrem Alter. Aber sie schreibt und liest noch nicht. Rechnet aber ein wenig im 10er Bereich und erkennt seit ein paar Tagen die Zahlen bis 100. Für mich ist das alles nicht eindeutig genug. Es ist eben nicht so eindeutig wie bei den Kindern, die schon mit 3 oder 4 lesen, schreiben, rechnen. Sie fiel immer nur auf dadurch, dass sie viele außergewöhnliche Ängste hatte, schnell überreizt ist (nun weiss ich, dass sie hochsensibel ist) und sich dadurch Wutanfälle ergaben, wo sie sich selbst nicht mehr helfen konnte. Sie war ein SChreibaby, aber auch sehr wach und wissbegierig. Letztens hab ich mal kleine Videos angeschaut von ihr, da war sie so 8 oder 9 Monate alt, das ist der Hammer wieviel sie uns da schon verstanden hat und wie eindeutig sie darauf reagierte. DAmals war uns das gar nicht so bewusst. Sie sprach dann auch wahnsinnig schnell. Das ist auch das wo sie auffällt - ihr Sprachvermögen und Verständnis (im Test hat sie da allerdings eher schlecht abgeschnitten). Wir lesen Bücher für 8jährige. Sie kann stundenlang dasitzen und mir zuhören. Ihr wird weder langweilig noch nervt es sie, wenn keine Bilder zu sehen sind. Das macht ihr nichts aus. ... Okay ich wollte ja mal zu ihrem auffälligem Verhalten schreiben. Sie spielt mit nichts (daheim); ich verzweifle langsam, weiss nicht was ich ihr noch bieten soll. Wenn wir was machen, dann Ausflüge, lesen, Hörspiele, Gesellschaftspiele. Seit sie auf der Welt ist, habe ich das Gefühl, ihr permanent was bieten zu müssen damit sie glücklich ist.
Melpa
Dauergast
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Registriert: Mi 22. Sep 2010, 12:09

Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Melpa »

MiniLük gekauft, 5x gespielt, langweilig. CD´s werden 2 Tage intensiv gehört, danach nicht mehr angerührt, genauso ist es mit Spielen, Bücher werden nur wenige Mal gelesen, manchmal nur 1x. Gut, dass es die Bibliothek gibt.
Sie ist sehr perfektionistisch, wenn sie was nicht sofort kann, ist sie wütend und/oder gibt auf. Ich kann da noch so viel reden oder frage, ob ich helfen kann, das kann sie nicht annehmen. Sie vergleicht auch ihre Leistungen mit meinen Leistungen. :roll: "Du bist eh immer besser als ich" Das finde ich so schlimm, wie kommt sie darauf sich mit mir zu vergleichen?! Ist doch ganz klar, dass sie da schlechter abschneidet, gerade was das motorische angeht.
Der Alltag ist oft schwierig. Viele Dinge sind ein Kampf. Wutanfälle, Trotzanfälle, Ängste. Gestern hat sie 1h lang geweint, weil es draußen gewittert hat. Mit allem drum und dran, Zittern, Schreien, Weinen. Und da kann sie 10x wissen wie ein Gewitter entsteht, sie hat dennoch Angst.
Der Kindergarten ist auch wegen ihrem Verhaltens auf uns zugekommen. Wir sind nun im permanenten Gespräch wegen ihr. Aber da es ein Waldorfkiga ist, läuft es eben alles bisschen anders. Sie ist nun im letzten Jahr im Kiga und darf nun die Sachen machen, die nur die Großen dürfen und ich denke, das entschärft die Situation ein wenig. Sie kam jetzt paar Mal ganz stolz heim und hat mir erzählt was sie alles machen durfte. Ich denke, sie hätte das locker schon letztes Jahr alles gekonnt, aber sie durfte eben nicht. :roll:

Wie gesagt, bin jetzt doch wieder irgendwie weg von der HB und denke mir einfach, lass mal die Schule anfangen und schau dann weiter. Frage mich auch grad, warum ich unbedingt diesen Test wollte. :| Naja eigentlich weiss ich das. Wenn man fast 6 Jahre verzweifelt nach Hilfe oder einer Diagnose sucht, dann ist man irgendwann nur noch froh, wenn man einen Strohhalm in die Hand gedrückt bekommt.
Und dann les ich wieder hier und denke mir, in Euren Erzählungen erkenne ich so viel wieder. Und in 80% der HB-Merkmale erkenne ich sie wieder. Sie kann aber eben noch nicht lesen und schreiben und sie ist auch keine, die mich permanent durchlöchert mit Fragen.
Chiara
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Mi 16. Jun 2010, 17:29

Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Chiara »

Liebe Melpa

Ob Du Deine Tochter nochmals testen lassen sollst, kann ich Dir nicht sagen. Ich würde aber auf jeden Fall etwas Zeit verstreichen lassen!
Was ich aber sehr ernst nehmen würde ist, dass Deine Tochter hochsensibel ist! Wie kommt sie im Kindergarten zurecht? Hat sie Mühe, in grossen Gruppen zu "funktionieren"?
Die Beschreibung Deiner Tochter erinnert mich sehr an meinen grossen Bruder! Er ist extrem sensibel/sensitiv und hat auch heute noch, mit 30 Jahren, Mühe, wenn zu viel um ihn herum läuft. Wenn er eine Aufgabe hat, dann ist alles kein Problem. Aber wenn nicht, dann muss er sich irgendwo zurückziehen können. In der Schule war er ein total anderes Kind, als zu Hause. Obwohl er wahrscheinlich hochbegabt ist, musste er in eine Förderklasse, da es dort nur maximal 7 Kinder gab! Dort ging es dann einigermassen.
Um hochbegabt zu sein, muss man sich nicht mit 3 Jahren für Buchstaben und Zahlen interessieren! Hochsensible Menschen sind wahrscheinlich oft überfordert, mit all den Reizen, welche sie nicht/schlecht filtern können. Dass da nicht alle Begabungen zum Zuge kommen können, wäre für mich logisch!
Würde versuchen die Punkte, welche in der Schule Probleme bereiten könnten anzugehen; Wie geht man zum Beispiel am Besten mit seinem Perfektionismus um?
Ich zum Beispiel hätte eine andere Lernstrategie gebraucht, da ich das Gefühl hatte, vor einem Test jedes Wort auswendig lernen zu müssen. Irgendwann gab ich dann auf und machte nichts mehr. Heute ist mir das bewusst und ich trainiere mich selbst, zum Beispiel im Haushalt... ;)
Hör auf dein Bauchgefühl!! Du hast ja auch Deine Erfahrungen gemacht, und weisst, worum es geht. Ich bin überzeugt, dass die meisten hochsensiblen Menschen auch hochbegabt sind!
Vielleicht hilft Dir das Buch "Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal / Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung" von Birgit Trappmann-Korr weiter?
Ich glaube, dass wir unseren Kindern zeigen müssen, dass sie ok sind, so wie sie sind, auch wenn sie anders sind, als der Grossteil der Gesellschaft. Wir müssen mit ihnen Wege sucht, wie sie mit ihren Mitmenschen zurecht kommen können.
Ein hochbegabtes Kind ist auch in einem halben Jahr noch hochbegabt und wenn es nicht nötig ist, dann würde ich mit einem Test warten!

Herzliche Grüsse, c
alibaba

Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von alibaba »

Hallo Melpa,

weist du, das Problem bei Hb ist, jede zeigt sich anders und jede ist auch anders. Nimm meinen Großen, der mit 4,1 getestet wurde. "Nur" überdurchschnittlich - damals. Er rechnet sicher im Kopf bis 20, drüber hinaus auf dem Papier. Er liest, allerdings keine Romane. ;) Er las bereits mit 5, allerdings noch nicht "seine" Bücher, denn die sind viel zu kompliziert. Er las die Zahlen ab 10 bereits mit 3 Jahren. Er zählte überall alles und ist extrem neugierig. Den Schulstoff der 1.Klasse kann er und trotzdem wurde nie von hb gesprochen. Aber darauf kommt es auch nicht an, finde ich. Wenn Du auf die Signale deines Kindes hörst, es ernst und annimmst, dich darauf einlässt, dann ist es egal, welcher IQ sich dahinter verbirgt. "Ein Kind ist erst einmal ein Kind und erst dann Hb". Ein Kind braucht andere Kinder und eine liebevolle unterstützende Umgebung, dann hat es das was es braucht. Ob der IQ nun 130 oder 120 ist, spielt meines Erachtens keine Rolle. Es muss lernen sich zu integieren, in unsere Gesellschaft einzubringen, ein Teil davon zu werden.

Zu leicht denkt man, ein hoher IQ, da muss ich jetzt ja was machen. Nein, das was man machen muss, ist auf die Signale zu hören. Wenn sich das Kind für Dinosaurier interessiert, dann geht man eben in die Bibliothek, oder mal ins Museum. Wenn ein Kind gerne schwimmt, dann schuat man ob man es in den Schwimmverein anmelden kann. die Interessen unterstützen, aber nichts einfordern oder aufzwängen.

Ob es nun falsch war bei Euch zu testen, keine Ahnung. Das Problem bei Euch ist und bleibt, ihr seid verunsichert. Ich kann Dir nur einen Rat mitgeben.Was andere sagen ist immer relativ. Am meisten höre ich darauf, was z.b. der Kiga sagt, nicht immer direkt, oft zwischen den Zeilen. Oder andere Betreuer. Oder wie bei meinem Großen, die Lehrerin. Die hat sehr schnell erkannt, das es sich um ein fixes Kerlchen handelt, der wohl eher in die 2. gehört. Aber den Weg muss er alleine gehen.

Was Du so kurz aufzeigtest würde ich spontan nicht mit Hb im Zusammenhang sehen, wohl aber um ein kluges Kind, was seinen Weg gehen wird. Und das Melpa, ist egal welcher IQ, das Wichtigste.

VLG
Melpa
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Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Melpa »

alibaba hat geschrieben:"Ein Kind ist erst einmal ein Kind und erst dann Hb". Ein Kind braucht andere Kinder und eine liebevolle unterstützende Umgebung, dann hat es das was es braucht. Ob der IQ nun 130 oder 120 ist, spielt meines Erachtens keine Rolle. Es muss lernen sich zu integieren, in unsere Gesellschaft einzubringen, ein Teil davon zu werden.
Das, finde ich, hast Du toll gesagt. ICh hatte mich in den letzten Monaten zu intensiv damit befasst, dass das schon wieder viel zu sehr in den Hintergrund gerückt ist.
Ich werde meine Tochter weiterhin beobachten, aber nicht mehr so verbissen sein darin herauszufinden, ob sie nun HB ist oder nicht. Ich weiss, sie ist hochsensibel, und da denke ich wie Chiara, das ist ebenfalls eine Art Hochbegabung. Das merke ich an mir und auch an ihr. Ich habe z.B. die selben Probleme wie HB´s. Ich nahm einfach an, dass wenn ich HS und HB bin, dass sie es auch sein muss, zumal wir Probleme haben und sie eben auch viel weiter ist als Gleichaltrige. Sie ist nur eben nicht so typisch HB wie andere Kinder hier. Aber dennoch haben wir auch sehr zu kämpfen.
alibaba hat geschrieben:Ob es nun falsch war bei Euch zu testen, keine Ahnung. Das Problem bei Euch ist und bleibt, ihr seid verunsichert. Ich kann Dir nur einen Rat mitgeben.Was andere sagen ist immer relativ. Am meisten höre ich darauf, was z.b. der Kiga sagt, nicht immer direkt, oft zwischen den Zeilen. Oder andere Betreuer. Oder wie bei meinem Großen, die Lehrerin. Die hat sehr schnell erkannt, das es sich um ein fixes Kerlchen handelt, der wohl eher in die 2. gehört. Aber den Weg muss er alleine gehen.
Naja mittlerweile denke ich, dass es eine fixe Idee war. Aber gut, ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich weiss, dass meine Tochter schlau ist, was ich da noch mehr wissen wollte, weiss ich selbst nicht mehr. :oops: Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Dinge aus meiner Kindheit/Schulzeit hochgekommen sind, die ich ihr gern ersparen möchte. Ein stückweit geht das ja auch, aber wie Du geschrieben hattest, durch Beobachten und Unterstützen, weniger durch ein eindeutiges Testergebnis.

Danke Dir nochmal fürs Klarmachen! :)
Melpa
Dauergast
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Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Melpa »

Chiara hat geschrieben:Liebe Melpa
Hochsensible Menschen sind wahrscheinlich oft überfordert, mit all den Reizen, welche sie nicht/schlecht filtern können. Dass da nicht alle Begabungen zum Zuge kommen können, wäre für mich logisch!
Liebe Chiara, ja ich denke, das ist oft ihr Problem. (Das ist auch oft mein Problem - ich stehe mir selbst im Wege, weil ich nicht so kann wie ich will, einfach weil alles zu viel ist. ) Die Heilpädagogin, wo wir sind, hat z.B. auch gesagt, dass ihre Impulsivität ihr im Wege steht. Sie macht und tut und denkt dann erst nach. Sie könnte auf viel bessere Ergebnisse kommen, wenn sie sich die Zeit nehmen würde. Und oft sind zu viele Emotionen mit im Spiel, so dass man auch wieder nicht objektiv an eine Sache rangehen kann. :roll: Auch das kenne ich von mir ...
Chiara hat geschrieben:Hör auf dein Bauchgefühl!! Du hast ja auch Deine Erfahrungen gemacht, und weisst, worum es geht. Ich bin überzeugt, dass die meisten hochsensiblen Menschen auch hochbegabt sind!
Vielleicht hilft Dir das Buch "Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal / Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung" von Birgit Trappmann-Korr weiter?
Ich glaube, dass wir unseren Kindern zeigen müssen, dass sie ok sind, so wie sie sind, auch wenn sie anders sind, als der Grossteil der Gesellschaft. Wir müssen mit ihnen Wege sucht, wie sie mit ihren Mitmenschen zurecht kommen können.
Ein hochbegabtes Kind ist auch in einem halben Jahr noch hochbegabt und wenn es nicht nötig ist, dann würde ich mit einem Test warten!
Das tu ich eh, auf mein Bauchgefühl hören. Ich bin ja in der mehr oder weniger glücklichen Lage ebenfalls hochsensibel zu sein. Ich kann all das sooo gut nachvollziehen was in meinem Kind vorgeht. Ich habe viel Verständnis für sie und komme damit auch weiter als mit Schimpf und Strafe. Sie kann halt manchmal gar nicht anders.
Deinen Buchtipp werde ich mir mal näher anschauen. Habe zwar schon einiges gelesen, war aber mit den Inhalten öfters unzufrieden.
Ansonsten kommt sie für eine bestimmte Zeit klar in einer großen Gruppe. Wenn der Punkt erreicht ist, wo sie nicht mehr kann und reizüberflutet ist, dann wird sie laut und unberechenbar, hört nicht mehr und spielt den Kasper. Das erkenne ich dann schon. Daheim ists eher so, dass sie dann zusammenbricht (also seelisch), viel weint und Dinge, die ihr nicht passen nicht mehr gut akzeptieren kann. Wir haben zwar lange dafür kämpfen müssen, aber mittlerweile zieht sie sich dann völlig zurück und gibt sich eine Auszeit. Eine ganze lange Zeitlang hat sie das nicht verstehen können. Nun sieht sie es nicht mehr als Strafe an, sondern als Hilfe. Und ich bin sehr froh darüber.
Chiara
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Mi 16. Jun 2010, 17:29

Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Chiara »

Liebe Melpa

Bin fast fertig mit Lesen und muss sagen, dass ich froh bin, dieses Buch gekauft zu haben. Hatte erstaundlich viele AHA-Erlebnisse. Sicherlich trifft nicht alles auf mich zu, aber mein Anderssein wird genau beschrieben. Es gibt also noch andere komische Menschen auf dieser Welt... :lol:
Mein Sohn und meine Tochter haben schon Anzeichen, dass sie in dieser Hinsicht nach mir kommen... Die wahrscheinliche Hochbegabung meines Sohnes tritt immer mehr in den Hintergrund. Wir haben auch einen steinigen Weg vor uns. Aber je früher man Probleme erkennt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass alles gut kommt. Davon bin ich überzeugt!!
Ich wünsche Euch alles Gute und Liebe, und vor allem VIEL KRAFT!

Herzliche Grüsse, c
Winnie
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: IQ-Test ging schief

Beitrag von Winnie »

alibaba hat geschrieben:"Ein Kind ist erst einmal ein Kind und erst dann Hb". Ein Kind braucht andere Kinder und eine liebevolle unterstützende Umgebung, dann hat es das was es braucht. Ob der IQ nun 130 oder 120 ist, spielt meines Erachtens keine Rolle. Es muss lernen sich zu integieren, in unsere Gesellschaft einzubringen, ein Teil davon zu werden.

Zu leicht denkt man, ein hoher IQ, da muss ich jetzt ja was machen. Nein, das was man machen muss, ist auf die Signale zu hören. Wenn sich das Kind für Dinosaurier interessiert, dann geht man eben in die Bibliothek, oder mal ins Museum. Wenn ein Kind gerne schwimmt, dann schuat man ob man es in den Schwimmverein anmelden kann. die Interessen unterstützen, aber nichts einfordern oder aufzwängen.

Ich kann Dir nur einen Rat mitgeben.Was andere sagen ist immer relativ. Am meisten höre ich darauf, was z.b. der Kiga sagt, nicht immer direkt, oft zwischen den Zeilen. Oder andere Betreuer. Oder wie bei meinem Großen, die Lehrerin. Die hat sehr schnell erkannt, das es sich um ein fixes Kerlchen handelt, der wohl eher in die 2. gehört. Aber den Weg muss er alleine gehen.

Was Du so kurz aufzeigtest würde ich spontan nicht mit Hb im Zusammenhang sehen, wohl aber um ein kluges Kind, was seinen Weg gehen wird. Und das Melpa, ist egal welcher IQ, das Wichtigste.

VLG
Daran ist mir aufgefallen, dass es doch einen großen Unterschied macht, ob ein Kind einen IQ von 120 oder über 130 hat. Rein statistisch kannst du davon ausgehen, dass sich Kinder mit einem IQ von 120 am oberen Rand des Lernniveaus in einem Gymnasium befinden. Sie fallen gerade noch in den Anforderungsbereich hinein und deshalb kann man eine eventuelle Unterforderung auch noch gut mit zusätzlicher Förderung auffangen. Kinder mit Hochbegabung aber werden in die altersgerechte Lernzielbestimmung nicht mit einbezogen, so dass die Anforderungen an den Bedürfnissen der HB-Kinder vorbeigehen. Das kannst du schon daran erkennen, dass Kinder mit Hochbegabung eine andere Wahrnehmung haben und viele Dinge anders begreifen. Deswegen ist eine Unterforderung auch immer relativ, denn sie können auch mit der Art der Wissensvermittllung überfordert wirken, obwohl sie den Stoff intellektuell längst beherrschen können. Diese Missverständnisse zwischen Lehrer und HB-Schüler werden das Kind immer begleiten. Und der Lehrer wird immer argumentieren, dass 98 % der Schüler es auf die Art und Weise verstanden haben und die Aufgabe auch richtig gelöst haben. Ich erinnere mich z. B. daran, dass bei uns ein Schüler in der Abiturprüfung erkannt hat, dass eine Aufgabe falsch gestellt war und mit den vorgegebenen Informationen die Aufgabe nicht zu lösen war. Alle anderen Prüflinge sowie die Prüfungskommission selbst haben den Fehler nicht gesehen. Es war mutig von ihm, diese Behauptung aufzustellen, denn anderfalls hätte er die Aufgabe wohl nicht lösen können und hätte 0 Punkte eingefahren.

Ich merke das immer wieder, dass auch in diesen online-IQ-Tests immer mal wieder solche Fragen gestellt werden, wo dann leider auch keine Begründung mitgeliefert wird. Aber gerade bei diesen Wortanalogien, wo es heißt, ein Wort passt nicht zu den anderen vier, da habe ich ganz große Probleme, weil ich den Sinn dahinter nicht verstehe. Meine Antworten sind dann nach dem Test einfach falsch, wobei ich dann immer sage: Es ist nicht falsch, es ist Ansichtssache.

So wie bei Amelies U 8, wo sie Bilder benennen sollte. Da war ein Bild, darunter stand Schloss. Der Kinderarzt sagte, dass die meisten Mädchen es Prinzessinnen-Schloss genannt haben. Amelie hat aber darauf bestanden, dass es sich um eine Burg handelt, da sich oben auf dem Turm Zinnen befanden. Das stimmt auch, denn eine Burg ist etwas anderes als ein Schloss, denn diese beiden Gebäude haben eine andere Funktion. Wäre es ein IQ-Test, würde ihre Antwort nun als falsch gewertet werden, weil sie von der vorgegebenen Antwort abwich. Es gibt beim Benennen von Bildern eben keine Möglichkeit, seine Entscheidung zu begründen. Dennoch ist ja der Erkenntnisgewinn das, was die Intelligenz ausmacht.

Genau diese Unterschiede im Denken machen es Hochbegabten vielfach schwer, sich in die Gesellschaft zu integrieren und ein Teil davon zu werden. Hochbegabte sind schon per definitionem eine Randgruppe, soziologisch gesehen unterschieden sie sich von 98 % der Bevölkerung und fallen somit aus der Norm heraus. Man muss davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit da ist, dass eine Integration in die Gesellschaft nicht dauerhaft und in allen Belangen gelingt, weil die Attribute eines 08/15-Durchschnittsbürgers einfach zu sehr von dem Selbstbild des hochbegabten Menschen abweichen. Es mag sein, dass er sich verhalten kann wie ein normaler Mensch, aber er wird niemals fühlen oder denken wie ein normaler Mensch.

Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Du kannst ein hochbegabtes Kind, was gerne schwimmt, damit kreuzunglücklich machen, wenn du es zum Schwimmkurs anmeldest, weil es gar keine Freude daran empfindet, mit anderen gemeinsam Schwimmen zu lernen oder weil es durch den Unterricht die Freude am Element Wasser verliert. Vielleicht würde es aber Glück dabei empfinden, wenn es Sonntag morgen mit seinem Vater im Baggersee schwimmen darf, ganz ohne Unterricht. Ich weiß z. B., dass meine Kinder ganz große Probleme mit der Akkustik im Schwimmbad haben, deswegen gehe ich mit ihren nur vormittags unter der Woche schwimmen.

Es ist wie Weihnachten, wo die Fröhlichkeit und der Familiensinn sozusagen gesellschaftlich vorgeschrieben werden. Die meistens Menschen halten den Unterschied zwischen Vorgabe und Wirklichkeit nicht aus, so dass sich gerade an Weihnachten selbst Enttäuschung und Frust breit macht. Oder anderes Beispiel: Von allen Frauen wird erwartet, dass sie nach der Geburt des Kindes glücklich sein sollen, aber tatsächlich sind die meisten Frauen auf Grund der Hormonumstellung erstmal am Boden zerstört. Das Glück will sich erstmal nicht einstellen und die Frauen fragen sich, was mit ihnen nicht stimmt.

So fühlen sich sehr viel Hochbegabte ein Leben lang und das fängt schon bei den Kindern an. Die Gesellschaft schreibt dir vor, was dir Spaß machen soll, was du interessant finden sollst und was du lernen sollst. Und die Kinder stehen im Kindergarten und fragen sich schon dort, warum sie alles so anödet. Und das Schwierige ist, dass sie selbst oft gar nicht genau sagen können, was sie begeistert, da sie es ja bis jetzt nur die vorgegebenen Trampelpfade kennen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Amelie dann am meisten von ihrem Potenzial zeigt, wenn am wengisten Vorgaben da sind. So ist die Welt aber nicht gestrickt, deshalb weiß ich jetzt schon, dass Amelie immer Probleme haben wird, ihren Weg zu gehen.

Genau deswegen bekommt Amelie Ergotherapie mit Beratung zur sozialen Integration, weil es nämlich wirklich nicht so einfach ist, hochintelligente Kinder in die Gesellschaft zu integrieren.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
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