die perfekten Nachbarn

Was sonst noch interessiert und was sonst nirgends passt
Willow77
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die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

Hallo,

Bitte nehmt es mir nicht übel. Ich muss einfach mal meinen Frust ablassen.

Meine Nachbarn sind perfekt. Absolut perfekt.

Die Frau ist immer perfekt gestylt, der Mann super cool. Sie machen Urlaub in den tollsten Ländern, und selbst wenn sie mal nur um die Ecke fahren, klingt es bei ihnen so, als ob es das schickste und hypste der Welt wäre. Da können wir mit unseren Center Parcs Kurzurlauben nicht mithalten.

Sie sind auch die Perfekten Gastgeber! Sie feiern jeden Freitag Abend eine Grillparty in ihrem Garten. Letzten Freitag war die halbe Gemeinde eingeladen. Nur wir, ihre direkten Nachbarn nicht. Obwohl ihre Kinder im absolut gleichen Alter sind als unsere. Es waren viele Kinder aus der Schule anwesend, die auch unsere Kinder kennen, doch unsere Kinder wurden selbst vom Spielen auf der Straße ausgeschlossen. Nun gut, ich wäre sowieso nicht gestylt genug um auf solch einer Fete dabei zu sein, und mein Mann als Veganer käme sich unter all den Kotletts doch ziemlich verloren vor. Aber unsere Kinder?

Ihre Kinder sind auch perfekt. Hübsch, fleißig, intelligent, sauber, die Kleine überspringt jetzt sogar ein Jahr Kindergarten. Meine springen trotz dass ich sie für sehr intelligent halte nicht. Und mein Großer hat ganz schiefe Zähne vorne, und braucht bald eine Spange, wahrscheinlich auch bald eine Brille, und er liebt seine ältesten schmutzigsten Hosen und Schuhe, lehnt neues solange ab, bis das Alte auseinander fällt. Und Fleiß und Ehrgeiz kennt er trotz ultra-großem Wortschatz nicht.

Der Mann ignoriert mich gerne, oder übersieht mich vielleicht auch einfach nur. Die Frau war bisher immer sehr nett zu mir, sehr gesprächig. So langsam habe ich aber das Gefühl, dass es mehr mitleidiges von-oben-herab-Gerede ist. Und ich habe das starke Verlangen mich immer mehr zurückzuziehen und meine Antworten immer kürzer ausfallen zu lassen. Ach, warum zieht mich das so herab.

Meine Kinder laden ihre Kinder zu all ihren Feten ein, ob Geburtstag oder Halloween. Sie finden meist eine Ausrede warum ihre Kinder nicht zu uns können, und zumindest der Große wird nicht zurück-eingeladen. Aber für die Kleine brauche ich doch auch keine Mitleidseinladung. Unsere Kinder sind nur Lückenfüller, wenn sonst niemand da ist, dann spielen die auch mit unseren Kindern. Ach ja, wir organisieren und moderieren und dekorieren unsere Kinderfeten immer selbst. Sie LASSEN moderieren und dekorieren.

Ich habe mir im Herbst ein Piano gekauft. Und versuche nun krampfhaft mir selbst in Online-Kursen spielen beizubringen, alle paar Tage ein paar Minuten, da mich meine 3 Kinder ganz schön auf Trab halten. Und abends wenn sie endlich schlafen, bin ich zu müde, da ist die Konzentration futsch. Und die Nachbarin? Sie wird sich nun auch ein Klavier besorgen, und wird bestimmt bald besser spielen als ich, weil SIE sich dann private echte Kurse dazu organisiert. Und mit ihren 2 Kindern auch weniger überfordert ist als ich mit den 3en, von denen der dritte noch nicht durchschläft und mittlerweile morgens um 5 schon hell wach ist.

Wäre das Leben eine klischeehafte amerikanische Highschool, wären wir die Freaks/Nerds/Geeks und sie die Chearleeder und Footballspieler. Ach verdammt, hört das denn nie auf...

Sorry, ich komme mir im Augenblick mit meiner Familie nur absolut asozia,l schäbig und dumm vor.
alibaba

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von alibaba »

Ach Willow,

warum führst du denn so einen Frust? Das kenne ich gar nicht von Dir. Hier kommst du mir immer sehr kompetent vor. ;)

Ok, was sind denn deine Stärken? Was kannst du denn gut? Schreien? Schrei mal! :mrgreen:

Ich habe hier auch Nachbarn die sind perfekt. :schwitz: Vor allem haben die Geld. Einen gestylten Garten, ich einen verwilderten. Die haben ständig Maler im Haus, hier machte das neulich mein Mann, nachdem ich nach 12 Jahren mal darauf bestand. :roll:

Ich muss sagen, Nachbarn sind mir schnurz. Ich mache einfach meins. Ich gräme mich schon lange nicht mehr, das mein Nachbar einen dicken Mercedes, ich aber nur eine Nuckelbiene fahre. Dafür bin ich zu alt. Den Mist mache ich schon lange nicht mehr mit. Ich ziehe das an, was mir gefällt, fahre das was ich bezahlen kann und meine Kinder lernen in dem Tempo in dem sie eben lernen. Ich sage auch mittlerweile das was ich denke. :mrgreen:

Meine Kinder lernen eigentlich schnell, gut von falsch zu unterscheiden. Eingeladen wird nur auf Gegenseitigkeit, ich thematisiere das ganz klar. Uns reichen zwei oder drei Freundschaften, wir benötigen nicht die Nachbarschaft. Ich bin auch einfach vielleicht zu autistisch um mich darüber zu ärgern, weshalb ich nur drei Freunde habe, andere aber Massen. :D Die Freundschaften die wir aber haben, sind auch welche. Und ich wäre wie Du. Ich lasse die einfach links liegen, würde nur die notwendigsten Worte wechseln, wenn es hier die Anderen nicht nötig empfinden mich so zu nehmen wie ich bin.

Ich denke, du beurteilst Dich selbst falsch. Denke daran, das andere oft auch nur den Schein bewahren, das viele Dinge behaupten die gar nicht so sind, das Dinge oft nur ins schöne Licht gerückt werden und die meisten einfach nicht ehrlich sind.

Im Übrigen, auch meine tragen eine Zahnspange. :lol:

VG
Willow77
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

Liebe Alibaba,

Vielen Dank für deine lieben Worte.

Weißt du, ich lasse mir hier im Altag auch natürlich nichts anmerken, also sooo schlimm ist die Situation dann wahrscheinlich doch nicht.

alibaba hat geschrieben: Ich habe hier auch Nachbarn die sind perfekt. :schwitz: Vor allem haben die Geld. Einen gestylten Garten, ich einen verwilderten. Die haben ständig Maler im Haus, hier machte das neulich mein Mann, nachdem ich nach 12 Jahren mal darauf bestand. :roll:
Ja genau, das hätte ich auch noch schreiben können, ihr Garten ist gestylt und unserer verwildert. :D

alibaba hat geschrieben: Ich muss sagen, Nachbarn sind mir schnurz. Ich mache einfach meins. Ich gräme mich schon lange nicht mehr, das mein Nachbar einen dicken Mercedes, ich aber nur eine Nuckelbiene fahre. Dafür bin ich zu alt. Den Mist mache ich schon lange nicht mehr mit. Ich ziehe das an, was mir gefällt, fahre das was ich bezahlen kann und meine Kinder lernen in dem Tempo in dem sie eben lernen. Ich sage auch mittlerweile das was ich denke. :mrgreen:

Meine Kinder lernen eigentlich schnell, gut von falsch zu unterscheiden. Eingeladen wird nur auf Gegenseitigkeit, ich thematisiere das ganz klar. Uns reichen zwei oder drei Freundschaften, wir benötigen nicht die Nachbarschaft. Ich bin auch einfach vielleicht zu autistisch um mich darüber zu ärgern, weshalb ich nur drei Freunde habe, andere aber Massen. :D Die Freundschaften die wir aber haben, sind auch welche. Und ich wäre wie Du. Ich lasse die einfach links liegen, würde nur die notwendigsten Worte wechseln, wenn es hier die Anderen nicht nötig empfinden mich so zu nehmen wie ich bin.
Bevor wir hierher gezogen sind, waren mir Nachbarn an sich auch egal. Allerdings entstanden durch die Kinder auch schon in unserer vorherigen Wohnstraße wenn schon nicht richtige Freundschaften, dann aber wenigstens gute Kontakte. Und das ist in dieser Straße hier so gar nicht der Fall. Jetzt dachte ich gerade, ich wäre über meine "autistischen Züge" weg und könnte endlich auf Menschen zugehen, und reden, und Kontakte pflegen, und dann ziehen diese Mr and Mrs Perfect nebenan ein. Da verkrieche ich mich dann doch lieber wieder so langsam in meinem Schneckenhaus. Aber stimmt, so schlimm ist das eigentlich nicht, mir sind ein paar richtige Freunde auch wichtiger als die gesamte Nachbarschaft in meinem Garten. Ich habe halt immer nur das Problem, dass ich bei neuen Leuten sehr lange brauche bis ich weiss: bleibt es bei einer guten Bekanntschaft, oder wird daraus Freundschaft. Ich täusche mich immer wieder, insofern dass ich denke daraus könnte Freundschaft werden, und der/die andere bleibt bei Bekanntschaft, und bei Umzug geht der Kontakt ganz verloren.

Wir wohnen seit 2 Jahren da, Mr und Mrs Perfect seit einem Jahr. In diesem Jahr war es für mich selbstverständlich dass wir die Nachbarskinder zu uns einladen. Aber für sie scheint das ja nicht so zu sein, dann kann ich diese alberne Regel für mich auch über Bord werfen, kein Problem.
alibaba hat geschrieben: Ich denke, du beurteilst Dich selbst falsch. Denke daran, das andere oft auch nur den Schein bewahren, das viele Dinge behaupten die gar nicht so sind, das Dinge oft nur ins schöne Licht gerückt werden und die meisten einfach nicht ehrlich sind.

Im Übrigen, auch meine tragen eine Zahnspange. :lol:

VG
Ja, ich denke auch, dass sie nicht zwangsläufig glücklicher sind, nur weil alles von aussen so wirkt. Es kekst mich wohl mehr, dass ich jetzt 1 ganzes Jahr an sie vergeudet habe und versucht habe freundschaftlich zu sein, dabei wäre einfach nur höflich und ansonsten zurückhaltend ausreichend gewesen. Und wahrscheinlich erinnert das ganze mich zu sehr an Kindheit und Teenagerzeit, da war ich auch immer die Außenseiterin und Unbeliebte. Doch eigentlich fühle ich mich ja als Gegen-den-Strom-Schwimmerin ganz wohl, also warum wurmt mich diese Situation so? Sollen die doch ihre oberflächlichen Feten feiern. Wenn sie sonst nix haben im Leben... Meine Kinder genießen dafür ihr Dolce Vita und das Dolce Farniente. :lol: Denn wenn sie überspringen würden, müssten sie schon mehr für die Schule tun. Dann würde es ohne Ehrgeiz und mit nur spielen (und lesen) im Kopf wohl auch nicht mehr reichen.

Also, es musste glaube ich nur mal in meinem Kopf Klick machen, dass ich die nicht brauche und mit meinem Ist-Zustand eigentlich sehr zufrieden bin. Wenn ich jetzt einfach nur höflich und zurückhaltend ihr gegenüber bin, hört sie vielleicht auch bald auf mir gegenüber so ultra-freundlich zu tun... Also, alles wieder gut. 8-)

PS: Mein Mann und ich machen uns immer ein bisschen lustig über unsere Kinder, natürlich nur unter uns, nie den Kindern gegenüber: "Ja ja, sie haben halt alles schlechte von uns geerbt, die schlechten Zähne von Mama, die schlechten Augen vom Papa,..." ;)
Momo
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Momo »

Liebe Willow,
vielleicht hilft es Dir, wenn Du versuchst, Deinen Fokus mal ganz weit nach oben zu beamen und die ganze Situation von ganz weit oben anschaust. Was ist Dir wichtig im Leben? Wie möchtest Du leben? Wer ist Dir wichtig? Wer bist Du selbst? Was sind Deine Stärken, was magst Du an Dir, Deinem Partner, Deinen Kindern? Was liebst Du an Deinem zu Hause? Was macht Freundschaft für Dich aus? Was verbindet Dich mit Deinem Partner? Was machst Du gerne, woran hast Du Spaß? Usw., das ist nur ein Anfang von Fragen ;) Wenn Du die Situation aus dieser Perspektive betrachtest, wird Dir vielleicht klar, wie unwichtig Vergleiche sind und wie wertvoll und wichtig jedes einzelne Leben für sich ist. Eure Nachbarn leben ihr eigens Leben auf ihre Weise. Wer kann beurteilen, ob sie glücklich dabei sind und was würde dies ändern? Darum geht es nicht, es geht um Euch. Vergleiche nicht, fahre den Fokus zurück und werde Dir klar über Dich selbst und was Dich und Deine Familie ausmacht. Daran wächst Du.

Alles Liebe von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Rabaukenmama »

@willow77: Vielleicht stört Dich, dass Du Dich im Kontakt mit Deinen Nachbarn kleiner gemacht hast, als Du bist. Damit meine ich das freundlich-sein und auf Gespräche (die z.B. von der Nachbarin initiert wurden) einzugehen, auch wenn es NICHT deinen echten Gefühlen entsprach. Es ist vielleicht in der Hoffnung geschehen, dann anerkannt zu werden, wenn Du Dich "richtig" verhältst. So eine Art kleiner Rückfall in die eigene Kindheit nach dem Motto "Schaut her, ich bin eh so lieb und umgänglich, jetzt aktzeptiert mich doch endlich!". Und damit stellst Du Dich automatisch 3 Stufen unter den Gesprächspartner, auch wenn Du dort gar nicht hingehörst ;) . Da es trotzdem nicht geklappt hast kommst Du Dir jetzt zurückgewiesen vor und Dir tut leid um die Energie, die Du im Versuch, doch anerkannt zu werden, aufgewendet hast.

Versuch, das Gute an der Situation zu sehen: die Nachbarn sind keine Menschen, die in irgendeiner Weise Einfluss auf DEINEN Lebensweg oder DEIN Glück oder Unglück haben. Es ist völlig egal ob sie Dich bzw. Deine Kinder aktzeptieren oder nicht. DAS ist doch eine gute Sache :) . Wäre Dein Nachbar Dein Dienstgeber oder Deine Nachbarin die Lehrerin Deiner Kinder würde die Sache anders aussehen.

Was die Kinder-Einladungen angeht so würde ich unabhängig von Deinen Gefühlen die Kinder selbst entscheiden lassen. Also niemanden einladen "weil es sich so gehört" oder "weil sie eben nebenan wohnen" oder auch "weil sie meine Kinder auch mal eingeladen haben". Wenn Deine Kinder aber den Wunsch haben, ausgerechnet die Nachbarkinder einzuladen, dann würde ich dem auch entsprechen. Ob sie dann tatsächlich kommen oder nicht steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Wichtig ist vor allem, das Ganze nicht so persönlich zu nehmen. Das ist manchmal schwer, ich hatte auch schon Situationen wo ich Ablehnungen persönlich auf mich oder meine Kinder bezogen haben, obwohl sie gar nicht zwangsläufig so gemeint waren.

Mittlerweile weiß ist sogar von einem Kind, welches auf Wunsch der Mutter IM KINDERGARTEN nicht mit meinem Sohn spielen darf :shock: . Die Pädagoginnen wurden angehalten, das zu überwachen. Da können mir Mutter und Kind nur leid tun, auf die Idee, meinem Kind IM KINDERGARTEN vorzuschreiben, mit wem er spielen darf und mit wem nicht, würde ich NIE kommen. Vor einigen Jahren hätte ich noch rumgegrübelt was ich bzw. mein Sohn denn anders machen hätten können oder wie wir die Situation entschärfen könnten. Heute sehe ich, dass mein Sohn im Kindergarten etliche Freunde hat und sich dort immer noch sehr wohl fühlt. Ob er mit dem EINEN Kind spielen darf oder nicht kratzt mich heute nicht mehr.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben: @willow77: Vielleicht stört Dich, dass Du Dich im Kontakt mit Deinen Nachbarn kleiner gemacht hast, als Du bist.
Das hätte von mir sein können. :mrgreen:
Rabaukenmama hat geschrieben: Versuch, das Gute an der Situation zu sehen: die Nachbarn sind keine Menschen, die in irgendeiner Weise Einfluss auf DEINEN Lebensweg oder DEIN Glück oder Unglück haben. Es ist völlig egal ob sie Dich bzw. Deine Kinder aktzeptieren oder nicht.
Genau!
Rabaukenmama hat geschrieben: Was die Kinder-Einladungen angeht so würde ich unabhängig von Deinen Gefühlen die Kinder selbst entscheiden lassen. Also niemanden einladen "weil es sich so gehört" oder "weil sie eben nebenan wohnen" oder auch "weil sie meine Kinder auch mal eingeladen haben". Wenn Deine Kinder aber den Wunsch haben, ausgerechnet die Nachbarkinder einzuladen, dann würde ich dem auch entsprechen. Ob sie dann tatsächlich kommen oder nicht steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Also ich thematisiere das durchaus, ob man auch eingeladen wurde. Ich verbinde damit aber keinen gesellschaftlichen Druck. Ich achte aber jedoch darauf, das man eher das Kind einlädt was einen auch eingeladen hat, bevor ich das Kind ständig einlade, was mich nicht beachtet.
Rabaukenmama hat geschrieben: Wichtig ist vor allem, das Ganze nicht so persönlich zu nehmen. Das ist manchmal schwer, ich hatte auch schon Situationen wo ich Ablehnungen persönlich auf mich oder meine Kinder bezogen haben, obwohl sie gar nicht zwangsläufig so gemeint waren.
Das sehe ich auch so. Aber es ist ein ständiges ringen. Das Problem haben ja viele. Ein ständiger Kampf zwischen der Sach- und der Beziehungsebene. Wo stehe ich, wie nehme ich etwas wahr.

Mittlerweile bin ich ja nun älter geworden. Und in der Tat, man reift. Und je reifer ich werde umso mehr interessiert mich mein Nachbar nicht mehr. Mein leicht chaosartig buschig blühender Lavendel berührt mich mittlerweile mehr, als der toll gestylte, anatomisch perfekt verlegte Weg, des Nachbarn. Ich versuche innere Ruhe zu finden und mir immer weider zu sagen, ich bin gesund, meine Familie ist gesund, meine Freunde sind gesund. Ich lebe ohne Krieg, kenne keinen Hunger, kann tun und Lassen was ich gerne mag, muss nicht auf den letzten Pfennig achten, mir geht es gut. Ich bin immer dafür sich auf den Kern des Lebens zu besinnen, ist es doch viel zu schnell vorbei. Man sollte doch schon vorher erkannt haben, das man sich auf das Wesentliche konzentrieren muss und nicht auf so einen Unfug von Nichtigkeit. ;)

VG
orangenminze
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von orangenminze »

muss mich mal kurz einklinken... es passt gerade so gut ;) . Ich hatte neulich auch so ein paar Begegnungen mit einer Halbbekanntschaft und deren Kindern (an einem Tag) nach denen ich mich ziemlich klein und hässlich gefühlt habe. Das hat auch damit zu tun, dass unsere Kinder sich nicht streiten dürfen, da sich mein älterer Sohnemann sonst immer gleich mit der anderen Mutter streiten muss, die ihren Sohn widerum im 2 m Abstand begleitet und immer SOFORT auf der Matte steht und das Wort für ihren Sohn ergreift, sobald es droht unharmonisch zu werden. Mache ich nicht so, kann ich auch gar nicht, weil ich auch noch einem wilden zweijährigem hinterherennen muss, der mittlerweile schneller als so mancher fünfjährige über die Wiese rennt. (Das ebenfalls zweijährige Kind dieser Mutter bleibt natürlich im 30cm Abstand zur Mutter und hört auf´s Wort ;)
Na ja, ich habe mich dabei ertappt, dass es mir enorm wichtig war gerade dieser Mutter, die immer so gut gelaunt und perfekt und ihre Kinder über alles liebend erscheint, "zu beweisen", dass auch meine Kinder wohlerzogen sein können und ich eine entspannte, so gar nicht gestresste Mutter, deren Kinder super hören und einfach nur wunderbar sind. Und es kam wie es kommen musste: ich wurde immer unentspannter und habe jede Bewegung meiner Kinder misstrauisch überwacht, während meine Kinder sich wahrscheinlich gefragt haben, in wen sich ihre Mutter da gerade verwandelt...
Es ist eigentlich gar nichts passiert (außer einem scharfen Anfahren jener Mutter zu meinem Sohn, weil er sie aus Versehen nass gespritzt hat und dass mein zweijähriger sich von ihrem Älteren nicht hat ärgern lassen, sondern sich auf zweihjährigen Art dann eben mal kurz mit Hauen gewehrt hat, nein soll er natürlich nicht machen, diese Ansage bekommt er auch sehr klar von mir, aber er hat jetzt auch keine Beulen oder blauen Flecke bei dem sechsjährigen Kind verursacht)
Trotzdem habe ich mich danach sehr als Versagerin gefühlt.... furchtbar war es. Aber mit ein bisschen Abstand weiss ich natürlich, dass es überhaupt nichts bringt, sich mit jemandem zu vergleichen, schon gar nicht, wenn es um Kinder oder Familie geht.
Ich habe für mich auch beschlossen mehr Distanz zu üben, nicht freundlicher zu sein als ich mich fühle (den Fehler hatte ich auch begangen, a propos kleinmachen, danke für den Hinweis!), Sohnemann darf natürlich weiterhin mit dem anderen Kind spielen, hat aber von mir die Ansage bekommen, bei Anzeichen von Streit sich zu entfernen, sobald sich die Mutter einmischt. Mit einem sechsjährigen kann er sich streiten, aber nicht mit einer erwachsenen Frau und ich will mich nicht in einen Kinderstreit (der weder eskaliert noch die Kinder selbst um Hilfe bitten) einmischen geschweige denn mit der anderen mutter streiten... so nun kommt die Rasselbande heim,
lg orangenminze
Rabaukenmama
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Aber nach dem Satz: "Sie sollen besser aufpassen!" beiße ich trotzdem. Diejenigen, die glaube, sie hätten das Kind besser erziehen können, können sich gar nicht vorstellen, wie viel Energie und Entdeckungdrang in diesem Kind steckt.
Ich habe schon mal im Bus einer alten Frau, die gekeppelt hat "Das hier ist ein öffentliches Verkehrsmittel, nicht Ihr (also mein) Wohnzimmer!" Kleinsohn kreischend und um-sich-schlagend kommentarlos auf den Schoß gesetzt :twisted: .

Im Indoor-Kletterspielplatz meinte kürzlich eine Angestellte zu mir "Was sollen sich den DIE LEUTE denken wenn Ihr (also mein älterer) Sohn Sie schon zum 4. Mal ausrufen läßt weil er Sie nicht mehr findet?". Ich konnte cool sagen "Das (was die Leute denken) ist mir ziemlich egal, denn wenn ich meinen JÜNGEREN Sohn verlieren sollte kann mich der gar nicht ausrufen lassen sondern ich muß ihn suchen!". Abgesehen davon war es müßig, ihr zu erklären, dass Großsohn gerne das "verlorene Kind" spielt um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sein Bruder öfter in so Situationen genießt.

Kleinsohn "verliere" ich durchschnittlich einmal pro Woche: beim Ferienspiel-Startfest, in der überfüllten U-Bahn, im Krankenhaus,... Er stiehlt sich lautlaus und mit voller Absicht einfach davon und vertraut darauf, dass ihn die Mama schon irgendwie wieder finden wird. Dabei sind auch Beschleuniger wie Lifte oder Rolltreppen herzlich willkommen. Und im Menschengewirr taucht er am allerliebsten unter.

Er wirkt in so Situationen absolut nicht wie ein orientierungsloser (und noch dazu gehörloser) noch-3-jähriger sondern wie ein selbstständiger 5-6jähriger der genau weiß, warum und wohin er unterwegs ist. Und ansprechen und fragen nützt natürlich auch nix :schwitz: .

Ich finde ja immer nett wenn großteils ältere Frauen mir von Situationen berichten wo das eigene Kind verloren gegangen ist. An diese EINMALIGE Situation können sich viele komplett detailgetreu erinnern. Ich weiß nicht mal mehr wie viele Tage er her ist dass ich Kleinsohn das letzte Mal "verloren" habe :oops: .

Mittlerweile trägt er T-Shirts mit dem Aufdruck "Gehörlos und (zu) selbstständig Tel Mama: xxxx/xxxxxxxx". Not macht erfinderisch :mrgreen: .

@willow77: Sorry, war jetzt total OT, aber es war mir ein echtes Bedürfnis das zu schreiben :fahne: !
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Willow77
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

Liebe Momo,
Vielen Dank für deinen Tipp mit dem Fokus-Wechsel. Sich der Wichtigen Dinge im Leben bewusst sein, ist natürlich die bessere Lebenseinstellung.
LG,
Willow77
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Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

Koschka hat geschrieben:Es gibt Menschen, die alles, aber wirklcih alles in ihrem Leben nach Nutzen sortieren. Ihr seid für die Nachbarn für nichts nützlich. Ihr könnt weder den Eltern dirket noch ihren Kindern ihrer Meinung nach mit der Kariere; Finanzen oder Prestige helfen. Seid froh! Diejenige, die sie ausnutzen und ausnehmen sind schlimmer dran. Ob geld- und machtgierig perfekt sei, ist auch zweifelhaft.
Liebe Koschka,
Genau das denke ich mittlerweile auch, seit du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Wir sind für die zu nichts nützlich. Aber das kann ich ja auch umdrehen. Die sind eigentlich auch zu nichts zu gebrauchen, zu oberflächlich für wahre Freundschaft auf jedenfall. :roll:
Geld- und Machtgierig ist alles andere als perfekt. Sie wirken halt nur so lieb, gebildet, gern in Gesellschaft, gestylt,... naja, in der Zwischenzeit finde ich sie ohnehin nicht mehr so perfekt. Ich glaube ich bin über meinen anfänglichen Frust schon etwas hinweg!
LG,
Willow77
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