die perfekten Nachbarn

Was sonst noch interessiert und was sonst nirgends passt
Willow77
Dauergast
Beiträge: 154
Registriert: Fr 29. Jan 2016, 15:28

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

Rabaukenmama hat geschrieben:@willow77: Vielleicht stört Dich, dass Du Dich im Kontakt mit Deinen Nachbarn kleiner gemacht hast, als Du bist. Damit meine ich das freundlich-sein und auf Gespräche (die z.B. von der Nachbarin initiert wurden) einzugehen, auch wenn es NICHT deinen echten Gefühlen entsprach. Es ist vielleicht in der Hoffnung geschehen, dann anerkannt zu werden, wenn Du Dich "richtig" verhältst. So eine Art kleiner Rückfall in die eigene Kindheit nach dem Motto "Schaut her, ich bin eh so lieb und umgänglich, jetzt aktzeptiert mich doch endlich!". Und damit stellst Du Dich automatisch 3 Stufen unter den Gesprächspartner, auch wenn Du dort gar nicht hingehörst ;) . Da es trotzdem nicht geklappt hast kommst Du Dir jetzt zurückgewiesen vor und Dir tut leid um die Energie, die Du im Versuch, doch anerkannt zu werden, aufgewendet hast.
Liebe Rabaukenmama,
Hmm, nein, kleiner habe ich mich nicht gemacht. Gut, ja, ich werde in Zukunft wohl keinerlei Schwäche mehr zeigen in der Art, dass es so anstrengend ist die Kinder morgens pünktlich aus dem Haus zu bekommen, denn da mitten in der Schrei/Druck-Situation begegnet man sich ja dann. Und ich war bisher immer für Ehrlichkeit, gepaart mit Offenheit. Und ich glaube das ist es eher. Ich habe mich zu schnell zu offen gezeigt, und ja, ich fühle mich zurückgewiesen. Und es tut mir leid um meine Energie die ich an sie vergeudet habe. Also wieder zurück ins Schneckenhaus.
Rabaukenmama hat geschrieben: Versuch, das Gute an der Situation zu sehen: die Nachbarn sind keine Menschen, die in irgendeiner Weise Einfluss auf DEINEN Lebensweg oder DEIN Glück oder Unglück haben. Es ist völlig egal ob sie Dich bzw. Deine Kinder aktzeptieren oder nicht. DAS ist doch eine gute Sache :) . Wäre Dein Nachbar Dein Dienstgeber oder Deine Nachbarin die Lehrerin Deiner Kinder würde die Sache anders aussehen.
Genau das! Und wäre ICH nicht eine Lehrerin in einer Brennpunktschule, die gerade auch noch Hausfrau spielt, sondern Lehrerin an unserer hiesigen Dorfschule, mit Potential mal die Lehrerin ihrer Kinder zu werden, dann würden sie mich wahrscheinlich mit auf ihre Urlaubsreisen einladen. :lol:
Rabaukenmama hat geschrieben: Was die Kinder-Einladungen angeht so würde ich unabhängig von Deinen Gefühlen die Kinder selbst entscheiden lassen. Also niemanden einladen "weil es sich so gehört" oder "weil sie eben nebenan wohnen" oder auch "weil sie meine Kinder auch mal eingeladen haben". Wenn Deine Kinder aber den Wunsch haben, ausgerechnet die Nachbarkinder einzuladen, dann würde ich dem auch entsprechen. Ob sie dann tatsächlich kommen oder nicht steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Ja, das sehe ich genau so. Denn wenn sie zum Beispiel draussen mal zusammen spielen, dann kann ich das ja auch so sehen, dass ich sie ausnutze, um mal 5 Minuten meine Ruhe zu haben. Denn: wir wohnen in einer Spielstraße. Unser Garten ist offen, meine Kinder können auch auf der Straße spielen, zumindest die beiden Großen. Die Nachbarskinder spielen nie ohne Mama auf der Straße! Dann kann sie in den 5 Minuten auch mit auf meine Kinder aufpassen. :roll:

Ich arbeite an dem nicht-persönlich-nehmen.

Vielen Dank, Rabaukenmama, ich finde deine Beiträge immer sehr bereichernd.
LG,
Willow77
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Bliss »

Ich finde die Urteile deiner Nachbarin hier gegenüber teilweise ganz schön hart und finde nicht so genau heraus, warum eigentlich. Das einzige, was ich jetzt beim Lesen nicht in Ordnung fand, war, dass sie eure Kinder auch auf der Straße ausgeschlossen haben. Aber war die Nachbarin da überhaupt dabei?

Dass sie euch nicht einladen, obwohl sie ansonsten viele Leute eingeladen haben ist natürlich etwas unglücklich, weil ihr das als Nachbarn halt genau mitbekommt. Aber warum sie die anderen einlädt und euch nicht ist doch gar nicht klar. Ich sehe da jetzt keine Anhaltspunkte, dass die anderen Gäste rein nach Nutzen ausgewählt wurden.

Wäre es dir denn lieber gewesen, die Nachbarin wäre nicht so freundlich gewesen, damit sie keine Hoffnung weckt? Ich frage das, weil ich selber mich ähnlich wie deine Nachbarin verhalten würde. Bei uns ist es inzwischen einfach so, dass unser Bekanntenkreis riesig ist. Bleibt bei 4 Kindern und einer Menge an Hobbies (sowohl eigene als auch die der Kinder) und unserer recht familiären Stadtrandlage nicht aus. Und während ich bei den ersten beiden Kindern noch aktiv Kontakte zu anderen Eltern gesucht habe, ist es jetzt einfach so, dass das Limit erreicht ist. Ich habe ja nicht unbegrenzt Zeit für Aktivitäten und wenn wir eine Feier geben haben wir auch nicht unbegrenzt Platz. Also muss eine Auswahl her.

Trotzdem: wenn ich jetzt z.B mit Kind 4 etwas unternehme und dabei neue Leute treffe bin ich natürlich auch zu denen freundlich und unterhalte mich auch, wenn es sich ergibt. Aber über diese zufälligen Begegnungen hinaus ist eben momentan nichts mehr möglich.

Darüberhinaus stelle ich auch immer wieder fest, dass Leute anfangen sich mir gegenüber zu rechtfertigen, obwohl ich gar nichts gesagt habe und eigentlich auch noch nicht mal gedacht habe.

Zwei Beispiele von heute: wir sind auf einer Party, es wird gegrillt.

Eine Bratwurst?
Ich: nein, danke.
Ein Steak?
Ich: Danke, aber ich esse gar kein Fleisch.
Oh. Naja, wir essen ja auch eigentlich nur wenig Fleisch und dann auch vom Biometzger. Aber halt bei so Gelegenheiten wie heute.

Kommst du nach den Ferien wieder zum Yogakurs (Vormittagskurs)?
Ich: Schaffe ich wahrscheinlich nicht mehr, wenn die Kleine 2 wird stock ich meine Stunden auf.
Ach herrje, ich wollte ja eigentlich auch schon lange wieder mehr arbeiten gehen meine beiden sind ja sogar schon viel älter.

Ich habe manchmal echt das Gefühl, ich würde allen Leuten ständig ein schlechtes Gewissen machen. Ist aber echt nicht meine Absicht.
Willow77
Dauergast
Beiträge: 154
Registriert: Fr 29. Jan 2016, 15:28

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

@Bliss
Hmm, ja vielleicht liegt das Problem ja in der Tat nur bei mir, in meinem Kopf und es gibt kein wirkliches Problem. Vielleicht ist die Nachbarin ja wirklich nur nett und freundlich, weil man halt so ist...

Andererseits, wenn andere Leute die ich kenne Partys feiern und ich bin nicht eingeladen, ist es mir echt egal. Bevor ich Kinder hatte, waren Nachbarn mir auch egal. Andere Nachbarn in der Straße feiern auch ihre Fest, und es ist mir auch egal. Bei dieser Nachbarin, ja ich hatte Hoffnung auf echt freundschaftliche Nachbarschaft durch ihr nettes Benehmen. Und, ja ich fühle mich zurückgewiesen, ausgeschlossen. Und: Wenn sie nicht Kinder im Alter meiner Kinder hätte, wäre es mir auch egal. Aber die Kinder in unser beider Familien sind nun einmal da. Vielleicht sind es Altfilme unter denen ich hier leide, weil auch ich schon als Kind überall ausgeschlossen war. Vielleicht ist es aber auch ein Werte-Problem. Ich hätte mich bis jetzt nicht so verhalten, niemals. Ich wusste gar nicht, dass sowas ins Repertoire normal akzeptablen Verhaltens gehört, hab ich was dazugelernt. Ich hätte die Einstellung, es kommen viele, auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an, und um dumme Situationen zwischen den Kindern zu vermeiden, werden die Nachbarn halt miteingeladen. Zu Weihnachten hatte ich eine kleinere Christmas-tea-party bei mir, auch mit vielen Kindern und Eltern, und es war selbstverständlich, dass ich die direkten Nachbarn auch mit einlade.

Das sind halt die Dinge sich durch ihre undeutlichen widersprüchlichen Signale, ändern. Ich habe verstanden, dass wir keine Freundinnen werden, sondern nur freundliche Bekannte. Mehr als Small-talk wird sie von mir nicht mehr bekommen. Einladungen von meiner Seite, höchstens noch an ihre jüngere Tochter gerichtet, wenn meine Tochter es will. Ansonsten werde ich natürlich meinen Werten treu bleiben und kein Kind von meinem Grundstück vertreiben, wenn sich unsere Kinder irgendwie finden.

Und damit hat sich das Thema für mich glaube ich, nun auch erst einmal erledigt. Vielen Dank an alle, die mir geantwortet haben, es hat mir geholfen vieles klarer zu sehen, und zu verstehen, dass ich in Punkto Sozialkontakten noch viel zu lernen habe.
LG,
Willow
orangenminze
Dauergast
Beiträge: 123
Registriert: Sa 27. Dez 2014, 21:32

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von orangenminze »

so ist es wahrscheinlich mit den meisten Beziehungen: wenn es hakt, hat es immer auch etwas mit unseren Unsicherheiten, Unklarheiten, Erwartungen, alten Geschichten zu tun... das jedenfalls nehme ich aus meiner Begegnung mit jener anderen Mutter mit (die mir oder meinen Kindern real ja auch überhaupt nichts tut ;) , das hat sich in meinem Kopf hochgeschaukelt) Drum kann es ja auch manchmal gut tun, sich mal auszusprechen (bei anderen, die diese Person nicht kennen, es geht nicht um "ablästern") um die eigene Position, die eigenen Gefühle und die eigenen GEdanken zu klären. Denn dann kann man wieder entspannter durch das Leben gehen und muss sich weder rechtertigen noch ständig erklären noch ständig gegen das eigene Bauchgefühl handeln.
lg orangenminze
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Bliss »

Koschka hat geschrieben:@Bliss

ich habe einige Zeit in einer ähnlichen Straße gewoht wie Willow und da entdecke ich einige Parallelen. Es geht nicht um Kontakte, sondern um direkte Nachbarn. Und wenn den Kindern gleiches Altes aus der gleichen Schule gemeinsames Spielen behindert wird, ist an der Geschichte was faul, oder? Bezogen auf dein Beispiel kann man es sich so vorstellen, dass eine Familie mit vier Kindern in dem ähnlichen Alter wie deine als eure direkte Nachbarn einzieht, und du findest jedes mal einen Grund, warum die Kinder nicht eingeladen werden und nicht spielen können, und das ein gutes Jahr lang. Da habe ich Schwerigkeiten dich in dieser Rolle vorzustellen. :D
Gut, ja bei Kinderkontakten, speziell bei kleinen Kindern ist Nähe natürlich Trumpf. Um das zu unterbinden müsste schon einiges passieren. Nun weiss ich nicht, von wo willows Nachbarn hergezogen sind, aber bei uns gibt es z.B oft die Situation, dass man in einem Baugebiet erstmal mietet und ein paar Jahre später im neuen Baugebiet selber baut. Das sind dann 300 bis 500 m Luftlinie. Und während jüngere Kinder sich dann oft schnell umorientieren und alte Kontakte vielleicht sogar ganz einschlafen ist es unter Erwachsenen oft so, dass man im neuen Baugebiet zwar prinzipiell offen und freundlich mit der Nachbarschaft verkehrt, aber die Beziehungen, die in Richtung Freundschaft geht doch mehr mit dem früheren Kreis hat. Und so wäre es bei mir wohl auch.
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von sinus »

Hallo, es wurde ja schon viel geschrieben. Mir ist auch aufgefallen, dass "die Nachbarn" ein bisschen schlecht weg kommen. Vielleicht zurecht, vielleicht aber auch nicht. Keiner weiß, was wirklich in ihnen vorgeht, welche Gründe ihr Verhalten hat. Ob es überhaupt Gründe hat oder womöglich auch nur eine andere Sozialisierung den unterschiedlichen Erwartungen und Verhalten der beiden "Parteien" zugrunde liegt.
Womöglich ist keiner der Gedanken, mit denen du dich hier selbst schlecht gemacht hast, wirklich in ihren Köpfen...

An und für sich sollte man – finde ich – wirklich bei sich bleiben. Wie du dich fühlst, liegt in deiner Verantwortung.
Gordon würde sagen: "Das Problem gehört dir."
Es hilft doch nicht wirklich bzw nur oberflächlich, den anderen schlecht zu reden oder die Schuld zuzuschieben...
Ebensowenig, wie sich selbst so klein zu machen.
Darum finde ich den Ansatz von Momo - den vorgeschlagenen "Perspektivwechsel" mit Blick rein auf dich und deine Familie und ihre liebenswerten, besonderen Seiten – am Sinnvollsten.

Und was ich noch aus meiner eigenen Erfahrung ergänzen wollte: ich selbst erlebe es schon mein Leben lang, dass ich von anderen enttäuscht werde, weil ich andere Erwartungen habe, mir gute Beziehungen oft wichtiger sind, als anderen.
Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass meine Erwartungen schlicht oft zu hoch sind.
In meiner (Groß-)familie wird viel Wert auf das Miteinander gelegt. Mehrere haben soziale Berufe, wir sind alle sehr offen und aufgeschlossen. Es wird reflektiert und hinterfragt und man ist selbstkritisch und in der Tendenz eher zu tiefgründig, als zu oberflächlich.
Das zieht sich seit Generationen durch die Familie, wenn ich das mal so betrachte, und zeigt sich u.a. darin, dass wir innerhalb der Großfamilie ein besonders enges Miteinander haben. Es gibt gemeinsame Urlaube von Geschwistern/mit Onkeln und Tanten und deren Familien, man sieht sich oft, wohnt eng beieinander, es gibt regelmäßige Spielkontakte bis zu den Großcousins hin, ungewöhnliche Lebenswege und -entscheidungen werden akzeptiert und integriert, Konflikte gelöst etc pp.
Ich selbst wohne bspw mit meinen Kindern bei meinen Eltern im Haus, wo ich von Vielen immer wieder höre, dass es für sie undenkbar wäre wegen des Konfliktpotentials. (Das wir natürlich auch haben, wo wir aber immer Wege finden, diese zu lösen)
Ich hielt unser familieninternes, aufgeschlossenes Miteinander lange für "normal" und war natürlich immer wieder enttäuscht, wenn ich es anders erlebte.
(Sehr oft habe ich in den letzten Jahren z.B. im Kindergarten und im Umgang mit Erziehern/Lehrern gemerkt, dass ich ganz andere Ansätze und eben scheinbar zu hohe Ansprüche für das Miteinander habe. Mir waren und sind diese Beziehungen z.B. immer sehr wichtig, für sie ist das – natürlich – meistens "rein professionell". Mitunter wird das dann von Seiten des anderen so empfunden, dass ich eine "Extrawurst" sein möchte. Dabei geht es mir nicht um Sonderbehandlung, sondern mein Interesse am anderen ist echt und ich setze dann schnell voraus, dass der andere sich gleichermaßen interessiert...)

Inzwischen weiß ich, dass a) das Miteinander wie es in unserer Familie herrscht für andere eben nicht deren Realität ist und wir hier schon auch bisschen auf "Wolke sieben" schweben. Aber auch b) – und das ist die wichtigere Erkenntnis – dass es ziemlich egozentrisch ist, zu erwarten, das andere Menschen so ticken, wie ich es aus meiner Welt heraus kenne und erwarte.
Jeder hat da seine eigene kleine Welt mit den eigenen Gesetzen... (Da denk ich gleich auch an Watzlawik.)
Und das hat alles auch seine Berechtigung – auch wenn es mir mal nicht gefällt.
Genausowenig wie ich möchte, dass andere Urteile über mein Leben fällen, ist es auch ist nicht an mir, zu beurteilen, wie es bei anderen läuft, wie sie sich verhalten, was sie wie tun oder auch nicht und auch nicht, was sie eigentlich besser tun sollten.
Ich kann mich drüber ärgern wenn es mich betrifft, enttäuscht oder verletzt sein, mich schlecht fühlen usw usf, aber das ist MEIN Problem. (Und auch nur ich kann das für mich lösen!)

Insofern würde ich an deiner Stelle wohl versuchen, etwas Abstand von den Nachbarn und deren Verhalten zu nehmen, mich innerlich mehr abzugrenzen.
Du weißt nicht, warum sie so sind und es ist nicht an dir, das zu beurteilen. Sie sind so und ihr seid anders. Du bist sicher nicht "falsch". Sie aber vermutlich auch nicht. Wenn du möchtest, dass man dich so nimmt und respektiert, wie du bist, solltest du das auch den anderen gegenüber tun.
Versuche doch, deinen ursprünglich ja recht freundlichen Blick auf sie zu behalten (evtl. mit etwas mehr innerlichem Abstand) und ansonsten bleib bei dir.
Ganz sicher seid ihr eine wunderbare, liebenswerte Familie. Die eben einfach etwas anders "funktioniert", wie die der Nachbarn...
Und die Kinder lass ihren eigenen Weg zueinander oder weg voneinander finden. Das würde ich dem Selbstlauf überlassen.
So Gedanken wie "Einladungen nur bei Gegeneinladungen" finden ich persönlich ziemlich unreif.
Wenn du die Kinder an sich gern bei euch hast, würde ich sie weiterhin einladen/einladen lassen von den Kindern. Selbst wenn keine Gegeneinladungen folgen.

(Für mich liest es sich übrigens aus dem Bauch heraus so, als würden wir als Familie uns mit euch sehr viel besser verstehen, als mit den Nachbarn ;) )
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Rabaukenmama »

Mir fällt noch ein eigenes Erlebnis ein, wo ich festgestellt habe, dass oft BEIDES zusammenspielt: die eigene Erwartungshaltung UND das Verhalten der anderen Seite. Mein älterer Sohn war im Kindergarten eine Zeitlang mit einem Kind aus "guter Familie" befreundet. Der Bub wurde selbstverständlich zur Geburtstagsfeier meines Sohnes eingeladen. Erwartet habe ich genau NULL, aber dann kam der Vater des Buben mit Versprechungen wegen Gegeneinladen (sein Sohn hatte einen Monat später Geburtstag), die aber nie kam. Auch noch kein Problem.

Dann, im Sommer kam vom Vater des Buben unaufgefordert der Wunsch, meinen Sohn mal zu sich in den Garten (mit eigenem Swimmingpool) einzuladen. Wir tauschten also Telefonnummern aus. In den nächsten 4 Wochen rief der Vater mich 4x an. Drei Mal war es bei Regen, wo er jedes Mal beteuerte, wie gerne er doch meinen Sohn einladen würde, nur das Wetter würde es heute nicht zulassen. Einmal rief er bei Schönwetter an und entschuldigte sich wortreich, er habe sich verwählt. Einmal, bei Schönwetter, als wir uns beim Kinder-abholen über den Weg liefen tat er dann so, als würde er mich nicht sehen.

Und DANN, plötzlich, begann ich, mir Gedanken darüber zu machen, was ICH denn falsch gemacht haben könnte. Ja, ich habe weder Haus noch Garten, wir haben ein älteres Familienauto und ich bringe meinen Sohn mit dem Radanhänger in der Kindergarten, nicht im Merdedes oder Cabrio. Und natürlich machen wir nicht 3 Wochen Karibik-Urlaub sondern eine Woche Kärnten in der Nachsaison. Plötzlich fiel mir ganz viel ein, obwohl ich davor noch nie darüber nachgedacht hatte.

Die Einladung kam nie zustande. Der Bub wechselte bald darauf Kindergarten, angeblich weil ihm niemand außer ausgerechnet meinem Sohn dort "ebenbürdig" sein und weil er ja gleichaltrige Buben brauchen würde um sich zu "messen". Auf die nächste Geburtstagseinladung meines Sohnes (der den anderen Buben ausdrücklich gern eingeladen hätte) kam nicht mal ein Absage.

So gesehen verstehe ich willow77 ganz gut. Der Rat, den ich noch geben kann ist: mehr ECHTE Distanz. Also nicht darüber nachdenken ob zukünftig freundliche Gespräche oder Smalltalk angesagt sind, den abwertenden Namen "Mr. und Mrs. Perfect" sterben lassen und Fokus auf die eigene Familie, nicht auf die Nachbarn.

Wie heißt es so schön? "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit" (Kierkegaard, dän. Philisoph, 1813-1855)
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Willow77
Dauergast
Beiträge: 154
Registriert: Fr 29. Jan 2016, 15:28

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Willow77 »

Hallo,

Ich wollte hier nur mal ein kleines Update hinschreiben. Denn ich bin mir nun ganz sicher, dass ICH keinen an der Waffel habe, und die Nachbarn wirklich ein bisschen komisch sind. Und zwar so komisch, dass ich eh nur noch so wenig wie möglich mit ihnen zu Tun haben will.

Situation 1: Wir wohnen auf der einen Seite von einem Bahnübergang, die Schule ist auf der anderen Seite. Es kommt 1-2x/Jahr vor, dass die Bahnschranke nicht mehr aufgeht, und dann hängen wir erst einmal auf unserer Seite fest, und die Kinder kommen zu spät zur Schule. Das war Anfang letzter Woche auch der Fall. Wir warten auf den Schulbus. Der kommt nicht, weil er nicht durch den Verkehr kommt. Unser Herr Nachbar bringt seine jüngere Tochter zur Schule, weil die lieber zu Fuß geht, die ältere wartet mit uns (mir, meinen 3 Kindern, davon der jüngste im Kinderwagen, einer Freundin von dem Großen, und noch ein paar größere Kinder aus der Nachbarschaft) auf den Bus. Irgendwann kommt die Frau Nachbarin aus dem Haus zu uns und meint, ihr Mann hätte gerade telefoniert, die Schranke würde wohl nicht so bald wieder aufgehen, ein Zug hätte da eine Panne und es wäre besser, wir würden zu Fuß gehen. Sie fordert ihre Tochter auf zu Fuß zu gehen, ihr Vater erwarte sie schon am Übergang. Die Tochter weigert sich aber. Ich meinte, dass ich mit dem Kinderwagen ja sowieso nicht unter der Schranke durch passen würde, mal ganz davon abgesehen, dass es verboten ist drunter durchzugehen.

Sie geht wieder ins Haus. Nach nicht einmal 10 Minuten kommt der Mann, brüllt seine ältere Tochter von der anderen Straßenseite aus an, sie solle gefälligst kommen, der Bus käme eh nicht mehr, und was dieses Verhalten denn soll, die Tochter versucht noch sich zu wehren, da sie lieber bei den anderen Kindern geblieben wäre, gibt dann aber nach und folgt ihrem Vater. ??? Er.Hat.Kein.Wort.Mit.Mir.Geredet!!! :evil: Kein anderer Erwachsener, den ich von dieser Bushaltestelle oder sonst wo her kenne, hätte so gehandelt. Jeder hätte ein bisschen Verantwortungsgefühl allen anderen (auch den Kindern die ohne Eltern da standen) gegenüber gehabt! Jeder hätte mit dem anderen anwesenden Erwachsenen geredet, und beraten was zu tun wäre! Gut, kein Problem, ich nahm alle Kinder erst mal mit mir nach Hause, nahm den Kleinen ins Tragetuch, damit wir unter der Schranke durch passen, falls das verlangt würde, und wir kamen doch noch irgendwie zur Schule.

Situation 2: Wir gehen aus dem Haus, gut gelaunt. Die Sonne geht gerade auf, es ist nicht mehr ganz dunkel. Mein Kleiner sieht den Mond am Himmer, zeigt darauf und ruft "Mond, da Mond, Mond, Mond". Ich sage: Ja, der Mond. Meine Tochter zeigt auf einen Stern, direkt unter dem Mond, meint gleich, der Stern sei der Freund vom Mond. Mein Großer stellt fest, dass der Mond in einem Teil des Himmels ist, der noch dunkler ist, in der anderen Richtung ist es schon heller, weil da die Sonne aufgeht, er fragt mich nach den Himmelsrichtungen und dem Reim "Im Osten geht die Sonne auf,..." Ich erkläre ihm alles was er wissen will, wir kommen an der Bushaltestelle an. Die Nachbarn waren die ganze Zeit irgendwie hinter uns, was ich aber nicht so gemerkt habe. Sie stellen sich neben uns. Totenstille. Keiner sagt ein Wort. Dann, der Nachbar zu seinen Kindern: "Ach Mädchen, habt ihr schon gesehn? Der Himmel ist da heller als dort. Woran mag das wohl liegen? ... Ja genau, da geht die Sonne auf. Und welche Himmelsrichtung ist da? Da ist Osten. ..." Er erklärte dann noch weiter und weiter, bis der Bus kam. Ich dachte ich spinne. Braucht der mich als Vorbild, um mit seinen Kindern auch mal anders zu reden als nur zu schimpfen und zu befehlen? Er redet aber kein Wort mit mir, ringt sich ein knappes hallo ab, wenn es sich nicht vermeiden lässt. :gruebel:

Naja, jedem das Seine. :-)

Liebe Grüße,
Willow77
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Rabaukenmama »

Irgendwo verstehe ich nicht ganz, was du meinst.

In Situation 1 hat euch die Nachbarin informiert dass die Schranke wegen einer Zugpanne nicht aufgehen würde und ihr habt entschieden, trotzdem zu warten. Die ältere Tochter vom Nachbarn hätte auch gerne mit euch gewartet aber ihr Vater wollte das nicht und hat sich durchgesetzt. Wo lag das Problem? Was hätte der Vater noch mit Dir reden sollen? Was hätte er den anderen Kindern sagen sollen? Dass eine Zugpanne war wussten da ja schon alle. Der Nachbar kann ja schlecht ALLEN befehlen, was sie tun sollen, sondern maximal seinem eigenem Kind - was er ja auch getan hat.

In Situation 2 wurden deine Erklärungen kopiert. Wo liegt da das Problem? Hätte er damit warten sollen bis du außer Hörweite bist? Bist du Dir irgendwie provoziert vorgekommen? Fandest du es ungerecht, dass er Dich einerseits kopiert, andererseits aber nicht mit Dir spricht?

Mir kommt von der Beschreibung her vor, dass dich immer noch sehr wurmt, dass die Nachbarn Dich und Deine Kinder nicht akzeptieren. Aber außer, dass der Nachbar für dein Empfinden zu häufig mit seinen Kindern schimpft, ihnen Befehle erteilt, und offensichtlich kein Interesse an Kontakt mit euch hat, sehe ich nichts, was irgendwie ungewöhnlich wäre.

Deswegen hast du noch lange keinen "an der Waffel" (ich würde mit solchen Nachbarn vermutlich auch nicht freundschaftlich verkehren wollen) :fahne: . Ich finde einfach nur schade dass es dich so wurmt und dass die die Akzeptanz gerade DIESER Nachbarn innerlich doch sehr wichtig sein dürfte. Sonst würde es dich nicht so gewaltig stören wenn sie sich anders verhalten als du selbst das tun würdest. Sie dürfen das.Und du darfst auch das tun, was DU für richtig hältst, unabhängig davon, ob die Nachbarn damit einverstanden sind oder nicht ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: die perfekten Nachbarn

Beitrag von Maca »

Also ich kann dich durchaus verstehen.

Mit einem Kind im Tragetuch und einer Horde weiterer Kinder unschlüssig unterwegs zu sein, für die man in einer solchen Situation ja irgendwie die Verantwortung trägt, ist es ein bescheidenes Gefühl, wenn ein anderer dann ausschließlich auf das eigene Kind schaut, befremdet das zumindest!
Mir würde das jedenfalls auch so gehen!
Dabei ignoriert zu werden, als wäre man nur die "MUDDI " mit Kind am Bauch, macht es nicht besser! :(

Klar kann man deinen Nachbarn ebenfalls verstehen!
Egoisten sind halt so und er würde DEINE Irritation nicht nachvollziehen können!

Für dich und deinen Lebensalltag ist es mit Sicherheit kein Verlust, dass der Kontakt so abgebrochen ist. :mrgreen:

Situation 2 würde ich eher als (unfreiwilliges) Kompliment verstehen! :mrgreen:

lg
Antworten