Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Mein Kluges Kind macht was es will
orangenminze
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von orangenminze »

Hallo Sinus,

aus meiner Erfahrung aus Instrumentalunterricht als Kind und Jugendliche kann ich nur bestätigen, dass das Üben zu einer CD eher frustrierend sein kann, als motivierend. Denn die CD ersetzt eben keinen Lehrer/Mitspieler, mit dem man ZUSAMMEN spielt, aufeinander hört etc. Was mir noch einfällt, falls Deiner Tochter das alleine üben zu eintönig ist,vielleicht Kinderlieder zusammen spielen, sprich, sie spielt, Du singst, die Kleine tanzt oder rasselt dazu. Da achtet sie dann vielleicht auch weniger darauf, ob sie jetzt perfekt spielt, sondern der Fokus verlagert sich mehr auf das gemeinsame Erlebnis. Der Musiklehrer von meinem Sohn (der allerdings jünger ist als Deine Tochter) gestaltet den Unterricht wie ich finde sehr flexibel. Es gibt Tage, da mag Sohn gerade nicht (auch er hat diesen Hang zum Perfektionismus und wenn er etwas noch nicht richtig kann, wartet er manchmal so lange ab, bis es klick macht, allerdings ohne es tatsächlich zu üben. Er wartet einfach ab, frag mich nicht, wieso, mir ist das eher fremd, und irgendwann kann er es dann) da spielt er ihm auch einfach mal was auf dem Klavier vor oder sie singen und klopfen gemeinsam oder ich darf mal wieder spielen. Und manchmal unterhalten sie sich auch einfach nur. Das ist dann vielleicht keine Stunde, in der musikalisch besonders viel passiert, aber dafür vertiefen sie die Beziehungsebene und die ist für das Lernen eines Instrumentes meiner Meinung nach sehr wichtig.

Lg orangenminze
sinus
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von sinus »

Oh Mann, jetzt habe ich einen sehr langen Beitrag verloren, weil mich das System rausgeworfen hat. Schade.
Da meine Zeit begrenzt ist nur noch mal kurz jetzt ein Riesendankeschön an euch, der Thread hat sich sehr gelohnt für uns!!!!!
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
alibaba

Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von alibaba »

Hallo,

ich mach das jetzt mal kurz, als Mutter von Kindern die mehrere Instrumente spielen.

Es ist A) eine Typfrage. B) wird sich das Verhalten im Laufe des Lebens ändern. C) ist spielen mit und nach einer CD nicht so gut für den Anfang geeignet - das würde ich erst tun, wenn man das Stück gut schnell alleine spielen kann. D) finde ich das Verhalten deines Kindes durchaus normal. E) ist man als Mutter ein schlechter Lehrer und sollte das lassen.

Meine Kinder üben alleine. Mittlerweile. Zu meinem Schutz. 8-)

Alles ist gut, alles wird besser werden. Übrigens, etwas mehr Verständnis nicht alles gleich können zu müssen bekamen meine Kinder mit dem spielen in einem Orchester. ;)

Viele Grüße
patchanka
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von patchanka »

Ich gebe auch noch kurz meine Erfahrungen wieder:
mein Kind spielt auch seit knapp einem Jahr aus eigenem Entschluss ein Blasinstrument. Er ist auch einer der meint, alles muss immer sofort perfekt funktionieren und es gab schon etliche Ausraster beim Üben. Er hat von Anfang an verweigert, die Begleit-CD die bei den Noten dabei war zu verwenden.
Ausbessern darf ich sowieso gar nichts und ich muss immer sehr aufpassen wie ich lobe oder was ich sage...
Auf der anderen Seite ist es ihm schon sehr wichtig, dass ich sein Üben wahrnehme und manchmal auch still und aufmerksam dabei sitze.
Leider hatte er auch einen Lehrerwechsel, der neue lässt ihn aber nach einer kleinen Krise sehr seinen eigenen Weg gehen und ihn recht eigenständig aussuchen, was er übt. Gut bewährt hat es sich, einige Lieder, die er sehr mag, für sein Instrument passend auszudrucken (dazu gibt es eine geniale webseite, die "Notenschleuder" http://www.free-notes.net/cgi-bin/noten ... ll&lang=de ). Das fällt ihm dann sehr leicht diese zu spielen und da darf ich dann auch mit der Gitarre begleiten und mitsingen.
Frust gibt es nach wie vor regelmäßig, aber es ist besser geworden.

Prinzipiell finde ich, dass das Instrument Üben ein sehr gute Gelegenheit ist, zu Lernen wie man mit Herausforderungen umgeht, an etwas dran bleibt, wie man ein Ziel erreicht etc.
sinus
Dauergast
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von sinus »

@patchanka: die Seite ist ja praktisch... danke!
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Momo
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von Momo »

Liebe Sinus,
gerade habe ich einem interessanten Buch "Mein Kind ist hochsensibel- was tun?" einen Abschnitt gelesen, den ich für Eure Situation sehr passend finde. Ich schreibe ihn Dir einfach mal kurz auf, vielleicht hilft es Dir zusätzlich noch mal beim Verständnis für Deine Tochter.

In dem Beispiel geht es um einen ruhigen kleinen Jungen, der sehr geduldig spielt, dann aber scheinbar aus heiterem Himmel sehr wütend werden kann und all das wieder zerstört, was er in großer Sorgfalt aufgebaut hat. In diesem Buch wird der Konflikt folgendermaßen erklärt:
" Die Ursache liegt in einem inneren Konflikt, der typisch für alle Hochsensiblen ist und der Erwachsene ebenso betrifft wie Kinder: Auf der einen Seite steht das Streben nach absoluter Vollkommenheit. Mögen sich andere um Perfektion bemühen, Hochsensible greifen höher. Sie wollen etwas erlangen, was im irdischen Leben kaum erreichbar ist, ob es sich nun um sichtbare Leistungen, vorbildliches Verhalten oder um innere Qualitäten handelt. Überforderung und Scheitern sind dabei bereits vorprogrammiert. Genau an dem Punkt, an dem das Streben ins Scheitern und in die Erkenntnis der Vergeblichkeit übergeht, kommt es aus tiefer Verzweiflung zu diesem Ausrasten. Der Junge leidet bereits an dem existentiellen Schmerz, den hohen Ansprüchen an sich selbst nicht zu genügen, obwohl er sich doch so angestrengt hat. (...) Meist erweist sich das tiefe Tal der Enttäuschung als Nährboden für den Entschluss, es beim nächsten mal noch besser zu machen. Und so wird Schwung geholt für die nächste Überforderung, die auch wieder in einen Zusammenbruch münden kann."
Der Autor beschreibt dann, wie ein Erwachsener ein Kind in dieser Situation begleiten kann:
"Vor allem: Bleiben Sie ruhig, lassen Sie sich von der Aggression nicht anstecken. Moralisieren Sie nicht, strafen Sie nicht, vermeiden Sie jeglichen Kommentar und alles Besserwissen. Seien Sie einfach nur da und respektieren Sie das Drama, unter dem Ihr Kind gerade leidet. Jegliches Eingreifen würde das Leiden nur verstärken. Denn es würde Ihrem Kind zeigen, dass es allein ist und nicht einmal von seinen Menschen verstanden wird, die ihm am nächsten stehen." Der Autor beschreibt, dass einem solchen Zornesausbruch irgendwann ein leichtes Weinen und dann eine tiefe Entspannung folgt. Man wird es spüren, wann der Zeitpunkt gekommen ist, mit dem Kind in Kontakt zu treten. Nicht durch Worte sondern durch Nähe oder Präsenz.

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
sinus
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von sinus »

Hallo, Zeit für ein Update.
:-)
Wo fang ich an... ist ja ein dreiviertel Jahr vergangen seitdem. Es wird viel...
Kind wird demnächst 8, ist jetzt 2. Klasse (die Schule fällt ihr sehr leicht und erfordert keinerlei Extraaufwand) und hat nun insgesamt ein Schuljahr und 2 Monate Unterricht am Instrument hinter sich.

1)
Wir hatten - nach euren hilfreichen Hinweise hier - das Üben zur CD letztes Schuljahr dann komplett ad acta gelegt und nur noch die Stücke "pur" geübt. Der Lehrer hatte dazu nichts weiter zu sagen. Der Unterricht hat sich im Laufe der Zeit nicht verbessert und es fiel mir zunehmend schwer, da noch zuzuschauen.
Das "Lehrkonzept"(???) sah so aus, dass der Lehrer jede Woche 1-2 Stücke aus dem Lehrwerk aufgab, so wie sie darin halt vorgesehen waren, diese dann im Unterricht abfragte, meine Tochter dann am Klavier begleitete und die Stücke dann abhakte mit "reicht mir" und das nächste Stück aufgab.
Es gab genau nichts neben oder außer dem, was im Buch stand. Er spielte ihr noch nichtmal auf dem eigenen Instrument was vor.
Das Niveau des Buches wurde immer heftiger (schwierige Rhythmusübungen, die sogar ich mit eigener musikalischer Ausbildung schwer fand) und wie gesagt war es ja noch nichtmal ein kindgemäßes Lehrwerk, sondern "Für Jugendliche und Erwachsene".
Tochter hat sich mit meiner Hilfe und viel Frust da aber durchgekämpft und hat viel erreicht im ersten Jahr.
Allerdings halte ich das mir und ihr und nicht dem Lehrer zugute.
Beim Schuljahresendvorspiel dann stach sie unter den 5 insgesamt spielenden Kindern (alle wesentlich älter, 2 davon hatten aber auch erst ein Jahr Unterricht an dem Instrument) regelrecht heraus durch klaren Klang, sie hat sich nicht verspielt, es klang nichts schief und sie wirkte sehr souverän. (Sie spielte 2 Stücke begleitet vom Klavier)
Dabei war das ihr erster Soloauftritt ihrs Lebens überhaupt! (Also nicht nur Instrument betreffend - sie hat sich bei allen möglichen Aufführungen in Kiga und Schule IMMER deutlich und bewusst im Hintergrund gehalten)
Aber zurück zum Lehrer: Auf Hinweise meinerseits wurde nicht reagiert, er hat einfach sein Ding durchgezogen und da Tochter sich ja immer irgendwie durchgebissen hat, sah er wohl auch nicht die Notwendigkeit, was zu ändern. Meiner Meinung nach war er auch zu faul, sein "Standardkonzept" auf ein junges Kind zuzuschneiden.
2x mal kam es auch vor, dass er sie völlig überforderte und etwas von ihr abfragte, was sie ohne zusätzliche Erläuterung (die er ja selbst nie gab!) schlicht nicht können konnte.
Er erwartete offensichtlich, dass sie - Erstklässlerin, noch mitten im ersten Halbjahr - sämtliche Abschnitte an Theorie im Buch LAS!) Es kam dann sogar zu Tränen und seinerseits keinerlei regulierendem "Eingriff". (Es sollten z.B. fehlende Achtel-Noten in einem unvollständigen Takt ergänzt werden. Sie wusste zu dem Zeitpunkt noch nichtmal so richtig, was nur 2/4, 3/4 oder 4/4 Takt bedeutet und bissle Mathematikkenntnisse waren ja für diese Aufgabe auch noch erforderlich... Mit ein paar zusätzlichen Erläuterungen hätte sie das aber ganz sicher schnell kapiert! Die gab er aber nicht und Tochter saß dann dort vor der Aufgabe und war völlig ratlos, was sie nun tun müsste und riet dann, als der Lehrer weiter "erwartungsvoll schwieg", irgendwann wild herum. Sie muss sich sehr dumm vorgekommen sein... ICH habe dann abgebrochen, als ich sah, dass sie gleich zu weinen anfangen würde und gesagt, ich erkläre ihr das zu Hause noch mal in Ruhe und wir lösen die Aufgabe bis zur nächsten Woche.)
Als ich dann schließlich von anderer Seite auch noch erfuhr, dass es sehr wohl ein Lehrwerk für Saxophon für Kinder gibt, wars dann aus für mich. Er hatte sich offensichtlich nicht die Bohne bemüht und nichtmal recherchiert, ob es für jüngere Kinder irgendetwas geeignetes gibt.
Als ich ihm dann davon erzählte, zeigte er auch keinerlei Interesse dran.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass er wohl zu den Musikern gehört, die nur unterrichten, um über die Runden zu kommen. (Er war auch noch recht jung - Ende 20 würde ich sagen.)
Also habe ich dann gegen Schuljahresende noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass das Kind wechseln kann. Obwohl sie selbst das gar nicht mal unbedingt wollte. (Er reagierte übrigens verschnupft.)
Am Jahresende kam dann aber raus, dass er sowieso in unserer Stadt (eine Außenstelle) nicht mehr unterrichten wird.
Die ganzen Sommerferien über war dann unklar, ob meine Tochter zu dem anderen Wunschlehrer, den sie von der Schnupperstunde im Rahmen des Instrumentenkarussells schon kannte, wechseln kann oder ein neu eingestellter der neue wird.
(Wieder so ein jungscher - ob der es wirklich besser macht? Der Wunschlehrer dagegen hat sogar in Musikpädagogik promoviert, wie ich im Internet herausfand. Und einen sehr guten Ruf.)

2)
Große Erleichterung meinerseits: Letzte Ferienwoche endlich der Bescheid - der Neue ist der gewünschte Lehrer! Uff. Mir fielen 1000 Steine vom Herzen.
Nun hat sie also seit Ende August bei ihm und ich bin derzeit noch mit im Unterricht. Und was soll ich sagen - es ein komplett anderes Konzept und genau das, was ich mir so vorgestellt habe.
Das Ganze sieht jetzt so aus:
die Hälfte der Stunde sind gemeinsame (!) Einspielübungen, abwechselnd sie und er am Instrument. Sie darf Töne und Rhythmen vorgeben, die er nachspielen muss und umgekehrt. Sie machen lustige Übungen, Luft anhalten, Ton so lange wie möglich halten (mit Stoppuhr), dem Instrument verrückte Sounds entlocken, Töne erraten u.ä. (bei letzterem stehen sie z.B. Rücken an Rücken, der Lehrer spielt einen Ton vor, sie muss ihn an ihrem Instrument finden. Schult das Gehör und trainiert die Orientierung am Instrument. Anfangs hat sie da noch ziemlich herumgesucht, inzwischen findet sie so manchen Ton schon sofort beim ersten Versuch wieder!)
Die Einspielübungen soll sie auch daheim machen, da machts allerdings nicht ganz so viel Spaß. ;)
Dann wurden alle Lehrwerke und Noten verbannt und sie durfte sich selbst ein Stück raussuchen und sollte das versuchen, sich rein nach Gehör zu erarbeiten.
(Da war dann ganz schön schwierig und wieder mit heftigen Ausbrüchen verbunden...)
Sie hat sich für die Musik aus dem wunderbaren Film "Melodie des Meeres" entschieden.
Aktuell nun bekommt sie Stücke von einer Lehr-CD auf. Aber auch hier: keine Noten! Die lenken nur ab, sagt der Lehrer. Und man würde sich auf die Noten konzentrieren und nicht aufs Musik machen.
Das leuchtet mir total ein und grad bei Saxophon scheint mir das auch zielführend, da da ja am Ende viel improvisiert werden muss. (Ich spiele selbst aktuell in einer kleinen Blue Grass Band Fiddle, wo das an sich auch gefragt wäre und verzweifele daran, dass ich genau das nie gelernt habe. Ich spiele aktuell da nur die Noten ab, aber so richtig "ab" gehts damit (noch) nicht... ich versuche mich also nun für die Stücke meinerseits auch ein wenig an dieser Methode. Ganz und gar neu für mich!)
Man muss sich das Stück also jeweils erstmal erhören und nachspielen und auswendig lernen.
Wenn Tochter das dann kann, wirds zum Playback gespielt und - Trommelwirbel - in der Stunde sogar AUFGENOMMEN.
Die Stücke sind sehr kurz und leicht aktuell. Nicht direkt nachspielbar für sie, aber in Sequenzen zerlegt (jeden Tag lernt sie eine, es ergeben sich dann meist 3-4 Teile) innerhalb einer Woche gut zu schaffen.
Im Dezember - passend zu Weihnachten - wird aus den Aufnahmen sogar eine kleine CD!
Also ich bin total begeistert von der neuen Art des Unterrichts und so so froh, dass der Wechsel geklappt hat.

3)
Am Übungsverhalten hat sich nicht allzuviel geändert. :(
Die Ausbrüche sind heftig, es gibt viel Frust. Das Instrument wird regelmäßig verflucht. Aber aufhören mag sie auch nicht.
Neulich - bei so einer Aufnahme (ich bin auf Wunsch des Kindes und mit dem Segen des Lehrers, der sich da am Kind orientiert, noch beim Unterricht mit im Raum) - also bei so einer Aufnahme, die auf Anhieb geklappt hat und beim Anhören dann wirklich fast so klar und schön wie die Vorgabe des Lehrwerkes klang - hat sie, zwar nach außen nahezu nicht erkennbar, aber für mich als Mutter gut ersichtlich, ganz tief in sich reingestrahlt.
Zugeben, dass sie stolz auf sich ist und zufrieden mit der Aufnahme, wollte sie aber nicht. ("Najaaa, also es war dasunddasunddas nicht so richtig gut...")
Beim Üben daheim kriegt sie übrigens auch immernoch Stress, wenn sie das Stück dann mal zum Playback spielen soll.
Da gibts regelmäßig Ausflipper. Ich zögere das darum immer ganz lang raus... rege aber immer an, dass sie es vor der Stunde wenigstens schonmal gemacht hat, dass der erste Versuch nicht in der Stunde stattfindet. (weil ich weiß, wie sehr sie dann ein Misserfolg aus dem Tritt bringen würde... dann lieber daheim...).
Sie verflucht mich dafür...
Im Unterricht dann und bei der Aufnahme hat sie es dann jetzt aber immer total souverän hinbekommen. (Gleich beim ersten Versuch jeweil fehlerfrei zum Playback gespielt!)
Da staune ich, dass sie bei all dem Druck, den sie sich ja offensichtlich selbst macht, wenns drauf ankommt dann so "stabil" ist. Das war ja auch schon bei erwähntem Vorspiel am Schuljahresende so. (Damals hatte ich sogar erwartet, dass sie sich weigert, überhaupt vorzuspielen. Stattdessen wollte sie spontan sogar mehr als die geforderten 2 Stücke spielen... :shock: )
Das werte ich jetzt mal als gutes Zeichen - bedeutet es doch an sich eine gute Stressresistenz und dazu gehört dann doch wohl auch ein gewisses Selbstbewusstsein... sonst müsset die eigene Angst zu versagen sie ja eher verunsichern, oder?

4)
Trotzdem das Üben wie gesagt ganz offensichtlich kein Vergnügen ist (nicht für sie und nicht für mich) und ich in keiner Weise ersehen kann, dass sie so richtig Spaß am Spielen hat - außer der kurze Moment beim Anhören der erwähnten tollen Aufnahme neulich; aber z.B. Stücke, die sie einmal kann, werden abgehakt und nicht noch mal wieder gespielt...?! jemanden vorspielen - Freunde, Familie - mag sie auch nicht, nichtmal die wunderschöne, selbst gewählte Anfang des Schuljahres erarbeitete "Melodie des Meeres" mag sie noch mal wieder spielen, mit jemanden in der Familie gemeinsam was spielen will sie ebenfalls nicht - hat sie im Sommer über mehrere Wochen lang immer weder geäußet, dass sie nun auch noch Klavier und Gitarre lernen möchte.
Ich war nicht dafür, schon jetzt finde ich das Üben so ermüdend, finde den Zeitaufwand zu hoch für sie (sie geht auch noch 2x die Woche zum Turnen), ich wäre eher für ein Instrument intensiv als zwei womöglich nur so halb (oder gar drei - da bin ich zum jetzigen Zeitpunkt komplett dagegen) und habe als Alleinverdiener außerdem auch Probleme, die Kosten zu tragen.
Aber sie hat immer wieder gedrängelt und sich durchgesetzt.
Nun lernt sie also seit Ende August sogar ein weiteres Instrument - Klavier.
Die Kosten zahlt die Oma und diese begleitet sie auch zur Stunde und allermeistens auch das Üben. (Wir wohnen im gleichen Haus).
Die Klavierschule ist im Übrigen sehr kindgemäß und die Lehrerin geht das sehr entspannt an. Da kommt sie mit 5-10 Minuten Üben pro Tag aktuell dicke durch. Am Saxophon sind schon mindestens 20 Minuten erforderlich.
Aktuell übt sie meist lieber Klavier, als Saxophon.

5)
Ich bin äußerst gespannt, wohin die Reise noch geht... Wie gesagt bekomme ICH es nicht so ganz zusammen, dass sie einerseits nicht den Eindruck macht, dass sie große Freude am Instrument hat, andererseits aber so verbissen dranbleibt und nun sogar ein weiteres lernen möchte. :gruebel:

So das war da ausführliche Update. Falls es jemanden interessierte...
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von Rabaukenmama »

Dass ihr Lehrer gewechselt habt finde ich laut deiner Beschreibung eine gute Entscheidung. Vielleicht kommt auch das ad-acta-legen eines Stückes, welches sie bereits kann, von der Beobachtung des ersten Lehrers und verändert sich bald.

Dass ein Kind, auch wenn es offensichtlich keine Freude daran hat, einfach ein Instrument "lernen sollte" kann ich nicht so richtig verstehen. Klar lernen Kinder noch viel leichter als Erwachsene! Aber wenn wer als Erwachsener was lernen WILL schafft er es auch. Und die Kindheit dauert lange, so dass es nicht so viel Rolle spielt, ob man mit 5, 8 oder 10 Jahren mit Instrument-spielen beginnt. Solange es nur zur eigenen Freude ist spielt die Qualität der Leistung doch keine Rolle! Und wenn der Ehrgeiz da ist, genau DIESES Stück wirklich gut spielen zu können, dann wird man es schaffen ohne Druck von außen zu benötigen.

Wenn die Entscheidung, das Instrument zu lernen und täglich zu üben, feststeht, würde ich mit dem Kind besprechen zu welcher Zeit und wie lange es am liebsten üben will. Dass es üben muß, weil es sich sonst nicht bzw. für sich selbst zu langsam weiterentwickelt, ist eine Sache. Wann es das macht und wie (1x täglich 30min oder 3x täglich 10min, abwechselnd 45 min und ein Tag Pause,...) ist eine andere, die es selbst entscheiden darf. Natürlich kann trotzdem sein dass ese zum vereinbarten Zeitpunkt nicht mag, aber da muß es dann durch.

Ich habe "mein" Instrument (Gitarre) erst mit 9 Jahren zu lernen begonnen und 3 Jahre Unterricht mit mäßigem üben (hauptsächlich meinem alten Professor zuliebe) haben gereicht um einen guten Grundstock zu haben, den ich nicht wieder vergesse. Seit einem Jahr nehme ich wieder Privatunterricht und habe viel Freude am spielen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von sinus »

Sie entscheidet ja meistens über den Zeitpunkt selbst. Das heißt dann, dass es gegen 20 Uhr passiert, wo ihr Nervenkostüm besonders dünn ist...
Am Wochenende vormittags klappt es oft sehr viel besser. Aber dazu muss ich sie eigentlich IMMER überreden. Also dass gleich früh oder mittags zu machen...
Wir haben es auch probiert, dass sie die Häufigkeit des Übens selbst entscheidet, es hat sich aber nicht bewährt. (Siehe Text im Thread von Momo über die freie Schule)
So richtig streng war ich bisher da auch nicht, sie durfte z.B. in den Ferien völlig aussetzen.
Bisher hat sie auch am WE oft pausiert (auch, weil einfach da auch viel andres los war), aber wie gesagt - es hat sich nicht bewährt. Nach jeder mehrtägigen Pause war der Frust umso größer.
Es ist auch an sich nicht das Problem, sie zum Üben grundsätzlich zu überreden, da mault sie manchmal oder zögert es raus, aber es wird nicht grundsätzlich von ihr diskutiert. Aber der Ablauf des Übens ist mitunter furchtbar kräftezehrend.

Sie hat sich ihr Instrument übrigens selbst gesucht (ich hab nicht so recht Zugang zu Blasinstrumenten) und will ja nun sogar ausdrücklich weitere lernen.
Das geht für mich wie geschrieben nicht ganz zusammen mit dem "keine Freude daran". :gruebel:
Solange sie selbst auch immer wieder sagt, dass sie nicht aufhören will --- wäre es wohl auch nicht der richtige Weg, mit der Begründung, dass ich die Übesituation nicht ertrage, einen Schlussstrich zu ziehen, oder?

Ich hab ihr auf die oben zitierte Bemerkung während des Übens - ihre trotzige Frage, warum "man" überhaupt ein Instrument lernen muss - natürlich gesagt, dass man das natürlich gar nicht muss und auch sie das nicht muss.
Damals im Vorschuljahr mochte sie übrigens auch nicht so gern zum Instrumentenkarussell, was eigentlich sonst allen Kindern, die ich kannte, total gut gefallen hat. (Da werden z.B. Instrumente selbst gebastelt, alle möglichen ausprobiert, auch Schlagzeug und ähnliche beliebte weil coole Instrumente, ältere Kinder, die ein Instrument schon spielen, spielen mal was vor etc pp)
Ich habe das der Kursleiterin dann beim Elternabend, wo es darum ging, ob der Instrumentenwunsch des Kindes aus Sicht der Kursleiterin denn auch machbar sei, auch erzählt, dass sie oft nicht so gern hinwollte und auch, dass ich Zweifel habe, ob sie überhaupt mit einem Instrument anfangen sollte. Ich wäre nicht sicher, ob es das Richtige für sie sei, da ich keine große Begeisterung erkennen konnte.
Die Kursleiterin fiel aus allen Wolken. Wie ich denn darauf käme? Ausgerechnet meine Tochter wirke doch so unglaublich interessiert und würde sich so besonders gut anstellen???
Sie hat dann nochmal die extra Schnupperstunde bei dem aktuellen Lehrer für sie arrangiert und aus der kam meine Tochter dann damals wirklich regelrecht beseelt heraus. Das gab für mich dann den Ausschlag.

Genau diese Dame hat übrigens grad vor 2 Wochen meine Tochter angesprochen, ob sie im Frühjahr beim aktuellen Kurs das Saxophon vorstellen mag und auch was vorspielen würde. Tochter hat sofort zugesagt.
Und wieder habe ich gestaunt. Ich hatte eher erwartet, dass sie das nicht möchte... wie gesagt - zu Hause oder vor Freunden will sie nie was vorspielen. (Dabei interessieren sich Besuchskinder oft sehr für das Saxophon...)

Ich kenne übrigens ähnliche intensive Ausbrüche von ihr vom Skifahren, von sportlichen Übungen, die nicht gleich klappen (Hüftumschwung an der Turnstange im Garten), als sie das Spiel SET das erste Mal spielte und vom Lesen lernen.
Allerdings sind das ja alles Sachen, die nicht täglich bzw regelmäßig stattfinden/stattfinden müssen.
Zuletzt geändert von sinus am So 30. Okt 2016, 14:57, insgesamt 1-mal geändert.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
orangenminze
Dauergast
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Registriert: Sa 27. Dez 2014, 21:32

Re: Ausraster beim Instrument üben - Ideen?

Beitrag von orangenminze »

Hallo Sinus,

spannend, von Euren Instrument- Üben- Erfahrungen zu lesen. Viel beisteuern kann ich nicht wirklich, außer, dass wir genau dieselbe Situation mit einem Kind, das am liebsten alles gleich richtig gut können möchte und am liebsten aber nicht ausdauernd üben möchte auch haben :roll: . Aber auch mein älterer Sohn (gerade fünf geworden, hat seit ca. 9 Monaten Klavier) ist trotzdem nicht bereit aufzugeben. Denn vor allem die Unterrichtsstunden machen ihm großen Spass; er mag seinen Lehrer sehr und freut sich auf den Unterricht. Nach den ersten drei Zusammenstößen bei meinem Versuch, regelmäßiges Üben zu etablieren, habe ich in Absprache mit dem Lehrer beschlossen, nicht das schlechte Gewissen zu spielen. Momentan handhaben wir es so, dass ich erinnere (z.B. gleich ist die Mittagspause um, dann möchte ich rausgehen mit Euch, wenn Du noch Klavierspielen möchtest, dann musst Du es jetzt machen) und hin und wieder zu mehr motiviere, aber ansonsten halte ich mich raus.... Fortschritte könnte er mit mehr Üben natürlich schnellere Erreichen, aber momentan reicht es mir, ihm und dem Lehrer, dass er täglich (und das tut er bis auf wenige Ausnahmen ohne großen Druck) wenigstens sich einmal an´s Klavier setzt und spielt. Sei es jetzt frei oder seien es seine Stückchen, hauptsache, er bleibt irgendwie dabei.
Mal sehen, wie lange es so Spass macht...bin gespannt, ob ihm das auf Dauer reichen wird, allerdings habe ich mir vorgenommen, noch einmal mit dem Lehrer zu sprechen, dass er perspektivisch mit Sohnemann mal besprechen muss, wie üben geht, denn bisher hat Kind natürlich noch kein Konzept davon wie üben eigentlich gehen könnte.

lg orangenminze
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