Frusttoleranz

Mein Kluges Kind macht was es will
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2965
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Frusttoleranz

Beitrag von Rabaukenmama »

Nach dem Beitrag von Sinus wg. Ausraster beim Instrument-üben eröffne ich diesen Thread zum Thema Frusttoleranz. Mit Instrument-üben hat es bei meinem Sohn nichts zu tun, aber es ist generell so, dass er sehr leicht frustriert ist.

Beispiel Puzzle: meine Söhne haben beide mehrere Puzzles zu Weihnachten bekommen - der Kleine, weil er sie gerne macht und der Große weil er mal lauthals erklärt hat dass er es ungerecht findet wenn sein Bruder Puzzles bekommt und er nicht. Nachdem Kleinsohn seine Puzzles (12-30 Teile, Altersangabe ab 3 bzw. ab 4 Jahre) mehrmals gelöst hatte wollte auch mein Großer seine Puzzles lösen. Er hatte 3 Stück "ab 5 Jahre" mit je 49 Teilen. Mein Mann und ich machten auch mit, jeder bekam ein Puzzle und los ging es. Kleinsohn schlief da schon.

Tja, und dann ging es gleich mit Frust los. Statt mal zu puzzeln zu beginnen fing mein Großer an, lauthals zu jammern dass ihm das "viel zu schwer" sei und er nicht wisse wo er anfangen soll. Sowohl mein Mann als auch ich wissen aber, dass er es sehr wohl kann. Und es war ja die Idee unseres Sohnes gewesen die Puzzles jetzt zu machen - also ließen wir ihn erst mal jammern und machten selbst weiter. Bald war ich mit meinem Puzzle fertig und mein Sohn hatte gerade mal 2 Teile zusammen gefunden. Mehr hatte er gar nicht ausprobiert. Mein Mann schlug ihm dann vor erst mal die Randsteine auszusortieren und zuerst den Rand zu machen, was von unserem Sohn mit noch mehr jammern, dass das ja "so viel Arbeit" sei, abgelehnt wurde. Weil er sich immer mehr reinsteigerte meinte ich dann er müsse ja das Puzzle nicht genau jetzt lösen, er könne es ja ein anderes Mal probieren. Nein, das wollte er auch nicht! Naja, was tun :gruebel: ?

Nachdem jeder von uns seinen Vorschlag gemacht hatte (mein Mann war mit seinem Puzzle mittlerweile auch fertig) ließen wir unseren Sohn allein weitermachen bzw. weiter jammern (denn wirklich gemacht hat er ja nichts) und nach einer Viertelstunde räumte er sein Puzzle völlig frustriert wieder zurück in den Karton.

Am nächsten Tag fand der Kleine den Puzzlekarton und wollte das Puzzle lösen. Nachdem mein Mann ihm bei den ersten 3 Teilen geholfen hatte wollte er alleine weitermachen. Er probierte die Teile in allen möglichen Richtungen und kam langsam, aber sicher, immer weiter. Großsohn sah dabei fasziniert zu. Nach etwa 10 Minuten hatte der Kleine sein Puzzle allein geschafft, gebärdete sich selbst stolz "bravo", lehnte ab, ein weiteres zu lösen, und ging zufrieden mit seiner Straßenbahn spielen. Mein Großer nahm daraufhin ein anderes 49teiliges Puzzle und löste es auch. Die Tatsache, dass sein kleiner Bruder es geschafft hatte, hat ihn offensichtlich motiviert.

Aber ich sehe, wie verschieden meine beiden Söhne an so eine harmlose Sache wie ein Puzzle herangehen. Mein Großer muss immer erst mal kommentieren, jammern, meckern, beschweren, während der Kleine einfach loslegt und sich nicht abbringen lässt bis er es geschafft hat. Und wenn er mal gar nicht weiterkommen sollte (war in anderen Situationen so) bittet der Kleine um Hilfe, zeigt aber an, wenn er es sich wieder selbst zutraut, während der Große Hilfe ablehnt bzw. die Hilfe so aussehen muss dass der Helfer alles macht und er gar nichts.

Bin schon gespannt wie sich die beiden in der Schule tun werden. Großsohn hat ja viele tolle Fähigkeiten, aber seine niedrige Frosttoleranz macht da einiges kaputt, während Kleinsohn seine Ressourcen meistens sehr gut einsetzen kann.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Frusttoleranz

Beitrag von sinus »

...berichte, wie es in der Schule wird.
Meine Große reagiert mitunter ähnlich wie dein Älterer in dem Beispiel, allerdings hätte sie keine Ruhe gegeben, bis sie das Puzzle doch noch gelöst hätte. Aber im 10fachen der eigentlich nötigen Zeit, weil von viel Schimpferei und Jammerei, dass sie so dumm sei begleitet.
Und am Ende wäre sie trotzdem nicht mit sich zufrieden gewesen, weil sie es nicht schnell genug, nicht gut genug oder wasweißichwarum nicht so gelöst hat, wie sie es von sich selbst erwartet hat.
Das finde ich immer so schade, dass sie auch so selten mit sich zufrieden ist...

Was sagen denn die Erzieher?
Meine Große verhält sich ausschließlich zu Hause so, anderswo wird sie für ihre Geduld, Ausgeglichenheit und Beharrlichkeit gelobt und ich hab das auch schon selbst erlebt, dass sie sich von anderen Respektspersonen sehr ruhig was erklären lässt und um Hilfe bittet, wenn sie etwas nicht schafft.
Beim Instrumentalehrer allerdings war sie auch schonmal so frustriert, dass sie fast geweint hätte. Der wusste gar nicht, was los ist, denn sie hatte echt nur was Kleines 2x falsch gemacht. Er hatte sie nur drauf hingewiesen, dass es etwas anders geht. Sie also nicht getadelt, oder so.
Da ist sie aber scheinbar ganz ruhig geblieben, hat halt nur mit den Tränen gekämpft.
Sie selbst sagt auch, dass sie sich anderswo nicht traut, so auszuflippen.
An sich ists ja ein Vertrauensbeweis, wenn sie zu Hause so unverstellt ihre wahres Ich zeigen...
Darum nehme ich mir immer fest vor, sie nicht allzuviel dafür zu tadeln, es muss ja irgendwo raus, der Ärger. Besser, als in sich reinfressen!
Aber es ist mitunter echt verdammt schwer, ruhig zu bleiben, wenn sie so total überreagiert...
Sie macht übrigens nichts kaputt oder so, sie weint und zappelt und beschimpft sich selbst und schlägt sich auch manchmal selbst. :(
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
inessa73
Dauergast
Beiträge: 102
Registriert: Do 21. Nov 2013, 14:02

Re: Frusttoleranz

Beitrag von inessa73 »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Aber ich sehe, wie verschieden meine beiden Söhne an so eine harmlose Sache wie ein Puzzle herangehen. Mein Großer muss immer erst mal kommentieren, jammern, meckern, beschweren, während der Kleine einfach loslegt und sich nicht abbringen lässt bis er es geschafft hat. Und wenn er mal gar nicht weiterkommen sollte (war in anderen Situationen so) bittet der Kleine um Hilfe, zeigt aber an, wenn er es sich wieder selbst zutraut, während der Große Hilfe ablehnt bzw. die Hilfe so aussehen muss dass der Helfer alles macht und er gar nichts.

Bin schon gespannt wie sich die beiden in der Schule tun werden. Großsohn hat ja viele tolle Fähigkeiten, aber seine niedrige Frosttoleranz macht da einiges kaputt, während Kleinsohn seine Ressourcen meistens sehr gut einsetzen kann.
Wie gut ich das kenne !! Bei uns sind es ja noch Zwillinge, die verschiedener nicht sein könnten.

Der Junge ist haargenauso wie Dein Großer. Erstmal jammern und meckern und vor lauter Frust und Panik, es nicht schaffen zu können, geht natürlich auch nichts. Wenn ich z.B. an die ersten Schritte mit Schlittschuhen denke. Ein Gebrüll vom Feinsten gab es da. In solchen Fällen muss man immer gaaaanz behutsam vorgehen - viel loben, Späßchen machen und helfen. Und wenn es dann doch geht, ist er immer stolz wie Bolle. Ich denke, für ihn ist es ganz wichtig, oftmals solche Erfahrungen zu machen, das man eben manchmal etwas Mühe hat, bis etwas gelingt. Er braucht da bisschen Druck und gaaanz viel Lob.

Seine Schwester ist das komplette Gegenteil. Die macht und probiert, bis es klappt und will sich eher nicht helfen lassen. Sie stand das erste Mal auf Schlittschuhe, ist oft hingefallen, aber ohne Murren immer wieder hoch und hat weitergeübt.

Die Beiden komme ja dieses Jahr zur Schule und ich bin auch schon sehr gespannt, wie sie sich so machen.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2965
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Frusttoleranz

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben: Was sagen denn die Erzieher?
Meine Große verhält sich ausschließlich zu Hause so, anderswo wird sie für ihre Geduld, Ausgeglichenheit und Beharrlichkeit gelobt und ich hab das auch schon selbst erlebt, dass sie sich von anderen Respektspersonen sehr ruhig was erklären lässt und um Hilfe bittet, wenn sie etwas nicht schafft.
Im Kindergarten ist mein Sohn genau so wie zu Hause. Er fühlt sich dort wohl, wird (im großen ganzen) dort so angenommen, wie er ist - mit allen Stärken und Schwächen. Daher reißt er sich dort nicht speziell zusammen. Aber im Kindergarten gibt es auch keine Aufgaben, die ihn überfordern, was sie dort "verlangen" kann er ohnehin. Daher sind solche Auszuck- und Jammeranfälle wahrscheinlich seltener als zu Hause, wo er sich selbst manchmal die Latte hoch legt.
sinus hat geschrieben: Sie selbst sagt auch, dass sie sich anderswo nicht traut, so auszuflippen.
An sich ists ja ein Vertrauensbeweis, wenn sie zu Hause so unverstellt ihre wahres Ich zeigen...
Darum nehme ich mir immer fest vor, sie nicht allzuviel dafür zu tadeln, es muss ja irgendwo raus, der Ärger. Besser, als in sich reinfressen!
Aber es ist mitunter echt verdammt schwer, ruhig zu bleiben, wenn sie so total überreagiert...
Sie macht übrigens nichts kaputt oder so, sie weint und zappelt und beschimpft sich selbst und schlägt sich auch manchmal selbst. :(
Ja, bei meinem Sohn fällt es mir auch manchmal schwer, ruhig zu bleiben, wenn er über reagiert. Vor allem ist das bei ihm der Fall wenn der kleine Bruder irgend etwas macht, was ihm nicht passt. Dabei ist der Kleine gerade ihm gegenüber sehr rücksichtsvoll und kooperativ. Ich verstehe manchmal selbst nicht warum er sich so viel von seinem großen Bruder gefallen lässt während er bei mir und meinem Mann meistens Machtkämpfe führt.

Beim Kleinen ist es übrigens so wie du es von Deiner Tochter beschreibst: seine Wutanfälle sind hauptsächlich auf die Familie beschränkt. Zu Hause führt er sich manchmal auf wie ein Berserker und wir fallen von einem Machtkampf in den anderen. Von anderen höre ich dafür immer, was für ein selbstständiges, kompetentes und pflegeleichtes Kind er ist :roll: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2965
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Frusttoleranz

Beitrag von Rabaukenmama »

inessa73 hat geschrieben:[Wie gut ich das kenne !! Bei uns sind es ja noch Zwillinge, die verschiedener nicht sein könnten.

Der Junge ist haargenauso wie Dein Großer. Erstmal jammern und meckern und vor lauter Frust und Panik, es nicht schaffen zu können, geht natürlich auch nichts. Wenn ich z.B. an die ersten Schritte mit Schlittschuhen denke. Ein Gebrüll vom Feinsten gab es da. In solchen Fällen muss man immer gaaaanz behutsam vorgehen - viel loben, Späßchen machen und helfen. Und wenn es dann doch geht, ist er immer stolz wie Bolle. Ich denke, für ihn ist es ganz wichtig, oftmals solche Erfahrungen zu machen, das man eben manchmal etwas Mühe hat, bis etwas gelingt. Er braucht da bisschen Druck und gaaanz viel Lob.
Ja, ganz genauso ist auch mein Sohn. Wenn er es mal geschafft hat platzt er fast vor Stolz. Ich habe schon nachgedacht ob seine geringe Frusttoleranz damit zusammenhängen kann dass ihm die meisten Dinge sehr leicht fallen und er einfach nicht gewohnt ist sich für was anstrengen zu müssen. Aber vermutlich ist es eher ein angeborener Wesenszug.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Frusttoleranz

Beitrag von alibaba »

Hi,

also Frustratrationstoleranz hat nichts mit dem IQ zu tun, auch nichts mit leicht lernen oder schwer lernen, auch nichts mit kann ich nicht oder nicht, sondern ausschlie0lich etwas mit der persönlichen Entwicklung und dem Verständnis für Beharrlichkeit dranzubleiben. Oft auch mit dem erlernten Verhalten das es nichts nützt und man da durch muss.

Nehmen wir uns Erwachsene. Wie oft schieben wir Frust, aber wir rasten nicht gleich aus und werfen einem den Schneebesen an den kopf, wenn uns der Kartoffelbrei nicht so recht gelingen will. Warum? Wir haben eberist gelernt a) dass das normal ist, b) das wir nicht die Einzigsten sind denen das nicht gleich auf Anhieb so gelingt, c) das davon die Welt nicht untergeht und d) das wir es einfach abhaken und noch mal versuchen. Wir schlucken als "Profis" unseren Frust herunter oder schimpfen, bleiben aber dran. Müssen wir auch, denn es kann existenziell sein - denken wir an den Job - wenn man das Datenblatt nicht dem Chef zum Zeitpunkt X sauber abgibt, gibt es Ärger.

Wissen das unsere Kinder? Nein! Die leben in einer ganz anderen Welt und daher ist Frust schieben, beleidigt sein ganz normal.

Was hilft da. Eine gute Protion Gelassenheit seitens der Eltern. Meine Tochter lag immer im Supermarkt auf dem Boden (wenn sie nicht das bekam was sie just wollte) und da liesen wir sie liegen. Auch heuer gehen wir einfach weiter - beachten sie nicht. Es wird immer besser - die Frustphasen kürzer -von Jahr zu Jahr. Probleme beim spielen - ich gehe einfach raus und räume den GS aus, lenke mich ab, damit ich mich über den Frust nicht ärgere, ihn nicht kommentiere - denn dadurch wird er nicht automatisch besser. Zeit - alleine. Nach 20 Minuten ist der Frust weg - als wenn er nie dagwesen wäre.

Interessant sind meine Schulfrustbeobachtungen. Viel Frust in jungen Jahren - es wird immer weniger Frust. nicht weil die Frustgelegenheiten abnehmen, nein, sondern weil das Kind sich persönlcih immer weiter entwickelt ud einen großen Schritt ins Richtung Verständnis macht. Ich muss die Schulaufgaben zuhause erledigen - da kann ich Frust schieben wie ich will. Meine Tochter ist jetzt 9 und sie hat gerade einen großen Schulfrustsprung gemacht. Ich muss es tun, es ist für mich, ich mache es fix, dann ist es schnell vorbei, ich schreie nicht, ich brülle nicht, ich jammre nicht, ich tu es einfach- Ende. Hilfreich sind bei uns dabei Ziele. Schule - der aktuelle Übetritt, ein Instrument - das Zeigenkönnen im Orchester - man will sich ja nicht blamieren.

Kinder brauchen für all das Zeit. Sie brauchen Vorbilder. Auch uns darf ein "Mist" entfahren, aber auch das zeigen am dranbleiben. Frusttoleranz entwickelt sich erst im Laufe eines Lebens.

VG
inessa73
Dauergast
Beiträge: 102
Registriert: Do 21. Nov 2013, 14:02

Re: Frusttoleranz

Beitrag von inessa73 »

alibaba hat geschrieben:Hi,

Kinder brauchen für all das Zeit. Sie brauchen Vorbilder. Auch uns darf ein "Mist" entfahren, aber auch das zeigen am dranbleiben. Frusttoleranz entwickelt sich erst im Laufe eines Lebens.

VG
Ich sehe das ganz genauso.

Es ist ein Reifeprozess, durch den die Kinder durchmüssen. Manchen gelingt das eher und manche brauchen da etwas mehr Zeit. Ich habe ja auch noch einen fast 10-Jährigen und auch da erkenne ich schon deutlisch Unterschiede zu früher. Er ist generell entspannter und wird nicht mehr so schnell wütetd. Er ist auch mehr bereit, etwas zu tun um was zu erreichen, hat auch schon Ziele.

Für den Kleinen ist das noch ein weiter Weg, aber ich sehe auch da schon deutliche Fortschritte. Bis dahin unterstütze ich ihn eben noch etwas in dem er Frustration aushalten muss und lernt, dass die Welt nicht untergeht, wenn was nicht gleich gelingt, wenn er mal geärgert wird (Zauberwort ist derzeit "ignorieren" oder er irgendwo schlechter ist als andere.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2965
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Frusttoleranz

Beitrag von Rabaukenmama »

@alibaba: Ja, da liegst du wahrscheinlich richtig. Ich war ja selbst auch als Kind sehr schnell frustriert und haben Mißerfolge meistens persönlich genommen. Aber jetzt, als Erwachsene, habe ich gelernt, damit umzugehen.

@inessa73: Ich merke auch Fortschritte bei meinem älteren Sohn. Vor einem Jahr bekam er Mitte November seinen Advendtkalender und riß gleich am ersten Tag alle Türchen auf. Danach war das Teil natürlich uninteressant. Vergangene Weihnachten gab ich ihm den Advendtkalender erst am 1. Dezember (und nahm mir vor nichts zu sagen wenn er wieder gleich alles aufreißt) - und siehe da: es wurde wirklich jeden Tag nur EIN Türchen geöffnet.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Karen
Dauergast
Beiträge: 317
Registriert: Mo 27. Jul 2015, 22:46

Re: Frusttoleranz

Beitrag von Karen »

Meine ist noc klein, 2j8m, aber sie hat schon auch ausgepregte umgang mit frust: sofort kommentarlos aufgeben und nie nie wieder versuchen. Bei uns war puzzle auch ein guter beispiel: sie hat mit weniger als 2 j 15 teiligen ramenpuzzles gemacht und dabei viel spass gehabt. Dann haben wir 20 teilige bekommen und sie hat die mit hilfe auch gespielt. Dann hat sie eine 25 teilige (mit ein wenig kompliziertem bild) geschenkt bekommen und der mit hilfe probiert. Es hat nicht dogort geklappt, sie hat es liegen gelassen und seit dem tag kein einziges puzzle je berührt und alle meine vorschlage ein 15 teiligen zu machen sofort abgelent. Und das hat schon bei ihr mehrmals in verschiedenen situationen gegeben. Manchmal macht sie was wieder (trocken werden war auch so eine erfahrung, 2 woche geklappt, einmal nicht - selber wieder windeln angezogen. Aber dann 2 wochen später doch mal wieder probiert und es klappt zum glück). Oft hat sie aber nicht mehr versucht bis jetzt. Ich kenne dieses verhalten ein wenig von mir selbst und einfach ist es nicht, aber sicher angenemer für umgebung als jammern und quengeln....
orangenminze
Dauergast
Beiträge: 123
Registriert: Sa 27. Dez 2014, 21:32

Re: Frusttoleranz

Beitrag von orangenminze »

Hallo zusammen,

da ich auch hier zu Hause zwei Herren habe, die sehr unterschiedlich mit Frust umgehen, schilder ich kurz mal, wie es hier so ist. Auch bei uns ist Großsohn derjenige, der eine sehr geringe Frustrationstoleranz hat. Beispiel Puzzel: selten bis gar nicht nimmt er selbst eines in die Hand und wenn, dann führt das innerhalb des Berührens der ersten beiden Puzzelteilen zu Geheul und Geschrei. Mittlerweile bin ich auch dazu übergegangen, dieses Geschrei zu ignorieren und nur auf ihn einzugehen, wenn er mich um Hilfe bittet. Wenn er das tut, dann treffe ich mit ihm die Abmachung, dass wir uns mit puzzeln abwechseln, denn ansonsten endet es so, dass ich allein puzzel. Falls aus Frust Teile durch die Gegend fliegen, gilt, sofort aufräumen und das Puzzel erst mal weglegen, bis die Wut veraucht ist... Diese ganzen Abmachungen führen zwar nicht dazu, dass er weniger frustriert ist, aber sie führen dazu, dass es für alle anderen erträglicher ist, wenn er frustriert ist.
Kleinsohn hingegen nimmt sich ein Puzzel, wenn er es bei seinem großen Bruder sieht (von selbst auch nicht), probiert, schaut, lacht, probiert´s noch mal, falls er mal nicht weiter kommt, bittet er um Hilfe, bis er alleine weitermachen kann.
Tja, manchmal denke ich, vielleicht ist unser Großsohn natürlich von seinem Charakter her so, aber vielleicht ist er auch ein wenig so, weil er eben unser erstes Kind war und wir nicht von Anfang an klar umgegangen sind mit kleineren Frusterlebnissen, sondern ihm sehr schnell Dinge abgenommen haben. Unser zweites Kind hat viel eher mal zu hören bekommen, ja, ich bin gleich bei Dir, ich muss nur noch ... helfen. Das führt vielleicht dazu, dass die zweiten, dritten schneller lernen, mit kleinen Frusterlebnissen umzugehen und lernen dadurch für die größeren Vorhaben schon mal etwas, was die Erstgeborenen eben dann erst lernen müssen.
Lg Orangenminze
Antworten