Wir sind neu

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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helgak62
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Registriert: Sa 20. Mär 2010, 22:58

Wir sind neu

Beitrag von helgak62 »

Dann möchte ich mich bzw. meine Tochter (wird in Kürze 4 Jahre) auch vorstellen:
Das Thema beschäftigt mich seit der psychologischen Diagnostik vor einer Woche. Da meine Tochter recht schlecht spricht - hatte vermutlich über mind. 1 Jahr unerkannterweise einen Paukenerguss, dadurch eine Hörbeeinträchtigung und eine schlechte Sprachentwicklung - ließ ich sie auf meinen Verdacht hin psychologisch auf eine auditive Verarbeitungsstörung abklären. Das mit der Sprachentwicklungsverzögerung und der auditiven Verarbeitungsstörung hat sich auch bestätigt, aber als quasi Zufallsbefund auch eine hohe Intelligenz. Neben Logopädie und Warnke-Training wurde mir auch empfohlen, sie vor dem Schuleintritt bzw. der Schulwahl auf Hochbegabung hin abklären zu lassen. Als die Psychologin dann auch noch begann vom Sir Karl Popper Gymnasium zu sprechen, wurde es mir zu steil. Ich ging mit Defiziten bei der Tür hinein und kam mit einem ganz anderen Problem heraus. Wie konnte ich das bei meinem Kind nicht erkennen? Hab ich selber so einen hohen Leistungsanspruch, dass ich bei manchen Dingen davon ausgegangen bin, dass sie eh selbst verständlich sind?

Im Kindergarten haben wir vorwiegend Schweirigkeiten. Die Kindergärtnerin ist ständig auf der Suche nach neuen Defiziten - bis vor der Diagnostik hatte sie dann auch schon neben der Sprachentwicklungsverzögerung eine Gleichgewichtsstörung und Schwierigkeiten in der Raumorientierung (diese 2 Dinge hat sie definitiv nicht). Die Sonderkindergärtnerin, wo ich mir eigentlich mehr erwartet habe, ist uns leider auch nicht wirklich eine Hilfe. Ich hab keine Ahnung, ob sie jetzt eigentlich mit meinem Kind arbeitet oder nicht. Und zu dem psychologischen Befund gab es im Kindergarten Null-Reaktion. Ich hab jetzt eh vor, um ein Gespräch zu bitten, aber irgendwie bin ich ratlos, weil es da im Kindergarten ja scheinbar so ein gefestigtes Bild von meinem Kind gibt, das ihr überhaupt nicht entspricht.

Meine Tochter konnte sehr früh alltagsrelevante Dinge - anziehen (auch Strumpfhose) mit 2 Jahren, Kaffee kochen, 5-6 teilige Puzzles mit 1,5 Jahren, zeichnet momentan wie ein 5-6-jähriges Kind, interessiert sich für Buchstaben (kann ca. das halbe Alphabet und ordnet Bildern bzw. gehörtem die richtigen Anfangsbuchstaben zu) und schreibt alleine ihren Namen, obwohl sie sonst mit Sprache nichts am Hut hat; hat einen tollen Mengenbegriff, kann aber nicht bis 10 zählen; Dinge, die ich nicht verstanden habe, machte sie dann selbst.
Ich bin einfach so irritiert, weil es so eine große Diskrepanz zwischen dem, was sie sehr gut und dem was sie schlecht kann gibt.
heidimoritz
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Re: Wir sind neu

Beitrag von heidimoritz »

Hallo Helga,

erst einmal ein herzliches Willkommen!

Ich kann mir gut vorstellen, dass Du völlig durcheinander bist und sehr überrascht von diesem Ergebnis.
Ich sehe das als große Chance für Deine Tochter, weil Du jetzt noch im Kiga drauf gekommen bist welche Fähigkeiten Deine Tochter hat.
Es gibt ja auch Kinder die hochbegabt sind und aufgrund von diversen Wahrnehmungsstörungen in einer Sonderschule landen... Das hat mir auch unsere Psychologin bestätigt.
Ich würde mich an Deiner Stelle informieren, ob es vielleicht einen besseren Kiga gibt, der nicht defizitorientiert arbeitet sondern Deine Tochter fördert.
lg
Heidi
helgak62
Beiträge: 6
Registriert: Sa 20. Mär 2010, 22:58

Re: Wir sind neu

Beitrag von helgak62 »

Die Sache mit dem Kindergarten liegt mir echt im Magen und ich finde dafür irgendwie keine befriedigende Lösung. Die Räumlichkeiten sind echt toll. Im Herbst hab in den Wechsel in eine andere Gruppe angestrebt, nur blöderweise muss genau die Kindergärtnerin, die ich gerne für meine Tochter gehabt hätte, nächstes Jahr gehen, weil sich nicht genug Kinder für eine vierte Gruppe angemeldet haben und eine wieder aus der Karenz zurückkommt. Und jedes halbe Jahr einen Wechsel der Kindergärtnerin will ich jetzt eigentlich nicht. Dann hab ich mich nach etwas privatem umgesehen. Der einzige der für mich in Frage gekommen wäre, ist einfach nicht leistbar, da ich noch ein zweites Kind habe, das nächstes Jahr in den Kindergarten kommt und das dann in unserem Dorf sicher nicht mehr in den Kindergarten, aus dem ich vorher die große genommen habe, gehen kann. Für 1 Kind wären die 240.- pro Monat für halbtags (ohne Essen und Bastelbeitrag) noch irgendwie finanzierbar, aber nicht für 2. Und der große Nachteil bei privaten Kindergärten ist halt auch, dass keine Sonderkindergärtnerin zur Verfügung steht. Meine andere Überlegung war einen öffentlichen Kindergarten in einem Nachbarort zu suchen. Da wird aber die Gemeinde mit der Finanzierung nicht mitspielen, da ja ausreichend Kindergartenplätze bei uns im Ort zur Verfügung stehen. Und irgendwelche Verwandte bei denen wir unsere Tochter 2.Wohnsitz melden könnten, so daß wir das mit der Finanzierung umgehen könnten, gibt es leider auch nicht.
Andererseits würde es mir und ihr auch ziemlich wehtun, sie aus der Kindergartengruppe herauszureißen. Sie hat dort 3 wirklich dicke Freundinnen.
Wir werden versuchen, das beste draus zu machen und nach dem Gespräch im Herbst, haben sie wirklich einiges verändern können, nur leider schlafen die Dinge dann halt leicht wieder ein oder es braucht wieder etwas Neues. Und nachdem ich so dahinter bin, denken sich die halt, da kümmert sich eh jemand und da brauchen wir es nicht zu tun.
heidimoritz
Dauergast
Beiträge: 70
Registriert: Mo 4. Aug 2008, 19:55

Re: Wir sind neu

Beitrag von heidimoritz »

Hallo Helga,


helgak62 hat geschrieben:Dann hab ich mich nach etwas privatem umgesehen. Der einzige der für mich in Frage gekommen wäre, ist einfach nicht leistbar, da ich noch ein zweites Kind habe, das nächstes Jahr in den Kindergarten kommt und das dann in unserem Dorf sicher nicht mehr in den Kindergarten, aus dem ich vorher die große genommen habe, gehen kann. Für 1 Kind wären die 240.- pro Monat für halbtags (ohne Essen und Bastelbeitrag) noch irgendwie finanzierbar, aber nicht für 2. Und der große Nachteil bei privaten Kindergärten ist halt auch, dass keine Sonderkindergärtnerin zur Verfügung steht. Meine andere Überlegung war einen öffentlichen Kindergarten in einem Nachbarort zu suchen. Da wird aber die Gemeinde mit der Finanzierung nicht mitspielen, da ja ausreichend Kindergartenplätze bei uns im Ort zur Verfügung stehen. Und irgendwelche Verwandte bei denen wir unsere Tochter 2.Wohnsitz melden könnten, so daß wir das mit der Finanzierung umgehen könnten, gibt es leider auch nicht.
Genau diese Probleme haben/hatten wir auch, ich muss sagen, es kommt wirklich auf die Erzieherin an.
Wir hatte auch anfangs eine sehr engagierte Erz. , seitdem sie gekündigt hat mag mein Sohn überhaupt nicht mehr in den Kiga...
Ich habe mir schon aus diversen Gründen den Mund fuselig geredet und es hat einfach keinen Sinn...
Manchen muss man echt Honig ums Maul schmieren damit sie überhaupt aktiv werden. *kopfschüttel*
Fühlt sich Deine Tochter wohl im Kiga, geht sie gerne hin?

Sonst kann ich Dir nur in Wien eine Psychologin empfehlen, die auch mit euren Kiga Kontakt aufnimmt und euch begleitet und sich für eure Tochter einsetzt.
http://www.begabt.at
lg

Heidi
ps: ich hoffe, dass ich Dir ein bisschen helfen konnte.
helgak62
Beiträge: 6
Registriert: Sa 20. Mär 2010, 22:58

Re: Wir sind neu

Beitrag von helgak62 »

Danke fürs Lesen und für die Adresse!
Diese Psychologin und noch eine zweite hab ich bereits von einer Sonderkindergärtnerin (leider nicht die meines Kindes) bekommen. Aber momentan sind wir, glaub ich, noch nicht so weit. Erstens will ich jetzt abwarten wie die Fortschritte in der Therapie (Logopädie und Warnke-Training) sind- lt. Prognose der Psychologin sollte die auditive Störung in spätestens 1,5 Jahre (wegen ihrer hohen Intelligenz vermutlich schon früher) und damit auch die sprachliche Entwicklung kein Thema mehr sein. Zweitens ist meine Tochter eh schon so geknickt, wenn sie wieder irgendwo "getest" wird, wir haben im Moment auch so schon so viele Termine und ich will auch nicht, dass der Kleinere zu kurz kommt.

Im Kindergarten ist das so ein Sache. Im Herbst hatte sie eine Phase, wo sie nicht mehr hinwollte. Das war ja auch der Anlaß für das Gespräch damals. Jetzt geht sie gerne, aber in erster Linie wegen ihrer Freundinnen. Das Ganze ist auch so kompliziert, weil da so viele andere Sachen mitspielen. Ich bin Ergotherapeutin und die Kindergärtnerin hat vor mir "fachliche Angst", obwohl ich im Kindergarten ausschließlich als Mutter auftrete. Umso komischer finde ich es dann, dass sie mir immer wieder versucht zu erklären, mein Kind hätte eine Wahrnehmungsstörung. Ich hab mein Kind nie begutachtet (würde mir im Traum nie einfallen), aber erstens kann man auch durch reine Verhaltensbeobachtung viel feststellen und ich hab auch einige Ergo-Freundinnen, die mein Kind auch kennen und nichts festgestellt hätten - weil verunsichern läßt man sich ja doch. Und die auditive Verarbeitungsstörung, die ich ins Spiel gebracht habe und jetzt auch definitiv diagnostiziert wurde, hat sie sicher nicht.

Meine Tochter hat sich, glaub ich, so arrangiert, dass sie im Kiga nicht zeigt, was sie alles kann. Die Zeichnungen, die sie aus dem Kiga nach Hause bringt, entsprechen bei Weitem nicht dem, was sie zu Hause so zeichnet. Sie war ca. 1/2 Jahr vorher sauber, bevor sie auch in den Kiga ohne Windel ging. Sie ließ sich dort an- und ausziehen bis zu dem Zeitpunkt, wo ich im Kiga erklärte, sie kann das alles selber. Im Kiga puzzelt sie mit wenig teiligen einfachen Holzpuzzles - zu Hause baut sie in Windeseile 50-teilige.

Und der psychologische Befund macht jetzt vermutlich noch alles schlimmer, weil ich ja "recht" hatte und nicht sie oder sie negieren den Befund ("das stimmt nicht"). Und die hohe Intelligenz trifft vermutlich das Mutter-Ego der Kindergärtnerin (ihr eigenes Kind, 5 Jahre, hat Verhaltens-Schwierigkeiten in einem anderen Kiga, sie versucht ihn sehr zu fördern und hat sicher einen hohen Leistungsanspruch - u.a. Geigen-Unterricht). Außerdem übt sie meiner Meinung nach einen hohen Leistungsdruck auf die Kinder aus (hat für mich mit 4 Jahren noch nicht viel verloren) und versucht sie viel zu fördern. Beim letzten Mal mit der sprachlichen Förderung ist das nach hinten los gegangen, weil mein Kind hat dann fast gar nicht mehr im Kiga gesprochen und auch diverse andere Dinge verweigert.
alibaba

Re: Wir sind neu

Beitrag von alibaba »

Hallo Helga,

willkommen hier.

Ich glaube, es hat nichts mit einem hohen Leistungsanspruchsdenken zu tun, das man viele Dinge einfach so als "normal" annimmt. Ich finde diese Einstellung eher sehr gesund. ;) Es ist viel besser auf ein Kind einzugehen, wenn man es nicht immer mit den Augen der Begabung sieht. Meine kleine tochter ist jetzt 3 1/2 und druckt seit Dez. ihren Namen, dazu das sonst Übliche, wie Mama, Papa, Baby, den Namen des Bruders und weitere aus dem Kindergarten, die einfach auszusprechen sind. Und sie macht ihre ersten Leseerfahrungen. Ich finde das alles swoeit normal, denn wir sind hier ja mit Buchstaben und Zahlen umgeben. Mengen z.B. waren mit 2 Jahren auf dem Würfel erfasst. Aber eigentlich logisch, denn wir spielen sehr viel, da ist ein Augenwürfel immer im Spiel. Oder sie fährt jetzt Fahrrad ohne Stützen. Auch logisch, denn sie bekam zeitig ein Laufrad und wir sind so oft draußen, da kommt das eine zum Anderen. Natürlich ist das nun über dem Durchschnitt, aber so lange keine Problem auftauchen, wir alle glücklich und zufrieden sind, ist es doch normal.

http://www.uni-ulm.de/fileadmin/website ... isk108.pdf

Hier mal ein Link über Begabungen im Vorschulalter und deren Deutung.

Ich finde Du solltest ein Gespräch im Kiga suchen. Auf der einen Seite denke ich herauszulesen, ist der Kiga toll und Tochter fühlt sich wohl, auf der anderen Seite bist du nicht zufrieden. Wenn du denkst der Kiga sieht dein Kind falsch, dann redet und klär auf. aber im Gespräch Vorsicht mit Begabungen. Wichtig ist, an den Defiziten deiner Tochter zu arbeiten. Für Schule unerlässlich. Vielleicht kannst Du ja irgendwie Beides geschickt in einem Gespräch abklären. Fakt wird aber sein. Wenn dein Kind im kognitiven Sinne weit ist, im Rest nicht, wirst Du immer mehr Förderung im Rest benötigen, denn das werden die Defizite in der Schule werden.

LG
helgak62
Beiträge: 6
Registriert: Sa 20. Mär 2010, 22:58

Re: Wir sind neu

Beitrag von helgak62 »

Ich hatte heute ein Gespräch mit Sonder- und Kindergärtnerin - war sehr positiv!
Ich hab ja den psychologischen Befund im Kiga abgegeben und heute hab ich schon ein Gespräch bekommen. Die erste Frage der Soki war, was ich mir jetzt von ihnen als Förderung/Training erwarte - ich: nichts! Sozial geht es meiner Tochter jetzt wirklich gut in der Gruppe, das ist nicht nur mein Eindruck sondern auch der der Kindergärtnerin. Sie verweigert nicht mehr - testet zwar Grenzen aus, aber im Rahmen des Normalen. Bezüglich dem was sie alles kann/macht, dürfte es scheinbar eine große Diskrepanz zw. zu Hause und Kiga geben (eh meine Vermutung). Aber da hab ich dieses Mal das Gefühl gehabt, dass ich da wirklich ernst genommen werde und nicht als Mutter mit rosaroter Brille hingestellt werde. Irgendwie war ich so froh, dass das Gespräch weder an ihren Defiziten noch an ihrer hohen Intelligenz aufgehängt war, sondern an ihren sozialen und alltäglichen Fähigkeiten im Kiga, wo sie einfach ein stinknormales Mädchen ist. Auf jeden Fall geht es mir jetzt ein deutlich besser in Bezug auf den Kiga.
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