Kurze Vorstellung

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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Zottel
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Registriert: Mo 15. Dez 2014, 11:36

Kurze Vorstellung

Beitrag von Zottel »

Hallo, dieses Forum kenne ich schon etwas länger. Das erste Mal bin ich darauf aufmerksam geworden, als ich mich über das Thema Hochbegabung informiert habe.
Habe ich sehr interessiert eure Beiträge gelesen. Da es mich nun doch sehr interessiert und sich in der Familie eventuell eine "Fall" abzeichnet, habe ich mich nun doch angemeldet.
Es geht um meine Nichte, 5 Jahre alt. Eigentlich hatte ich meinem Bruder empfohlen, sich doch hier anzumelden, aber er mag den Austausch über das Internet nicht so gern.
Ich habe aber das Ok von ihm, mich hier anzumelden und mich mit euch auszutauschen.
Seine Tochter hat im Vergleich zu Gleichaltrigen sehr früh angefangen zu sprechen, sehr schnell ganze Sätze gesagt. Das war aber noch kein Grund, weswegen die Vermutung auf HB kam.
Damals wars eher so, dass wir alle dachten, dass sie einfach schneller ist.
Mittlerweile kristallisiert sich ihre Sprachbegabung immer deutlicher heraus. Zum einen wegen ihres Vokabulars, zum anderen weil sie auch neue Sprachen aufzusaugen scheint.
Sie malt auch sehr gern und für eine 5 jährige auch sehr, sehr gut. Sie ist sehr neugierig, möchte neue Sachen ausprobieren. Auf der anderen Seite ist sie aber auch sehr scheu und teilweise ängstlich.
Das scheint allerdings eher auf ihr unbekannten Personen/Erwachsenen zuzutreffen. Aus diesem Grund gestaltet sich das zumindest etwas schwierig, einen test auf Hb zu machen.
Mein Bruder ist zudem nicht unbedingt hinterher, das herauszufinden. Die Mutter der Kleinen ist hin und her gerissen. Zum einen möchte sie die Kleine, wenn es nicht sein muss, nicht irgendwelchen Stresssituationen aussetzen, zum anderen möchte sie ihr schon das beste bieten, damit sie sich entwickeln kann. Auch möchte sie gern der Angst vor Fremden auf den Grund gehen. Allein Schüchternheit scheint es nicht zu sein, können uns aber auch irren. Das kann ja bei jedem unterschiedlich ausgeprägt sein.

Das erst einmal zur Situation. Freue mich auf den Austausch mit euch.

Viele Grüße
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2969
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Zottel, herzlich willkommen hier!

Ist das Wissen um den IQ deiner Nichte irgendwo wichtig? Wenn sie z.B. vorzeitig eingeschult werden soll oder einen Platz in einem Begabtenförderkurs will dann kann man ja einen Test in Erwägung ziehen. Ebenso wenn sich wo Schwierigkeiten zeigen, die vielleicht mit Hochbegabung in Verbinung stehen. Dabei bin ich ja der Ansicht, dass etwaige Schwierigkeiten und etwaige Hochbegabung zwei komplett verschiedene Dinge sind, aber manche Pädagogen sehen das anders. Wenn´s jemanden leichter fällt, ein Kind respektvoll zu behandeln, weil es einen hohen IQ hat, empfinde ich das zwar als eher traurig, würde es dem Kind zuliebe aber doch bekannt machen.

Wenn kein unmittelbarer Bedarf ist und es nur darum geht, einen Zahlenwert zu erfahren, würde ich noch ein paar Jahre warten ;) . Mit zunehmenden Alter werden die Tests verlässlicher und die Kinder kommen auch mit der Testsituation besser zurecht. Wenn du hier die Suchfunktion bemühst wirst du feststellen dass der Test bzw. das Ergebnis viele Eltern nicht weitergebracht haben.

Deine Schwester und dein Schwager brauchen jedenfalls keinen Zahlenwert auf einem Blatt Papier um ihrer Tochter die bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen. Gibt es irgendetwas, was sie anders machen würden, wenn auf dem Papier 150 oder 105 steht? Deine Nichte ist sicher ein kluges Kind und wenn sprachlich so begabt ist wird sie ihre Wünsche und Bedürfnisse (auch nach individuellen Möglichkeiten) sicher selbst formulieren können. Mein Sohn sagte auch mehrmals "ich will noch besser Englisch lernen" und als der Kindergarten einen Intensivkurs anbot habe ich ihn angemeldet :) . Um das zu tun brauche ich seinen IQ nicht zu kennen (und ich kenne ihn auch nicht).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Zottel
Beiträge: 11
Registriert: Mo 15. Dez 2014, 11:36

Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Zottel »

Hallo Rabaukenmama,

lieben Dank für deine Nachricht. Ein Test ist nicht unbedingt notwendig, allein die Zahl sagt ja nicht viel aus. Da hast du Recht. Und wenn da 80 stehen würde, würden wir sie trotzdem alle lieben und gleicherart weiter lieben. :)
Das habe ich auch schon in einigen Beiträgen hier gelesen. So ein Test ist auch eigentlich Nebensache. Ich wollte auch nur sagen, dass sie hinsichtlich Hochbegabung nicht "untersucht" wurde.

Eher geht es doch darum, ihre Talente herauszukristallisieren und zu fördern und Schwierigkeiten festzustellen. Die erkennen wir, allen voran natürlich ihre Eltern, im täglichen Umgang schon, aber ich (wir) würde gern wissen, ob es "Vorgehensweisen" gibt, um "mehr herauszubekommen". Das klingt jetzt ziemlich blöd, ich weiß auch nicht, wie ich es besser ausdrücken soll. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sie ein Versuchsobjekt ist und wir mit allen Mitteln irgendwas reißen wollen. Ganz und gar nicht. Wie gesagt, es geht eher darum, sie zu fördern und wenn möglich zu erfahren, warum sie so zurückhaltend bei Fremden ist. Wobei Zurückhaltung ist es nicht allein, es ist tatsächlich schon Angst. Sie wurde aber nie großartig von ihren Eltern verhätschelt, ging/geht ganz normal in den KiGa und kam somit schnell mit Fremden in Berührung.

Was ich sehr gut finde, ist, dass die Erzieherin der Kleinen in den Gesprächen immer Feedback gibt zur Entwicklung der Kleinen und etwaigen Auffälligkeiten, sowohl was ihre Talente angeht, als auch ihre Schwächen. Das vermittelt sie aber wohl wirklich konstruktiv und gibt, soweit sie kann, auch Ratschläge und Empfehlungen. Alles unter Vorbehalt, da sie keine therapeutische Ausbildung hat. Aber die soll wohl sehr lieb und pfiffig sein. Das finde ich echt toll, gerade bei den Dingen, die ich hier schon gelesen habe.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2969
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Rabaukenmama »

Zottel hat geschrieben: Eher geht es doch darum, ihre Talente herauszukristallisieren und zu fördern und Schwierigkeiten festzustellen. Die erkennen wir, allen voran natürlich ihre Eltern, im täglichen Umgang schon, aber ich (wir) würde gern wissen, ob es "Vorgehensweisen" gibt, um "mehr herauszubekommen". Das klingt jetzt ziemlich blöd, ich weiß auch nicht, wie ich es besser ausdrücken soll. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sie ein Versuchsobjekt ist und wir mit allen Mitteln irgendwas reißen wollen. Ganz und gar nicht.
Das habe ich auch nicht angenommen. Aber im Prinzip reicht es, dem Kind einige Möglichkeiten, sich zu entfalten, anzubieten. Das richtet sich einerseits nach den Interessen des Kindes (wenn ein Kind sich offensichtlich für Musik interessiert bieten sich z.B Gesang oder ein Instrument lernen an) oder man probiert einfach etwas neues, unbekanntes auf gut Glück. Was man anbietet hängt natürlich von den eigenen Möglichkeiten ab, in einer Großstadt gibt´s da sicher mehr Möglichkeiten als auf dem Land und jeden Tag stundenlang mit dem Kind rumkurven damit es z.B. Kurse besuchen kann ist auf Dauer ganz schön nervig. Abgesehen davon gibt´s ja leider nicht viel umsonst und wenn ein Kind viele Interessen hat sollten die Eltern bevor sie zu allem "JA" sagen mal die eigenen Geld- und Zeitressourcen überblicken und Prioritäten setzen.

Ich habe z.B. das Glück, dass im Kindergarten meines Großen verschiedene Kurse angeboten werden. Im Moment besucht er 4 Kurse (Mal- und Bastelkurs, Ballspielkurs, Theatergruppe und Englisch-intensiv), wenn´s nach ihm ging wäre er außerdem noch im Action-Kurs und im Kochkurs. Ach ja, und er hat mehrmals den Wunsch geäußert, wieder einen Gebärdensprachkurs zu machen, der aber nicht im Kindergarten angeboten wird sondern eine ziemlich aufwändige Anreise erfordert. Da bin ich gerade am Termine-umschaufeln um ihm das ab dem Frühlingssemester wieder zu ermöglichen. Das Ganze ich aber ziemlich teuer, in Summer kommen wir pro Semester auf knapp 500 Euro nur für die Kurse. Da meine Zeit als berufstätige Mutter mit zwei Kindern (eines davon mit besonderen Bedürfnissen) kostbar ist bin ich sehr froh, dass die Kurse meines Großen zumindest großteils im Kindergarten stattfinden.

Unabhängig von den Kursen kann man natürlich vieles mit einem interessierten Kind machen. Mein Mann war z.B. vergangenen Sonntag mit unserem Großen auf einer Christbaumplantage wo sie den Baum selbst aussuchen und auch selbst umschneiden konnten. Eine Woche davor hat mein Sohn mich auf den Mistplatz begleitet, wo er mir geholfen hat, die verschiedenen Dinge in die richtigen Container zu werfen und gleichzeitig die Aufschriften aller Container gelesen hat um zu wissen, was hier alles "Mist" ist. Am meisten hat ihn (und auch mich) verwundert, dass es einen eigenen Container für Baumwurzeln gab (also große, ausgegrabene Wurzelstöcke).

Basteln, singen, musizieren, kochen, Spielplatz, radfahren, Rollenspiele,..und natürlich gute "klassische" Spielzeuge wie Kugelbahn, Eisenbahn, Lego oder Matador - man kann so viel mit Kindern machen. Ich lasse meinen Sohn auch manchmal an den PC (wo er gern Videoclips anschaut) und mit dem Papa darf er auf der Playstation altersgerechte Spiele spielen (im Moment liebt er "Rio 2"). Auch wenn manche Eltern das ablehnen betrachte ich es einfach als einen KLEINEN Teil in einem insgesamt interessanten, vielschichtigen Kinderalltag.
Zottel hat geschrieben: Wie gesagt, es geht eher darum, sie zu fördern und wenn möglich zu erfahren, warum sie so zurückhaltend bei Fremden ist. Wobei Zurückhaltung ist es nicht allein, es ist tatsächlich schon Angst. Sie wurde aber nie großartig von ihren Eltern verhätschelt, ging/geht ganz normal in den KiGa und kam somit schnell mit Fremden in Berührung.
Wahrscheinlich ist deine Nichte zurückhaltend bzw. ängstlich bei Fremden weil das ihre Wesensart ist. Menschen (egal ob Kinder oder Erwachsene) sind nun mal verschieden, auch wenn´s immer wieder Außenstehende gibt die in irgendeiner Form die Eltern dafür verantwortlich machen wollen wenn ein Kind nicht ganz so reagiert wie es der momentane Zeitgeist (bzw. die kritisierende Person) erwartet.

Meine Buben sind beide extrovertiert, der Große sogar sehr. Auch nicht immer gut, denn er ist auch sehr vertrauensseelig und spricht auf der Straße immer wieder wildfremde Leute an. Das ist aber weder mein Verdienst noch meine "Schuld" sondern einfach seine eigene Wesensart. Eine Freundin hat 3 Kinder wovon eines sehr extrovertiert, eines sehr introvertiert und eines irgendwo dazwischen ist. Ich glaube nicht dass diese Kinder (Altersunterschied max. 5 Jahre) so unterschiedlich erzogen wurden.

Der IQ (ob getestet oder nicht bzw. wie hoch oder niedrig er auch sein mag ;) ) hat übrigens mMn nichts mit den sonstigen Eigenschaften eines Menschen zu tun. Ich bin hochbegabt und extrovertiert und auch mein großer Sohn ist klug und extrovertiert. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Hochbegabte, die auch introvertiert sind - der IQ ist die eine Sache, die sonstigen Eigenschaften und Eigenheiten sind eine andere.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Zottel
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Zottel »

Lieben Dank für deine ausführlichen Schilderungen und deine ehrliche Meinung. :)

Na klar, jeder Mensch ist anders und introvertiert oder extrovertiert sind Merkmale. Ich bin nur leicht "geschädigt" von Leuten aus dem Umfeld, die meinen, dass das Kind vertüddelt worden sein muss, wenn es sich so verhält. Dass das oftmals Quatsch ist, weiß ich und ich gebe entsprechend eine Antwort an die Damen, die soetwas sagen. Aus dem Grund wollte ich das mit dem Verhätscheln einfach vorgreifen.
Ganz unrecht haben die Damen ja auch nicht. Wenn ein Kind viel Zeit ausschließlich mit den Eltern verbringt, dann KANN es schon passieren, dass es so auf die Eltern fixiert ist und nicht auf andere Kinder und Erwachsene zugehen kann und mag. Kennt den Umgang dann ja gar nicht. Aber sicher spielt dann auch der Charakter wieder eine starke Rolle.

Nochmals lieben Dank für deine Antwort. Ich lasse das erst einmal wirken. :)
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