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Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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Maca
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ganz allgemein

Beitrag von Maca »

Hallo,ich bin neu hier und Mutter zweier toller Kinder von denen der jüngere Junge knapp 9 vor einiger Zeit auf HB getestet wurde .Nach dem Ergebnis war ich ehrlich gesagt verzweifelt,GesamtIQ > 150. Ich bin kein Freund von Zahlen die mir irgendetwas über mein Kind sagen sollen,aber seitdem stehe ich ständig unter Druck,ob er auch genug Anregung bekommt.Er ist sehr eigen,hat kaum Freunde,sehr spezielle Interessen und ist immer unruhig .Diese permanente Unruhe kann ich nicht lange aushalten ,er lernt Querflöte,macht Heilkampfsport,hat Klavierunterricht und macht bei einem Matheprojekt für Mathefreaks an der Uni mit,nebenbei liest er ca. 4 dicke Bücher die Woche (leider gar nicht altersgerecht)und bringt sich gerade selber Französisch bei.Aber all das scheint ihm nicht zu reichen! Eine Klasse hat er schon übersprungen .Er wird im nächsten Monat 9 und kommt dann aufs Gymnasium.Vielleicht wird es dann besser.Ich bin so verunsichert.Eigentlich ist er ein sehr fröhliches Kind,aber seit einiger Zeit äussert er einsam zu sein!Das schmerzt sehr! Hat jemand ähnliche Probleme,diffuse Ängste und Verunsicherungen?
Ich möchte den Intellekt meines Kindes nicht immer thematisieren,denn er ist doch so viel mehr als das,aber es wird automatisch immer zum Thema.Grundschule,Familie,Bekannte sind mehr oder weniger offen der Meinung dass wir unser Kind nicht auf eine 'normale' Schule schicken dürften, aber wir denken ehrlich gesagt eh,dass er seine Wissbegierde eher ausserschulisch befriedigen kann.Irgendwie finden uns viele 'komisch' ,manche denken wir würden unseren Sohn trimmen,andere meinen wir kümmern uns nicht genug um seine HB.Bei all den Möglichkeiten in dieser,komplexen,vielschichtigen,informationsüberflutenden Welt ist ein gradliniger Weg doch gar nich auffindbar.
Ach ich kann das,was mich bewegt so schwer kronketisieren.Es ist wohl die Angst aller Eltern,NICHT das denkbar Beste für seine Kinder zu tun egal ob über,normal- oder unterbegabt.
So,nun habe ich für heute meinen Frieden gefunden,solange Kinder sich aufrichtig angenommen und über alles geliebt fühlen kann man nicht SO VIEL falsch machen,oder?
Edainwen
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Edainwen »

Hallo Maca,

herzlich willkommen hier :D

Uj, ja, ich hoffe doch auch, dass Dein letzter Satz es trifft! - Und drücke Euch die Daumen, dass er am Gymnasium Kinder findet, die ähnlich gestrickt sind wie er!

Viel mehr kann ich leider nicht dazu beitragen. Mein Sohn ist noch deutlich jünger und meine Große ist deutlich weniger wissbegierig als Dein Sohn :schwitz: , insofern fehlen mir da die Erfahrungen...

Alles Liebe
Edainwen
Rabaukenmama
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben: Nach dem Ergebnis war ich ehrlich gesagt verzweifelt,GesamtIQ > 150....
...aber seitdem stehe ich ständig unter Druck,ob er auch genug Anregung bekommt....
...Diese permanente Unruhe kann ich nicht lange aushalten...
...nebenbei liest er ca. 4 dicke Bücher die Woche (leider gar nicht altersgerecht)...
Das alles hört sich beim ersten Lesen eher so an, als hättest Du die Nachricht bekommen dass dein Sohn, geistig behindert oder schwer krank ist. Wo liegt wirklich das Problem :gruebel: ? Hat es Dein Sohn oder hast es du, weil du glaubst, der Zahlenwert ändert was an der Aufgabe, die du mit Deinem Kind hast? Unabhänig ob ein Kind einen IQ von 75, 100, 125 oder über 150 hat, es ist IMMER eine individuelle Aufgabe für uns als Eltern. Daran ändert ein auf Papier geschriebener Zahlenwert gar nichts.

Ob er genug Anregung bekommt? Das wäre eine Überlegung wert bei einem Kind mit IQ 75, da sind die Eltern dafür verantwortlich, dahinterzusein, dass man aus den bestehenden Fähigkeiten das Maximum "herausholt". Ich bin selbst HB und kann Dir versichern: dein Sohn weiß schon, was ihm Spaß macht und ihn fordert. Unabhängig vom !Q (der ja mit der emotionalen Reife nichts zu tun hat) halte ich jeden gesunden 9jährigen für in der Lage, selbst zu sagen "Ich würde gern noch dieses oder jenes machen" oder sonst selbst dafür zu sorgen, dass ihm nicht langweilig wird. Traust du das deinem Sohn nicht zu oder was ist sonst der Grund dass DU unter Druck stehst ob ER genug Anregungen bekommt?

Außerdem schwingt da mit dass Du irgendwie glauben dürftest, ein Kind mit IQ 100 wäre "problemloser" und hätte es "leichter". Das ist aber ein Trugschluss. Der IQ ist EINE EINZIGE Kompenente der Persönlichkeit. Die permanente Unruhe ist eine andere. Die kenne ich sowohl von mir selbst als auch von meinem (vermutlich hochbegabten, aber nicht getesteten) 5jährigen Sohn. Ich würde gerne mal mit meinem "Großen" einfach nur kuscheln, klappt aber nicht, weil er ständig rumzappelt. Mein Kleiner dagegen ist die Ruhe in Person, der totale Genussmensch und viel kuschelbereiter.

Hast Du schon mal nachgedacht, wie Du Deinen Sohn gern hättest?

So, dass ihr jeden Abend mit ihm abwechselnd eine Seite von "Hatschi Bratschis Lufballon" lest, damit er endlich flüssig und sinnerfassend lesen lernt? So, dass ihr zittern müsst ob er eine Hauptschul-Empfehlung bekommt oder in eine Sonderschule muss? So, dass ihr von einem Nachhilfeinstitut zum anderen pilgert damit er endlich die Malreihen auf die Reihe bekommt? So, dass er keinerlei Interesse an Sport oder Musik hat und ihr ihn motivieren müsst, zumindest hie und da für 2 Stunden auf einen Spielplatz zu gehen?

Nein, sicher nicht, oder ;) ? Vielleicht so, dass er ganz normal in einer Klasse mit Altersgenossen sitzt, halbwegs gute Noten schreibt, ein Kinderbuch in der Woche liest und im örtlichen Fußballverein aufgenommen ist und in den Sommerferien am liebsten mit seinen Freunden ins Freibad geht? Schön "Durchschnitt" also, niemand, der euch zu wenig oder zu früh Förderung vorwirft und alle sind glücklich und zufrieden?

Nein, ich will dich nicht provozieren (oder zumindest nur ein bißchen und nicht böse gemeint), aber ist Dein Sohn nicht genau so, wie er ist, ok :) ? Hättest du auch so viel an seinem Verhalten auszusetzen wenn er minderbegabt wäre? Oder glaubst du wirklich, Kinder mit einem IQ von +/- 100 haben die wenigsten Probleme?
Maca hat geschrieben: Eigentlich ist er ein sehr fröhliches Kind,aber seit einiger Zeit äussert er einsam zu sein!Das schmerzt sehr! Hat jemand ähnliche Probleme,diffuse Ängste und Verunsicherungen?


Auch dieses Problem (einsam zu sein) "gehört" deinem Sohn. Wenn er mehr Kontakte will bleibt ihm nichts anderes übrig als sich darum zu bemühen. Du kannst ihm zuhören, reflektieren, aber es ist nicht deine Aufgabe deinem Sohn soziale Kontakte zu vermitteln. Und vor allem: du kannst ihm zutrauen, das selbst zu schaffen!

Zeitweise Einsamkeit ist kein Phänomen welches nur Hochbegabte betrifft, es gibt in jedern Schulklasse ein paar Kinder, die sich schwer tun, Anschluss zu finden. Und vielleicht tut sich dein Sohn ja gar nicht schwer damit, muss aber (wie andere Kinder seines Alters) erst lernen, soziale Kontakte zu pflegen und zu erhalten. Vielleicht war auch der "richtige" Freund noch nicht bei der Auswahl.

Bei der Aussage, dass ein sehr fröhliches, vielseitige interssiertes und noch dazu sehr kluges Kind manchmal über Einsamkeit klagt, läuten bei mir jedenfalls noch lange keine Alarmglocken.
Maca hat geschrieben: Ich möchte den Intellekt meines Kindes nicht immer thematisieren,denn er ist doch so viel mehr als das,aber es wird automatisch immer zum Thema.Grundschule,Familie,Bekannte sind mehr oder weniger offen der Meinung dass wir unser Kind nicht auf eine 'normale' Schule schicken dürften, aber wir denken ehrlich gesagt eh,dass er seine Wissbegierde eher ausserschulisch befriedigen kann.Irgendwie finden uns viele 'komisch' ,manche denken wir würden unseren Sohn trimmen,andere meinen wir kümmern uns nicht genug um seine HB.Bei all den Möglichkeiten in dieser,komplexen,vielschichtigen,informationsüberflutenden Welt ist ein gradliniger Weg doch gar nich auffindbar.
Warum muss es ein "gradliniger" Weg sein? Und wohin soll er führen? Was ist so schlimm, wenn es ein Weg mit Umwegen, Versuch und Irrtum wird? Was die Schulauswahl betrifft so hängt die "richtige" Wahl sehr eng damit zusammen, wie gut die Lehrpersonen differenzieren können. Es ist nicht so wichtig ob "für Hochbegabte" draufsteht oder nicht.

Ihr sucht Euch ganz einfach die Schule aus, die Euch bzw. Eurem Sohn vom anschauen, vom Programm und von Gesprächen mit den Lehrern her am besten zusagt. Dann schaut ihr, was passiert und wie er sich tut. Entscheidungen trefft ihr dann, wenn sie anfallen und ihr denkt nicht jetzt schon darüber nach, was VIELLEICHT in 3, 5 oder 10 Jahren sein KÖNNTE. Wenn Euer Sohn längerfristig unglücklich mit der Schulwahl ist sucht ihr gemeinsam einen anderen Weg.

Wenn es Personen gibt, die an eurer Einstellung zu HB und Förderung was auszusetzen haben schaltet ihr Eure Ohren auf "Durchzug". Denn DAS ist EURE Aufgabe: damit zurechtzukommen dass Menschen, welche die Situation mit einem hochbegabten Kind nicht kennen, glauben, es besser zu wissen als ihr. Ich weiß wovon ich spreche, ich habe nicht nur ein (vermutlich) hochbegabtes sondern auch ein gehörloses Kind. Da gibt´s auch immer Klugscheißer, welche genau wissen ob das Kind Hörimplantate bekommen soll und ob es in einem "normalen" oder "speziellen" Kindergarten besser aufgehoben ist. Mache glauben das sogar zu wissen, ohne meinen Sohn zu kennen.
Maca hat geschrieben: Ach ich kann das,was mich bewegt so schwer kronketisieren.Es ist wohl die Angst aller Eltern,NICHT das denkbar Beste für seine Kinder zu tun egal ob über,normal- oder unterbegabt.
Nur, dass jammern über ein hochbegabtes Kind mMn doch jammern auf hohem Niveau ist ;) . Ich habe übrigens noch 2 Buchtipps für Dich: "Die Durchschnittsfalle" von Markus Hengstschläger (zum Mut-machen :) ) und "Henry - ein kleiner Junge verändert die Welt" von Kersten Erhardt, damit der eigene Blick auf das, was man hat, wieder klarer wird.
Maca hat geschrieben:So,nun habe ich für heute meinen Frieden gefunden,solange Kinder sich aufrichtig angenommen und über alles geliebt fühlen kann man nicht SO VIEL falsch machen,oder?
Das hast Du sehr schön geschrieben, das stimme ich vollinhaltlich zu. Bitte sei nicht böse wenn ich manchmal provokant klinge, ich meine das nicht so :fahne: . Ich kenne deine Gefühle gut (und habe hier auch schon ähnliches geschrieben wie Du), aber mir tut es immer wieder gut, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Und auf diesem Boden ist allein die Voraussetzung, ein hochbegabtes, vielseitig interessiertes Kind zu haben, keine extrem belastende Situation.

Alles Gute noch und lass hören wie es weitergeht! Und natürlich herzlich willkommen hier!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Maca »

Hallo und vielen Dank für jedes Feedback!
Rabaukenmama Deine Gelassenheit ist super,aber musstest Du Dir wohl auch erst hart erkämpfen?
Also wir sind natürlich superstolz auf unseren Sohn ,er ist toll! Und frech!!!!!!!!
Aber manchmal schau ich in seine wunderschönen braunen Augen und bekomme Angst!
Meine gesamte Energie geht in seine Schwester,die hat eine massive Legasthenie ,eine Verarbeitungsgeschwindigkieit im Bereich der Lernbehinderung und ist sturer als 100 Esel und extrem willensstark! Trotzdem wollte sie unbedingt aufs Gymnasium ( na da konnten wir uns vielleicht was anhören!).Und siehe da,sie kommt klar,ist dort glücklich!
Sie Kommt manchmal so angeregt und glücklich nach Hause wie ich das von meinem Sohn nicht kenne.
Wahrscheinlich erwarte ich einfach zu viel!
Momo
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama, Deine Beschreibungen und Gedanken zu diesem Thema kann ich sehr gut nachvollziehen, es ist gut, diese ganze Thematik mal von einer anderen Seite beleuchtet zu sehen! Ich glaube auch, egal wie ein Mensch gestrickt ist, es ist sehr entspannend, die Situationen aus der Gegenwart zu beleuchten und dem Kind zu vertrauen, dass es weiß und spührt, was gut für es ist. Im Dialog mit dem Kind bleiben und es in seinen Interessen unterstützen. Was sagt Dein Sohn denn selbst? Was möchte er gerne machen? Welche Interessen sind ihm besonders wichtig?

Mein hochbegabt getesteter Cousin (viel jünger als ich, geht noch zur Schule) hat ähnliche Begabungsschwerpunkte wie Dein Sohn und liest unglaublich viel. Seiner inneren Unruhe begegnet er mit sehr viel Sport. Er braucht diese Bewegung unbedingt als Ausgleich. Dein Sohn macht Heilkampfsport- hört sich interessant an, was ist das genau?

Maca hat geschrieben:
Wahrscheinlich erwarte ich einfach zu viel!
Ich bin der Meinung, man sollte versuchen, gar nichts zu erwarten. Erwartungen setzen einen unter Druck und Hemmen die positive Entwicklung, die ja nur durch positive und auch negative Erfahrungen erfolgen kann. Gegenwärtig offen und kreativ sein und aus greifbaren, aktuellen Situationen und Fakten den passenden Weg suchen. Und sich klar machen- eine hohe Begabung ist ein Geschenk! Wie es in den USA aus meiner Sicht wesentlich passender heißt: "gifted children".

Alles Gute wünscht Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Maca
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Maca »

Momo,Du fragtest nach dem Sport.Shinson Hapkido ist eine koreanische Selbstverteidigung mit ganzheitlichen meditativen Ansätzen und therapeutischem Nutzen.Kann ich gerade für Hochbegabte Kinder nur empfehlen,weil sie auch den philosophischen Anspruch verstehen und verinnerlichen können um gleichzeitig durch körperliche Beanspruchung den Geist zur Ruhe kommen zu lassen.Im Mittelpunkt dieses Denkens steht der Mensch ,eingebettet in das Funktionssystem Natur ,welches sich in gegenseitigem Respekt und Demut beeinflusst .Alles ist eins und aus dem einen entsteht Alles!
Momo
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Momo »

Maca hat geschrieben:
Shinson Hapkido ist eine koreanische Selbstverteidigung mit ganzheitlichen meditativen Ansätzen und therapeutischem Nutzen.Kann ich gerade für Hochbegabte Kinder nur empfehlen,weil sie auch den philosophischen Anspruch verstehen und verinnerlichen können um gleichzeitig durch körperliche Beanspruchung den Geist zur Ruhe kommen zu lassen.Im Mittelpunkt dieses Denkens steht der Mensch ,eingebettet in das Funktionssystem Natur ,welches sich in gegenseitigem Respekt und Demut beeinflusst .Alles ist eins und aus dem einen entsteht Alles!
Das hört sich wunderbar an, gerade dieser ganzheitliche Ansatz ist bestimmt sehr heilsam! Ich habe eine Zeit Aikido gemacht (japanische Kampfkunst), auch hier gibt es den ganzheitlichen Ansatz, es geht über die rein körperliche Ebene weit hinaus. Ähnlich wie auch beim Yoga, was ich sehr gerne praktiziere, kann man sehr viel für sich im Ganzen (Körper, Geist, Seele) mitnehmen. Toll, dass sich Dein Sohn dafür interessiert!

Schöne Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben:Hallo und vielen Dank für jedes Feedback!
Rabaukenmama Deine Gelassenheit ist super,aber musstest Du Dir wohl auch erst hart erkämpfen?
Ja, musste ich (hart erarbeiten - als Kampf sehe ich es nicht).

Vor allem ändert sich die Sichtweise mit einem behinderten Kind, und zwar nicht nur auf dieses Kind sondern auch auf die Welt im allgemeinen. Ich würde mich verrückt machen, würde ich jetzt schon datailliert darüber nachdenken ob mein kleiner Sohn in 3 Jahren (wenn es Zeit zur Einschulung ist) eine Schule finden wird, wo er verständlichen Unterricht auf seinem dann bestehenden Niveau bekommt.

Und es würde mich noch viel fertiger machen, hätte ich die Vorstellung, dass mein sensibler Großer in der Schule ähnliche Mobbing-Erfahrungen machen wird, wie ich sie durchmachen musste.

Daher ist mein denken jetzt (fast) ohne "Was wird in xxx Jahren sein wenn ich jetzt soundso entscheide?". Ich kann nicht alles vorhersehen und muss es nicht können. Meine Aufgabe JETZT ist es, nach momentanen Kriterien die Entscheidungen zu treffen, die JETZT anstehen.
Maca hat geschrieben: Also wir sind natürlich superstolz auf unseren Sohn ,er ist toll! Und frech!!!!!!!!
Aber manchmal schau ich in seine wunderschönen braunen Augen und bekomme Angst!
Wovor? Er ist dein Kind, unabhängig davon ob er mal den Nobelpreis bekommt oder ein Bürohengst wird :) . Der hohe IQ KANN (nicht "muss!") deinem Sohn sein Leben in manchen Punkten wesentlich erleichtern. Mit zwischenmenschlichen Dingen hat er nichts zu tun. Achtung und Liebe ist IQ-unabhängig :) .
Maca hat geschrieben:Meine gesamte Energie geht in seine Schwester,die hat eine massive Legasthenie ,eine Verarbeitungsgeschwindigkieit im Bereich der Lernbehinderung und ist sturer als 100 Esel und extrem willensstark! Trotzdem wollte sie unbedingt aufs Gymnasium ( na da konnten wir uns vielleicht was anhören!).Und siehe da,sie kommt klar,ist dort glücklich!
Sie Kommt manchmal so angeregt und glücklich nach Hause wie ich das von meinem Sohn nicht kenne.
Ja, Sturheit bringt einem im Leben oft genauso weit (oder noch weiter) wie ein hoher IQ. Das ist einer der Gründe warum ich meinem Kleinen sehr viel zutraue - der ist auch sturer als 100 Esel :schwitz: .
Maca hat geschrieben:Wahrscheinlich erwarte ich einfach zu viel!
Es wäre interessant, Dir selbst mal darüber klar zu werden, was du erwartest. Was von Dir selbst und was von Deinem Sohn? Glaubst Du, er sollte manche Dinge deutlich besser auf die Reihe bekommen als durchschnittlich intelligente Menschen? Glaubst du, dass er z.B. auch in einem Beruf glücklich werden könnte, wo es nicht auf hohe Intelligenz ankommt?

Oder verunsichert dich die Erwarungshaltung, die du von jenen Mitmenschen spürst, welche ein hochbegabtes Kind für ein besonderes Juwel halten, wo man viel, viel, mehr zu tun und zu fördern hat als bei "normalen" Kindern?

Wahrscheinlich kommt Du mit Dir selbst besser ins Reine wenn du da dahinter kommst. Alles Gute :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
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Re: ganz allgemein

Beitrag von Maca »

Hallo Rabaukenmama!

Ja Du hast wahrscheinlich recht,die Erwartungshaltung der Umwelt verunsichert mich.
Und das ist echt doof! Ach,wenn ich ehrlich bin ,hab ich auch eine massive Erwartung an meine Kinder,und so wollte ich NIE sein! Ich bin bin häufig total unentspannt und so auf Zensuren und beknackte Wettbewerbe (mathe-Olympiade,Känguruwettbewerb etc.) fixiert ,daß ich mich manchmal wie eine Karrikatur meiner Selbst fühle. Ich tue zwar so ,als wäre das alles nicht so wichtig ( ist es ja auch nicht),aber mir eben doch!!!
Eigentlich halte ich gar nichts von einem Schulsystem,das sich anmaßt, kleine (häufig noch so kreative,phantasievolle) Menschen in ein meist sechsstufiges Bewertungsschema zu stopfen. Und trotzdem bin ich sauer ,wenn mein Sohn keine 1 schreibt! Dann bin ich so über mich selbst erschrocken.
Bevor meine Kinder in die Schule kamen,hätte ich nie,nie,niemals gedacht ,daß ich mal so werde!
Deine Analysen sind sehr scharfsinnig und treffend,die Kinder so zu nehmen wie sie sind ,ohne Erwartungen,im Jetzt lebend ,ihnen so weit es geht alle Freiheiten und Möglichkeiten geben,sie stärken,ermutigen,von ihnen lernen,ihr Vertrauen immer als kostbares Gut betrachtend,ihnen immer Halt geben,wenn sie ihn brauchen und loslassen,wenn sie fliegen wollen!
Mein Instinkt sagt mir,daß die richtige Balance aus Liebe,Wertschätzung,Vertrauen ,Geborgenheit und Freiraum Kindern ein gutes Rüstzeug fürs Leben bereitet,aber davon bin ich leider ehrlich gesagt manchmal noch weit entfernt......

Du bringst mich zum nachdenken,danke!
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: ganz allgemein

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama!

Ja Du hast wahrscheinlich recht,die Erwartungshaltung der Umwelt verunsichert mich.
Und das ist echt doof! Ach,wenn ich ehrlich bin ,hab ich auch eine massive Erwartung an meine Kinder,und so wollte ich NIE sein! Ich bin bin häufig total unentspannt und so auf Zensuren und beknackte Wettbewerbe (mathe-Olympiade,Känguruwettbewerb etc.) fixiert ,daß ich mich manchmal wie eine Karrikatur meiner Selbst fühle. Ich tue zwar so ,als wäre das alles nicht so wichtig ( ist es ja auch nicht),aber mir eben doch!!!
Eigentlich halte ich gar nichts von einem Schulsystem,das sich anmaßt, kleine (häufig noch so kreative,phantasievolle) Menschen in ein meist sechsstufiges Bewertungsschema zu stopfen. Und trotzdem bin ich sauer ,wenn mein Sohn keine 1 schreibt! Dann bin ich so über mich selbst erschrocken.
Bevor meine Kinder in die Schule kamen,hätte ich nie,nie,niemals gedacht ,daß ich mal so werde!
Na, es ist ja schon mal gut, wenn Du selbst weißt, was mit Dir los ist. Jetzt heißt es nur noch: genauer hinschauen: sind es bestimmte Personen, deren Erwartungshaltung Dich verunsichert, oder ist es "allgemein"? Wenn es bestimmte Personen sind kannst du ja mal probehalber den Kontakt etwas reduzieren und beobachten, wie es auf Dich wirkt.

Wenn es "allgemein" ist dann stellt sich die Frage: wie schaffe ich es, diesen Dingen (Schulnoten, was "die anderen" sagen oder denken) nicht mehr so viel Bedeutung zu geben? Habe ich eigentlich selbst Hobbys und Interessen oder gab´s die irgendwann vor der Zeit mit den Kindern, sie sind aber nach und nach weniger und unwichtiger geworden?

Dann kann es sehr heilsam (für alle) sein, den Focus wieder mehr auf dich selbst zu richten. Ich kenne das von mir, nachdem ich meine Beruftstätigkeit wieder begonnen hatte blieb für mich selbst nämlich gar keine Zeit mehr. Wenn ich (von der Arbeit) frei hatte bin ich mit dem Kleinen von einem Termin zum nächsten gehetzt, am Abend habe ich mich bemüht, für meinen Großen da zu sein und zwischendurch hatte ich noch den Haushalt zu erledigen.

Ich habe eine Menge Hobbys: schwimmen, radfahren, lesen, schreiben (Gedichte, Liedertexte, Kinderbücher, Ratgeber), Briefmarken sammeln - aber ich hatte einfach zu nichts mehr Zeit. Ich merkte dann, dass mir Dinge, die ich heute als Kleinigkeiten sehe, sehr wichtig waren.

Eines davon war, dass mein Großer sehr lange nicht sauber geworden ist. Er war das einzige Vorschulkind, welches mit 4 noch eine Windel brauchte. Irgendwie war mir das gar nicht recht, vor allem, weil er doch sonst so klug ist. Heute weiß ich: ich glaubte, die Kindergärtnerinnen könnten vielleicht glauben, bei uns zu Hause wäre was nicht in Ordnung, er würde zu wenig Aufmerksamkeit kriegen oder hätte psychologische Probleme. Ich dachte was wer denken KÖNNTE, ohne zu wissen ob das überhaupt stimmt.

Und je mehr Wichtigkeit die Sache bekam, desto vertrackter wurde sie. Mein Sohn war nämlich auch mit Belohnungversprechen und goldenen Sternen (von beidem halte ich eigentlich gar nichts) zu mehr "zusammenreißen" zu bewegen. Und ich dachte mir "das gibt´s doch nicht, wenn der mit nicht mal 5 Jahren Briefe schreiben und sinnerfassend lesen kann müsste DAS doch auch klappen. Tja, war aber nicht!

Irgendwann habe ich dann erkannt dass ich mich von der Sache wirklich selbst fertig machen lasse und dass sie gar nicht mir "gehört" sondern meinem Sohn. Ich versuchte mir dann vorzustellen wie es wäre wenn er NIE sauber werden würde - und siehe da, SOOOO fürchterlich war diese Vorstellung gar nicht. Dann trägt er halt immer Windeln. Ich weiß ja gar nicht wie viele Erwachsene Windeln tragen. Und wenn ER damit umgehen kann, was andere denken oder sagen werde ich das wohl auch schaffen.

Und als die Sache für mich durch diese Gedanken nach und nach an Wichtigkeit verlor entspannte sich die Situation. Mittlerweile ist mein 5jähriger zwar immer noch nicht ganz "trocken", aber es regt mich nicht mehr auf. Wenn wir unterwegs sind nehmen wir eben eine Garnitur Ersatzwäsche mit. Vom Kindergarten bekommen wir immer noch 1-3x in der Woche ein Sackerl mit nasser Hose. Wenn mein Sohn im Spiel vertieft ist verliert er das Zeitgefühl und dann ist die Blase schon zu voll. Organisch ist alles ok. Na und - wasche ich halt ein paar Kinderhosen mehr, auch keine Tragödie. Wäre natürlich schön wenn es mein Sohn bis zum Schulanfang ohne "Unfälle" und ohne Nachtwindel schaffen würde, aber wenn nicht dann eben nicht.

Zum "loslassen" meinerseits hat sicher auch beigetragen, dass ich meine Arbeitszeit verändert habe und wieder mehr Zeit für MEINE Hobbys ist. Ich merke erst im nachhinein, wie frustriert ich wirklich war als alles nur auf "funktionieren" ausgelegt war. Wenn ich jetzt mal Zeit habe, mir Gedanken zu machen, denke ich an das nächste Kapitel in meinem aktuellen Buch oder an die Moutainbike-Tour am kommenden Samstag. Das ist vieeel besser :mrgreen: .


Ist jetzt (was Deine Probleme betrifft) ein bisserl OT, zeigt aber, dass die Lage sich entspannen kann wenn man sich (als Elternteil) selbst entspannt :) . Alles Gute!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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