Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Antworten
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Beitrag von Maca »

Hallo,hat noch jemand Erfahrungen mit schwierigen Geschwisterkonstellationen?
Zur Erklärung mein hb Sohn grosskotzig,selbstgerecht,ungeheuer schlagfertig,sehr schnell,homogenes Begabungsprofil hat eine zwei Jahre ältere normal begabte Schwester.Letzteres wissen wir nicht,weil wir unsere Kinder ständig testen lassen,sondern weil das im Rahmen einer Legasthenietestung mitgetestet wurde.Dabei kam eine Volllegasthenie,weit unterdurchschnittliche Werte in Verarbeitungsgeschwindigkieit und Wahrnehmungsgebundenem ,logischem Denken heraus.
Eigentlich schon im Bereich einer massiven Lernschwäche,der GesamtIQ war nur unauffällig weil AG und SV deutlich höher waren. Nun ja,also unsere Grosse ist nun mit so einem Bruder konfrontiert.Wir machen wirklich alles für sie,durch Lerntherapie etc.. kommt sie nun auch auf dem Gymnasium 5. Klasse erstmal gut zurecht.Sie will nämlich,sie ist so willensstark,aber sie muss so KÄMPFEN! Es ist aus ihrer Sicht natürlich so verdammt unfair,wenn ihr kleiner Bruder trotzdem alles!aber auch wirklich alles besser kann.
Da entstehen massive Konflikte im Alltag,kennt das jemand?
Dazu muss man allerdings sagen,dass meine Tochter mein ganzer Stolz ist,ich finde sie so toll,aber das reicht ihr nicht.
Und neuerdings ist sie wieder nachts bei uns,und das mit 11! Da ich mir jedoch immer geschworen habe,dass keines meiner Kinder nachts Angst haben muss,schlafen wir nun alle schlecht!
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Beitrag von Bliss »

Bei uns ist es so, dass Kind Nummer 3 seine Rolle noch nicht gefunden hat. Alles worin er gut ist kann einer der beiden großen besser. Also war er halt der kleine Süße. Diese Stelle wurde dann aber nach gut 4 Jahren neu besetzt und nun sucht er noch. Ich versuche zumindest nicht noch mehr diese Rollenbilder zu festigen, aber viel helfen kann ich nicht, da er teilweise auch bewußt den Vergleich sucht.
planlos77
Beiträge: 12
Registriert: Sa 25. Apr 2015, 14:29

Re: Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Beitrag von planlos77 »

Hallo Bliss.

Ich weiß nicht ob dir das hilft. Ich kann dir nur aus meinen persönlichen Erfahrungen berichten. Ich und meine SChwester haben ein ähnliches Rollenbild gehabt wie du es beschreibst. Während mir auf dem gym vieles scheinbar zuflog musste sie unheimlich kämpfen. Verbrachte stunden damit zu lernen. Über HB hat damals niemand nachgedacht, davon mal ab. Meine Eltern haben dreien von ihr hoch gelobt und an meinen zweien rumgekrittelt. Sie erklärten damals das für sie nicht die Note im Vordergrund steht sondern der Weg dahin. Fazit wer sich doll anstrengt und mit einer drei oder vier heimkommt wird trotzdem gelobt, wer faul ist was das lernen angeht und lieber was anderes macht, dann aber "nur" eine Zwei schreibt, muss sich eben anhören das mehr möglich gewesen wäre. Wir hatten trotz dieser Diskrepanz ein sehr inniges Verhältniss, das sich bis heute nicht geändert hat. Ich bewundere sie dafür das sie noch immer sehr viel mehr Bereitschaft hat sich anzustrengen und für das was sie will zu kämpfen. Ich scheine was lernen angeht eher der Typ zu sein bei dem es so gehen muss, ich habe nie gelernt wirklich was für die Dinge zu tun. Ging ja auch immer so.
Ihr Leben hat es bereichert das zu können. Wenn Kinder sehr unterschiedlich sind, dann ist es vielleicht einfach wichtiger anzuerkennen wieviel Anstrengung in etwas liegt.
Als Kind fand ich das ungerecht, aber auch ich habe mit meiner Schwester gelitten, wenn sie stunden über Stunden Latein gebüffelt hat und dann geweint hat weil es nachher eine vier hagelte. Das auszuhalten hat meine Eltern glaube ich damals sehr gefordert, dennoch blicken wir beide auf diese Zeit heute gelassen zurück, jeder Mensch ist anders, während mein Sohn gerade mit uns und seinem HB beschäftigt ist, sind ihre Mädels zur Dyskalkulie verdammt, das kann man aufholen, aber es ist wie für sie damals auch ein harter Weg.
Erst letzte Woche sagte sie, jetzt hilft es mir sehr das ich gelernt habe "von nichts kommt nichts", ein Glück das du deinem Sohn "nur" mehr Futter anbieten muss und nicht x-mal einfache Rechenaufgaben üben. ;-)
Ich glaube das Leben hat eben seinen eigenen Plan.
Wenn deine Tochter kämpfen lernt und es animmt, wird sie ihre Erfolge feiern.
Noch heute wühlt sich meine durch schwere Sachen einfach durch, während ich nur wirklich bei der Sache bleibe wenn es mich interessiert und der Sinn sich nicht erst in Kapitel 38 erschließt.
Viele liebe Grüße
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Beitrag von Maca »

Danke für jede Antwort,
planlos,dann muss Deine Schwester aber ein sehr grosszügiger Mensch sein,wenn ihr es immer geschafft habt ein inniges Verhältnis zu halten,bei dieser Konstellation! Zumal sie ja nun schon wieder diejenige ist,deren Kinder mehr aufzuholen haben als andere.Und Dein Sohn schon wieder HB ist!Spätestens bei den Kindern hört ja in vielen Familien die Toleranz auf und die unseelige Missgunst fäng an.Auch wenn letztere natürlich nie zugegeben wird.
Mein Sohn liebt es seine Schwester mit ironischen Spitzen zu ärgern und ergötzt sich an der Verzögerung bis diese die Kränkung überhaupt realisiert.
Ihre Ohnmacht und Wut darüber lässt sie dann häufig an mir aus,dann beginnen wieder sinnlose,endlose Grundsatzdiskussionen,die man eher von Dreijährigen kennt.
Na ,sie kann gewiss auch gemein sein,ausserdem hat mein Sohn oft üble blaue Flecken 'unbekannter' Herrkunft......
Das nervigste sind die ständigen Diskussionen zwischen den Geschwistern,die meist in einem lauten Zeterton stattfinden und ewig dauern,dabei ignorieren sie mich und meine Mutterautorität komplett bis ich RUMSCHREIE (wobei ich jedesmal bei meinen Kindern ein klitzekleines bisschen Respekt einbüsse),was für nachfolgende Situationen nicht gerade hilfreich ist.
All diese Situationen sind anstrengend,aber völlig normal und ich persönlich halte Geschwisterstreitereien für eine der wichtigsten Übungen im Zuge der Sozialisation von Kindern. Nur frage ich mich, trägt meine Tochter Schaden bei dieser unfairen Ausgangssituation? Ich mische mich als Mutter selten ein,versuche nur das Selbstwertgefühl meiner Tochter zu stärken.Die Sozialkompetenz meines Sohnes ist übersichtlich und die meiner Grossen sehr hoch,ich hoffe daraus zieht sie ihre Bestätigung.Sie ist der Typ,der von allen geliebt wird und mein Sohn muss viel Ablehnung erleben.War es bei Euch ähnlich?
Jedenfalls gratuliere ich Euch zu eurem harmonischen Verhältnis und hoffe es bleibt Euch erhalten!
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2969
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine Kinder sind noch deutlich jünger, aber allein durch die Behinderung des Kleinen ist natürlich eine große Diskrepanz da. Das wird durch die Umwelt noch verstärkt. Ich habe einige Bekannte, die immer fragen, wie es meinem Sohn geht - dabei wissen die alle dass ich zwei Söhne habe. Sie meinen aber IMMER meinen Kleinen, der anscheinend ein Sorgenkind zu sein hat weil er ja "so arm" ist. Die Fragestellung bleibt übrigens bestehen, auch wenn ich antworte dass es meineN KindERN gut geht.

Dazu kommt, dass sein kleiner Bruder ein Charmebolzen schlechhin ist. Er kann mit seinem Lächeln so ziemlich jeden um den Finger wicklen. Der Große probiert das auch, scheitert aber daran, dass er es immer übertreiben muss. Zum Beispiel spielt der Kleine mit der Oma gerne "füttern" und versucht, ihr Apfelstücke oder Biskotten in den Mund zu stopfen. Wenn sie dann mit den Händen abwehrt und das Gesicht verzieht ist das eine Lachnummer. Beim Kleinen süß - wenn hingegen der Große die Oma dann auch mit Apfelstücken und Biskotten bedrängt macht er das so penedrant dass es richtig körperlich unangenehm ist und hört auch bei mehrmaliger Aufforderung nicht auf. Wenn die Oma dann weggeht, weil es ihr zu viel wird, versteht er das nicht - bei seinem Bruder macht die Oma dasselbe ja auch mit!

Dafür ist der Große oft grob zum Kleinen. Nicht extrem, also nicht schlagen oder treten, aber wo wegziehen oder mit der flachen Hand auf die Stirn drücken. Irgendwie so eine Art Machtkampf, kommt mir vor. Der Kleine lacht dann meistens, weil er mag wenn sich sein Bruder mit ihm beschäftigt.

Keine Ahnung wie das weitergeht, aber ich denke mal dass der liebe Gott (oder die höhere Macht - wie immer man es auch nennen mag ;) ) es schon gut so eingerichtet hat, dass der Kleine einen extremen Dickschädel hat. Der wird sich damit schon durchsetzen. Das meinen übrigens alle, die ihn gut kennen. Mein Großer dagegen ist sensibel und braucht mehr Führung, auch wenn er der Ältere ist. So probiere ich einfach, meinen beiden Kindern das zu geben, was sie jeweils brauchen: der Kleine braucht mehr Freiheit und der Große mehr Sicherheit.

Ich sehe das so ähnlich wie mit essen und schlafen. Die Bedürfnisse sind einfach von Natur aus verschieden und ich muss die Voraussetzungen, die meine Kinder mitbringen, nicht mit Erwachsenen-Maßstäben bewerten um dann nach denselben Maßstäben vorauszusehen, wer es "leichter" und wer es "schwerer" hat bzw. haben wird. Es hilft ohnehin nichts, ich kann keinem meiner Kinder die Erfahrungen, die sich machen müssen, abnehmen.

Ob sie mal als Erwachsene gut miteinander auskommen oder weniger gut wird sich ohnehin zeigen. Ich habe zwei Cousins mit 8 Jahren Altersunterschied, die so verschieden sind, wie Tag und Nacht. Der Ältere ist sehr introvertiert, ruhig, überlegt, sehr ordentlich, sehr sparsam bis geizig und möchte am liebsten seine Ruhe haben. Sein "kleiner" Bruder (mittlerweile sind beide über 30) ist genau das Gegenteil von alledem. Sie verstehen sich wunderbar :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Grosse Diskrepanz zwischen den Geschwistern

Beitrag von Maca »

Ja diese Fixierung auf Schulnoten halte ich auch für sehr schade.Mir sind in meinem Leben so viele interressante,kreative,phantasievolle,'Weise',Menschen begegnet,die nie die Chance hatten ihr unglaubliches Potential in den gängigen Leistungsüberprüfungen zu zeigen.
Was geht uns da verloren? Wirtschaftsstrategische Belange sind fast ausschliesslich massgeblich für den Aufbau unseres Schulsystems.Dabei weiss doch jeder,dass fortschreitende Wohlstandsmaximierung nicht möglich sein wird.Irgendwann sind die Ressourcen aufgebracht.Nur wenn rechtzeitig kreative Problemlösestrategien wertgeschätzt werden, können so glaube ich ,auch nachfolgende Generationen noch lebenswert leben.
Neulich habe ich mir eine Klassenarbeit einer Schulfreundin meiner Tochter angeschaut.
Bei der Aufgabe : nenne 5 Kennzeichen des Lebens und das am höchsten entwickelte! schrieb sie: ,Die Fähigkeit plötzlich lauthals und laut zu lachen"
Dafür hat sie natürlich keinen Punkt bekommen.Sie wusste genau,was der Lehrer hören wollte,war aber zu stolz,dass zuvor gelernte lediglich zu reproduzieren und ausserdem war ihre Antwort ja nicht falsch!
Was lernt ein Kind daraus,pass dich an ! Denke eindimensional!
Antworten