Erfahrungen von Kindergartenkindern

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
amaria
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Re: Erfahrungen von Kindergartenkindern

Beitrag von amaria »

Hallo Mijal!

Ein Kind, dass im Kindergarten systematisch das "falsche" Geschirr genommen hätte, wäre mir vermutlich angenehm aufgefallen und insgeheim mein Liebling gewesen. ;) Das ist zwar nicht professionell, aber ich mag es nun mal, wenn Kinder etwas aufmüpfig sind.
Erschreckend an der Institution Kita finde ich, wie schnell Kinder dort zu Konformisten zurechtgetrimmt werden. Es ist letztendlich für alle Kinder, die länger ungestört spielen wollen, am bequemsten, nicht gegen Regeln zu verstoßen, da pädagogisch konsequent handelnde Erzieherinnen ansonsten eingreifen und nicht eher Ruhe geben, bis das Kind vom unerwünschten Verhalten Abstand genommen hat. Hier hat ein Vater ganz witzig beschrieben, wie seine Kinder auf eines der besonders stark verbreiteten Förderprogramme reagiert haben. http://www.herzdamengeschichten.de/2011 ... einheiten/

Kennt jemand "Papilio" aus dem Kindergarten seines Kindes?

Freundliche Grüße

Angelika
BiHa
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Re: Erfahrungen von Kindergartenkindern

Beitrag von BiHa »

Es ist selten so, dass die Jungen in ihrer Art unterstützt werden. Als wäre kämpfen per Definition schlecht, werden alle Ansätze verboten. Ich wurde im Kindergarten einmal darauf hingewiesen, dass mein Kind ja alle anderen Kinder "erschossen" hätte und das ginge ja nun wirklich nicht und schon gar nicht in einem kirchlichen Kindergarten. Nur: Er hat es im Kindergarten gelernt. Nun haben Kinder ja schon früher Räuber und Polizist gespielt oder Cowboy und Indianer. Und mehr Gewalttäter als jetzt gab es damals auch nicht. Meiner Meinung nach können ja Regeln aufgestellt werden. z.B. dass nicht auf Menschen geschossen werden darf. Es würde den Jungs sicherlich besser bekommen.
Was den Morgenkreis anbelangt: Ich finde ihn nicht verkehrt. Bei uns wird dabei über das Wochenende gesprochen, es werden Lieder gesungen und neu gelernt und auch Bücher vorgelesen. Und mein 4jähriger Sohn durfte letztens im Morgenkreis allen Kindern von seinem Orka erzählen. Für ihn war das toll, denn so konnte er den Großen zeigen, was er alles weiß. Häufig genug hören die Kinder ja was sie angeblich alles noch nicht können. So waren die Magnet-Buchstaben nur für die Vorschulkinder und mein Sohn hat sich erst getraut, sie zu holen als ich einmal zu Besuch war. Nachdem sie im Kindergarten nun geseehen haben, wie sehr ihn Buchstaben interessieren, darf er nun endlich mit Stempeln und Buchstaben spielen. In diesem Zusammenhang fände ich Buchstaben auf Schränken oder Fenstern toll, denn Kinder, die sich dafür interessieren, könnten ihr Interesse zeigen. Die Erzieher sähen, was die Kinder bereits können und reduzieren sie nicht auf das, was in dem Alter "normal" wäre.

LG BiHa
amaria
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Re: Erfahrungen von Kindergartenkindern

Beitrag von amaria »

Wisst Ihr als Eltern eigentlich, wie oft eine Erzieherin alleine alle Kinder der Gruppe betreut und wie lange zu zweit oder dritt gearbeitet wird? Im Kindergarten erleben viele Eltern meist nur die Situation in der Bring- und Abholzeit. Angebote finden nicht statt, da noch nicht alle Kinder angekommen sind. Die Erzieherinnen sind oftmals alle anwesend, damit jedes Kind und seine Eltern persönlich begrüßt werden und die Eltern etwas mitteilen oder fragen können. Die Erzieherinnen besprechen geplante Vorhaben für den Tag und trinken dabei manchmal sogar Kaffee, auch wenn damit das leidige Klischee von der Kaffeetante genährt wird.

Die Qualität der pädagogischen Betreuung hängt stark davon ab, wie viele Erzieherinnen wirklich Zeit für die Kinder haben. Mangelt es an Zeit, wird manchmal ersatzweise ein "Programm" durchgezogen. Seit einigen Jahren lassen Erzieherinnen Kinder im Stuhlkreis gern täglich den Wochentag, das Datum, den Monat und auch das Jahr benennen. Für die Arbeit in Kindergärten gibt es diverse Förderprogramme, die den Erzieherinnen fast das eigene Denken und Planen abnehmen. Überspitzt formuliert sage ich einmal, dass die "Arbeitsmappen" der Erzieherinnen an Kochbücher erinnern. Nur dass sich die Anweisungen und Zeitangaben auf Kinder beziehen. - Je jünger Kinder beim ersten Kindergartenbesuch sind, umso selbstverständlicher wird das, was im Kindergarten passiert, als "normal" angesehen. Je älter sie sind und um so freier sie vor dem Kindergarten aufgewachsen sind, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder das ihnen zugedachte Animationsprogramm nicht mitmachen möchten. Gerade für Kinder, die gern frei und ungehindert über alles nachdenken möchten, was ihnen interessant erscheint, sind diese Programme wie ein geistiges Korsett. Viele Anleitungen sind so minutiös durchgeplant worden, dass sich Kinder eingefügt fühlen müssen.

amaria
Bliss
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Re: Erfahrungen von Kindergartenkindern

Beitrag von Bliss »

Also meine Kinder haben sich nie darüber beschwert, dass sie etwas aufgrund ihres Alters noch nicht durften. Es gab zwar für Vorschulkinder ein besonderes Programm, aber Spiele waren für alle zugänglich und dass sie lesen konnten hat auch niemanden gestört.

Mein verbliebenes KiGakind geht in einen integrativen KiGa, da ist es ja ziemlich normal, dass alle Kinder sehr individuell betrachtet werden. Und es gibt dort auch zwei Erzieher.
amaria
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Re: Erfahrungen von Kindergartenkindern

Beitrag von amaria »

Es ist ja die Krux, dass Kinder die Fähigkeit haben, dass, was sie erleben, erst mal einfach hinzunehmen. Küsst die Mutter einen Liebhaber, findet ein Kleinkind nichts dabei und verliert vielleicht lange kein Wort darüber. Wozu über etwas reden, was vorbei ist?

Mir ist aufgefallen, dass Kinder, die einen oder mehrere Kindergartenwechsel erlebt haben, ganz anders über ihre Kindergartenzeit sprechen als Kinder, die nur einen einzigen besucht haben.
Aus der Sicht eines Kindes denke ich, ist vieles, was passiert "normal". Solange keine Proteste kommen, keine Verbote ausgesprochen werden oder Witze gemacht werden, scheint für Kinder allerlei "in Ordnung" zu sein, was Erwachsenen sonderbar vorkommen mag.

Den früheren Postings habe ich entnommen, dass hier sogar einige Eltern Kinder haben, die den Kindergarten gewechselt haben.

Freundliche Grüße

Angelika
BiHa
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Re: Erfahrungen von Kindergartenkindern

Beitrag von BiHa »

amaria hat geschrieben:Wisst Ihr als Eltern eigentlich, wie oft eine Erzieherin alleine alle Kinder der Gruppe betreut und wie lange zu zweit oder dritt gearbeitet wird? Im Kindergarten erleben viele Eltern meist nur die Situation in der Bring- und Abholzeit. Angebote finden nicht statt, da noch nicht alle Kinder angekommen sind. Die Erzieherinnen sind oftmals alle anwesend, damit jedes Kind und seine Eltern persönlich begrüßt werden und die Eltern etwas mitteilen oder fragen können. Die Erzieherinnen besprechen geplante Vorhaben für den Tag und trinken dabei manchmal sogar Kaffee, auch wenn damit das leidige Klischee von der Kaffeetante genährt wird.
amaria
Wir haben ja bereits Erfahrung mit 2 Kindergärten. Im 1. Kindergarten konnte man gut sehen, wie sehr die Qualität der Betreuung in der Bring- und Abhozeit von der Erzieherin (oder Kinderpflegerin) abhängig war. Von den alteingesessenen Erzieherinnen kümmerte sich morgens keine wirklich um die Kinder. Die Erzieherinnen saßen da, begrüßten zwar das Kind, aber unterhielten sich (oder besser gesagt klatschten über die nicht Anwesenden). Die Kinder waren sich selbst überlassen. Gekümmert wurde sich um die Kinder, die am lautesten schrien. Mit den Kindern wurde nicht gesungen, aber bereits die 1Jährigen wurden mit Musik-CDs in absurder Lautstärke bescchallt. Aber es gab Ausnahmen: Die boten den Kindern morgens bereits die Möglichkeit zu malen oder zu basteln und zwar ohne auf Altersbeschränkungen zu achten! Und diese Erzieherinnen waren bei den Kindern auch am beliebtesten sogar bei den ganz Kleinen.

Im jetzigen Kindergarten ist das anders. Der ist recht familiär. Morgens und Nachmittags wenn nur wenig Kinder da sind, ist nur eine Erzieherin da. Das ist nicht schlimm, denn trotzdem wird die Kinder eingegangen. Alle Materialien stehen zur Verfügung. Es gibt einen geregelten Ablauf, der eben für jeden Basteln und Malen vorsieht je nachdem, was Jahreszeit oder Ereignisse so vorsehen. Regelmäßig werden die Kinder auch mal nach ihrem Alter zusammengenommen, um altersgerechte Dinge zu "lehren" bzw. zu üben. Es wird täglich gesungen und zwar mit Gitarrenbegleitung. Die Kinder werden auch nicht nur mal sporadisch beobachtet, weil gerade die turnusmäßige Beurteilung fällig ist. Im jetztigen Kindergarten kann jeder jederzeit mit jeder Erzieherin über sein Kind sprechen.
Sicherlich ist nicht alles gut im neuen Kindergarten, aber was die Qualität der Betreuung angeht liegen wirklich Welten dazwischen. Und das finde ich ehrlich gesagt traurig, denn so bekommen die Kinder von Anfang an verschiedene Ausgangsbedingungen, was ihren weitere Bildung angeht.
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