Momo hat geschrieben:Rabaukenmama hat geschrieben:
Du schreibst selbst, dass du Deine Tochter immer wieder mal überschwänglich lobst. Warum tust du das, wenn du überzeugt davon bist dass das Kind dann quasi "süchtig" nach Lob wird und nur des Lobes wegen gewisse Dinge tut?
Natürlich lobe ich meine Tochter auch sehr gerne überschwänglich, weil ich in dem Moment einfach so fühle. Da ich aber rational weiß, dass Lob im Grunde das Gegenteil von dem bewirkt, was ich mir für meine Tochter wünschen würde, nämlich dass sie aus freier Motivation heraus Dinge tut und einfach an der Handlung und nicht nur an dem Ergebnis oder dem Lob Freude hat, versuche ich mein Verhalten immer wieder zu reflektieren.
Auf der anderen Seite finde ich es auch ok, bei wirklicher Begeisterung zu loben, denn alles was dogmatisch ist wird unnatürlich und somit auch irgendwie aufgesetzt. Der wichtige Unterschied besteht für mich darin, ehrlich eine Handlung zu loben oder gezielt Leistung durch Lob oder Belohnung bestärken zu wollen.
Gehst du generell davon aus, dass andere Personen manipulativ loben und nicht aus ehrlicher Begeisterung heraus?
Und was von minimals Aussage, sie lobt nicht jeden Handstand und jedes Rad von ihrer Tochter, paßt für Dich nicht? Wenn loben aus ehrlicher Begeisterung heraus legitim ist, dann passiert das hier wahrscheinlich dann, wenn ein Rad oder Handstand wirklich gut gelungen ist.
Wie sieht man nach Deiner Sichtweise "das Kind, nicht die Leistung"? Wenn eine Leistung begeistert darf sie dann gelobt werden? Oder sieht man "das Kind" nur dann, wenn man generell auf Lob verzichtet?
Wenn du Deine Tochter lobst, tust du das dann nur wegen ihrer Person, oder weil dir das Bild, das sie gemalt hat, so gut gefällt bzw. du stolz auf sie bist weil sie so einen tollen Turm gebaut hat?
Rabaukenmama hat geschrieben:
Was wäre dann die von Euch favorisierte Alternative? Gar keine Bewertung in der Schule? Einfach hingehen, irgendwas machen und mit 15, 16, 17 oder 18 Jahren raus in die Berufswelt, wo gewisse Dinge einfach "erwartet" werden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Momo hat geschrieben:
Die von mir favorisierte Alternative wird bereits in vielen Schulen sehr erfolgreich umgesetzt und selbst konservative Schulen kommen langsam dahinter, dass diese Form des Feedbacks sehr viel motivierender auf Kinder wirkt- Eine schriftliche Beurteilung, in der das Kind in all seinen Facetten gesehen wird und dadurch ganz individuelle Resonanz erhält. Ich glaube, dass Noten für junge Schüler dermaßen demotivierend sein können, sie sind lediglich Stempel und Schubladen. Was lernt das Kind daraus? Warum wurde etwas als gut oder schlecht benotet? Wie will man die Leistung von so unterschiedlichen Kindern und Talenten überhaupt in ein Zahlensystem von 1 bis 5 oder in Deutschland 1 bis 6 zwängen? Wenn dann im späteren Schulleben auch Noten dazukommen, hatten die jungen Menschen Zeit, sich selbst kennenzulernen, sich frei zu entwickeln und sind sich sehr gut über ihre eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden und können somit auch mit diesen Beurteilungen umgehen. So habe ich es selbst ja auch erlebt.
Ich habe wörtlich folgendes geschrieben:
In der Schule wird auch beurteilt, und sogar bei rein verbaler Beurteilung wird es kaum ein Zeugnis geben, wo AUSSCHLIESSLICH positive Sachen drinstehen.
Du und Bliss, ihr wart der Ansicht, dass man gerade in der Schule sehr gut sieht, was Bewertung (ich vermute mal negatives) bewirken kann. Aber auch in verbaler Bewertung werden negative Sachen drinstehen. Jeder Mensch hat kleine oder größere Schwächen und wenn die Beurteilung objektiv sein soll dann gehören die nun mal auch rein ins Zeugnis. Ich bin selbst kein Verfechter von Schulnoten, bin mir aber bewusst, dass in der Schule beurteilt und bewertet wird, auch wenn steinermontessoripirklerjuul- und was-weiß-ich-noch am Schultor geschrieben steht.
In der Schule steht und fällt alles mit den Lehrpersonen und ob Noten von 1-5 (der 6) verteilt werden oder schriftliche Beurteilungen ist mMn nebensächlich. Instinkiv sagt mir eine verbale Beurteilung mehr zu, weil sie das Kind mehr als Persönlichkeit betrachtet als Schulnoten.
Rabaukenmama hat geschrieben:
ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Momo hat geschrieben:
Diesen Teil Deiner Aussage kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, liebe Rabaukenmama! Warum sollen gerade die Kinder, welche ein ganz individuelles und nur auf ihre Person zugeschnittenes Feedback von der Schule erhalten haben nicht wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen? Ganz abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass jedes Kind sehr gut weiß, wo seine Stärken und Schwächen liegen, gerade wenn es nicht ständig gelobt und kritisiert wird, wie sollen Kinder dies denn durch eine bloße Zahl/Note besser lernen?
Schöne Grüße von Momo
Ich bin davon ausgegangen, dass du meinen Satz, dass auch in einer rein verbalen (oder schriftlicher) Beurteilung nicht nur Positives drin stehen wird, wahrgenommen hast. Da habe ich mich aber geirrt. Denn ich habe darauf geschlossen, dass, wenn weder in Worten noch in Noten beurteilt wird, gar kein Feedback ans Kind (bzw. an den Jugendlichen) kommt.
Wober soll ein Kind wissen, wo seine Stärken und Schwächen liegen, wenn nicht aus dem Vergleich mit anderen? Ich sehe das schon im Kindergarten meines Sohnes. Wenn z.B. Kind A zu Kind B sagt "Der M... kann viel schöner zeichnen als der S..." ist das schon eine knallharte Beurteilung, durch die sich der S... so verschreckt fühlen könnte, dass er gar nicht mehr zeichnen mag? Oder ist es so, dass der M.... nur noch zeichnen mag, um dafür gelobt zu werden und nicht mehr aus Freude an der Sache?
Tut mir leid, aber so einfach sehe ich die Dinge wirklich nicht. Beurteilung und Bewertung findet im Leben ständig statt, unabhängig davon ob wir damit einverstanden sind, oder nicht. Ich kann und will meinem Kind keine Enklave bauen, wo das anders ist. Das heißt aber nicht, dass ich ständig alles bewerten oder kommentieren muß.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)