Hallo

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Momo
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Re: Hallo

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
In der Schule wird auch beurteilt, und sogar bei rein verbaler Beurteilung wird es kaum ein Zeugnis geben, wo AUSSCHLIESSLICH positive Sachen drinstehen.


Bliss hat geschrieben:
Und gerade in der Schule sieht man sehr gut, was Bewertungen bewirken können.
Ganz genau Bliss, Du bringst es auf den Punkt!

Momo
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Rabaukenmama
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Re: Hallo

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Diese Logik verstehe ich nicht, Rabaukenmama... Warum manipuliere ich mein Kind, wenn ich auf ein Lob verzichte, welches mein Kind manipulieren könnte??? Also warum manipuliere ich, wenn ich auf Manipulation verzichte :gruebel:
Tut mir leid, das ist wirklich unklar von mir ausgedrückt. Was ich damit sagen will: ich finde beide Extreme, also Bewertung von jeder Handlung ebenso wie kompletter Verzicht auf irgendwelche Bewertungen, nicht gut.

Beim ersten Extrem wird davon ausgegangen, dass ein Kind sich mit anderen messen soll (und will) um durch den Vergleich angespornt und "besser" zu werden (unabhängig davon, ob dieses Unterfangen gelingt) und es kommt so, wie du es beschrieben hast: die Freude am tun leidet darunter.

Beim zweiten Extrem wird davon ausgegangen, dass ein Kind ALLES nur zu seiner Freude machen soll (und will) und dabei übersehen, dass wir (ob das gut oder schlecht ist sei dahingestellt) in einer Gesellschaft leben, wo gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten erwartet werden, um überhaupt bestehen zu können.

Aber beide Extreme gehen davon aus, dass das Kind genau so ein Verhalten braucht und will. Dabei gibt es durchaus Kinder, die sehr viel Freude am sich-messen haben und andere, denen lieber ist mit weniger Leistungsdruck aufzuwachsen.

Gute Beispiele dafür sind Sport und Musik. Beides kann man entweder nur aus Freude am Tun machen oder mit dem Ziel, möglichst gut (und damit auch: besser als andere) zu werden. Wer eine Karriere als Berufsmusiker anstrebt und dazu auch das Talent hat wird trotzdem ohne entsprechende Übung nicht die Möglichkeit zu einer Ausbildung haben. Auch, wenn er/sie die Stücke, die bei gewissen Prüfungen verlangt werden, nicht mag, sind sie notwendig um irgendwann einmal dahin zu kommen, tatsächlich mal hauptsächlich das spielen zu dürfen, was Herz und Seele erfreut.

Da Menschen aber nun mal verschieden sind ist nicht jeder von sich aus imstande, sich selbst zu gewissen notwendigen Leistungen zu motivieren. Was also tun, wenn man ein musikbegeistertes Kind hat, welches sich wünscht, sein Hobby zum Beruf zu machen, sich aber nicht zum ständigen wiederholen von "faden" Stücken aufraffen kann?

Um nicht wieder mißverstanden zu werden: ich bin mit vielen gesellschaftlichen Anforderungen nicht einverstanden, aber das ist nun mal die Welt, in der unsere Kinder leben werden. Veränderungen sind möglich, aber nicht von heute auf morgen. Es ist schwer, den individuellen Weg zwischen Anpassung und dem durchsetzen eigener Vorstellungen zu finden.

Momo hat geschrieben: Die Handlung wird mit dem Lob verknüpft und nicht mit der eigentlichen positiven Folge seines Verhaltens. Ein Kind, welches z.B. für sein nettes Verhalten gelobt oder belohnt wird, verbindet sein Verhalten mit der Belohnung und nicht mit der eigentlichen Folge seines Verhaltens. Bleiben in Zukunft Belohnungen aus, helfen diese Kinder nachweislich weniger als Kinder, die von Anfang an kein Lohn dafür bekamen (Laut Sozialwissenschaftler Alfie Kohn).

Ähnliches gilt auch für die Belohnung von schulischen Leistungen, wie zum Beispiel dem Sternchensystem oder Geld. Die britischen Psychologen Edward Deci, Richard Koestner und Richard Ryan stellten fest, dass der Druck, es beim nächsten mal wieder so gut schaffen zu wollen, die Leistungen bremsten. Ihre Untersuchungen zeigten, dass Schüler ohne Belohnungen und sogar Noten erfolgreicher lernten als mit Belohnung.
Lob und Belohnungen sind in meinen Augen zwei verschiedene Dinge. Bei mir gibt es weder Belohnungen noch Strafen. Keine goldenen Sternchen, kein "Zeugnisgeld", keine in Aussicht gestellte Belohnung für "braves" Verhalten. Ich sehe in Belohnungen wesentlich mehr Manipulation als in Lob oder Kritik.

Du schreibst selbst, dass du Deine Tochter immer wieder mal überschwänglich lobst. Warum tust du das, wenn du überzeugt davon bist dass das Kind dann quasi "süchtig" nach Lob wird und nur des Lobes wegen gewisse Dinge tut?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re: Hallo

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
In der Schule wird auch beurteilt, und sogar bei rein verbaler Beurteilung wird es kaum ein Zeugnis geben, wo AUSSCHLIESSLICH positive Sachen drinstehen.


Bliss hat geschrieben:
Und gerade in der Schule sieht man sehr gut, was Bewertungen bewirken können.
Ganz genau Bliss, Du bringst es auf den Punkt!

Momo
Was wäre dann die von Euch favorisierte Alternative? Gar keine Bewertung in der Schule? Einfach hingehen, irgendwas machen und mit 15, 16, 17 oder 18 Jahren raus in die Berufswelt, wo gewisse Dinge einfach "erwartet" werden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
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Re: Hallo

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Du schreibst selbst, dass du Deine Tochter immer wieder mal überschwänglich lobst. Warum tust du das, wenn du überzeugt davon bist dass das Kind dann quasi "süchtig" nach Lob wird und nur des Lobes wegen gewisse Dinge tut?
Natürlich lobe ich meine Tochter auch sehr gerne überschwänglich, weil ich in dem Moment einfach so fühle. Da ich aber rational weiß, dass Lob im Grunde das Gegenteil von dem bewirkt, was ich mir für meine Tochter wünschen würde, nämlich dass sie aus freier Motivation heraus Dinge tut und einfach an der Handlung und nicht nur an dem Ergebnis oder dem Lob Freude hat, versuche ich mein Verhalten immer wieder zu reflektieren. Auf der anderen Seite finde ich es auch ok, bei wirklicher Begeisterung zu loben, denn alles was dogmatisch ist wird unnatürlich und somit auch irgendwie aufgesetzt. Der wichtige Unterschied besteht für mich darin, ehrlich eine Handlung zu loben oder gezielt Leistung durch Lob oder Belohnung bestärken zu wollen.
Was wäre dann die von Euch favorisierte Alternative? Gar keine Bewertung in der Schule? Einfach hingehen, irgendwas machen und mit 15, 16, 17 oder 18 Jahren raus in die Berufswelt, wo gewisse Dinge einfach "erwartet" werden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Die von mir favorisierte Alternative wird bereits in vielen Schulen sehr erfolgreich umgesetzt und selbst konservative Schulen kommen langsam dahinter, dass diese Form des Feedbacks sehr viel motivierender auf Kinder wirkt- Eine schriftliche Beurteilung, in der das Kind in all seinen Facetten gesehen wird und dadurch ganz individuelle Resonanz erhält. Ich glaube, dass Noten für junge Schüler dermaßen demotivierend sein können, sie sind lediglich Stempel und Schubladen. Was lernt das Kind daraus? Warum wurde etwas als gut oder schlecht benotet? Wie will man die Leistung von so unterschiedlichen Kindern und Talenten überhaupt in ein Zahlensystem von 1 bis 5 oder in Deutschland 1 bis 6 zwängen? Wenn dann im späteren Schulleben auch Noten dazukommen, hatten die jungen Menschen Zeit, sich selbst kennenzulernen, sich frei zu entwickeln und sind sich sehr gut über ihre eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden und können somit auch mit diesen Beurteilungen umgehen. So habe ich es selbst ja auch erlebt.

Rabaukenmama hat geschrieben:
ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Diesen Teil Deiner Aussage kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, liebe Rabaukenmama! Warum sollen gerade die Kinder, welche ein ganz individuelles und nur auf ihre Person zugeschnittenes Feedback von der Schule erhalten haben nicht wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen? Ganz abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass jedes Kind sehr gut weiß, wo seine Stärken und Schwächen liegen, gerade wenn es nicht ständig gelobt und kritisiert wird, wie sollen Kinder dies denn durch eine bloße Zahl/Note besser lernen?

Schöne Grüße von Momo
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Re: Hallo

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Was wäre dann die von Euch favorisierte Alternative? Gar keine Bewertung in der Schule? Einfach hingehen, irgendwas machen und mit 15, 16, 17 oder 18 Jahren raus in die Berufswelt, wo gewisse Dinge einfach "erwartet" werden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Da wir ja nicht wirklich eine Alternative haben und meine Kinder an der staatlichen Schule bisher sehr gut zurechtkommen hab ich das nicht so im Detail durchdacht.
Aber mir fällt halt auf, dass sich meine beiden Schulkinder bevor sie in die Schule gekommen sind schon unglaublich viel ganz aus eigenem Antrieb gelernt haben. Ohne Fremdmotivation oder Bewertung. Einfach aus Interesse und Spaß daran. Das sieht nach 4,5 bzw 2,5 Jahren Schule ein wenig anders aus. Nun kann ich nicht sagen, ob es wirklich an der Schule oder liegt oder es auch so mit zunehmendem Alter anders geworden wäre.

Aber der Verdacht Schule liegt halt nahe und nachdem die Schule auch so zeitlich so viel Raum einninmmt.
Rabaukenmama
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Re: Hallo

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Rabaukenmama hat geschrieben:
Du schreibst selbst, dass du Deine Tochter immer wieder mal überschwänglich lobst. Warum tust du das, wenn du überzeugt davon bist dass das Kind dann quasi "süchtig" nach Lob wird und nur des Lobes wegen gewisse Dinge tut?
Natürlich lobe ich meine Tochter auch sehr gerne überschwänglich, weil ich in dem Moment einfach so fühle. Da ich aber rational weiß, dass Lob im Grunde das Gegenteil von dem bewirkt, was ich mir für meine Tochter wünschen würde, nämlich dass sie aus freier Motivation heraus Dinge tut und einfach an der Handlung und nicht nur an dem Ergebnis oder dem Lob Freude hat, versuche ich mein Verhalten immer wieder zu reflektieren.

Auf der anderen Seite finde ich es auch ok, bei wirklicher Begeisterung zu loben, denn alles was dogmatisch ist wird unnatürlich und somit auch irgendwie aufgesetzt. Der wichtige Unterschied besteht für mich darin, ehrlich eine Handlung zu loben oder gezielt Leistung durch Lob oder Belohnung bestärken zu wollen.
Gehst du generell davon aus, dass andere Personen manipulativ loben und nicht aus ehrlicher Begeisterung heraus?

Und was von minimals Aussage, sie lobt nicht jeden Handstand und jedes Rad von ihrer Tochter, paßt für Dich nicht? Wenn loben aus ehrlicher Begeisterung heraus legitim ist, dann passiert das hier wahrscheinlich dann, wenn ein Rad oder Handstand wirklich gut gelungen ist.

Wie sieht man nach Deiner Sichtweise "das Kind, nicht die Leistung"? Wenn eine Leistung begeistert darf sie dann gelobt werden? Oder sieht man "das Kind" nur dann, wenn man generell auf Lob verzichtet?

Wenn du Deine Tochter lobst, tust du das dann nur wegen ihrer Person, oder weil dir das Bild, das sie gemalt hat, so gut gefällt bzw. du stolz auf sie bist weil sie so einen tollen Turm gebaut hat?
Rabaukenmama hat geschrieben: Was wäre dann die von Euch favorisierte Alternative? Gar keine Bewertung in der Schule? Einfach hingehen, irgendwas machen und mit 15, 16, 17 oder 18 Jahren raus in die Berufswelt, wo gewisse Dinge einfach "erwartet" werden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Momo hat geschrieben: Die von mir favorisierte Alternative wird bereits in vielen Schulen sehr erfolgreich umgesetzt und selbst konservative Schulen kommen langsam dahinter, dass diese Form des Feedbacks sehr viel motivierender auf Kinder wirkt- Eine schriftliche Beurteilung, in der das Kind in all seinen Facetten gesehen wird und dadurch ganz individuelle Resonanz erhält. Ich glaube, dass Noten für junge Schüler dermaßen demotivierend sein können, sie sind lediglich Stempel und Schubladen. Was lernt das Kind daraus? Warum wurde etwas als gut oder schlecht benotet? Wie will man die Leistung von so unterschiedlichen Kindern und Talenten überhaupt in ein Zahlensystem von 1 bis 5 oder in Deutschland 1 bis 6 zwängen? Wenn dann im späteren Schulleben auch Noten dazukommen, hatten die jungen Menschen Zeit, sich selbst kennenzulernen, sich frei zu entwickeln und sind sich sehr gut über ihre eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden und können somit auch mit diesen Beurteilungen umgehen. So habe ich es selbst ja auch erlebt.

Ich habe wörtlich folgendes geschrieben:
In der Schule wird auch beurteilt, und sogar bei rein verbaler Beurteilung wird es kaum ein Zeugnis geben, wo AUSSCHLIESSLICH positive Sachen drinstehen.

Du und Bliss, ihr wart der Ansicht, dass man gerade in der Schule sehr gut sieht, was Bewertung (ich vermute mal negatives) bewirken kann. Aber auch in verbaler Bewertung werden negative Sachen drinstehen. Jeder Mensch hat kleine oder größere Schwächen und wenn die Beurteilung objektiv sein soll dann gehören die nun mal auch rein ins Zeugnis. Ich bin selbst kein Verfechter von Schulnoten, bin mir aber bewusst, dass in der Schule beurteilt und bewertet wird, auch wenn steinermontessoripirklerjuul- und was-weiß-ich-noch am Schultor geschrieben steht.

In der Schule steht und fällt alles mit den Lehrpersonen und ob Noten von 1-5 (der 6) verteilt werden oder schriftliche Beurteilungen ist mMn nebensächlich. Instinkiv sagt mir eine verbale Beurteilung mehr zu, weil sie das Kind mehr als Persönlichkeit betrachtet als Schulnoten.
Rabaukenmama hat geschrieben: ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Momo hat geschrieben: Diesen Teil Deiner Aussage kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, liebe Rabaukenmama! Warum sollen gerade die Kinder, welche ein ganz individuelles und nur auf ihre Person zugeschnittenes Feedback von der Schule erhalten haben nicht wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen? Ganz abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass jedes Kind sehr gut weiß, wo seine Stärken und Schwächen liegen, gerade wenn es nicht ständig gelobt und kritisiert wird, wie sollen Kinder dies denn durch eine bloße Zahl/Note besser lernen?

Schöne Grüße von Momo
Ich bin davon ausgegangen, dass du meinen Satz, dass auch in einer rein verbalen (oder schriftlicher) Beurteilung nicht nur Positives drin stehen wird, wahrgenommen hast. Da habe ich mich aber geirrt. Denn ich habe darauf geschlossen, dass, wenn weder in Worten noch in Noten beurteilt wird, gar kein Feedback ans Kind (bzw. an den Jugendlichen) kommt.

Wober soll ein Kind wissen, wo seine Stärken und Schwächen liegen, wenn nicht aus dem Vergleich mit anderen? Ich sehe das schon im Kindergarten meines Sohnes. Wenn z.B. Kind A zu Kind B sagt "Der M... kann viel schöner zeichnen als der S..." ist das schon eine knallharte Beurteilung, durch die sich der S... so verschreckt fühlen könnte, dass er gar nicht mehr zeichnen mag? Oder ist es so, dass der M.... nur noch zeichnen mag, um dafür gelobt zu werden und nicht mehr aus Freude an der Sache?

Tut mir leid, aber so einfach sehe ich die Dinge wirklich nicht. Beurteilung und Bewertung findet im Leben ständig statt, unabhängig davon ob wir damit einverstanden sind, oder nicht. Ich kann und will meinem Kind keine Enklave bauen, wo das anders ist. Das heißt aber nicht, dass ich ständig alles bewerten oder kommentieren muß.
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Rabaukenmama
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Re: Hallo

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Was wäre dann die von Euch favorisierte Alternative? Gar keine Bewertung in der Schule? Einfach hingehen, irgendwas machen und mit 15, 16, 17 oder 18 Jahren raus in die Berufswelt, wo gewisse Dinge einfach "erwartet" werden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen?
Da wir ja nicht wirklich eine Alternative haben und meine Kinder an der staatlichen Schule bisher sehr gut zurechtkommen hab ich das nicht so im Detail durchdacht.
Aber mir fällt halt auf, dass sich meine beiden Schulkinder bevor sie in die Schule gekommen sind schon unglaublich viel ganz aus eigenem Antrieb gelernt haben. Ohne Fremdmotivation oder Bewertung. Einfach aus Interesse und Spaß daran. Das sieht nach 4,5 bzw 2,5 Jahren Schule ein wenig anders aus. Nun kann ich nicht sagen, ob es wirklich an der Schule oder liegt oder es auch so mit zunehmendem Alter anders geworden wäre.

Aber der Verdacht Schule liegt halt nahe und nachdem die Schule auch so zeitlich so viel Raum einninmmt.
Ich vermute auch, dass es an der Schule liegt, aber nicht daran, ob im Zeugnis Noten oder eine schriftliche Beurteilung stehen.

Mir ging es mit meinem Vergleich (mit der Schule) aber darum, dass im Leben ständig beurteilt und bewertet wird und es mMn weder Sinn macht noch dem Kind was bringt, wenn ich eine Welt schaffe, wo das anders ist.

Ich arbeite in einem Betrieb, der Lehrlinge ausbildet. Um die fähigsten auszuwählen gibt´s einen Einstiegstest. Die besten kommen in die engere Auswahl und werden genauer angeschaut. Wenn wer schon mit den Grundrechnungsarten Probleme hat oder keinen fehlerfreien Satz schreiben kann ist er schon durch den Rost bevor noch ein Wort mit ihm gesprochen wurde.

Von den besten Getesteten macht sich unsere Lehrlingsbeauftragte dann selbst ein Bild (Auftreten, äußeres Erscheinungbild, Umgangsformen,...) und dann wird entschieden, wer eine Lehrstelle bekommt.

Klar kann sein dass in 10-15 Jahren, wenn meine Kinder so weit sein werden, schon ein komplett anderes Auswahlsystem existiert, aber davon gehe ich im Moment nicht aus.
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Momo
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Re: Hallo

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Gehst du generell davon aus, dass andere Personen manipulativ loben und nicht aus ehrlicher Begeisterung heraus?

Und was von minimals Aussage, sie lobt nicht jeden Handstand und jedes Rad von ihrer Tochter, paßt für Dich nicht? Wenn loben aus ehrlicher Begeisterung heraus legitim ist, dann passiert das hier wahrscheinlich dann, wenn ein Rad oder Handstand wirklich gut gelungen ist.
Für mich besteht ein Unterschied, ob jemand bewusst nur die "besonders gute Leistung" lobt (wie z.B. einen besonders guten Handstand) und nicht einfach nur eine Anerkennung der Handlung an sich (wie z.B. "Hey, Du übst einen Handstand, das scheint Dir viel Spaß zu machen!"). Das erklärt vielleicht auch die Frage, wann man das Kind sieht und wann die Leistung. Ich glaube in unserer Leistungsgesellschaft fällt es schwer, diesen Gedankenansatz zu verstehen...

Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich habe wörtlich folgendes geschrieben:
In der Schule wird auch beurteilt, und sogar bei rein verbaler Beurteilung wird es kaum ein Zeugnis geben, wo AUSSCHLIESSLICH positive Sachen drinstehen.
Natürlich gehören zu einer Beurteilung, aus der ein Kind etwas lernen kann, auch die Darstellung der Schwächen. Das habe ich nie anders geschrieben. Doch wenn diese Schwächen individuell das Kind widerspiegeln und nicht nur eine Note darstellen, wird das Kind auch damit umgehen und vor Allem daraus lernen können.

Ganz abgesehen davon- traust Du Kindern nicht zu, sich selbst gut reflektieren zu können? Ich habe das Gefühl, dass meine Tochter sehr gut einschätzen kann, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, obwohl ich ihr dies nicht gesagt habe. Ich bin der Meinung, dass Kinder auch diesbezüglich sehr kompetent sind und von Natur aus sehr lern- und wissbegierig sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie ihr Können durch Üben und Wiederholung optimieren wollen, dazu muss man doch einfach nur ein Kind beobachten, welches Laufen lernt :)
So z.B. auch meine Tochter heute, die sich eine Decke an unsere Wand gelegt hat und so lange einen Kopfstand geübt hat (als hätte sie gelesen, worum es hier geht, hihi) bis sie es nun fast selbstständig, also ohne Hilfe der Wand, kann. Ich habe mich einfach nur über ihren Eifer gefreut, habe ihre Fragen beantwortet und wenn sie mich darum bat auch mal geholfen. Doch der Antrieb kam von ihr alleine und eine Beurteilung hätte wahrscheinlich ihren "Flow" zerstört und ihr die Freude genommen.

Wenn es also wissenschaftliche (und auch selbst beobachtbare) Erkenntnisse gibt, die belegen, dass Lob und Kritik die freie Motivation negativ beeinflussen, warum kann man dann nicht (zumindest im häuslichen Rahmen) dem Kind ein anderes Feedback geben?

Schöne Grüße von Momo
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Re: Hallo

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben: Ich arbeite in einem Betrieb, der Lehrlinge ausbildet. Um die fähigsten auszuwählen gibt´s einen Einstiegstest. Die besten kommen in die engere Auswahl und werden genauer angeschaut. Wenn wer schon mit den Grundrechnungsarten Probleme hat oder keinen fehlerfreien Satz schreiben kann ist er schon durch den Rost bevor noch ein Wort mit ihm gesprochen wurde.
Und du glaubst, dass jemand der 16 oder vielleicht auch 18 Jahre lang nicht bewertet wurde es nicht schafft die Grundrechenarten zu beherrschen? Ich würde mal vermuten mein Sohn hätten diesen Einstiegstest sofern es sich um Mathe handelt bereits fehlerfrei lösen können, bevor er jemals eine Schule von innen gesehen hatte.

Die Bewertungen in der Schule haben bei ihm meiner Meinung nach nicht dazu beigetragen, dass er mehr lernt, sondern er lernt anders. Nämlich den Weg, der die gewünschte Note bringt. Hat sicher auch posivtive Punkte (erkennen und umsetzen was von anderen gewünscht wird), nimmt aber viel an Kreativität und Spaß an der Sache. Sind für manche Berufe ja jetzt auch nicht ganz unwichtige Punkte.
Rabaukenmama hat geschrieben: Ich habe wörtlich folgendes geschrieben:
In der Schule wird auch beurteilt, und sogar bei rein verbaler Beurteilung wird es kaum ein Zeugnis geben, wo AUSSCHLIESSLICH positive Sachen drinstehen.

Du und Bliss, ihr wart der Ansicht, dass man gerade in der Schule sehr gut sieht, was Bewertung (ich vermute mal negatives) bewirken kann. Aber auch in verbaler Bewertung werden negative Sachen drinstehen. Jeder Mensch hat kleine oder größere Schwächen und wenn die Beurteilung objektiv sein soll dann gehören die nun mal auch rein ins Zeugnis. Ich bin selbst kein Verfechter von Schulnoten, bin mir aber bewusst, dass in der Schule beurteilt und bewertet wird, auch wenn steinermontessoripirklerjuul- und was-weiß-ich-noch am Schultor geschrieben steht.
Mir geht es gar nicht darum, dass in Zeugnissen nur positives drin stehen sollte. Ich finde es für den Lernfortschritt nur langezeit überhaupt überflüssig das was ein Kind macht zu bewerten. Als ob eine Bewertung nötig wäre, um ein Kind zum lernen zu bringen. Aber so entwickelt es sich doch dann meist: ach, das wird nicht benotet? Und schon interessiert es nicht mehr.
Momo
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Re: Hallo

Beitrag von Momo »

Gerade habe ich einen schönen Artikel gefunden, der die Zusammenhänge zum Thema "Loben" und die damit verbundene Manipulation und Konsequenz des kindlichen Verhaltens und auch den Unterschied zum spontanen, ehrlich gemeinten positiven Feedback verdeutlicht. Wenn es Euch interessiert, ich finde die Zusammenhänge sehr einleuchtend beschrieben:
http://www.arbor-verlag.de/fuenf-gruend ... ut-gemacht (gesamten Link kopieren und in die Adresszeile einfügen, der Link ist zu lang...)

Momo
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