Neu hier und gleich eine Frage...

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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Aral2011
Beiträge: 3
Registriert: Do 17. Nov 2016, 20:58

Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von Aral2011 »

Hallo und guten Abend,

ich bin 31 Jahre jung und Mama von zwei Mädchen ( knapp 5 1/2 Jahre und knapp 2 1/2 Jahre.

Was führt mich in dieses Forum? Meine Große Tochter. Bei ihr wurde vor kurzem ein IQ Test durchgeführt. Warum?
Weil ihre Erzieherinnen der Ansicht waren, das meine Tochter hochbegabt sein könnte.
Ich habe mir schon immer gedacht, dass meine Tochter sehr fit ist, an Hochbegabung habe ich dabei aber nie gedacht.
Allerdings kamen im Kindergarten ein paar soziale "Probleme" hinzu aufgrund derer die Erzieherinnen mir dann vorgeschlagen haben einen Test zu machen. Ich habe eingewilligt und weiß nun nicht so recht wie ich mit dem Ergebnis umgehen soll.

Es wurde ein Wppsi iii gemacht und sie hatte folgende Ergebnisse:

Verbalteil 114
Handlungsteil 129
Verarbeitungsgeschwindigkeit 104
Allgemeine Sprachskala 100
Ergibt ein Gesamtergebniss von 122

Mir wurde daß Ergebnis erklärt, auch der Test. Ebenso wurde darauf hingewiesen das dies eine Momentaufnahme ist und das Ergebnis schwer zu Werten ist da sehr große Diskrepanzen zwischen den einzelnen Teilen bestehen.

Nun aber trotzdem meine Frage. Wie würdet ihr mit diesem Ergebnis umgehen? Würdet ihr etwas unternehmen oder alles beim alten lassen.
Wenn ihr etwas unternehmen würdet, in welcher Form? Fördern, Fordern?
Die Testerin meinte wir sollen keine Sorge haben, das man der Schule etwas vorwegnimmt.
Sollte vielleicht noch sagen, das sie bereits lesen kann. Was sie sich selbst beigebracht hat. Auch alle Buchstaben hat sie sich selbst beigebracht. Egal ob groß oder klein.

Ich weiß irgendwie nicht so richtig wie ich mit dem Ergebnis umgehen soll. Wisst ihr, für mich ist das "normal" wie sie ist. Was sie weiß, was sie kann etc.
Weil ich einfach keinen Vergleich habe.

Ich muss allerdings zugeben, daß ich nach dem Ergebnis versucht habe sie ein wenig mehr zu fördern und ich habe das Gefühl - vielleicht bilde ich es mir auch nur ein - dass es seit dem etwas harmonischer bei uns zugeht. Was nicht heißen soll das es vorher unharmonisch war. Aber gewisse Dinge die vorher zu großen Diskussionen o. ä. geführt haben flutschen jetzt nur so.

Wenn ich ehrlich sein soll weiß ich nicht ob ich denn eine Unterforderung ihrerseits überhaupt erkennen würde.
Wie wirkt sich sowas bei euch aus?

Ich Danke jetzt einfach mal fürs Lesen und freue mich auf Antwort äen.
Aral2011
Beiträge: 3
Registriert: Do 17. Nov 2016, 20:58

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von Aral2011 »

Hallo Koschka,

vielen Dank für deine Antwort. Also die Testerin hat mit Sicherheit versucht mir zu erklären wo die Diskrepanzen her kommen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass das alles irgendwie an mir vorbei gezogen ist weil ich ziemlich überrascht war über das Ergebnis. Das hätte ich so nicht erwartet. Eher mehr in Richtung durchschnitt war meine Erwartung.

Die "Probleme" im Kindergarten oder auch im privaten Bereich waren, dass sich meine Tochter z. B. nicht von mir lösen konnte. Ich konnte sie zu keiner Aktivität (z. B. Turnen für Kinder, Tanzen für Kinder etc.) bringen, weil sie dort einfach nicht ohne mich bleiben wollte. Wenn ich dabei geblieben bin, dann hat sie nicht mit gemacht sondern hat sich an mich geklammert. Im Kindergarten konnte Sie sich morgens nur mit Tränen von mir lösen. Außerdem hatte sie Schwierigkeiten, einen festen "Freundesstamm" zu finden.
Das alles war in der ersten Jahreshälfte so schlimm, dass die Erzieherinnen und ich sogar von einer Rückwärtsentwicklung gesprochen haben was den sozialen Bereich angeht. Im kognitiven Bereich ging es aber immer weiter vorwärts. Seien es Spiele gewesen, die eigentlich für 7 o. 8 jährige Kinder gedacht sind. Die erklärt man ihr einmal, sie versteht es sofort und kann es auch sofort umsetzen. Puzzle mit 150 - 200 Teilen macht sie einmal. Danach macht sie sie fast Blind. Das Lesen hat sie auch immer weiter ausgebaut...

Und aufgrund von dieser "Kombination" (sozial Probleme, kognitiv sehr stark) kam dann einfach auch die Frage auf, ob sie mit dem was sie kann bzw. was so alles in ihrem Kopf vorgeht einfach nicht umgehen kann und nicht weiß was sie damit anfangen soll und deshalb von ihrer Umwelt sehr verunsichert ist.
Wir hatten dann aber beschlossen das wir ihr noch Zeit geben. Sie sollte erstmal 5 Jahre alt werden (im Juni wurde sie dann 5) und dann ab September als Vorschulkind in den Kindergarten gehen. Die Hoffnung bestand einfach darin, dass sie mit dem Wissen, ich bin jetzt die Große, ich bin jetzt Vorschulkind, ein bisschen mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein entwickelt.

Nach den Sommerferien allerdings hat sie einen wahnsinnigen Schub gemacht. Sie kann sich seither problemlos von mir trennen, ich kann sie endlich ins Vorschulturnen bringen (was ihr übrigens super viel Spaß macht, also an mangelndem Interesse lag es nie), sie geht in eine Tanzgruppe. Alles ohne mich.

Wir hätten den Test nach dieser Entwicklung wahrscheinlich gar nicht mehr machen sollen/müssen. Gemacht wurde er trotzdem. Was ich persönlich auch nicht schlimm finde.

Nur würde mich eben interessieren, wie würdet ihr mit solch einem Testergebnis umgehen, welche "Konsequenzen" würdet ihr daraus ziehen. Gar keine? Abwarten?
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von sinus »

...ich habe mit einem fast 8jährigen – nicht getesteten, aber durchaus in einigen Bereichen schon merklich "besonderen" – Kind ja nur wenig "Vorsprung" vor dir, aber meine Erfahrung ist bisher, dass meistens Gelassenheit und Vertrauen ins Kind angesagt sind. Jedes Kind macht gewisse Entwicklungssprünge und -phasen durch, wo etwas mal nicht so rund zu laufen scheint oder das Kind "anders" ist als sonst oder andere. Meistens reicht es, als Eltern einfach zu versuchen, den aktuellen Bedürfnissen (z.B. nach Nähe) zu entsprechen und dem Kind zu vertrauen.

Meine Große hatte und hat auch Phasen, in denen ich/andere sie "nicht normal" empfanden und wo ich mich gesorgt habe.
Sie hat im Kiga z.B. auch ewig nur mit einem Kind gespielt, stand immer am Rand, hat beobachtet und allein gespielt oder sich in ihre eigene Welt zurückgezogen. (Im Garten war sie immer in der hintersten Ecke zu finden und immer allein. Sie untersuchte dabei Steine, Rinde, Gras, Blätter,Insekten immer sehr genau und total vertieft und wollte dabei ihre Ruhe haben. Einmal sagte sie zu mir: "Mama, ich habe heute die ganze Zeit geschaukelt - da lassen mich die anderen Kinder wenigstens in Ruhe")
Sie hat jede Art von Wettspielen verweigert, wollte oft nicht zu Kindergeburtstagen gehen und dort nicht mitspielen. Sie hasste anders als die meisten ihrer Altersgenossen Indoorspielplätze, die machten ihr Angst wegen der Durchsagen, der Lautstärke und der älteren wilden Kinder. Dabei ist und wirkt sie alles andere als schüchtern oder "zerbrechlich"! Ist also kein "Elfchen"...
Ach ja – sie war auch die einzige, die sich konsequent geweigert hat, die "Patenschaft" für ein jüngeres neues Kind in der Gruppe zu übernehmen, wie hier üblich. Alle anderen waren irre stolz über diese Aufgabe... :?

Im Grunde ist sie erst im Vorschulalter "aufgetaut" und hat da einen großen Sprung gemacht.
In der Schule war sie wohl auch lange sehr zurückhaltend, sie hält sich da immernoch gern eher im Hintergrund, aber gleichzeitig fällt sie auf mit hoher Sozialkompetenz auf und wurde von der Klasse sogar als "Teamleiter" gewählt, als die Kinder mal zwei Kinder aus ihrer Mitte per Zettel mit ihren Vorschlägen bestimmen sollten, die das bei einem Ausflug ("Managertraining") machen sollten. (Zu ihrer eigenen Überraschung! Ihrem eigenen Empfinden nach hat sie nämlich "keine richtigen Freunde". Sie meinte dazu auch "Eigentlich will ich das gar nicht machen...")
Aktuell würde sie ihren anstehenden 8. Geburtstag gern wo feiern? - Im Indoorspielplatz!
Auch Wettspiele macht sie inzwischen gern mit, auch wenn es ihr immernoch schwer fällt, es auszuhalten, auch mal zu verlieren. Ihre Weigerung früher war offensichtlich reiner Selbstschutz - sie wollte sich dem Gefühl des Versagens (Verlierens) nicht aussetzen. Im Grunde sehr vernünftig...
Beim Kinderturnen hat sie übrigens auch nicht mitmachen wollen. Sie blieb am Rand und schaute und übte dann maximal heimlich am Rand. Da waren die anderen Kinder längst bei der nächsten Übung. Ich hab sie dann halt abgemeldet.
Jetzt geht sie übrigens 2x die Woche zum Turnen. Auf eigenen Wunsch hin natürlich.
Oder Instrument, aktuell unser "Problemthema". Sie rastet regelmäßig aus, es gibt Wutanfälle und Tränen beim Üben. Ich finde ja, dass das nicht so wirkt, als habe sie Freude dran und habe schon mehrfach überlegt, sie abzumelden, vielleicht ist die Musik ja gar nicht "ihrs". Und das Kind? Sie will sogar ein ZWEITES Instrument lernen.
Ach ja - und auch wenn sie keine "Patin" sein wollte damals im Kiga - sie ist eine nette und verantwortungsvolle große Schwester für ihr 2,5 Jahre altes Geschwister!

Was ich damit sagen will: meiner Erfahrung nach wissen die Kinder selbst ganz gut, was sie in der jeweiligen Entwicklungsphase brauchen oder nicht wollen und suchen sich die passenden Herausforderungen schon selbst.
Womöglich ist es eher kontraproduktiv, sie in eine gewisse Richtung drängen bzw da etwas erzwingen zu wollen. Und sei es auch noch so gut gemeint.
Ich habe mich damals z.B. gefragt, ob man "Frustrationstolereanz" nicht direkt bissle trainieren sollte, in dem man sie zum Mitspielen überredet, wenn Brett/Wettspiele gemacht wurden. Habe ich nicht gemacht und sie damit einfach in Ruhe gelassen – auch wenn es mir nicht gefiel, dass sie z.B. bei unserem famlientraditionell veranstalteten "Spielenachmittag" mit der Großfamilie und vielen älteren und jüngeren Kindern als einzige "querschlug" immer so gar nicht mitmachen wollte. Und wie gesagt - irgendwann war sie von selbst so weit, sich dieser Herausforderung zu stellen! Inzwischen spielt sie sehr gern alle Arten von Spielen und es stehen gleich 3 davon auf der Geburtstags- und Weihnachtswunschliste!

Eine bestimmte Konsequenz aus dem Test würde ich jetzt wohl nicht ziehen.
Deine Tochter wird schon zeigen und sagen, was sie interessiert und wo sie mehr wissen /lernen will. Es reicht wohl, dann entsprechend drauf zu reagieren.
So wie du es bisher gemacht hast - das Kind so wie es ist als völlig "normal" anzusehen - ist vermutlich der beste Weg.
Und wenn sie mal nicht das tut, was man nach dem Test jetzt von ihr vielleicht erwartet - also jetzt bspw nicht groß lernen mag, obwohl man das ja vielleicht nun von einem nachweislich so klugen Kind erwartet - auch gut. Dann lernt sie vielleicht gerade "versteckt" etwas anderes. (wie meine Tochter, die im Vorschuljahr und auch jetzt noch scheinbar vor allem mit dem sozialen Lernen beschäftigt ist bzw sich darin übt, innerhalb ihrer ihre Gefühlswelt Grenzen auszuloten und sie in den Griff zu bekommen - siehe Frust bei Gesellschaftspielen/Instrument üben, dem sie sich ja jetzt freiwillig aussetzt.)

Mein Tipp ist eher: vertrau der Kompetenz des Kindes, selbst zu wissen, was es braucht bzw sieh und hör einfach weiterhin hin.
Aber nicht mit dem Blick: "Sollte das nicht anders sein?" oder "das ist nicht normal", sondern eher mit Offenheit, Neugier, Gelassenheit und eben viel Vertrauen.
Du hat ja jetzt auch schon selbst die Erfahrung gemacht, dass dein Kind aus gewissen "Problemen" ganz von allein rauswächst...

Mir haben übrigens diese drei Bücher ganz besonders geholfen, mein Kind besser zu verstehen:

"Große Kinder" von Oggi Enderlein
"Hochbegabte Kinder: Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung" von Aiga Stapf
"Das hochsensible Kind: Wie Sie auf die besonderen Schwächen und Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen" von Dr. Elaine N. Aron
Zuletzt geändert von sinus am Fr 18. Nov 2016, 11:28, insgesamt 6-mal geändert.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von Rabaukenmama »

Aral2011 hat geschrieben: Also die Testerin hat mit Sicherheit versucht mir zu erklären wo die Diskrepanzen her kommen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass das alles irgendwie an mir vorbei gezogen ist weil ich ziemlich überrascht war über das Ergebnis. Das hätte ich so nicht erwartet. Eher mehr in Richtung durchschnitt war meine Erwartung.
So ungewöhnlich ist das Ergebnis nicht. Im Gesamt-IQ-Bereich 115-130 sind etwa 15% der Bevölkerung. Was beim Profil deiner Tochter auffällt ist die Verteilung auf die einzelnen Bereichte, auf die koschka schon eingegangen ist.
Aral2011 hat geschrieben:Nur würde mich eben interessieren, wie würdet ihr mit solch einem Testergebnis umgehen, welche "Konsequenzen" würdet ihr daraus ziehen. Gar keine? Abwarten?
Was verstehst du unter "Konsequenzen"? Meinst du, dass deine Tochter Kurse besuchen soll? willst du mit ihr öfter ins Museum gehen oder Dir Schulunterlagen kaufen/ausdrucken und mit ihr durcharbeiten? Wenn du so was meinen solltest so kann es nicht schaden solange es deiner Tochter Freude macht und sie trotzdem noch genug Zeit für freies Spiel hat.

Du schreibst von den Schwierigkeiten, die deine Tochter hatte, was ohne Dich zu machen. Das finde ich in dem Alter überhaupt nicht bedenklich. Da macht mich eher fassungslos dass die Kindergärtner gleich von einer "Rückentwicklung im sozialen Bereich" gesprochen haben! In dem Alter haben etliche Kinder eine sehr enge Bindung zu ihren Hauptbezugspersonen. Nur weil es für die Einrichtung einfacher wäre, wenn alle Kinder schön "funktionieren" würden, heißt das noch lange nicht, dass ein Kind sich rückwärets entwickelt. So scheinbare Rückschritte in Teilbereichen sind oft Vorbote von Fortschritten genau in diesen Bereichen. Dessen sollten sich Kindergartenpädaginnen eigentlich bewußt sein.

Aber so, wie du schreibst, hat deine Tochter den Entwicklungssprund der Loslösung ohnehin bereits gemacht bzw. ist auf einem sehr guten Weg. Wenn dieses das einzige "soziale" Problem war dann ist es überwunden ;) .

Ich bin ja selbst HB (IQ 143) und hatte meine ganze Kindheit hindurch soziale Probleme. In Einrichtungen, wo ich mich wohl gefühlt habe (z.B. Volksschule) waren diese nicht so krass, wenn es mir schlecht ging (Kindergartenstart, Hauptschule) um so schlimmer. Bei mir war eine große Diskrepanz zwischen kognitivem uns sozialem Alter. Als ich mit 6 Jahren regulär eingeschult wurde war ich kognitiv am Stand einer 8 1/2 jährigen und sozial am Stand einer Vierjährigen. Mein Sohn, dessen IQ ich nicht kenne, dürfte mir in der Hinsicht ähnlich sein. Er wurde vor 2 Monaten mit 6,6 Jahren regulär eingeschult. Seine Lehrerin meinte neulich zu mir dass er ihrer Einschätzung nach kognitiv mindestens 2 Jahre vorne, sozial aber 2 Jahre hinten sei. Ihm fehlt die "soziale Reife", deren Fehlen auch bei mir in der gesamten Kindheit immer beklagt wurde.

Vor diesem Hintergrund ärgert mich zu lesen, dass die Kindergärtnerinnen so ein Problem daraus machen, wenn ein 4jähriges Kind Trennungsschmerz und eine enge Mutter-Bindung hat.

Wegen Unterforderung brauchst du Dir bei deiner Tochter erst mal keine Gedanken machen. Wenn du sie einfach selbst aussuchen läßt, was sie machen will (also welche Puzzles sie lösen und welche Bücher sie lesen möchte) ist sie genau richtig gefordert.

Ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster, zu behaupten, dass Unter- oder Überforderung vom IQ weitgehend unabhängig ist. Ein Kind kann in ein- und derselben Einrichtung sowohl unter- als auch überfordert sein, je nachdem, welches Maß an Wissen oder Anpassung von ihm erwartet wird. So gesehen war deine Tochter mit der Erwartungshaltung, sie möge sich doch beim Kindergarten-Abschied leicht von Dir trennen und dann auch noch einen "festen Freundesstamm" finden, offensichtlich ÜBERfordert. Hätte man ihr gegengleich in derselben Einrichtung permanent gesagt "Nein, ein 200-Teile Puzzle kannst du sowieso nicht lösen!" oder "Leg das Buch weg, das lesen braucht dich noch nicht interessieren!" dann wäre sie paralell zur sozialen Überfoderung auch noch kognitiv unterfordert gewesen.

Heutzutage ist die Gefahr von Unterforderung viel geringer als noch vor 30 oder 50 Jahren. Es gibt überall Anregungen, tolle fördernde Spielsachen und eine ganze Industrie, die sich Bespaßung und Förderung von Kindern jeden Alters zum Ziel gesetzt hat. Wissen und Informationen aller Art sind überall in verschiedensten Versionen verfügbar (Bücher, Zeitschriften, TV, Audio-DVDs, Videos, Computer, Handys,...). Wenn man ein Kind nicht bewußt ausbremst und ihm Dinge, die es interessieren, z.B. auf Grund seines Alters verweigert, ist es zu Hause ziemlich sicher NICHT unterfordert :) . Auch in den Kindergärten gibt es genug Material um ein kluges Kind zu fordern sofern es nicht daran gehindert wird.

Die Gefahr heute besteht vielmehr im ausbremsen von eigenen Interessen weil ständig animiert, bespaßt und "gefördert" wird und viele Kinder schon vor Schulstart einen durchstrukturierten Tagesablauf haben. Dadurch werden die Möglichkeiten für freies Spiel teilweise rein zeitlich genommen, auch wenn grundsätzlich die Möglichkeit dazu bestehen würde. Später, wenn die Kinder älter werden, verbringen sie den Großteil ihrer Zeit in von Erwachsenen permanent überwachten pädagogischen Einrichtungen und können manche Erfahrungen (auch im sozialen Zusammenleben) dadurch nicht mehr sammeln. Darin sehe ich für die heutigen Kinder (unabhängig vom IQ) mehr Gefahr als in Unterforderung.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
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Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von sinus »

@Rabaukenmama: Volle Zustimmung!!!!

Meine Tochter fühlt sich immer dann am wohlsten und "zeigt sich" da am ehesten, wo man sie nimmt wie sie ist und nicht schaut , wie sie - z.B. im Vergleiche mit anderen - sein sollte.
An sich völlig logisch, oder?
Leider offensichtlich nicht bei allen Pädagogen/Mitmenschen.
Bzw lassen sich so Manche wohl schlicht auch schnell verunsichern, wenn jemand "anders" ist. Wie die Erzieherinnen, die gleich Probleme sehen, weil ein Kind sich nicht so schnell/gut lösen kann, wie die meisten anderen.

Meiner Meinung nach ist "Seelenfutter" und soziale Passung sehr viel wichtiger als "geistige Nahrung" bzw unabdingbare Vorraussetzung dafür.
Ich persönlich glaube nicht, das mehr "geistige Förderung"/mehr Programm DIE Medizin für die meisten der Probleme kluger Kinder sind.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Aral2011
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Registriert: Do 17. Nov 2016, 20:58

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von Aral2011 »

Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank für eure Antworten und eure Einschätzungen.

Zuerst einmal muss ich die Erzieherinnen meiner Tochter etwas in Schutz nehmen. Ich habe mich vielleicht etwas falsch ausgedrückt. Sie haben das alles in dem Sinne nicht als Problem gesehen. Ihnen ist wohl klar, dass es Phasen gibt in denen Kinder sich von ihren Hauptbezugspersonen schlecht lösen können. Meine Tochter war nicht die einzige bei der es so ablief. Sie haben das Wort "Rückentwicklung" auch nicht benutzt. Klar, klingt schon krass. Hab ich mich glaub auch ein bisschen falsch ausgedrückt.
Sie hat eher einen Schritt zurück gemacht. Und das habe selbst ich so gesehen. Es war zu dem Zeitraum wirklich heftig. Vorher hatte vieles ohne Probleme geklappt. Sie war bereits auf einem Kindergeburtstag. Was zu der Zeit aber plötzlich nicht mehr ging. Sie war auch schon allein im Vorschulturnen, was zu dieser Zeit plötzlich auch nicht mehr ging.

Wenn ich ehrlich bin, war eher ich diejenige, die das alles als "Problem" gesehen hat. Die anderen Kinder um sie herum hatten Spaß bei Aktivitäten (wie z. B. beim turnen). Die Kinder haben immer überall mit gemacht. Meine Tochter nicht. In einem Indoorspielplatz hat sie auf so vieles verzichtet weil Mama oder Papa da nicht mit konnten (zu groß, zu schwer).
Wisst ihr, ich hatte Angst das ihre Kindheit an ihr vorbei zieht ohne das sie wirklich "Spaß" hatte. Versteht ihr was ich meine?

Ich habe dann aber irgendwann akzeptiert das meine Tochter eben so ist wie sie ist und von da an konnte ich dann auch besser damit umgehen.

Aber so im großen und ganzen lese ich bei euch heraus, dass das was ich aus dem Testergebniss "mitnehme" gar nicht so verkehrt ist. Ich werde sie weiter fördern (was auch die Testerin meinte, wir sollen keine Sorgen haben, das wir der Schule etwas vorwegnehmen) sofern sie es möchte. Wie eben Rabaukenmama schrieb. Schulunterlagen oder Vorschulunterlagen mit ihr durcharbeiten.
Ein Tangram habe ich ihr auch gekauft.
Und ansonsten warten wir einfach ab was weiter geschieht. Extra Kurse für klügere Kinder ziehe ich bisher nicht in Betracht. Ich möchte auch einfach erstmal abwarten was nach ihrer Einschulung im September nächstes Jahr passiert. Sollte sie dort wirklich unterfordert sein kann ich immer noch über Kurse etc. nachdenken und dann auch gemeinsam mit den Lehrern besprechen was sinnvoll wäre.

Ich danke euch nochmal für eure Antworten
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von sinus »

...so bisschen war das auch auf einige der Erzieherinnen gemünzt, die ich manchmal so kennengelernt habe.
Und die Gedanken/Sorgen, die du beschreibst sind exakt dieselben, die ich manchmal habe/hatte: Sollte sie nicht total gern zum Kindergeburstag gehen???, sollte sie nicht gern mit einer Freundin die Schulbank teilen?" (stattdessen mag sie am Liebsten allein sitzen!), sollte sie nicht eher zum Klassensommerfest gehen wollen, als mit der Familie in einen Wildpark?

Mein Kind will und wollte übrigens nicht dauernd "gefördert" werden, nicht ständig irgendwohin geschleppt werden.
Also zum Kinderprogramm im Museum, zum Puppentheater, Konzert & Co. Sie wollte in dem Alter und manchmal auch noch heute am Liebsten zu Hause in Ruhe und für sich spielen, malen und basteln.
Vorschulhefte & Co interessierten sie übrigens auch nicht sonderlich. Sie spielte dafür lieber in der Natur, verbrachte z.B. Stunden mit Beobachtungen am Gartenteich. (Das ist eigentlich auch immernoch so, sie zieht jeden Waldspaziergang egal bei welchem Wetter einer "Veranstaltung" vor).

Also werd aktiv, wenn das Kind an etwas Interesse bekundet, biete an, aber "erwarte" nichts nur anhand der Ergebnisse so eines Tests. Wie gesagt - die Kinder wissen selbst am besten, was sie brauchen! Man muss nur "zuhören".
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von Momo »

Hallo, herzlich willkommen hier!
Meine Tochter war auch lange Zeit sehr anhänglich und ich hätte mir auch so oft gewünscht, dass sie einfach losspatziert und "Spaß" hat. Doch Spaß hatte sie hauptsächlich, wenn ich dabei war ;) Ich war of ungeduldig, manchmal sogar genervt, weil ICH es mir so schön für sie vorstellte. Doch sie interessierten meine tollen Aktionen gar nicht, oder höchstens, wenn ich dabei war. Manchmal war es schwer auszuhalten, ich hatte das Gefühl, alle anderen Kinder würden freudestrahlend in die Welt hinauslaufen, während meine Tochter verschüchtert an meinem Rockzipfel hing.
Ich weiß nicht, woran es nun liegt, vielleicht, weil wir ihr einfach Zeit gelassen haben, vielleicht weil sie sehr viel Nähe erhalten hat- jetzt hat sie sich fast um 180 Grad verändert. Mit einem Mal ist sie super selbstständig (so ca. ab 5,5 jahren ging es los), möchte sich am liebsten jeden Tag OHNE mich verabreden, organisiert ihr buntes Kinderleben völlig glücklich und selbstständig, kann nicht genug Kurse (Reiten, Akrobatik, Yoga, Aikido, Kung Fu etc.), ebenfalls OHNE mich besuchen und ist sehr klar und selbstsicher dabei- sie sorgt für sich. Ich staune immer noch und jeden Tag aufs Neue.
Also, habe Geduld mit Deiner Tochter- wenn sie noch viel Nähe braucht, gib ihr so viel Dir möglich ist und mehr. Irgendwann wird sie "satt" sein und gestärkt nach vorne gehen- Du wirst Dich wundern ;) Je mehr Du sie allerdingst gut gemeint ins Leben zu schubsten versuchst, umso länger wird es dauern- ich spreche aus Erfahrung :roll:

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
alibaba

Re: Neu hier und gleich eine Frage...

Beitrag von alibaba »

Hi,

mein Kindklein entwickelt sich auch mal vorwärts und mal rückwärts. Kurios ist das. Warum? Ich habe keine Ahnung........aktuell haben wir geschimpft und klare Ansagen gemacht. Ich habe nämlich keine Lust mehr, wenn mal etwas bereits klappte, dann wieder einen Schritt zurück zu gehen und erneut von vorne anzufangen. Jetzt hat es mir gereicht. Allerdings ist mein Kind bereits 10 Jahre alt. :oops:

Entwicklungsphasen gibt es einige im Leben unserer Kinder und dazu gehören auch manchmal Rückschritte. Aufpassen muss man eben nur, das sie nicht ausarten.

Mit diesem IQ sollte man eigentlich ganz gut durchs Leben laufen können. Fördern würde ich immer nach Interesse und nie nach der Höhe des IQ's. Meine Erfahrung ist, das ein IQ, je jünger er gemessen wurde, umso instabiler er ist. Oh...was für ein deutsch. :schwitz:

Wenn sich jetzt die Probleme ja gelöst haben, dann ist doch eigentlich alles in Ordnung?! Ich denke, schulisch sollte das laufen und bis dahin hat man ja auch noch Zeit sich sozial weiter zu entwickeln. Da kann noch viel passieren.

VG
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