Liebe Willow,
Du wolltest Erfahrungsberichte, ich schreibe mal von uns:
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Ersteinmal: Ich glaube, ich kann deine Gefühle sehr gut nachfühlen, denn diese haben wir-mein Mann und ich- auch mehrmals durchmachen müssen.
Unser Sohn wurde mit 5,8 Jahren eingeschult. Er startete seine schulische Laufbahn in einer Montessorischule(zuvor Waldkindergarten, Montessorikindergarten)
Da er dort jedoch überhaupt nicht glücklich wurde, wechselte er nach einem Jahr in eine staatliche Schule, in die auch viele Nachbarkinder gehen.
Da die Rektorin dort ein enorm großes Verständis für hochbegabte Kinder hat, und er sie auch noch zufällig irgendwann als Mathelehrerin bekam, erging es ihm in der staatlichen Schule sehr gut. Allerdings sprang er nach wenigen Monaten von der zweiten in die dritte Klasse (sehr sanft, nach angemessener Schnupperzeit, vorher Drehtürprinzip Mathe etc)
Tja, und im September letzten Jahres wechselte er somit mit 8,8 Jahren auf das Gymnasium.
E s geht ihm sehr gut .Er besucht den sogenannten Hochbegabtenzug des Gymnasium (in Baden-Württemberg) und hat endlich das Gefühl, angekommen zu sein. Vor zwei Wochen sagte er, dass er sich sehr wohl dort fühle, denn endlich "verstehen die Kinder meine Witze!"
Sozial hätte er sicher noch ein Jahr an der Grundschule genießen können. Doch andererseits wird er nun so sehr von den Kindern angenommen, wie nie zuvor. Er ist nicht der "Star", das ist er einfach nicht, er ist dafür zu schüchtern und mag auch gerne seinen Freiraum. Aber er spielt in der Pause schon seit September jeden Tag-das war bisher noch nie so gewesen. Die Kinder verstehen seine Witze, und die Lehrer sagten, er gehöre dort hin. Klar, er ist der jüngste , dazu noch noch ein Junge, das macht es nicht immer einfach. Es gibt Rangeleien unter den Jungs, es gibt "Kämpfe", die übrigens jedoch in dieser Klasse verbal ausgetragen werden.
Doch für ihn war es jedesmal vor einer Akzeleration UNAUSHALTBAR . Er kommt mit kognitiver Unterforderung nicht zurecht.
Es blüht auf, wenn er gefordert ist. Er ist entspannt, wenn er sich morgens in eine Kopfarbeit vertiefen kann, die ihn fordert. DAnn spielt er, dann kommuniziert er mit Kindern und Lehrern, dann ist er so,wie mein Mann und ich ihn kennen(denn zu Hause durfte er schon immer denken und lernen, was ihm beliebte). Die Lehrerinnen im Gymnasium schilderten meinen Sohn etwas anders, als wir es zuvor in Kindergarten und Grundschule erfuhren-er erzählte der Lehrerin Witze-ich war sehr überrrascht, das zu hören. Zuvor hieß es immer, er sei so distanziert und immer etwas "abseits" gewesen.
Ich würde aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, ein Kind akzelereieren, wenn es leidet, wenn es sein MUSS. Denn die andere Seite ist, dass er immer , immer , immer der Jüngste ist. Allerdings ist bei euch der ALtersunterschied nicht so groß!!
Noch zwei Infos: Ich bin auch Lehrerin wie du und kann , so wie du, meinen eigenen Sohn eigentlich gar nicht als Schüler wahrnehmen, ich kenne das
Zweitens: Wir haben unseren Sohn testen lassen, mit 4,8 Jahren( notwendig wegen frühere Einschulung) , mit 6 Jahren (notwendig wegen der Frage, ob er von der Mntessorischule abgehen sollte,)und dann mussten wir es vor einem Jahr im Rahmen des Bewerberverfahrens für die Hochbegabtenklasse noch einmal durchführen lassen.
Liebe Grüße
shaja