Moin, Moin aus NS

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Ritzmic
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Moin, Moin aus NS

Beitrag von Ritzmic »

Tja, nun habe ich mich entschlossen, mich hier zu registrieren, nachdem ich längere Zeit nur mitgelesen habe.

Seit ca. 2 Wochen haben wir "den Salat", dass unserer Tochter (5 Jahre 1/2 Monat) eine HB bescheinigt wurde - falls es interessiert mit K-ABC II (Seq 155, Sim 146, Lernen 125, Wissen 150, FKI 151).

Aber kurz zur Historie, wie alles zustande kam:

Ich starte mal da, wo vielleicht auch viele andere Eltern eine erste Indikation erhalten haben dürften, dass ihr Kind „aus der Reihe tanzt“. Sehr früh erhielten wir schon Aussagen wie z.B. „die kann aber schon sehr gut sprechen mit 2 Jahren“ oder „sie ist sehr weit für ihr Alter“. Lange Zeit haben wir uns keine Gedanken über Hochbegabung gemacht, sondern vieles auf die Tatsache zurückgeführt, dass wir sehr früh mit unserer kleinen Maus gelesen oder ihr alles mögliche erklärt haben, während andere Eltern in unserem Bekanntenkreis die Kinder lieber vor den Fernseher gesetzt haben.

Im Laufe der Zeit (zwischen dem 4 bis 5 Lebensjahr mit steigender Intensität) wurde der familiäre Tagesablauf immer schwieriger – von Aussagen wie „ich will nicht in den Kindergarten“ über ellenlange Grundsatzdiskussionen hinsichtlich unserer elterlichen Entscheidungen bis hin zum Zeitpunkt (vor ca. 1/2 Jahr), als unsere eigentlich sehr aufgeschlossene und fröhliche Tochter anfing, gehäuft Phasen der Traurigkeit und der Nachdenklichkeit an den Tag zu legen. Letztendlich landeten wir bei einer Erziehungsberatungsstelle, die uns mit den Worten „sie machen alles richtig, Ihr Kind ist nur schon sehr weit für sein Alter“ entließ.

Nach Konsultation unseres Kinderarztes nahmen wir Kontakt mit der DGhK auf. Auf deren Empfehlung hin vereinbarten wir einen Termin mit dem BeGa-Institut und ließen unsere Tochter testen.

Das Ergebnis hat meine Frau und mich zunächst geschockt. Aber dank des Tests hat sich die Situation bei uns zu Hause signifikant normalisiert, da wir jetzt wissen, wie unsere Tochter „tickt“ und woher viele „Tagesproblemchen“ herrühren.
Mit dem nun vorliegenden Befund fangen aber die in diesem Forum so oft schön beschriebenen Probleme bei der Suche nach Hilfestellung, Unterstützung und Verständnis an. Deshalb sind wir nun hier:)
Rabaukenmama
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo, herzlich willkommen hier :) !

Was ich bei eurer Vorstellung etwas verwirrend empfinde: warum hat euch das Ergebnis "geschockt"? Verbindet ihr negative Gedanken mit dem Thema Hochbegabung oder habt ihr Ängste, eurer Tochter nicht gerecht zu werden? Oder glaubt ihr, mit hohbegabten Kindern würde es generell viel mehr Probleme geben als mit durchschnittlich begabten? Was heißt "Seit 2 Wochen haben wir den Salat?" (ich nehme an es ist das Testergebnis gemeint)?

Würde mich einfach mal interessieren - nix für ungut :fahne: !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Ritzmic
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Ritzmic »

Danke für das Willkommen!

Wieso wir geschockt waren? In erster Linie, weil man sich als Eltern fragt, wie man seinem Kind gerecht wird, welche Herausforderungen damit wohl verbunden sein werden. Aber natürlich auch die Frage, wie man damit umgeht und wie das Umfeld darauf reagieren wird. Genau die Punkte, die Du angesprochen hast.

Insbesondere war die Situation skuril, da der Test auf 4 h angesetzt war, unsere Kleine nach 3 h durch war und auf die Frage, ob es schön war (sie wusste von uns nicht, wozu der Test war) mit den Worten antwortete: "Toll. Aber ich konnte das alles nicht" :shock:

Wir hatten eher mit einer Expertise Richtung erzieherischer Handlungsfelder gerechnet :?

Zum Thema "haben wir den Salat": ja, es ist das Testergebnis gemeint und all die Gespräche in den letzten zwei Wochen mit dem Ziel für uns Hilfestellung (z.B. vorzeitige Einschulung ja/nein; zusätzliche Förderung und wenn ja, was, etc.) zu bekommen. Seitdem ist die Verwirrung nur größer :shock:
Ritzmic
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Ritzmic »

Ups, vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt :fahne:

Wir suchen keine Förderung von extern, sondern fragen uns vielmehr, ob und wann ja, wie wir unsere Maus fördern sollen. ;)

Vielleicht ein paar mehr Informationen zu unserer Verunsicherung: unsere Tochter zeigt eine vermehrte Traurigkeit im Anschluss an die tägliche Zeit im KiGa. Öfters möchte sie auch gar nicht hin. Diesem Trend, der sich in den letzten Monaten verstärkt hat, möchten wir gerne Einhalt gebieten. Daher stellt sich uns die Frage, ob Forderung/Förderung innerhalb der Familie ein Weg ist oder eher eine vorzeitige Einschulung (sie will zwar schon in die Schule, aber sie möchte sich nicht von ihren zwei Freundinnen trennen). Sie erarbeitet sich seit einiger Zeit Lesen, Schreiben und Rechnen, aber wir sehen sie irgendwie nicht wirklich in der Schule. Komplexere Aufgaben soll sie laut Test problemlos gelöst haben, aber bei einfachen Aufgaben, die wir ihr stellen, scheint sie auf dem Schlauch zu stehen :? Z.B. war die Aussage im KiGa, dass sie beim einfachen MiniLük total überfordert war.

Warum wir hier vielleicht etwas sehr sensibel agieren, liegt in einem weiteren Punkt begründet. Mein jüngerer Sohn aus erster Ehe hat eine attestierte Hochbegabung und war bis in die GS hinein ein fröhliches Kind. Die damalige Klassenlehrerin hatte ihn zusätzlich gefördert mit Knobelaufgaben. Mit dem Wechsel auf's Gymnasium erfolgte sehr schnell (5. Klasse) die Empfehlung zum Sprung in die 6te. Dieses wurde von meiner Exfrau abgeblockt. Leider hat er sich seitdem (er ist mittlerweile 13) sozial unvorteilhaft entwickelt. Fröhlichkeit erlebt man bei ihm nur noch selten.

Da wir hier gewisse Parallelen sehen, wollen wir unserer Tochter das an die Hand geben, was sie ihre Kindheit unbeschwert erleben läßt.

Ich hoffe, dass ich unsere Sorgen transportieren konnte bei dem ganzen Wirrwarr im Kopf. :)

HG
Ritzmic
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Rabaukenmama »

Ritzmic hat geschrieben:Danke für das Willkommen!

Wieso wir geschockt waren? In erster Linie, weil man sich als Eltern fragt, wie man seinem Kind gerecht wird, welche Herausforderungen damit wohl verbunden sein werden. Aber natürlich auch die Frage, wie man damit umgeht und wie das Umfeld darauf reagieren wird. Genau die Punkte, die Du angesprochen hast.

Insbesondere war die Situation skuril, da der Test auf 4 h angesetzt war, unsere Kleine nach 3 h durch war und auf die Frage, ob es schön war (sie wusste von uns nicht, wozu der Test war) mit den Worten antwortete: "Toll. Aber ich konnte das alles nicht" :shock:

Wir hatten eher mit einer Expertise Richtung erzieherischer Handlungsfelder gerechnet :?

Zum Thema "haben wir den Salat": ja, es ist das Testergebnis gemeint und all die Gespräche in den letzten zwei Wochen mit dem Ziel für uns Hilfestellung (z.B. vorzeitige Einschulung ja/nein; zusätzliche Förderung und wenn ja, was, etc.) zu bekommen. Seitdem ist die Verwirrung nur größer :shock:
Der Schluss "hochbegabtes Kind" = "Probleme sind vorprogrammiert" ist schlichtweg falsch. Probleme ergeben sich NIE aus der Begabung eines Kindes!

Ursache für Probleme kann der falsche Umgang mit dem Kind sein (im Kindergarten, in der Schule, in der Familie,...) oder es sind andere Gegebenheiten. Damit meine ich vom IQ unabhänigige Charaktereigenschaften (z.B. geringe Frusttoleranz, wenig Resilienz, soziale Defizite,...) oder auch eine Wahrnehmungsstörung wie ADHS oder eine ASS, die man bei klugen bzw. sehr klugen Kinder oft erst spät bemerkt, weil diese Kinder viel kompensieren. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun, es tritt unabhängig voneinander auf, so wie Haarfarbe und Schuhgröße ;) .

Zusätzliche Förderung im Sinne von "das Kind sollte möglichst viel noch zusätzlich machen bzw. lernen" ist nicht immer sinnvoll. Manche Kinder lieben das, andere machen es nur den Eltern zuliebe, bei wieder anderen klappt es gar nicht. Wichtig ist einfach, genauer hinzuhören, wo die Interessen des Kindes liegen und was es SELBST will.

Bei meinem 7jährigen Sohn schaut das so aus, dass ich schon seit einigen Jahren mit ihm Ausstellungen, Vorträge usw. für die nächste Altersstufe besuche. Bisher gab es noch nie ein Problem. Wenn ich meinen damals 5jährigen z.B. im Planetarium für die Vorführung für 6-10jährige angemeldet habe, wurde ich schon darauf hingewiesen, dass es auf was für 4-6jährige gibt. Ich habe dann einfach kurz auf seine Hochbegabung verwiesen (eigentlich hochstaplerisch, da wir immer noch keinen Zahlenwert haben :mrgreen: ) und es war nie ein Problem. Bei der Vorführung selbst hat er übrigens mehr verstanden und gewusst als alle anderen anwesenden Kinder. Dasselbe bei anderen Aktivitäten: Haus der Musik, Planetarium, Flughafenbesichtigung, technisches Museum, Konsolenspiel-Workshop,... einfach eine Altersstufe weiter und es hat - zumindest bei uns - meistens gut geklappt :) .

Ich habe auch überlegt, ihn ein Instrument lernen zu lassen oder ihn in einem Sportverein einzuschreiben, aber das hat sich bisher aus seinen eigenen Interessen einfach nicht ergeben. Er macht Kung Fu, aber als Einzeltraining, weil er immer noch Probleme in großen Gruppen mit Gleichaltrigen hat. Ich vermute bei ihm mittlerweile eine Wahrnehmungsstörung und warte noch, was die anstehende Diagnostik sagt. Auch auf Grund seines schwierigen Sozialverhaltens habe ich mich für eine reguläre Einschulung entschieden. Für uns war das der richtige Weg, weil sich mein Sohn bis zum letzten Tag im Kindergarten sehr wohl gefühlt hat.

In der Schule kommt er - auch dank sehr guter Lehrerinnen und viel Differenzierung - meistens gut zurecht. Die Anpassungsschwierigkeiten vom Anfang scheinen erst mal überwunden. Den Stoff der ersten Klasse hatte er - laut Lehrerinnen schon bei Schuleintritt intus. Daher ist seine Hauptaufgabe jetzt, im ersten Schuljahr, Kollegialität und Sozialverhalten zu lernen. Er besucht eine Mehrstufenklasse wo er auf seinem Niveau lernen kann und ist dem Lehrplan für seine Schulstufe in allen Gegenständen weit voraus, obwohl er nur das Notwendigste macht.

In der Freizeit liest er sehr viel (Comics, Sachbücher, Romane,...quer durch die Bank) und bastelt gerne. Er interessiert sich für Recykling und erneuerbare Energien. Der Besuch einer Kinderführung im Wasserkraftwerk war ein Highlight für ihn. Am Spielplatz dagegen ist er ganz Kind und kann stundenlang mit Wasser und Dreck spielen 8-) .

Was ich damit sagen will: allein die Förderung eines klugen Kindes ist nicht schwierig. Wenn man beobachtet, was das Kind gerne macht und was es interessiert, und ihm dazu Möglichkeiten bietet, kann man nichts falsch machen.

Das Verhalten "nach außen" ist auch nicht schwierig, zumindest so lange das Kind halbwegs problemlos "funktioniert". Da kann man auf so Aussagen wie "Wow, ihr Kind kann aber schon viel!" selbsbewusst mit "stimmt" antworten. Bei meinem älteren Sohn war das anders-sein gerade im Kleinkind- und Kindergarten-Alter sehr auffällig. Er konnte z.B. an seinem 2. Geburtstag perfekt buchstabieren. Was mich noch mehr fasziniert hat war aber sein logisches Verständnis für alle möglichen Situationen und seine perfekte Ausdrucksweise ab der Zeit, wo er begonnen hat, in Sätzen zu sprechen (bei ihm mit 2,4 Jahren). Ich wurde immer wieder angesprochen ob mein Sohn hochbegabt ist. Da ich selbst geteste HB bin ist es natürlich naheliegend, aber ich habe mich nie für den Zahlenwert interessiert und bisher war es auch nicht notwendig, ihn testen zu lassen. Bei der Entwicklungsdiagnostik mit 4 Jahren war er in allen Bereichen "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich überdurchschnittlich", weil da einfach nur kognitive und motorische Fähigkeiten getestet wurden und nicht etwa das Sozialverhalten. :mrgreen:

Außerdem habe ich noch einen jüngeren Sohn, der im Juli 5 Jahre alt wird. Er ist gehörlos geboren und vor einem halben Jahr wurde bei ihm auch Autismus diagnostiziert (im Rahmen einer Entwicklungsdiagnostik). Mein jüngerer Sohn ist durchschnittlich intelligent mit Ausnahembegabungen im mathematischen Bereich. Er ist aber auch verhaltensauffällig, jedoch in anderen Bereichen als sein Bruder. Da seine Behinderungen von Außenstehenden nicht erkannt werden kann ich mir immer wieder anhören wie schlecht erzogen er ist und wie unfähig ich als Mutter bin. Mittlerweile kann ich schon gut damit umgehen, aber glaubt mir, das ist viiiiiel schwieriger als der Umgang damit, dass ein Kind einfach besonders klug und in vielen Dingen schon "weiter" ist.

Klar gibt es auch Vorurteile und ich habe bezüglich meines älteren Sohnes durchaus Aussagen gehört wie "Also ICH übe nicht mit meinem Kind ständig Buchstaben, denn es soll eine unbeschwerte Kindheit haben". Da reicht es mir aber, zu wissen, dass ich tatsächlich nie aktiv mit ihm Buchstaben geübt habe und er sich das sinnerfassende Lesen komplett selbst beigebracht hat (nicht, weil ich nicht helfen wollte, er hat es einfach nicht gebraucht). Aber so Aussagen sind selten und sind - zumindest in unserem Fall - immer von Personen bekommen, die für mich und meine Familie ohnehin nicht bedeutet haben. Nur weil irgendwer vielleicht Vorurteile hat und mir unterstellt, eine Eislauf-Mutter zu sein, lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen ;) .
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Ritzmic
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Ritzmic »

Guten Morgen,

erst einmal ein herzliches Dankeschön für die ausführlichen Anregungen und Gedankenanstöße!

Es ist halt nicht so einfach, den richtigen Weg zu finden. Was es ja auch generell in der Erziehung nicht ist. ;) Ich finde es bewundernswert, dass Du, Rabaukenmama, Dich soweit von den gesellschaftlichen Mechanismen befreien konntest, dass Du Dich von diesem täglichen Konkurrenzkampf (nicht der Kinder, sondern der Eltern) nicht mehr tangieren lässt. Unsere Maus leidet da schon ein bisschen drunter, dass ständig die Vergleiche "wer ist schneller im Laufen", "wer ist körperlich größer", "wer kann besser turnen", blabla gezogen werden. Sie ist halt die Kleinste in ihrer Altersgruppe im KiGa (welch ein Wunder, sind wir Eltern doch beide nicht besonders groß gewachsen :lol: ) und motorisch halt nicht ihrem Alter entsprechend (weswegen sie Physiotherapie bekommt). Entsprechend wird sie gerne mal gehänselt. Selbiges gilt auch für unseren HB-Sohnemann, der motorisch auch eher wie eine Eisenbahnschranke ist ;) . Mir persönlich gehen diese ständigen Vergleiche "auf den Keks". Vielleicht gerade daher, weil wir vier sehr unterschiedliche Kinder haben. Sind halt alles Individuen mit ihren Stärken und Schwächen :lol:

@ Koschka: vielen Dank, Deine Erfahrungen, wie auch die von Rabaukenmama, sind für uns sehr wertvoll, denn wir können sie mit unserem erzieherischem Bauchgefühl abgleichen. Wir spielen auch mit dem Gedanken, unsere Maus nach dem Sommer einzuschulen - allerdings auch wie bei Dir mit Plan C. Das war auch die Empfehlung der Kinderpsychologin. Ab Sommer die Kleine sozusagen "hospitieren" zu lassen und auf Basis der dann eintretenden Erkenntnisse das weiter Procedere zu entscheiden. Wir haben im Nachbarort eine Grundschule aus dem sogenannten Kooperationsverbund (Niedersächsisches Konstrukt der Inklusion für Minder-/Hochbegabte) die für die 1. und 2. Klassenstufe ein Jahrgangs übergreifendes Modell betreibt. Vielleicht ist das was für sie.

Zum Thema Neigungen und Interessensgebiete sind wir als Eltern noch in der Erkundungsphase. Mit knapp 2 konnte sie sich stundenlang über alles mögliche unterhalten und einfache Worte wie ihren Namen, Oma, Opa, Baum, etc. konnte sie mit 3,5 schreiben und lesen. ABER seit diesem Zeitpunkt scheint sie sich, was das Lesen und Schreiben anbelangt, nicht weiterentwickelt zu haben, bis sie vor kurzem für eine kurze Zeit wieder bei uns nachzufragen begann, wie das eine oder andere zu lesen sei :? Selbiges Phänomen beim Rechnen: den Zahlenraum bis 20 hat sie sich selbst erarbeitet und ebenso das Rechnen in Bezug auf Addition/Subtraktion. Seit längerer Zeit hat sie auch hier dann ihre Eigenmotivation wieder eingestellt und sich gefühlt nicht weiterentwickelt. Aktuell ist das Thema Reimen bei ihr ein wesentlicher Schwerpunkt neben Dinosauriern, Fossilien und dem Weltall :o. Gestern musste ich ihr eines meiner alten "Was ist Was"-Bücher über Dinos vorlesen, in dem auch die Entstehung von Fossilien beschrieben wurde. Heute Morgen beim Frühstück wollte sie mich dann davon überzeugen, dass Wasser, wenn es lange unter der Erde eingeschlossen ist, zu Glas wird :lol:

Musik war und ist ihr immer wichtig. Sie würde gerne Gitarre spielen lernen (bin mir aber nicht sicher, ob das nur deshalb der Fall ist, weil ich selber Gitarre spiele).
Knobelspiele findet sie ganz toll. Rushhour hat sie bis "Grand Master" durchgezogen und selbständig gelöst - nur dass wir immer den Startaufbau machen mussten, denn das war ihr zu langweilig. Für MiniLük hat sie keine Geduld, das hat sie einmal gemacht und danach war es uninteressant. Bei ihr ist halt unsere Herausforderung, dass sie sich - gefühlt - bisweilen dümmer macht als sie ist. Ich mache mal ein Beispiel: sie wird im Kindergarten gefragt, wo an einem großen Brett ihr Name steht. Sie schaut mit verwirrten Blick drauf und findet in scheinbar nicht. Die anderen Kinder stehen drum herum und versuchen ebenfalls Namen zu identifizieren. Da wird dann auf Louis gezeigt und gesagt, das wäre der Name Linda. Wenn dann aber die Namen ihrer beiden Freundinnen falsch identifiziert werden, zeigt sie plötzlich auf derer beiden Schilder und sagt "falsch, die stehen doch da und da und meiner steht da..." Hä?? :? Das klingt jetzt bestimmt doof, aber manchmal zweifeln wir die Testergebnisse echt an und halten unser Kind eher für begriffsstutzig :lol: Hat da jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich denke, der Weg, den Du, Rabaukenmama, beschrieben hast, ist für uns wohl auch der passende - einfach ab ins Museum oder zu ähnlichen Veranstaltungen und dann soll sie mal schauen, für was sie sich begeistern kann und wo sie eine inhaltliche Tiefbohrung ansetzen möchte oder eben auch nicht ;)
charlotte12
Dauergast
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von charlotte12 »

Hallo Ritzmic,
Das klingt jetzt bestimmt doof, aber manchmal zweifeln wir die Testergebnisse echt an und halten unser Kind eher für begriffsstutzig :lol: Hat da jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
:) So geht es mir auch immer wieder. Meine Tochter ist in der 1. Klasse, es war eine knappe Früheinschulung, kurz vor dem Stichtag. In Mathe lernt sie schon seit der Zeit vor der Einschulung absolut gar nichts dazu, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, sie entwickelt sich rückwärts, kann weniger als mit vier Jahren. Bis sie dann plötzlich nachts um drei mit so komplizierten mathematischen Überlegungen ankommt, dass mir die Spucke wegbleibt. Am nächsten Tag ist das dann wieder wie weggeblasen, und sie steht bei den simpelsten Mathe-Hausis auf dem Schlauch. Einmal hab ich ihr erlaubt, mitten in der Nacht Mathe-Hausis zu machen, das ging taumhaft schnell. Hab mir schon überlegt, ob es eine nächtliche mathematische Hochbegabung gepaart mit einer Tageslicht-Dyskalkulie gibt und ändere ständig meine Meinung, ob sie in Mathe jetzt über- oder unterfordert ist.
MiniLük mag meine übrigens auch nicht, es ist ihr viel zu anstrengend, die Plättchen zusammen zu suchen, um die Lösung "einzugeben".
Mit vier Jahren brachte sie sich ziemlich selbständig das Flötenspielen bei - jetzt blickt sie das Triola-Spielen nicht mehr. Und dann kommen wieder irgendwelche Knaller, wie z.B. von jetzt auf gleich längere selbsterfundene Geschichten, die urplötzlich fast ohne Rechtschreibfehler geschrieben sind. Und dann schreibt sie wieder rein nach Gehör in Großbuchstaben.
Ritzmic
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Ritzmic »

charlotte12 hat geschrieben:MiniLük mag meine übrigens auch nicht, es ist ihr viel zu anstrengend, die Plättchen zusammen zu suchen, um die Lösung "einzugeben".
Genau das hatten wir auch...erst hat sie es einmal wunderbar gemacht und dann beim nächsten Mail war's ihr zu schwer :?
Alles andere in ähnlicher Form wie bei Deiner Kleinen, in dem einem Augenblick geistige Überflieger, die nicht alterskonform sind, und im nächsten Augenblick Fragen oder Unverständnis, die uns grundsätzlich an ihrem Verstand zweifeln lassen (ist nicht so negativ gemeint, wie ich's geschrieben habe, mir fiel nur gerade keine bessere Formulierung ein). ;)
inessa73
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von inessa73 »

charlotte12 hat geschrieben: :) So geht es mir auch immer wieder. Meine Tochter ist in der 1. Klasse, es war eine knappe Früheinschulung, kurz vor dem Stichtag. In Mathe lernt sie schon seit der Zeit vor der Einschulung absolut gar nichts dazu, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, sie entwickelt sich rückwärts, kann weniger als mit vier Jahren. Bis sie dann plötzlich nachts um drei mit so komplizierten mathematischen Überlegungen ankommt, dass mir die Spucke wegbleibt. Am nächsten Tag ist das dann wieder wie weggeblasen, und sie steht bei den simpelsten Mathe-Hausis auf dem Schlauch. Einmal hab ich ihr erlaubt, mitten in der Nacht Mathe-Hausis zu machen, das ging taumhaft schnell. Hab mir schon überlegt, ob es eine nächtliche mathematische Hochbegabung gepaart mit einer Tageslicht-Dyskalkulie gibt und ändere ständig meine Meinung, ob sie in Mathe jetzt über- oder unterfordert ist.
Genau das Gefühl habe ich bei meinem Kleinen auch. Der wusste mit 4-5 Jahren mathematische Sachen, die zur Zeit teilweise verschüttet sind.

Irgendwie habe ich das Gefühl, er ist zu faul zum Denken geworden. Der Anspruch in Mathematik in der ersten Klasse ist ja nicht wirklich groß, da mault sogar seine Zwillingsschwester, die in dem Bereich eher normal unterwegs ist, rum, dass sie nichts lernt.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Moin, Moin aus NS

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich glaube generell dass sich kluge Kinder häufig "nach unten" anpassen. An anderer Stelle habe ich schon geschrieben dass mein Sohn mit 2 Jahren und 10 Monaten auf die Frage nach seinem Alter mit "Noch bin ich wei Jahe alt aba am hitten hitten wede ich dei Jahe alt!" (das "r" konnte er noch nicht aussprechen). Drei Jahre später hat er auf dieselbe Frage 5 Finger in die Höhe gestreckt - weil er das von den anderen Kindern im Kindergarten so gesehen hatte :P .

Mit 3 Jahren und 5 Monaten meinte meinte mein Sohn zur Oma: "Wenn 10 Unterhosen hast und der Mama 3 mit gibst bleiben noch 7 bei dir!". Und vor einigen Tagen hat mich mein mittlerweile 7jähriger ernsthaft gefragt, wie viel 1+1 ist. Ich habe aufs gerate Wohl "17" geantwortet, worauf natürlich sofort "Falsch! Eins und eins ist doch zwei!" gekommen ist. Darauf meine Gegenfrage warum er das fragt wenn er es ohnehin (schon ewig) weiß. Antwort war ein breites Grinsen - da kenne sich wer aus!

Ich nehme mal an es geht Kindern bei so was einfach um Konversation und austesten von Reaktionen. Generell habe ich in der Entwicklung beider Kinder immer wieder Phasen mit großem Interesse für eine Sache beobachtet (z.B. Zahlen, Buchstaben, die Uhr, Purzelbaum schlagen, springen,...) die sich mit totalem Desinteresse abgewechselt haben. Mein älterer Sohn konnte mit 2 Jahren perfekt buchstabieren. Dann hat sich lange gar nichts getan. Mit 3 Jahren und 9 Monaten begann er plötzlich, nach Gehör zu schreiben. Dann war wieder lange nichts. Mit 4 Jahren und 6 Monaten konnte er von einem Tag auf den anderen sinnerfassend lesen.

Andererseits frage ich mich, welche Erwartungshaltung Eltern an ein hochbegabtes Kind haben dürfen. Dass es sich immer nur für geistige Herausforderungen interessiert soll und ständig noch mehr erreichen will? Warum sollte es das? Ich bin eine hochbegabte Erwachsene und bin mir ziemlich sicher, dass es wesentlich herausforderndere Freizeitbeschäftigungen für mich gäbe, als "Candy Crush" auf dem Handy zu spielen :P . Das beruhigende daran ist, dass meine Hochbegabung dadurch nicht verschwinden wird - genauso wenig wie sie es bei unseren Kindern tut, wenn sie am liebsten etwas machen, was wir als keine besonders wertvolle Tätigkeit sehen, oder wenn sie sich wieder mal dümmer stellen, als sie sind :mrgreen: .
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