Medienkompetenz von Kindern

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
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Rabaukenmama
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Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Rabaukenmama »

Angeregt durch einen anderen Thread teile ich mal meine Gedanken zum Thema Medienkompetenz.

Ich persönlich teile diese Kompetenz in 3 Bereiche ein

1. der Hobby-Bereich: in dem Fall wird der Computer (bzw. der Laptap, das Tablet, das Smartphone) für Freizeitgestaltung/Zerstreuung genutzt. Damit meine ich neben Spielen (auch online) auch die Pflege von sozialen Kontakten über Netzwerke wie FB, whatsapp und/oder diverse Foren sowie das finden von Informationen über die Suchfunktionen. In diesen Bereichen sind Kinder heutzutage meiner Beobachtung sehr kompetent.

2. der Arbeits-Bereich: damit meine ich den Umgang mit den bekannten "Arbeits"-Programmen wie word, excell oder power point, das erkennen welches Programm sich für welche Anwendung eignet sowie Kompetenz in spezifischen Programmen wie SAP, welches ja nach Bedarf für verschiedenste Zwecke modifizierbar ist. Teilweise sind Kenntnisse aus dem Hobby-Bereich auch hier nützlich, "allein" sind sie aber zu wenige. Hier ist die Kompetenz unter Kindern sehr verschieden. Grundsätzlich besteht eine große Lernfähigkeit, es gibt aber gar nicht so wenige Kinder (über 10), die über den Hobby-Bereich nicht hinauskommen und schon an einem einfachen word-Brief oder einer excell-Tabelle mit ein paar Rechenformeln scheitern.

3. der Lern-Bereich: in dem Fall werden die modernen Medien zur Vermittlung von Wissen und Lerninhalten genutzt. Das kann sowohl schulisch als auch privat sein und reicht vom schlichten ansehen einer DVD über e-learning für die Uni und diverse Lern- und Austauschforen bzw. Chats zu verschiedensten Themen. Die Medien werden genutzt um sich Wissen anzueignen oder dieses zu vertiefen. Wie gut bzw. schlecht ein Kind mit diesen Angeboten zurechtkommt bzw. wie häufig es diese Angebote nutzt hängt einerseits von der Qualität der Angebote des zu vermittelnden Lernstoffs und andererseits vom Lerntyp des Kindes ab.


Natürlich sind die hier beschriebenen Bereiche nicht klar zu trennen sondern gehen ineinander über. Es besteht hier nur die Gefahr was zu verwechseln. Kinder, die ständig vor dem PC oder Laptop sitzen sind nicht automatisch kompetent sondern nutzen das Teil vielleicht nur, um sich irgendwelche Videos anzusehen und sich mit Freunden zu unterhalten. Oder sie haben zwar ursprünglich den Vorsatz, das Teil zum lernen zu nutzen, verlieren sich aber dann stundenlang in sozialen Netzwerken, wo sie eigentlich nur mal eine kurze Frage stellen wollten.

Gerade für Kinder, die sich leicht ablenken lassen, stellt mMn immer noch ein gutes Buch (oder auch ein spezifischer Film) zu einem bestimmten Thema in ruhiger, angenehmer Atmosphäre, die beste Lernquelle dar. Ich verteufle die neuen Medien nicht, halte sie aber nicht generell (vor allem nicht: bei jedem Menschentyp) für geeignet zur Vermittlung von Lerninhalten.

Abgesehen davon besteht gerade bei sozialen Netzwerken und Spielen eine nicht zu unterschätzende Suchtgefahr. Erst vor ein paar Tagen habe ich im Fernsehen eine Doku gesehen wo eine Klasse mit ca. 15jährigen Schülern dazu aufgefordert wurde, für zwei Tage freiwillig das Smartphone abzugeben. Die Hälfte der Schüler war nicht dazu bereit weil sie es "ganz dringend" brauchte. So eine Abhängigkeit gibt mir schon zu denken.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Wenn ein Kind in der Schule ein Lernprogramm nutzt besteht doch keine Gefahr sich damit im Internet zu verlieren, oder? :D
Das habe ich nie behauptet. Mir ging es um die Feststellung dass "Medienkompetenz" verschieden gesehen werden kann.
Koschka hat geschrieben: Die Grundschulbücher sind auch hoffnungslos mit Bildern und Farben überladen, ohne das daraus irgenein Mehrwert entsteht.
Ob Mehrwert oder nicht kommt ganz auf den Lerntyp an. Zugegeben - bei manchen (Schul-) Büchern sind die Bilder sinnfrei, z.B. das Foto eines Salzstreuers in einem Chemiebuch wenn es um Natriumchlorid geht :P .

Aber mit Diagrammen, Tabellen, Maßstabzeichnungen oder schematischen Darstellungen kann man sehr wohl Wissen aneignen oder vertiefen. Mein älterer Sohn ist ein visueller Lerntyp und im Moment ist sein Lieblingbuch ein Schülerlexikon für 10-16jährige mit sehr vielen Bildern, die aber durchaus das lernen unterstützen bzw. Lust machen, auch den dazugehörigen Text zu lesen. Auch mich interessieren und faszinieren die vielen Bilder (und natürlich auch die Texte ;) ), obwohl ich an sich eher ein akkustischer Lerntyp bin.
Koschka hat geschrieben: Das einzige Problem - kleine Kinder tippen mit einem Finger, und sind dadurch ziemlich langsam.
Auch das ist von Typ zu Typ verschieden. Großsohn tippt sehr langsam und muss jeden Buchstaben extra suchen, Kleinsohn, der noch gar nicht lesen und schreiben kann (nur buchstabieren) weiß den Platz von jedem Buchstaben auf der Tastatur und tippt bei Diktat (z.B. sein Name oder einfache Wörter wie "Mama" oder "Ball") erstaunlich schnell. Er hat so oft das Alphabet über die Tastatur eingetippt dass es diese in- und auswendig kennt.
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gazzl
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Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von gazzl »

Koschka hat geschrieben::D Die Grundschulbücher sind auch hoffnungslos mit Bildern und Farben überladen, ohne das daraus irgenein Mehrwert entsteht.
Oh das ist mir auch mehrfach aufgefallen und ich finde es fürchterlich. Kunterbunt, quietschbunt. Es trieft gerade so vor Farben und Sachen, die Aufmerksamkeit erhaschen wollen.
Wie kannst du ein Limit setzen, wenn du die Grenzen nicht kennst?
Maja-M
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Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Maja-M »

Es wird von Medienexperten empfohlen einen Medienfreien Tag in der Woche festzulegen. Kein Smartphone, ein TV, Kein Computer...
Viele Medien lösen bei ihren Nutzern sehr bald Glücksgefühle aus. Der Computerspieler hat schnelle Erfolgserlebnisse, der Facebook- und TV-Nutzer erhält den Eindruck ständig etwas Neues zu bekommen. Die Medienmacher verstehen ihr Handwerk sehr gut, immer und immer wieder neue Reize zu erzeugen, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erlangen - damit verdienen sie letztlich ihr Geld.
Ein Medienfreier Tag soll dieser Gewohnheit, sich den Impulsen der Medien hinzugeben, vorbeugen bzw. die Abhängigkeit schmätern und einen realisieren lassen, welche schönen Erlebnisse in der "echten" Welt auf einen warten.
Rabaukenmama
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Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Rabaukenmama »

Maja-M hat geschrieben:Es wird von Medienexperten empfohlen einen Medienfreien Tag in der Woche festzulegen. Kein Smartphone, ein TV, Kein Computer...
Viele Medien lösen bei ihren Nutzern sehr bald Glücksgefühle aus. Der Computerspieler hat schnelle Erfolgserlebnisse, der Facebook- und TV-Nutzer erhält den Eindruck ständig etwas Neues zu bekommen. Die Medienmacher verstehen ihr Handwerk sehr gut, immer und immer wieder neue Reize zu erzeugen, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erlangen - damit verdienen sie letztlich ihr Geld.
Ein Medienfreier Tag soll dieser Gewohnheit, sich den Impulsen der Medien hinzugeben, vorbeugen bzw. die Abhängigkeit schmätern und einen realisieren lassen, welche schönen Erlebnisse in der "echten" Welt auf einen warten.
Hmmm, hört sich grundsätzlich ja ganz gut an, aber...
...wenn jemand bereits mediensüchtig ist wird er einen ganzen medienfreien Tag nicht schaffen und wenn keine Sucht vorliegt dann ergeben sich ohnehin immer wieder automatisch medienfreie Tage. Bei meinem älteren Sohn (5,8 Jahre) sind es meistens mehrere Tage pro Woche wo er gar keine Medien nutzt, daher käme es mir seltsam vor einen fixen medienfreien Tag bei ihm einzufordern. Denn es kann durchaus auch vorkommen dass er mal mehrere Tage hintereinander am PC sitzen und spielen oder Videos schauen will. Und dann ist wieder für mehrere Tage Pause.

TV interessiert ihn kaum, er hat am Sonntag eine einzige Lieblingssendung, ansonsten ist ihm Kinderprogramm entweder "zu schlimm" oder "zu blöd". Wenn er doch mal fernsieht dann meistens irgendwelche Gesundheitssendungen (Dokus) weil er sich sehr für den menschlichen Körper und dessen Funktionen interessiert.

Eine eigene Spielkonsole wurde bisher noch nicht verlangt und hat er auch nicht. Das will ich so lange wie möglich hinauszögern. Hie und da darf er aber mit Papas Playstation spielen.

Smartphone besitze ich nicht, daher ist das auch bei meinem Sohn nicht unbedingt ein Wunschteil. Mir ist aber bewusst dass ich bzw. er über kurz oder lang nicht drum rumkommen werden.

Grotesk wird es in meinen Augen dann, wenn die Eltern selbst täglich verschiedene Medien "konsumieren", aber bei den Kindern Zeitbeschränkungen und/oder medienfreie Tage durchsetzen. Noch grotesker wird es dann, wenn genau in solchen Familien Medienkonsum als Belohnung (für´s brav-sein, für gute Noten,...) gewährt wird und umgekehrt ist es ein Druckmittel, einmal eingeräumte Rechte zum Medienkonsum bei Fehlverhalten wieder zu entziehen.

Ich finde Eltern, die selbst ständig am Tablett oder Smartphone hängen, sollten erst mal ihren eigenen Konsum überdenken bevor sie von Kindern anderes Verhalten erwarten als das, was sie selbst vorleben.

Es ist nicht etwa so dass ich die Suchtgefahr bei den modernen Medien nicht erkenne (siehe meinen Einstiegsbeitrag), doch die heute häufig übliche Handhabe Kindern dann, wenn sie "brav" waren oder nicht lästig sein sollen, TV, PC, Spielkonsole & Co zu erlauben, und ihnen dasselbe mit Berufung auf die Suchtgefahr als Strafe (für anderes Fehlverhalten) wieder zu entziehen schürt in meinen Augen die Sucht mehr, als sie sie verhindern könnte.

Jemand, der bereits einer Mediensucht verfallen ist, kommt sehr schwer wieder raus und ein unfreiwilliger, medienfreier Tag ohne "Plan" bringt genausowenig wie einen Alkoholiker einen Tag zwangweise vom trinken abzuhalten.

Wie sagte schon Karl Valentin? "Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen sowieso alles nach!". Bei Kindern, die noch nicht mediensüchtig, aber gefährdet sind, können nur sinnvolle Aktivitäten zeigen, dass man den (Zeit-)Raum, den die Medien einnehmen, auch mit anderen, erfreulichten Tätigkeiten füllen kann. Das sollte aber nicht ständig mit Anleitung ("Heute unternehmen wird jetzt das!") verbunden sein sondern es gehört dazu, den Kindern zuzutrauen (nachdem sie auf den Geschmack gekommen sind ;) ), selbst medienfreie Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden.
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Adonia
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Registriert: Mi 2. Dez 2015, 01:22

Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Adonia »

die Kinder können nicht ganz trennen, wo die Schule endet und wo der Spaß beginnt, deshalb bin ich gegen das Einsetzen der Computer im Unterricht, besonders bei den kleinen Kindern. Zu Hause wird auch sehr streng darauf geachtet, wie viel und wann verschiedene Elektrogeräte genutzt werden dürfen
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Rabaukenmama »

Adonia hat geschrieben:die Kinder können nicht ganz trennen, wo die Schule endet und wo der Spaß beginnt, deshalb bin ich gegen das Einsetzen der Computer im Unterricht, besonders bei den kleinen Kindern.
Ich sehe das nicht so dass sich Schule und Spass gegenseitig ausschließen müssen. Und ein Thema, an dem ein Kind nicht interessiert ist, macht auch nicht mehr Spaß, wenn es am Computer behandelt wird.
Adonia hat geschrieben: Zu Hause wird auch sehr streng darauf geachtet, wie viel und wann verschiedene Elektrogeräte genutzt werden dürfen
Ich handhabe das (zumindest im Moment) ganz anders. Alle Medien (TV, DVD, PC, Spielkonsole) dürfen von allen Familienmitgliedern frei benutzt werden. Ausnahme ist nur wenn wir als Familie was anderes vorhaben (z.B. einen Ausflug) oder Schlafenszeit ist. Das gilt dann aber auch für normale Spielsachen wie Puzzles und Lego oder auch Bücher.

Insgesamt beobachte ich bei meinen Kindern kein besonders großes Interesse an Medienkonsum. Vom Großen kommt auch schon mal ein genervtes "Papa, dreh endlich den Fernseher ab, der stört mich beim Lesen!" :mrgreen: . Es gibt immer wieder Zeiträume von mehreren Tagen wo meine Kinder gar keine Medien "konusmieren" - diese Zeiten wecheln sich (zumindest beim Großen) mit exzessiveren Phasen ab, wo er zwei oder drei Tage viel beim PC sitzt und dann wieder für längere Zeit genug hat.

Zumindest bisher habe ich die Erfahrung gemacht dass Medienkonsum für MEINE Kinder gar nicht so wichtig ist, wenn WIR ihm nicht durch Limits oder einsetzen als Belohnung (oder Strafe durch Entzug) die Wichtigkeit geben. In Summe sind meine Kinder wahrscheinlich weniger lang beim TV, PC oder Spielkonsole als Gleichaltrige, die diese Medien täglich "nur" eine bestimmte Zeit benutzen dürfen.
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Karen
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Re: Medienkompetenz von Kindern

Beitrag von Karen »

Rabaukenmama, ich stimme dir zu. Ich habe auch so aufgewachsen mit freiem zugang zu komputer und fehrnsehen und habe überhaupt nie probleme damit. Meine tochter darf auch i-pad brauchen wenn sie will und es liegt manchmal mehrere tagen ohne berührt zu sein und an anderen tagen (oft 2 tagen der woche die sie in kita verbringt) möchte sie lang trickfilme schauen oder spielen und es ist auch ok so. Ich denke auch das offene umgang mehr bringt als verbote und feste fehrsehenzeiten.
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