frage,....ist das normal?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
mattis
Dauergast
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von mattis »

ach - auch da greife ich nochmal ein paar Einträge zurück:

Das mit dem Belohnen - Montessori z.B. war ziemlich d
agegen, wie ich finde aus erklärlichem Grunde:

Es ist einfach eine umgekehrte Strafe: Strafe führt zu Vermeidungsstrategie, Belohnung führt zur "Belohnungsstratgie", d.h. ich tue etwas, UM belohnt zu werden, nicht, weil es mir Freude macht, etwas zu schaffen, zu erreichen oder weil ich es selbst möchte. Der Willen zum Selbst-tun-wollen kann mit Belohnungen ordentlich untergraben werden - und es folgt immer häufiger die Frage: "Was kriege ich dafür?"

Selbst mit Lob, meinte Montessori, solle man aus diesem Grunde sparsam umgehen, es sei denn, ich befürworte, dass Kinder etwas tun, um anderen (Müttern, Lehrern) zu gefallen und nicht, um den eigenen Erfolg, das eigene Können an sich als etwas Positives zu erleben.

Es entspricht ganz der Logik des Selber Tuns von Maria Montessori. Ich habe das jetzt SEEEHR verkürzt dargestellt, hoffentlich deshalb nicht unverständlich.

Übrigens heißt das natürlich nicht, dass man nie sagen darf, dass man sich über Dinge, die das Kind tut freut. Aber - so Montessoris Meinung - dann solle man es am besten auch so verpacken, als Ich-Botschaft: "Ich finde, das hast Du toll gemacht" oder "Ich freue mich, dass Du mir hilfst", möglichst nicht als scheinbar objektive Bewertung: "Das hast Du ganz toll gemacht" (vgl. Notengebung!).

Tja, und ob A bis F, wie in Amerika, 1-6 wie bei und, oder 6-1 wie in der Türkei oder in Deutschland, 0-15 Punkte wie in der Oberstufe: Im Grunde genommen ist das doch alles das Gleiche.
Irgendwo habe ich gelesen - hier weiß ich nicht, ob das in allen Montessori-Schulen so ist, oder nur in dieser so war - dass die Kinder sich, wie bei Montessori üblich, den Stoff selbst angeeignet haben und wenn sie der Meinung waren, dass sie ihn beherrschen, haben sie sich selbst zum Test gemeldet. Natürlich muss auch dieser Test wieder in irgendeiner Form ausgewertet werden (vielleicht aber nicht benotet), ich empfinde das als einen Schritt in die richtige Richtung!

Grüße
mattis
Neckri
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von Neckri »

Hallo Mattis,

es gibt zwei wesentliche Eckpunkte beim selbstmotivierten Lernen. (1) Zuerst lernt ein Kind, was überhaupt "gut gemacht" in einer bestimmten Lernumgebung bedeutet (posteriores Striatum). Dazu ist eine Bewertung und Anleitung nötig. (2) In der Folge belohnt sich das Kind selbst durch das Erfolslerlebnis (ventrales Striatum). Eine positive Rückmeldung ist dann ein Verstärker.

Die Belohnung im Sinne von Entlohnung ist etwas ganz anderes, weil dann nicht der Erfolg, sondern der Gewinn die Antriebsfeder bildet. Da hast du ganz recht!

Viele Grüße von Neckri
mattis
Dauergast
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von mattis »

Hallo Neckri,

da habe ich gleich eine Frage hinterher: Warum ist Bewertung nötig? Anleitung klar! Aber wenn ein Kind etwas begreift, freut es sich doch selbst darüber. Wenn es von selbst auf etwas kommt, ist das doch ein Erfolgserlebnis. Warum muss ich das bewerten? Ich kann mich gemeinsam mit dem Kind freuen, aber Bewertung ist immer Beurteilung - und warum sollte das Gehirn diese brauchen? Das verstehe ich nicht und - solange Du mir das nicht einleutend erklärst (was Du wirklich gut kannst ;) ), glaube ich das auch nicht!
Neckri
Moderator
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von Neckri »

Hallo Mattis,

kleines "herziges" Beispiel: Kind schneidet Herzen aus der Gardine. Kind schneidet Herzen aus Papier. Deine Bewertung entscheidet darüber, was gut gemacht oder nicht gut gemacht ist. Das Kindergehirn sammelt diese Bewertungen zu einem Wertesystem...

Ohne das Wissen um die Güte des eigenen Tuns kann sich auch kein Erfolgserlebnis entwickeln, denn Erfolg heißt gelungener Abgleich zwischen eigenem erwünschten Ziel und dem erzielten Ergebnis. Woher soll denn aber ein Kind wissen, was "erwünscht" in der jeweiligen Lernumgebung heißt? - Solche Zielvorgaben bezüglich Qualität und Erwünschtheit sind Voraussetzungen zum erfolgreichen Lernen. Man weiß inzwischen, dass (1) Lernen eben am besten durch Kommunikation funktioniert und (2) eine Induktion positiver Emotionen ein besonders intensives Lernen bedingt - und das schon in den ersten Lebenswochen!

Netter Link dazu: http://www.erinnern.at/e_bibliothek/met ... ernens.pdf

Viele Grüße von Neckri
mattis
Dauergast
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von mattis »

Liebe Neckri,

vielen Dank für das plastische Beispiel, dass mir sehr gut begreiflich macht, was Du meinst! Herzlichen Dank.

Mit Bewertungen und Urteilen habe ich wohl zur Zeit ganz persönlich meine Probleme, weil wir im Verwandtenkreis jemanden haben, der unser gesamten Tun (und Lassen) moralisch bewertet - insbesondere, wenn wir nicht so handeln, wie er es gerade gerne hätte - und auf so etwas würde ich gerne bei meiner Erziehung verzichten.

Das Beispiel das Du nennst, würde ich mit "Grenzen setzen" überschreiben - aber aus anderem Blickwinkel kann ich sagen:
Ich bewerte das Tun als unerwünscht.
Und dass so ein Abstecken von Grenzen und Zielen in der Erziehung wie im Lernen notwendig ist, sehe ich haargenau so.

Aber auch hier: Es ist ja nicht generell verwerflich Herzen aus Gardinen zu schneiden - angenommen, wir wollen morgen neue kaufen und diese für einen anderen Zweck "verschönern"... will nur sagen: Grenzen sind immer individuell.
Es gibt Handlungen, die ich - so meine ich - generell positiv oder negativ bewerten kann, wie Hilfsbereitschaft oder mutwilliges Verletzen.
Es gibt aber auch vieles, bei dem ich meinen Kindern vermitteln will: Das liegt im Ermessen des Einzelnen und kann von mir schon deshalb nicht bewertet werden, weil ich seine Situation nicht genau kenne und nicht weiß, was dazu geführt hat.

Positives Verstärken, emotionale Unterstützung, Ziele benennen - das sind Dinge, die ich als positiv empfinde.

Ich wollte Dich nicht so barsch hinterfragen, wie das vielleicht gewirkt hat. Diese moralischen Bewertungen in unserer Familie haben im letzten Jahr zu so großen Konflikten geführt, dass wir ziemlich viel über dieses Thema nachgedacht, unsere Position bestimmt, unsere diesbezüglichen Erziehungsziele ausgelotet haben - daher ist dies zur Zeit ein vielleicht nicht wunder aber doch heißer Punkt.

Nochmal lieben Dank
mattis
nicki
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von nicki »

Hallo,
wollte mal Fragen wie hoch die Akzeptanz auf dem Stellenmarkt ist, wenn sich ein Schueler von der Montessori bewirbt?
Selbst hier in Aegypten gibt es das regulaere Zensurensystem.
Zu DDR zeiten wurde auch immer noch vom Klassenlehrer ein schriftlicher KOmmentar ueber die Leistungsbereitschaft des schuelers abgegeben.
Es gab auch Ags, schuelerpatenschaften, Hausaufgabenbetreung vieles wurde im Gruppenverband gemacht
es wurde ein Gruppenrat gebildet wo jeder verschiedene Aufgaben uebernahm.
Es wurden sammelaktionen ins leben gerufen und Kuchenbasare sowie Flohmaerkte organisiert.
Es wurden politische Themen diskutiert und vieles mehr.
Ich weiss zwar nicht auf welchem Bildungssystem die Schulen in der ehemaligen DDR aufgebaut wurden von Frau HOnecker aber vielleicht weiss der Herr Google da weiter.
Hoert sich aehnlich an wenn man das system vergisst in dem das alles stattfand!

lg Nicki
nicki
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von nicki »

Hallo,
Es gibt ja nur Montessori Grundschulen danach gehen die KInder ja auf ganz "normale" weiterfuehrende Schulen!
Oder habe ich mich da verlesen?

lg Nicki
mattis
Dauergast
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von mattis »

Hallo Nicki,

nur kurz:
in Montessori-Schulen gibt es ganz normale Abschluss-Zeugnisse.
Es gibt - im Gegensatz zu z.B. Waldorf - auch die in Deutschland übliche Unterteilung in Gymnasium, Realschule und Hauptschule. Am Gymnasium wird dann je nach Bundesland auch das Zentralabitur gemacht, was dann (wenn es in diesem Bundesland Zentralabi gibt) logischerweise super vergleichbar mit allen anderen im selben Bundesland.
Gruß
mattis
Neckri
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von Neckri »

Apropos Schulen und Systeme: Hier ein Interview, das recht gut darstellt, wie eine "gute" Schule ein Leben verändern kann...

http://www.legasthenie-zollernalb.de/bi ... erview.pdf

Ganz und gar nicht erstaunlich an dem geschilderten Sachverhalt finde ich die Tatsache, dass uns die Geschichte ins Ausland führt. Ich bin aber dafür, auch in Deutschland mehr "gute" Schulen aufzubauen - und das nicht nur für solche Fälle, bei denen das Kind schon im Brunnen liegt!

Grüße von Neckri
nicki
Dauergast
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Re: frage,....ist das normal?

Beitrag von nicki »

Hallo Heike,
Bin 12 Jahre in der DDR Zur Schule gegangen. Und habe eine sehr gute Bildung genossen, konnte Russisch, Englisch, Franzoesisch und Latein unterricht geniessen.
Die Hortbetreunung fand keines wegs in kleinen Raeumen statt bei uns war es im Sommer draussen auf dem Pausenhof und im Winter im grossen Speisesaal, es wurde bei den Hausaufgaben geholfen gebastelt und vieles mehr.
Arbeitsgemeinschaften gab es angro man konnte zwischen vielen waehlen.
Ich hatte schon ende der 80 Jahre Computerunterricht, nadelarbeit wurde damals auch noch durchgefuehrt.
Ich bin in Potsdam zur Schule gegangen und ich kann mich ehrlich nicht ueber mein wissen beklagen oder meine sprachkenntnisse. Es war ein ganz normale POS ind der DDR.
Und meine Familie war nicht prevelegiert, hatten Westverwandschaft in massen und mein Grossvater und Vater waren in der heutigen CDU, die Staatssicherheit ging bei uns ein und aus.
Heute lungern doch die Schueler ab 12 Jahre an Bushaltestellen rum weil sie keine alternative haben.
Ich habe schon in meheren Laendern gelebt innerhalb Europas und ausserhalb Europas.
Ich gehoere leider nicht zu den Menschen die ihr ganzes Leben in einem Land verbringen und sich staendig beschweren, ich weiss heute das Deutschland wohl eines der besten Laender auf der welt ist, um seine Kinder in Frieden gross zu ziehen, sie bekommen eine kostenlose schulbildung es muss niemand vor HUnger sterben oder verdursten auch fuer UNterkunft wird gesorgt, JUgendaemter gebieten Schutz vor gewaltaetigen erwachsenen und vor missbrauch.
In vielen Laendern auch in Europa (ehemalige Jugoslawien, Albanien ect.)gibt es so etwas nicht und schon gar nicht hier in Afrika.
Hier werden KInder als billige arbeitskraefte missbraucht sobald sie laufen koennen , eine Schule sehen wenige von innen trotz Schulpflicht.
Klar ist das Bildungssystem erneuerungswuerdig klar wird nicht jedes KInd individuell gefoerdert aber wenigstens ist ein System dar was man veraender kann, als eins was es nicht mal gibt was niemals aufgebaut wurde.
Und ich schaeme mich auch nicht, das ich in der DDR zur Schule ging, es haette mich ja viel schlimmer treffen koennen Eritrea oder Kongo.
Man sollte sich beide seiten einer medaille anschauen dan weiss man das sie nicht gleich sind.

lg nicki
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