Fördern oder nicht fördern?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Krina
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Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Krina »

Hallo,
ich bin schon seit längerem stille Leserin, und fühle mich hier sehr wohl.
Mein Sohn (seit März 4) war schon immer "anders" die Gründe dafür sind vielfältig, lassen aber nicht unbedingt auf Hochbegabung schließen. Dennoch lese ich gern in diesen Themenbereichen, weil die "Problematik" oft ganz gut passt.

Unser Lütter hatte bereits von Geburt an immer enorme Entwicklungsvorsprünge. Kognitiv war er immer so ca. 2 Jahre weiter, als der Rest seines Körpers (Motorik, Emotional, ...)
seit fast einem Jahr sehe ich keine starke Weiterentwicklung bei ihm. d.h. er entwickelt sich schon weiter, aber extrem langsam. als er 2 war, habe ich ihn natürlich gefördert, d.h. auch mal einen lerncomputer besorgt (der aber schnell langweilig wurde) oder auch mal fachbücher für kinder zum thema weltall. (das interessierte ihn immer sehr stark, seit ca. 4 Monaten nicht mehr so wirklich)
... nun ist es so, dass ich das gefühl habe, er bremst sich selbst aus. schwer zu beschreiben. er malt im moment nicht so gerne. und neulich waren wir bei bekannten. die dame schwärmte von ihrer tochter (vorschule), die ja eben lernt zu schreiben, und forderte diese auf, sachen mit kreide auf den boden zu schreiben. mein sohn (der bis dahin friedlich gehwegplatten anmalte) sprang sichtlich genervt auf, kam zu uns rüber und sagte:" ich kann schon ein L schreiben!" schrieb dies auf den weg, warf die kreide auf den boden und rief:"ist doch babyeinfach!" und zog von dannen. bis dato hatte ich immer geglaubt, sein interesse am lesen und schreiben wäre körperlichen interessen gewichen. danach beobachtete ich, dass er beim malen öfter (angekündigt) einzelne buchstaben schreibt (spiegelverkehrt).
da war ich positiv überrascht, dass er nun wohl einen weiteren entwicklungsschritt geschafft hat, wunderte mich aber auch, wann das wohl geschehen ist.
gestern abend, als wir uns nach der gute-nacht-geschichte unterhielten, fragte ich ihn, ob er denn gern was besonderes können möchte (dachte ja kinder wollen gern superman sein oder sowas) er schüttelte energisch den kopf. ich fragte "nichtmal rechnen?" er sagte er könne das schon (gab aber ein falsches Rechenbeispiel), ich sagte"und lesen und schreiben?" er schüttelte nochmals energisch den kopf und sagte"nein, das dürfen nur schulkinder lernen" und von dieser meinung war er absolut nicht ab zu bringen.
im moment haben wir wieder eine semi-schwierige phase. er ist sehr anhänglich, schnell weinerlich. extrem ungeduldig und braucht mich in seiner nähe - er wirkt irgendwie verunsichert.
nun stellt sich mir die frage: sollte ich ihn mehr fördern?
im moment mache ich nichts spezielles mit ihm. er geht nur in die musikalische früherziehung, darüber hinaus spielen wir nur normal oder ich lese ihm was vor.
was meint ihr? ich weiß, hört sich überhaupt nicht tragisch an, aber er wirkt irgendwie ... hmmm... ja anders.
Odina
Dauergast
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Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Odina »

vielleicht ist er an die grenze des das darf ich schon können gekommen (seiner meinung nach)
besorg ihm doch mal zum spaß ein paar vorschulhefte (die wo man buchstaben und zahlen drinn sieht)
meiner ist 2,5 und liebt die ohne ende weil er seine gelernten buchstaben ``hinschreiben`` kann :D
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können,
muß man vor allem ein Schaf sein.

Albert Einstein
Krina
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Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Krina »

hmmm solche Vorschulblöcke haben wir auch zu hause. dafür ist er einfach zu unkonzentriert. wenn ich die raushole, hat das für ihn was mit machen "müssen" zu tun, ähnlich den hausaufgaben für die musikschule (jaaa, die müssen schon hausaufgaben machen, und es ist jedes mal eine qual ihn zu motivieren)
er scheint das vermittelte wissen in der musikschule schnell abzuspeichern und auch zu verstehen. aber da hat er dann eben ein problem. er kennt hörbar und auch sichtbar den unterschied zwischen den einzelnen noten. sprich: er weiss, die haben unterschiedliche länge, unterschiedliche tonhöhe und sehen verschieden aus. aber.... nun weiß er nicht, wieso er die jetzt schreiben üben soll. damit hat er ja sowieso ein problem. weil das gemalte und geschriebene selten hinterher so aussieht wie es soll. und da stößt er an seine grenze zwischen wollen und können.
vor dem unterricht ist er immer ganz aufgeregt. setzt sich bereits vor beginn an seinen platz und bleibt dort ordentlich sitzen. nach dem unterricht ist er auch nicht ausgepowert (wie ich vorher befürchtet hatte) aber mag auch ungern darüber reden, was vorher war. (das ist übrigens ein generelles problem, ebenso wie er - zumindest wirkt es auf mich so - immer glaubt, dass alles was er sagt bewertet wird, oder wertend sein muss)
wenn ich ihm etwas neues mitbringe (wie neulich ein hausaufgabenheft) "schreibt" er dort so ein bis zwei tage ständig was rein, und schleppt es überall mit hin. danach darf man ihn schon fast gar nicht mehr drauf ansprechen. danach ist es doof.
Odina
Dauergast
Beiträge: 68
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Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Odina »

hm...hört sich schwierig an. Das MÜSSEN ist natürlich ein bremser :D

Förden würde ich jedenfalls trotzdem, (vieleicht ein neues Interessengebiet suchen, gibt auch tolle thematische
Experimentierkästen,) vieleicht ist er darüber zu kriegen.
dann ist es mehr spiel und das lernen nur nebeneffekt. (und das hirn zufrieden)

meiner ist auch zeitweise sehr anhänglich (kein schmusen, nur am hacken hängen) wenn er eine entwicklungsstufe
verlässt. (dann auch mehr bockig und sensibler als er so schon ist)
dann muß neues Futter fürs hirn her :D

möglich ist auch das du auf der ebene zu wenig forderst?
da ich weiß das mein sohn z.b. das A kann les ich es nicht mehr vor, ich sage das weißt du.
dann sagt er ja, da A und ist stolz...
(ist natürlich jetzt für 2 jährige)
ich tue fast nie etwas von dem ich weiß das er es kann oder weiß... dadurch hat er freude wenn er es hinkriegt^^
und leo braucht das auch um sich zu beweisen das er `` groß`` ist
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können,
muß man vor allem ein Schaf sein.

Albert Einstein
Krina
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Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Krina »

ersteinmal vielen dank für eure antworten! tatsächlich wollte er schon als er zwei jahre alt war, nix machen, von dem was er konnte. er weigert sich strikt. wir haben immernoch ein großes problem damit, wenn es darum geht, dass er sich selbst anziehen soll, oder er zuerst allein zähne putzen muss bevor ich helfe. normalerweise sollte er sich freuen, dass er es schon kann, aber das gegenteil ist der fall. es ist eher so, dass er weiss, dass es schneller geht, wenn mama es macht und vor allem, dass er dann im mittelpunkt meiner fürsorge ist, was er noch immer stark einfordert.
ja er geht in den kindergarten. diesen werden wir im august wechseln, da wir von anfang an extrem unzufrieden waren.
ob der neue kiga was ändert, oder wirklich besser ist, werden wir sehen.
musikschule war sein wunsch. und obwohl noten etwas abstraktes sind, begreift er es sehr gut. die lehrerin erklärt das anhand von länge bestimmter wörter. laut seinen eigenen aussagen möchte er gern gitarre und geige lernen. Sein papa selbst spielt gitarre und ist sänger in einer band, schreibt also auch selbst lieder und texte. das erste lieblingslied unseres sohnes war "bohemian rhapsody" von queen. davon sang er eine zeile immer und immer wieder nachdem er es mit zwei jahren hörte.
mir geht es bei der musikschule eigentlich weniger darum, dass was davon hängen bleibt, sondern um folgendes: in diesem unterricht muss er zum ersten mal ganz selbstständig in einer gruppe mitmachen, ohne wahlmöglichkeit (im kiga kann er sich schnell ausklinken), er muss 70 minuten lang "bei der sache bleiben" also thematisch gesehen. er lernt dinge zu tun, die von ihm verlangt werden ohne diskussionsmöglichkeit. er lernt dass er auch dinge tun muss die weniger spaß machen, um seinem ziel/wunsch näher zu kommen. er lernt selbstständiger zu sein. hört sich vielleicht streng an. wir haben aber mit ihm arge probleme, wenn es darum geht, dass er regeln zu befolgen hat, oder auch nur das ausführen soll, was man ihm sagt. er glaubt,bzw. geht fest davon aus, dass er immer eine wahl hat, oder immer einen weg findet, doch noch drumrum zu kommen. das macht es im alltag sehr schwer, aber auch für ihn im sozialleben mit anderen kindern.
kann sein, dass er gerade wieder einen schub hat. vorhin bettelte er regelrecht darum, dass er endlich ins bettchen kann! :lol:
alibaba

Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von alibaba »

Krina hat geschrieben: Unser Lütter hatte bereits von Geburt an immer enorme Entwicklungsvorsprünge. Kognitiv war er immer so ca. 2 Jahre weiter, als der Rest seines Körpers (Motorik, Emotional, ...)
Wer sagt das? Wie wurde das festgestellt?
Krina hat geschrieben:seit fast einem Jahr sehe ich keine starke Weiterentwicklung bei ihm. d.h. er entwickelt sich schon weiter, aber extrem langsam.
Das ist normal. Kinder entwickeln sich mal mehr und mal weniger schnell.
Krina hat geschrieben:im moment mache ich nichts spezielles mit ihm.
Worauf hat er denn Lust? Was interessiert ihn? Hier würde ich Ansätze suchen. Es gibt ja aber auch noch ganz klassisch den Spielplatz, Fahrrad fahren, schwimmen gehen........
Krina hat geschrieben:er geht nur in die musikalische früherziehung
Wir sieht es mit einem Muiskinstrument aus, wenn er dafür Begabung hat, Töne zu erkennen und dem ganzen zu folgen?

VLG
Krina
Beiträge: 20
Registriert: Mi 29. Jun 2011, 13:38

Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Krina »

Guten Morgen,
schön, dass sich so viele zu Wort gemeldet haben!
die Vorschulblöcke liegen noch bei uns zu hause aus seiner phase als er so 2,5 jahre alt war, und gern schreiben wollte. anhand der blöcke hat er schnell gesehen, dass es da grenzen des könnens gibt (motorisch) und reagiert daher nicht mehr allzu positiv darauf. ab und zu nimmt er sich einen rätselblock vor, aber nur, um diese so zu lösen, wie er es möchte, sich also um die eigentliche aufgabe und rätsel nicht kümmert. mich stört das in keinster weise.
ich dränge ihn auch gar nicht in richtung lesen oder rechnen. aber ich habe diese beiden sachen aufgegriffen, weil er öfter erzählt, er würde schon rechnen können und englisch schreiben (daher kann man sein gekritzel nicht lesen). musikschule - das einzige was ich blöd daran finde, sind tatsächlich die hausaufgaben. er ist jedoch der jüngste in der gruppe (die meisten haben schon vorschule mit 5, oder 6 jahren). ein instrument wäre schön, aber ich vermute, dass wir zu allererst an seiner geduld arbeiten müssen. papa hat ihm schon sachen auf der gitarre gezeigt. aber es ist eben papa und gegen papa rebelliert es sich schnell. für kinder in seinem alter habe ich zumindest hier in unserer stadt noch keinen Instrumentalunterricht gefunden. hier geht es ab 5 jahren los, und dann auch zumeist nur blockflöte. geige kann man an der musikschule ab 6 jahren lernen. in der früherziehung gibt es auch in jeder stunde ein instrument, welches sie sich anschauen und ausprobieren. gegen ende des jahres gibt es dann ein gespräch mit der pädagogin, wie sich das kind entwickelt hat, welches instrument sie empfiehlt, ob sie das gefühl hat, dass eher die eltern das ganze wollen, aber das kind nicht, ...
dieses würde ich gern abwarten, da ich nicht möchte, dass ein instrument lernen in erster linie frust für ihn bedeutet, weil vielleicht seine motorik noch nicht ausgereift ist, oder er eben die geduld zum länger üben nicht hat.

Auf seine Entwicklungsvorsprünge wurden wir im kiga aufmerksam gemacht (das erste mal, als er knapp 2 war), und lassen sich leicht am dort ausgefüllten entwicklungsbogen ablesen. dieser wird dort leider nur 1mal jährlich ausgefüllt und ist daher nicht so detailgenau geführt.
bei physiotherapie und integrationstherapie wurde ihm ebenfalls ein hoher intellekt und hohes maß an kreativität bescheinigt.
alles nicht aussagekräftig, aber im vergleich mit anderen kindern kann ich da teilweise zustimmen.

wir gehen gerne raus, auf spielplätze, in den wald,... wir bauen auch gern in der wohnung hindernisparcours auf (um sein gleichgewicht zu schulen, hatte eine wahrnehmungsstörung), toben auf dem bett, spielen piraten auf dem hochbett, .... im planetarium waren wir erst vor kurzem. das problem an der thematik ist, dass die dinge, die für sein gehirn (teilweise) begreifbar sind, kennt und weiß er bereits seit 1,5jahren, es wird langweilig für ihn.
er spielt mit vorliebe in interaktion mit anderen. es ist selten, dass er sich allein beschäftigt. er spielt viel in rollenspielen.
tatsächlich dachte ich es wäre an der zeit fahrrad fahren zu lernen, da er das laufrad zur perfektion beherrscht. aber der gedanke daran macht ihm angst, da er es ja noch nicht kann. daher steht dieses im keller. ich frage ab und zu, ob ich ihn mal darauf schieben soll, aber... nein.

wenn ich in der musikschule neben den anderen muttis sitze (aus deren gesprächen ich mich bewusst ausklinke), muss ich mich schon wundern, was die alles mit ihren kindern machen, und frage mich einmal mehr, wann die denn bewusst mit ihrem kind spielen. da ist 2 mal die woche fußball oder balett angesagt, dann eben musikschule und dazu noch ein englisch kurs.
das wäre mir schon rein organisatorisch viel zu viel.
alibaba

Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von alibaba »

Hallo Krina,

ich versuche nie meinen Kindern etwas beizubringen. Das geht immer schief. :mrgreen: Das ist zu konfliktbeladen. Daher lager ich immer aus. Als ich sah, meine Kleine schwamm mit ihren 3Jahren alleine, schickte ich sie zum Schwimmkurs. klar gibt es keinen für 3-jährige, aber einen ab 4 Jahren in einer privaten Schwimmschule. also bezahlte ich etwas mehr Geld, aber Tochter legte mit 4,3 Jahren ihr Seepferdchen ab.

Musikunterricht gibt es auch hier an der Musikschule nur ab einem gewissen Alter. Also suchte ich für Sohn eine private Lehrerin und für die Tochter rief ich in der Musikschule einfach mal an und erzählte. daraufhin gingen wir zum Probevorspielen und der Musikleiter für die Steichinstrumente war so begeistert von der Tochter, das er die tochter höchstpersönlich selber unterrichtet. Eigentlich sollte der Unterricht erst im September anfangen, aber er hat sich das noch einmal überlegt und er ist so überrascht, das wir heuer am Freitag unsere erste Violineneinheit haben werden. Tochter zupft sich derweil durch ihre ersten Grundtöne und zupft mittlerweile selbständig vom Blatt lesend. Sie erkennt die 4 Grundtöne auf der CD - es scheint etwas Wahres am Talent dran zu sein.

Oftmals muss man Hürden einfach überspringen und sich einen geeigneten Weg selber suchen, was man machen kann. Musik fahren wir jetzt zweigleisig, weiterhin die musikalische Früherziehung und eben der Violinenunterricht.
Und so setzt es sich eben durch. Das was Kind mag, wo es Interesse zeigt, das versuche ich aufzugreifen und Wege zu finden.

Mein Sohn sagte auch im Kiga zu mir, es müsse ja noch nicht lesen können, das lernt man in der Schule. Ja, da hatte er Recht. Schule dauerte keine 14 Tage, da konnte er es, ohne das er je ein Wort offiziell in der Schule gelesen hatte.

VG
alibaba

Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:...Aus meiner Erfahrung nehmen manche Musiklehrer privat viel kleinere Kinder, als es für die Musikschule vorgeschrieben ist.
Auch Musikschulen sind letzten Endes Einrichtungen die sich selbst finanzieren müssen, auch wenn sie Zuschüsse für das einzelne Kind bekommen. Auch bei uns gibt es Altersvorgaben. Die gibt es aber überall. Selbst in unserer Bibliothek bei den Buchvorlesungen. Aber es ist kein Problem über Probeunterricht einem vom Gegenteil zu überzeugen. Bei uns hat es ja auch geklappt.

LG
Winnie
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Fördern oder nicht fördern?

Beitrag von Winnie »

Fördern macht nur dann einen Sinn, wenn die Angebote auch zur richtigen Zeit kommen. Nicht jede Fördermaßnahme ist für jedes Kind und für jedes Alter gleich gut geeignet. Gerade Kinder mit 4 Jahren unterscheiden sich ja sehr voneinander.

Ich glaube, dass die Erzieherinnen in eurem Kindergarten sich und dem Kind mit ihrer Aussage/Bewertung keinen Gefallen getan haben. Die Erwartungen, die diese Einschätzung auslöst, können für das Kind eine große Belastung sein. Es mag ja sein, dass dein Sohn in einigen Bereichen anderen Kinder zu diesem Zeitpunkt voraus war, aber das heißt ja nicht, dass er in allen Bereichen allen anderen gleichaltrigen Kindern weit überlegen ist. Und wie ich an leidvoller Erfahrung auch bestätigen kann: Du kannst auch nicht davon ausgehen, dass die anderen Kinder sich jeden Tag von ihrer Schokoladen-Seite präsentieren. Was die anderen Kinder können, das kann man bei oberflächlicher Betrachtung gar nicht sehen. Und was die anderen Mütter zum Teil erzählen, ist meistens auch mehr Übertreibung als alles andere. Und die Mütter, deren Kinder wirklich besondere Dinge leisten, die halten sich dann eher zurück, so dass du es nie erfährst.

Ich sage mal so, unabhängig von meinem Kind: Ich kenne Leute , die haben mit 4 Jahren Klavierunterricht bekommen und spielen heute kaum noch, die meisten haben nicht mal mehr ein Klavier. Ich kenne aber auch Leute, die haben als Kind gar kein Instrument gelernt und haben mit 14, inspiriert durch Metallica, ihre erste eigene Gitrarre bekommen, dann Unterricht genommen und sich von ihrem eigenen Geld dann die erste E-Gitrarre gekauft. Diese Leute spielen zum großen Teil heute noch privat in einer Band und machen zuhause noch regelmäßig Musik. Wichtig ist, dass die Motivation dazu von innen kommt und dann ist es auch nicht wichtig, wann man damit anfängt. Förderung bedeutet nicht, dass man gleich zu Beginn den allerbesten Lehrer und das schickste Instrument bezahlt. Man kann die Liebe zur Musik auch dann entfachen, wenn man auf dem Tisch verschieden Rhythmen nachtrommelt und die Kinder dazu klatschen oder mit dem Besteck dazu klappern dürfen. Mein Vater z. B. war Musiker und konnte 7 Instrumente spielen und hat auch komponiert und gesungen. Ich kann ein bisschen Blockflöte und habe in der Schule im Chor gesungen. Mein Mann und ich singen viel mit unseren Kindern, denn unsere Stimme haben wir immer und überall dabei. Wir gehen das Ganze mit Humor an, auch mal mit verstellter Stimme, mein Mann denkt sich auch selber Lieder aus.
Musikalität misst sich nicht daran, wie diszipliniert ein Kind ein Intrument zu beherrschen lernt. Ganz im Gegenteil, es kann die Freunde daran im Keim ersticken, wenn sich das Kind durch endlose Wiederholungen der Tonleiter durchbeißen muss. Ich mochte das nie, deswegen habe ich auch Blockflöte nicht weiterverfolgt.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
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