Lehrer über Schüler

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Maca
Dauergast
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Lehrer über Schüler

Beitrag von Maca »

Hallo liebes Forum,

Ich wollte nur kurz etwas ìn den Raum śtellen,was mich sehr betroffen gemacht hat.

Ich war am WE mit meinem Mann auf einer kleinen Feier mit einem überwiegenden Lehreranteil.
Alles Gymnasiallehrer,die unterschiedlich an besseren und ´weniger guten´ Schulen unterrichteten.
Ausnahmslos alle (nein eine Ausnahme gab es doch) haben sich lautstark über die herrschenden Unterrichtsbedingungen,die ´dämlichen´ Schüler und die noch dämlicheren Eltern beklagt.Und zwar auf eine wirklich ätzend,abgeklärte Art.
Da war keine Hingabe mehr zu spüren,kein Interessen an den ihnen anvertrauten Individuen,keine Freude an ihrem eigenen Fach,kein Gefühl der Verantwortung gegenüber den Schülern.
Und bei einigen weiß ich,daß sie mal voller Enthusiasmus und Begeisterung in den Beruf gegangen sind,voller Idealismus!

Überwiegend wurde den Elternhäusern die Schuld gegeben.

Was meint ihr?

Sind Eltern ,die sich in Foren erkundigen eher die Ausnahme ;) ?

Mich würde nur mal interessieren wie ihr den größten Teil eurer Miteltern so seht,egal wie alt die Kinder sind,denn die Prägung beginnt ja gleich.

Kann man es sich wirklich so leicht machen und pauschal sagen Eltern versagen zur Zeit komplett?
(ist natürlich übertrieben :mrgreen: )

lg Maca
Karen
Dauergast
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von Karen »

Hallo Maca,
Meine ist noch nicht in der Schule und ich bin in einem anderen Land aufgewachsen. Aber gleiche Gespräche wie du hier schreibst hat es schon damals bei uns gegeben. Die Schüller werden immer dümmer und Eltern auch sobald die Lehrer (und sonst viele Erwachsene) älter werden. Die Diskussionen über unerzogene Kinder, mehr strenge in Schulalltag, weniger Respekt zu Schüler (mehr zu Erwachsenen): es ist wirklich immer Déjà-vu effect. Und das sie so abschätzend miteinander darüber reden: es hängt oft an der Grundstimmung: ein paar fangen an und die andere ziehen einfach mit. Ich habe nichts mit Lehrer zu tun aber ich habe das gleiche was du beschreibst schon mehrmals in Entwicklungshilfe Welt erlebt: viele Leute engagieren sich extrem, teilweise mit höhe persönliche Risiko und bewegen sehr viel oft mit Erfolg, dabei gibt es auch manche die einfach zu viel gesehen haben, zu viel Enttäuschung erlebt haben und von dem geprägt werden. Die fangen dann extrem zynisch zu werden und über "dummer afrikaner" und viel viel schlimmer sich zu beschweren. Wird ein Anlass von solche Leuten dominiert (meistens so Hoch-Niveau Anlassen in Regionalen Hauptzentren, z.B. Nairobi), kippt der Stimmung und die die immer noch Positiv und Professionell das Thema angehen flüchten in die Ecken und verschwinden (diskutieren hilft nicht) und die andere machen einfach mit. Mir wird dann recht eklig, aber manchmal muss man da durch wenn man von diesen Leuten was will.... Ich glaube nicht dass alle Lehrer so sind, aber Zynische Persönlichkeiten haben oft die Gabe andere gut dominieren zu können und Grundstimmung kaputt zu machen. Vielleicht war es bei euch auch so...
Maca
Dauergast
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von Maca »

Hallo Karen,

Mir geht es auch um die grundlegende Fragen ,warum irgendwann immer die Resignation folgt.
Warum die Erfahrung einen oft abstumpfen lässt und was wir unseren Kindern mitgeben wollen.
Ist es tatsächlich so,daß wir ,die heutigen Eltern ,unsere Kleinen mehr denn je zu egozentrischen Ehrgeizlingen erziehen,die nicht mehr bereit sind sich mit Anstrengungsbereitschaft für irgendetwas einzusetzen ,was nicht von unmittelbarem Vorteil für sie ist?
Welche Verantwortung als Eltern von ganz besonderen Kindern haben wir eigentlich auch gegenüber der Gesellschaft?
Oder sind wir nur und ausschließlich unseren Kindern verpflichtet,weil es alle anderen ja auch so machen?
Diese Fragen lassen mich einfach nicht los.
Karen
Dauergast
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von Karen »

Hallo Maca,
Ich habe wirklich keine erfahrung mit heutigen Jugend deshalb weiss ich wirklich nicht so genau. Schreibe aber trotzdem ein paar gedanken auf. Ich vermute aber dass die Jugend heute genau so egozentrisch ist wie gestern. Mein Vater hat immer gesagt dass kinder zu erwachsenen werden wenn sie aufhören um sich selbst zu kümmern (?) In english: care) und fangen an um andere zu kümmern und zu sorgen. Die Erwachsenen werden dann zu alten menschen wenn sie aufhören über anderen zu sorgen und interressieren sich nur für sie selbst. Vielleicht ist es einfach so dass heute kinder einfach später zu erwachsene werden oder zu lange in schulsystem sind? Und egozentrisches sicht gehört einfach zu kinder und jugentliche? Und heute ist es ja auch akzeptabel kinder beizubringen zu diskutieren und alles zu hinterfragen. Das kann sehr umbequen sein für gesellschaft und lehrer... Und wenn ich der spiss umdrehen darf: wenn es heute so viel mehr lehrer braucht als früher, ist es nicht so dass mehr leute zu lehrer werden die einfach nach uni kein job mehr finden oder mehr leute zu lehrer werden die lieber was anderes gemacht hätte da lehrer beruf bestimmte sicherheit mitbringt? So dass nicht jugend schwieriger wird, aber das lehrer (als gruppe) unfähiger werden? Irgendwie werden aus diesen allen gestörten kinder doch normale erwachsene?( zitat, weiss aber nicht von wem ).
Wegen werten für unsere kinder: für mich sind 2 sachen wichtig: offenheit gegen alles neuen und selbstwirksamkeit. Das zweite ist was ich merke dass es jungen erwachsenen in der Schweiz offen fehlt da sie nie für etwas kämpfen mussten. Wir haben an der uni demonstrationen gegen korruption organisiert, professoren für ihre politische übezeugunge misachtet, an revolution mitgemacht und rauswurf aus der uni (und in letzten fall leben) riskiert. In der Schweiz braucht es alles nicht und wenn es keine herausforderungen gibt muss man sie selber suchen (was viele machen, zb volonteure in entwicklungshilfe) oder halt bequem werden. Ich möchte aber nicht das mein kind bequem wird.
alibaba

Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von alibaba »

Maca hat geschrieben: Mir geht es auch um die grundlegende Fragen ,warum irgendwann immer die Resignation folgt.
Warum die Erfahrung einen oft abstumpfen lässt und was wir unseren Kindern mitgeben wollen.
Das Problem bei uns in Deutschland ist, das wir eine Fehlerkultur beherbergen und verwalten. Was bekommen wir also ab dem klassischen Schuleintritt zu hören und zu sehen, nur immer das Negative. Mit rot werden die Fehler addiert, antworte ich falsch auf eine Frage, gibt es ein "falsch" vom Lehrer zurück oder die Kinder lachen - was nicht unterbunden wird. Was lernen wir also von Kindesbeinen an - alles Negative wird in den Vordergrund gehoben.

Geh mal zu einem Lehrergespräch. Da erzählt Dir der Lehrer erst einmal alles das was ein Kind noch nicht kann. Ich wurde mal von einer Lehrerin empfangen (4 Tage nach Beginn der 3.Kl.) das mein Kind von allen Langsamen die Langsamste sei. Wundert Dich dann noch etwas? Nein!

Auf ständig Negatives folgt Resignation. Vor allem für die Kinder. und was gibt man denn im Erwachsenenalter seinen Kindern dann selber mit, das was man gelernt hat. Das Negative hervorzuheben. Und so studiert ein Schüler dann auf Lehramt und was gibt es später seinen Schülern mit? Drei Mal darf man raten!
Die wissenschaftlichen Zusammenhänge sind bekannt und jeder weiß, nur durch bestärken gelingt das tun. Kein Mensch käme ja auf den Gedanken ein Kleinkind beim brabbeln zu reglemtieren und zu erklären wie schlecht es brabbelt. Stattdessen beugen wir uns über es und brabbeln munter drauf los, bilden erste Silben und feuen uns wenn es das nachplappert. Mit Beginn von Schule scheinen wird das alles vergessen zu haben.

Es gibt tolle Bücher darüber, eins heißt: Die 10 größten Lernlustkiller von Jutta Wimmer.

Die Lehrer sind also Schuld. Nicht im persönlichen Sinne - aber die Schulkultur müsste sich ändern. ich muss als Lehrer meine Schüler positiv bestärken können, dann kommt auch positives zurück. Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Es gibt durchaus Lehrer die motivieren ihre Schüler. Ich kenne solche. Viele scheitern aber am System in der Schule in der sie arbeiten. Wir müssen und also nicht wundern.

Was kann man seinen kindern mitgeben? Schwer - denn auch ich als Mutter der nur Negatives gesagt wird, vermag es nicht immer das positiv zu übersetzen. Wir bemühen uns als Eltern daher immer etwas Positives zu sehen. Bei einer schlechten Note vielleicht dann doch zu akzeptieren, sie ist zwar nicht so gut, aber immerhin stabil und keine Versetzungsgefährdung in Sicht. :schwitz: Mein Sohn kann das mittlerweile sehr gut (uns das Positive aus der Zensur zu vermitteln): "Mama, ich habe mich nicht verschlechtert!" :mrgreen:

VG
elboku
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von elboku »

Ich sehe eine sehr heterogene Gruppe an Eltern.

Die einen wollen mehr Leistung, die andern wollen mehr spielerische Beschäftigung, wieder andere wollen keine Noten, andere doch usw.
Es gibt Eltern, denen ist die Schule der Kinder egal (Hauptsache sie werden nicht "belästigt"), andere Eltern wollen mehr Mitspracherecht.

Heutzutage möchte ich keine Lehrerin sein, denn man bekommt so viele Erwartungen von den Eltern entgegengesetzt, dass man es nur falsch machen kann.

2 Bsp. aus der Volksschule meiner Tochter:
Lehrerin bespricht ein Thema mit den Kindern. Zufälligerweise gibt es zur gleichen Zeit ein Theaterstück in der Stadt, das sehr gut zum Thema passt. Da das nicht gratis ist, möchte die Lehrerin 2 €/Kind einsammeln. Daraufhin beschweren sich 3 Eltern, warum sie etwas zahlen sollen, 4 Eltern fragen, ob der Besuch des Theaterstückes überhaupt notwendig ist, weitere 3 Eltern sind der Meinung, statt in das Theater zu gehen, sollten die Kinder lieber rechnen üben, denn die Freundin/Freund in einer anderen Schule ist schon viel weiter...

Anderes Beispiel:
Es gibt einen Jungen in Tochters Klasse, dessen Prioritäten liegen nicht im Schulbesuch. Gleichzeitig ist er aber auch der (Lern)Schwächste in der Klasse. Daher gibt es eine gratis (!) Förderung für diese Kinder an der Schule. Dieser Bub haut aber regelmäßig ab und geht nach Haus, weil er nicht länger als nötig in der Schule bleiben mag. Mutter des Buben meint, die Lehrerin muss sich darum kümmern, dass er in der Schule bleibt und beschwert sich gleichzeitig, warum die Lehrerin ihrem Kind nicht während der regulären Schulzeit das wesentliche vermitteln kann.

Die Resignation folgt sicher schnell, denn entweder scheitert man am Schulsystem selbst (zu unflexibel, zu wenig Budget) oder an den Eltern. 2009 kam eine Studie heraus, die herausgefunden hat, dass der Einfluss des Elternhauses am Schulerfolg viel höher ist, als Schultyp.

Zum Thema, dass alles nur negativ gesehen wird, kann ich nicht bestätigen.
Allerdings ist Tochter erst in der Volksschule.

LG, Lisa
Rabaukenmama
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von Rabaukenmama »

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Obige Aussage stammt angeblich von Sokrates (ca. 400 vor Christi Geburt). Die Einstellung vieler Erwachsener ist heute grundsätzlich dieselbe. Da sind auch die Lehrer keine Ausnahme.

Und mMn ist es kein Zufall dass das von Maca beschriebene Gespräch und Gymnasiallehrern stattgefunden hat. Im Buch "Lernen geht anders" von Remo H. Large heißt es dazu unter anderem "Es gibt zu viele Lehramtstudierende, denen die Basisvoraussetzungen für ihren Beruf fehlen. Das sind neben der psychischen Belastbarkeit vor allem eine optimistische und aktive Lebenseinstellung sowie die erforderlichen sozial-kommunikativen Fähigkeiten. Dazu gehören Geschick und Freude im Umgang mit Kindern und Jugendlichen."

An anderer Stelle in diesem (sehr empfehlenswerten) Buch zitiert Largo dann den Erziehungswissenschaftler Ulrich Hermann: "Es gibt Lehrer, die ihre Schüler als "Rotz an meinem Ärmel" empfinden und die ganze Klasse als einen einzigen, großen Störfaktor. Dahinter verbirgt sich nicht selten ein Gefühl des Beleidigtseins. Insbesondere Gymnasiallehrer glauben immer wieder, die Schüler seien zu dumm, um ihre grandiosen fachlichen Fähigkeiten würdigen zu können. Die Frage ist bloß, ob hier jemand unterrichtet, der im Grunde lieber eine wissenschaftliche Karriere gemacht hätte, anstatt vor einer Klasse zu stehen, die ihn pädagogisch herausfordert."

So, jetzt genug zitert, aber das trifft es meiner Beobachtung nach sehr gut. Dann kommt noch der auch bei Erwachsenen vorhandene Gruppenzwang dazu, was heißen soll, dass nicht alle Lehrer so krasse Einstellungen vertreten, aber manche derjeniger, deren Ansicht irgendwo "dazwischen" liegt, nicht starkt genug sind, dazu zu stehen und statt dessen blasen sie halbherzig in dasselbe Horn wie die dominateren Kollegen. Im Prinzip ist das mit Jugendlichen zu vergleichen, die in ihrer peergroup nur dann Anerkennung finden, wenn sie die Ansichten der Rädelsführer nicht in Frage stellen.

Zur Frage, was wir unseren Kindern mitgeben wollen kann ich natürlich nur von mir selbst sprechen, weil ich das Gefühl habe, andere Eltern haben oft andere Prioritäten. Klar will (fat) jeder, dass sein Kind mal ein zufriedener, selbstbewusster, unabhängiger, gesunder und sozial angepasster Erwachsener wird, der einen guten Arbeitsplatz, Freunde, Hobbys und insgesamt ein "gutes Leben" hat. Aber jeder verfolgt andere Wege, das Kind dahin zu begleiten.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene, die nicht viel über ihre eigene Kindheit und Jugend nachgedacht haben, instinktiv mit ihren Kindern so umgehen, wie mit ihnen selbst umgegangen wurde. Wie schaut das aber konkret aus?

Beispiel: Ein 10jähriger Bub hat sich am Spielplatz das Knie aufgeschlagen und blutet. Weinend rennt er zu seinem Vater. Wie reagiert der?

Es kann sein dass er seinen Sohn wortlos tröstend in den Arm nimmt. Es kann auch sein dass er durch aktives zuhören Mitgeühl bekundet (Ja, das tut sicher sehr weh!") oder Lösungen vorschlägt ("Soll ich Dir ein Pflaster draufgebe?").

Es kann auch sein dass der Vater seinem Sohn nur eine bestimmte Zeit "jammern" zugesteht und dann bestimmt "So, jetzt ist es aber wieder gut!" oder dass er generell zur Tapferkeit mahnt ("Ein Indianer kennt keinen Schmerz") oder die Empfindungen des Kindes in Frage stellt ("Na geh, so weh kann das aber wirklich nicht tun!").

Aber es gibt noch mehr mögliche Reaktionen: der Vater kann auch den Sohn dafür verantwortlich machen dass dieser nicht gut genug aufgepasst hat und somit selber schuld ist ("Hättest du beim laufen auf den Boden geschaut wäre das nicht passiert!") oder er kann dem Kind genrelle Vorwürfe machen ("Immer und überall tust du dir weh!"). Er kann auch vergleichen ("Der Christian macht nie so ein Theater wenn er sich weh tut!")

Der Vater kann belehren wie man so Situationen vermeiden kann ("Das nächste Mal passt du aber besser auf!") oder auch bestrafen ("Wenn jedes Mal so ein Theater ist gehe ich mit dir nicht mehr auf den Spielplatz"). Usw.....

Unabhängig von der tatsächlichen Reaktion gestehe ich allen Eltern zu, das Beste für ihre Kinder zu wollen. Meine eigene Reaktion wäre wahrscheinlich die, die ich als erstes beschrieben habe, wobei es noch zusätzlich von meiner eigenen Tagesverfassung abhängt ob ich nicht auch so reagiere wie weiter unten beschrieben.

Einige Eltern sind sich ihrer Sache sicher und stehen hinter ihren eigenen Reaktionen. Andere "wollen" anders weil sie es wo gehört bzw. gelesen haben, können aber nicht aus ihrer Haut heraus weil der erste Instinkt meistens der stärkste ist - und der ist abhängig davon, wie man selbst behandelt wurde bzw. wird.

Um zu den Lehrern zurückzukommen: in einer durchschnittlichen Klasse sind Kinder, deren Verhalten von ihren eigenen Charaktereigenschaften UND dem ihren bisherigen Erfahrungen bestimmt wird. Ein Kind, dessen Anliegen von den Bezugspersonen (Eltern, Großeltern, Freunde, Kindergärtner, Lehrer, Hortbetreuer) bisher erst genommen wurden, hat teilweise gelernt, seinerseits die Anliegen anderer ernst zu nehmen und sich rücksichtsvoll zu verhalten.

Neue Bezugspersonen , z.B. Lehrer, werden genau beobachtet. Wenn ein Lehrer rücksichtlos oder abwertend ist dann wird das bei Kindern mit gesundem Selbstwertgefühl natürlich instinktiv Ablehnung und nicht-ernst-nehmen (können) auslösen. Und was will der Lehrer eigentlich erreichen? Er will von seinen Schülern geachtet werden, ohne sich bewusst zu sein, dass die Voraussetzung dafür ist, die Schüler ihrerseits zu achten. Natürlich ist das oft eine Gratwanderung weil man als Lehrer ja immer wieder mal wo eingreifen, was verhindern oder jemanden zurechtweisen muss. Aber genau das ist ja die wichtigste Herausforderung dieses Berufes. Kinder sind ja keine leeren Gefäße, welche die Lehrer mit Wissen "befüllen" sondern anspruchsvolle Partner, die auch als solche behandelt werden wollen.

Ich glaube dass etliche Lehrer, die maca da beschreibt, selbst einfach nicht erkennen, was wirklich wichtig ist. Resignation ergibt sich oft aus der Ablehungn durch die Kinder (aus oben beschriebenen Gründen), was dann mit wachsender Verbitterung natürlich immer schlimmer wird. Und irgendwann ist die Klasse mal wirklich "Feind", die Eltern der Schüler sind genrell "lästig" und "unverschämt" und die Lehrer wünschen sich die glorreichen Rohrstock-Zeiten, wo die Schüler noch "Respekt" (tatsächlich: Angst) hatten, zurück. Schade!

Aber es gibt ja Gott sei Dank auch sehr engagierte, offene und beliebte Lehrer. Denkt doch mal zurück an eure eigene Schulzeit und an euren Lieblingslehrer! Und schaut dann genauer hin, ob euer Lieblingslehrer vielleicht auch "zufällig" der Lieblingslehrer etlicher Mitschüler war ;) . Solche Lehrer gab es und gibt es immer noch, sie sind der Lichtblick unserer Kinder! Dabei ist völlig egal, welchen Gegenstand diese Lehrer unterrichten.

In meinem Fall war es (in der Hauptschule) ein Physiklehrer und in der anderen Hauptschule (ich hatte mit 12 einen Schulwechsel) unser Klassenvorstand (turnen und Musik). Obwohl keiner dieser Gegenstände jemals mein Lieblingsfach war (das war deutsch) ging ich VIIIIEL lieber in diese Schulstunden als in den Deutsch-Unterricht. Und auch Respekt gab es für diese Lehrer deutlich mehr als für die anderen, mehr oder weniger "frustrierten" Exemplare :mrgreen: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von Rabaukenmama »

elboku hat geschrieben: Heutzutage möchte ich keine Lehrerin sein, denn man bekommt so viele Erwartungen von den Eltern entgegengesetzt, dass man es nur falsch machen kann.
Da kommt es mMn darauf an, an den richtigen Stellen ein "dickes Fell" zu haben und sich (als Lehrer) selbst klar zu sein, dass man nicht alle Eltern-Erwartungshaltungen erfüllen kann. Das soll aber nicht daran hindern, sich die Anliegen der Eltern zumindest offen anzuhören und DANN zu entscheiden ob ich in dieser Sache etwas tun kann/will oder nicht.

Wie bereits an anderer Stelle geschrieben: Ich erwarte auch von einem Arzt, dass er sich mein Anliegen anhört und mich bestmöglich untersucht und diagnostiziert, unabhängig davon, wie viele Simulanten vor mir in der Praxis waren.
elboku hat geschrieben: Lehrerin bespricht ein Thema mit den Kindern. Zufälligerweise gibt es zur gleichen Zeit ein Theaterstück in der Stadt, das sehr gut zum Thema passt. Da das nicht gratis ist, möchte die Lehrerin 2 €/Kind einsammeln. Daraufhin beschweren sich 3 Eltern, warum sie etwas zahlen sollen, 4 Eltern fragen, ob der Besuch des Theaterstückes überhaupt notwendig ist, weitere 3 Eltern sind der Meinung, statt in das Theater zu gehen, sollten die Kinder lieber rechnen üben, denn die Freundin/Freund in einer anderen Schule ist schon viel weiter...
In dem Fall heißt "Dickes Fell" den Eltern, die sie beschweren warum sie was zahlen sollen, klarzumachen, dass es sich um eine gemeinsame Klassenaktivität handelt. Dieselbee Antwort bekommen auch die Eltern, die fragen, ob der Besuch überhaupt notwendig ist. Das Ganze in einem freundlichen, aber unmissverständlichen Ton, keinesfalls unsicher oder gar entschuldigend. Meistens genügt das, um Klahreit herzustellen.

Bei besonders sturen Exemplaren kann die Ankündigung "Na gut, wenn sie die Euro 2,- nicht zahlen dann holen Sie ihr Kind eben für die Zeit des Theaterstücks von der Schule ab und bringen es dann wieder hin. Rechnen sie aber damit, dass die nächste Klassenarbeit darum geht, was in dem Theaterstück gezeigt wurde."

Denjenigen, die meinen, die Kinder sollten lieber rechnen üben kann der Lehrer freundlich erklären, dass die Gestaltung des Lehrplanes vorgegeben ist und die konkrete Zeiteinteilung Sache des Lehrers (gerne auch mit der Zusicherung, dass die Kinder bis zum Schuljahresendes alles nötige vermittelt bekommen).
elboku hat geschrieben: Es gibt einen Jungen in Tochters Klasse, dessen Prioritäten liegen nicht im Schulbesuch. Gleichzeitig ist er aber auch der (Lern)Schwächste in der Klasse. Daher gibt es eine gratis (!) Förderung für diese Kinder an der Schule. Dieser Bub haut aber regelmäßig ab und geht nach Haus, weil er nicht länger als nötig in der Schule bleiben mag. Mutter des Buben meint, die Lehrerin muss sich darum kümmern, dass er in der Schule bleibt und beschwert sich gleichzeitig, warum die Lehrerin ihrem Kind nicht während der regulären Schulzeit das wesentliche vermitteln kann.
Auch hier gibt es eine klare Reaktion: wenn das Kind nicht für die Förderung in der Schule bleibt dann bekommt es diese Förderung eben nicht! Und wenn es in der regulären Schulzeit nicht das wesentliche lernt gibt es die Möglichkeit, das Schuljahr zu wiederholen.

Hier ist vor allem gefragt, damit unbelastet leben zu können, dass man mit dieser Mutter keinen Konsens erreichen wird. Harmonierbedürftige Lehrer, die immer "nett sein" und mit allen gut auskommen wollen, werden sich damit schwer tun. Aber es gehört auch zu den nötigen Kompetenzen, die sich ein Lehrer aneigenen kann.
elboku hat geschrieben:Die Resignation folgt sicher schnell, denn entweder scheitert man am Schulsystem selbst (zu unflexibel, zu wenig Budget) oder an den Eltern. 2009 kam eine Studie heraus, die herausgefunden hat, dass der Einfluss des Elternhauses am Schulerfolg viel höher ist, als Schultyp.
Das (dass das Elternhaus mehr Einfluss hat als der Schultyp) bin ich mir auch sicher. Und ich halte den Lehrerberuf wirklich nicht für "leicht" - aber er ist mMn eine positive Herausforderung - wenn man es so sehen kann.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
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Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von Maca »

Ich finde eure unterschiedlichen Ansätze sehr interessant!

Dieses Schüler- Eltern-Lehrer-staatlicher Bildungsauftragsystem ist so komplex und massiv störanfällig :? .
Aber in meiner grenzenlosen Naivität bin ich doch immer wieder erstaunt wie wenig sich alle Beteiligten bemühen miteinander auszukommen.Ich kann alle Seiten verstehen,sogar Eltern ,die sagen ´ ích kämpfe nun nur noch außschließlich für mein Kind,es tut ja sonst keiner´.
Ich kenne auch ganz tolle Lehrer,meine Tochter hat das Glück eine Pädagogin aus Berufung zur Klassenleherin zu haben,aber das empfinde ich als Ausnahme.
Ich erlebe selbstlos engagierte Eltern,die sich auch noch engagieren,wenn ihre eigenen Kinder nicht mehr betroffen sind und absolut keinen Dank erwarten,Hut ab!
Ich erlebe aber auch Eltern ,die alles an sich reißen,das Engagement für ihre Selbstbestätigung brauchen,gegenteilige Meinungen unfein abschmettern und so eine Art ˋLokalpolitik´betreiben und sich dabei wichtig fühlen.

Lehrer,die genervt von Eltern und Schülern sind,Eltern ,die sich von Lehrern nicht ernstgenommen fühlen und Angst um die Zukunft ihrer Kinder haben.

Ein Schulsystem,welches einen sehr engen Rahmen der von ihm erwarteten Leistung schafft ,viele Kinder,die diese Leistung nicht mehr erbringen können oder wollen,sie wohlmöglich hinterfragen.

Irgendwie entsteht in mir das Gefühl,daß unser Schulsystem in dieser Form einen reinen Selbstzweckcharakter hat,den eigentlich keiner mehr so will.
alibaba

Re: Lehrer über Schüler

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben: Und mMn ist es kein Zufall dass das von Maca beschriebene Gespräch und Gymnasiallehrern stattgefunden hat. Im Buch "Lernen geht anders" von Remo H. Large heißt es dazu unter anderem "Es gibt zu viele Lehramtstudierende, denen die Basisvoraussetzungen für ihren Beruf fehlen. Das sind neben der psychischen Belastbarkeit vor allem eine optimistische und aktive Lebenseinstellung sowie die erforderlichen sozial-kommunikativen Fähigkeiten. Dazu gehören Geschick und Freude im Umgang mit Kindern und Jugendlichen."

An anderer Stelle in diesem (sehr empfehlenswerten) Buch zitiert Largo dann den Erziehungswissenschaftler Ulrich Hermann: "Es gibt Lehrer, die ihre Schüler als "Rotz an meinem Ärmel" empfinden und die ganze Klasse als einen einzigen, großen Störfaktor. Dahinter verbirgt sich nicht selten ein Gefühl des Beleidigtseins. Insbesondere Gymnasiallehrer glauben immer wieder, die Schüler seien zu dumm, um ihre grandiosen fachlichen Fähigkeiten würdigen zu können. Die Frage ist bloß, ob hier jemand unterrichtet, der im Grunde lieber eine wissenschaftliche Karriere gemacht hätte, anstatt vor einer Klasse zu stehen, die ihn pädagogisch herausfordert."

So, jetzt genug zitert, aber das trifft es meiner Beobachtung nach sehr gut.



Finde ich auch - diese Bücher habe ich auch gelesen und mittlerweile noch mehr davon. Und wie die Herren oder Damen darin berichten, so erlebe ich auch Schule. Aber nein, es gibt auch tolle Lehrer - aber leider sind die in der Minderheit. Mir begegneten bisher in der Schulzeit meines Kinder aktiv von 30 Lehrern, genau 2. Eine minimale Ausbeute - wie die Nadel im Heuhaufen.

Ich denke wir müssen uns nicht wundern wenn Lehrer sich abgeschoben fühlen. Ich behaupte keck - sie sind selber schuld. Es geht nämlich auch anders. Lehramt kann man einfach so studieren - man weiß nicht was man machen soll - da studiert man mal auf Lehramt. Ob die Damen und Herren pädagtogisch geeignet sind - das überprüft keiner. Andere Länder haben uns da aber einges voraus. Und dann habe ich auch oft das Gefühl das sie Kauderwelsch reden - nicht willig sind sich auf die Schüler einzulassen - auch überfordert vom Schulsystem, von den örtlichen Gegebenheiten. Und das wiederrum sprüren die Eltern, was dann eben zu den Konflikten führt die Maca gehört hat.

Woran es auch häufig krankt ist die mangelnde Kommunikationskultur. Weder laufen hier Gespräche mit Eltern mit pädagogischem Geschick und Einfühlungsvermögen noch erfolgt eine ordentliche schriftliche Kommunikation mit uns Eltern. Ich zumindest möchte informiert werden und nicht etwas schnell an die Backe geknallt zu bekommen und das dann noch mündlich über das Kind vermittelt. Da geht mir das Messer in der Hosentasche auf. Vielleicht bin ich aber auch zu alt um mir von einer 25-jährigen kinderlosen Lehrerin erklären zu lassen, das sich 3 Straflisten in ihrem Unterricht für sie bewähren und sie deshalb daran festhält.

Was ist Schule? Wie definieren wir Schule? Wozu ist Schule da? Ich bin enttäuscht was unseren Kindern hier mitgegeben wird.

VG
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