Sie weigert sich nach wie vor in Religion die Ausmalbilder anzumalen und beteiligt sich auch in Religion und Sachkunde überhaupt nicht mündlich, obwohl man sie zu jeder Zeit ansprechen kann. Sie weiß (fast) immer, was gerade gemacht wird, wer gerade was gesagt hat usw. Aber wenn die Kinder eine Aufgabe gestellt bekommen, reagiert sie überhaupt nicht. Nach der 2. und 3. Aufforderung fängt sie gaaaaanz langsam an, ihren Stift herauszuholen und malt dann die Buchstaben aus oder fängt dann plötzlich im Unterricht an zu essen, weil sie meint, sie bräuchte Zucker im Blut, sie könnte sich sonst nicht mehr konzentrieren. Neulich hat sie sich bei einer Leseübung einen Schal vor die Augen gebunden und meinte, sie würde ein Nickerchen machen und hätte es gerne dunkel.
![Überrascht :o](./images/smilies/icon_e_surprised.gif)
In dieser Woche wurde das erste Diktat geschrieben. Sie hatte sieben Fehler, was ungefähr im Mittelfeld lag. Unter anderem lag es auch daran, dass sie nicht dafür üben wollte. Sie hat die Lernwörter und Sätze einmal abgeschrieben und danach wollte sie es nicht noch einmal wiederholen mit der Begründung "Ich hasse Abschreiben, ich hasse Hausaufgaben, ich hasse die Schule und ich hasse dich".
![Überrascht :o](./images/smilies/icon_e_surprised.gif)
Ihr habe ihr dann gesagt, sie muss das jetzt selber wissen. Selbstredend war sie fürchtlich beleidigt und wütend auf sich selbst, weil sie eben Fehler gemacht hat. Sie wollte dann auch überhaupt nicht mehr auf das Diktat angesprochen werden. Sie meinte, wir sollen da jetzt auch nicht mehr weiter drüber reden, das wäre ihre Sache und ginge uns nichts an.
Die Lehrerin meinte, sie könnte wahrscheinlich die Beste in der Klasse sein, wenn sie einfach nur mitarbeiten und ihre Hausaufgaben machen würde. Wenn sie Fehler macht, sind das meistens welche, die aus mangelnder Wiederholung resultieren. Es gibt wenige Tage, wo sich mal entschließt, mitzuarbeiten. Da würde dann auch durchblitzen, dass sie das alles kann. Aber an manchen Tagen wird sie gefragt und antwortet, dass sie überhaupt keine Ahnung hat. Das sagt sie dann einfach, um ihre Ruhe zu haben.
Die Lehrerin hat gesagt, sie ist generell sehr schwer für irgendwas zu begeistern. Es ist häufig so, dass für die Kinder besondere Aktionen gestartet werden, wie z. B. jahreszeitliche Bastelaktionen usw. Alle Kinder freuen sich und jubeln und meine Tochter zieht ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter.
![Verärgert :x](./images/smilies/icon_mad.gif)
Über die anderen Kinder der Klasse hat sie gesagt, sie müsste jetzt irgendwie mit denen zurechtkommen, aber sie hätte sich schon damit abgefunden, dass da einfach keine Kinder dabei sind, die für sie als Freunde oder Freundinnen in Frage kommen. Ganz schön traurig, sie ist ja immer noch 6 Jahre alt und hat schon so resigniert.
Ich würde ihr so gerne helfen, aber ich weiß nicht mehr, was ich noch für sie tun kann.
Zuhause ist sie GANZ ANDERS. Zuhause sprüht sie vor Ideen, hat mehrere Projekte gleichzeitig laufen, liest viel, schreibt auch selber Geschichten (auch mit Fehlern, aber dafür mit Leidenschaft). Sie denkt sich Geschichten aus und spielt die mit ihren Barbies und sämtlichen Gegenständen in ihrem Zimmer nach. Manchmal ist das ganze Zimmer eine einzige "Filmkulisse" und man darf nur ganz vorsichtig die Tür aufmachen, damit man nichts zerstört. Sie bastelt selber auch viel, gestaltet Landschaften mit Decken, Tücher oder Pappe/Papier. Und diese Filmszenen werden dann auch über mehrere Stunden bespielt. Zwischendurch kommt sie mal raus, wenn sie irgendein "Material" braucht.
Die Klassenlehrerin hat heute auch nochmal angeboten, wenn sie schnell mit ihren Aufgaben in der Schule durch ist, darf sie auch gerne Bescheid sagen und kriegt dann andere Aufgaben. Und sie hat sich stattdessen gewünscht, dass sie lieber auf den Hof darf. Sie möchte gerne draußen spielen, weil dann während des Unterrichts keine Kinder auf dem Hof sind.
Ich kann ihre Verzweiflung irgendwie nachvollziehen.
![Weinend oder sehr traurig :cry:](./images/smilies/icon_cry.gif)