ich bin schon länger im Forum am mitlesen, da unser Töchterchen unter Gleichaltrigen etwas auffällt. Gerne stelle ich sie vor.
Nach einem etwas schwierigen Start ins Leben (Notkaiserschnitt 2 Wochen vor Geburtstermin und anschliessend 10-tägiger Intensivstationsaufenthalt wegen einer starken Gelbsucht bei Blutgruppenunverträglichkeit) entwickelt sie sich jetzt zum Glück prächtig.
Von Anfang an wollte sie kaum liegen, wollte immer alles sehen und wir haben sie viel herumgetragen, schon früh mit dem Gesicht weg von uns, weil sie alles miterleben wollte. Sie war schon immer (und immer noch) ein sehr ruhiges, liebes und fröhliches Kind, hat (sofern sie mitschauen durfte) kaum geweint und seit der 6. Woche (mit Ausnahmen von Krankheiten) nachts immer durchgeschlafen (ca. 12 Stunden).
Mit 5.5 Monaten hat sie angefangen auf alles zu zeigen und man musste es benennen, sonst hat sie geweint. Auch in Bilderbüchern hat sie schon in diesem Alter auf alles gezeigt, was sie benannt haben wollte.
Grobmotorisch entwickelte sie sich eher etwas langsam (drehte sich mit 5.5Mt auf den Bauch (da nahm sie kleine Gegenstände schon mit Pinzettengriff vom Tisch), freies Sitzen mit 6Mt, krabbelte mit 11.5Mt, freies Gehen mit 15Mt).
Sprachlich ist sie sehr schnell unterwegs: Mit 6 Monaten schüttelte sie den Kopf wenn ihr etwas nicht passte und sie verstand und befolgte einige Aufforderungen (z.B. "schau dort", "Zunge rausstrecken", "winken" etc., jeweils ohne dass man es vorgemacht hat). Mit 7 Monaten sprach sie uns mit Papa und Mama an.
Mit 10Mt konnte sie alle Teile des Körpers und Kleidungsstücke bei sich und anderen zeigen und hatte riesige Freude wenn man mit ihr das "Spiel" "wo ist XYs Ellbogen, Socke etc.?" spielte.
Mit 11Mt hat sie angefangen einzelne Worte zu sprechen (ausser Mama/Papa) und konnte etliche Tierlaute nachahmen. Mit 14.5Mt begann sie in 2-Wort-Sätzen zu sprechen, mit 15.5 Mt nannte sie sich beim eigenen Namen, seit dem 19.Mt spricht sie von sich als "ich". Jetzt mit 23 Monaten spricht sie ganze Sätze, die auch von Personen die sie nicht kennen verstanden werden, obwohl sie grammatikalisch noch nicht ganz korrekt sind. Sie benutzt die Mehrzahl und die Vergangenheitsform (z.T. mit Fehlern).
Sie hat ein unglaubliches Gedächtnis und schnappt Fakten ganz nebenbei auf, z.B. waren wir letzte Woche bei der Grossmutter, im Gespräch mit mir erwähnte sie, dass es bei der bald anstehenden Geburtstagsfeier von Grossvater Filet geben sollte (Töchterchen war derweil am Spielen mit einer Autogarage). Einige Tage später haben mein Mann und ich darüber gesprochen, mein Mann fragte was denn gekocht werden soll, ich sagte "ich glaube Steak" (ich wusste es selbst nicht mehr genau), darauf unsere Kleine "nein Filet!" (und es stimmte natürlich).
Ein anderes Beispiel: wir wiegen unsere Tochter 1x pro Monat (für die Perzentilenkurve). Töchterchen stand auf die Waage, wartete bis die Zahlen erschienen sind und rief laut „11.6kg!“, es hatte gestimmt, sie kann jedoch keine Zahlen lesen, sondern hatte einfach die vergangenen 4 Wochen nicht zugenommen und war genau gleich schwer wie bei der letzten Messung. An das „elf-komma-sechs“, das ich beim Aufschreiben einen Monat zuvor laut gesagt habe, muss sie sich erinnert haben.
Sie interessiert sich sehr für Tiere und kennt eigentlich alle die wir auch kennen, auch solche die für Kinder vielleicht nicht so geläufig sind (wie z.B. Ohrwurm, Ameisenbär etc.), sie kann auch viele Vogelarten auseinanderhalten (z.B. Eisvogel, Storch, Lerche, Eule, Fasan, Adler, Specht, Wellensittich, Papagei, Kakadu, Lori etc.) (von wem hat sie das bloss? - weder mein Mann noch ich sind ornithologisch interessiert
![Lächeln :-)](./images/smilies/icon_e_smile.gif)
Sie unterscheidet nach Geschlecht (Mann-Frau, Mädchen-Junge, "Mama-Stockente" vs. "Papa-Stockente") und nach Alter: Baby-Kind-Frau-Oma. Alle Kinder bis und mit ca. 3.5 Jahre betitelt sie mit Baby. Wenn man sie fragt ob sie auch ein Baby sei, gibt sie zur Antwort "nein, ich bin schon gross, schon bald 2!" und streckt freudig 2 Finger in die Höhe.
Seit letztem Monat kennt und benennt sie alle gängigen Farben, nach Farben sortiert hat sie seit dem 18. Monat.
Sie zählt bis 10, und hat ein Mengenverständnis für 1, 2 und 3.
Sie kann um die 40 Kinderlieder auswendig (deutsche, englische, französische). Anfangs konnte sie nur den Text "aufsagen", seit knapp 2 Monaten singt sie die Lieder mit Melodie. Singen macht ihr grossen Spass und bei längeren Autofahrten singt sie eine halbe Stunde oder länger am Stück, mal alleine, mal begleitet von uns. Wenn uns wieder mal ein neues Lied einfällt (oder wir selbst eines auf YouTube angeschaut und auswendig gelernt haben
![Zwinkern ;-)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
Dank dem ABD-Lied kann sie das ganze ABC aufsagen.
Sie kennt 8 Grossbuchstaben (v.a. die aus ihrem Namen) die sie einzeln benennen kann und auf Verpackungen etc. wiederfindet. Sie erkennt (lesen kann sie nicht) ihren Namen, Mama, Papa und unseren Nachnamen. Sie erkennt auch die Schilder gewisser Supermärkte und sagt dann altklug "gell Mami da ist XY angeschrieben", oder packt sich etwas aus den Einkaufswagen, das sie gut kennt und sagt in der Schlange an der Kasse "gell Mami da steht Apfelsaft angeschrieben?".
Generell kommt vor oder nach fast jedem Satz ein fragendes "gell?", sie will alles bestätigt haben, auch zum 20. mal, obwohl sie genau weiss, dass es so ist.
Wenn Fremde sie ansprechen gibt sie eher selten Antwort und wenn dann sehr leise, sie gibt schnell auf wenn sie mal jemand nicht versteht. Kürzlich fragte sie eine Kollegin von uns "welches Instrument spielt dein Papi?" Tochter "Sakaphon" (=Saxophon, eines der seltenen Wörter die sie nicht richtig aussprechen kann), darauf die Kollegin "was?", Tochter "Geige"
![Überglücklich :-D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
In den letzten Wochen hat sie ein gewisses Zeitgefühl entwickelt, bei Vergangenem spricht sie von "gestern", bei Zukünftigem setzt sie "einmal" vor den Satz (z.B. "XY gestern beim Bäcker gewesen, die Frau hat mir ein Brötchen gegeben" (auch wenn es letzte Woche war) oder "Einmal gehen wir, Mama und Papa und Ich, alle zusammen in die Ferien, lange Pause und dann kommt: "Im Oktober" (was auch stimmte, nachdem wir es ihr 2 Tage zuvor 1x erzählt hatten)).
Sie spielt gerne mit Puppen (füttern, wickeln, Schlafen legen, Spazieren fahren etc.) oder kocht auf der Kinderküche, alles andere spielt sie kaum alleine. Sie möchte überall dabei sein und hilft gerne im Haushalt (am liebsten Wischen, Abwaschen, Rühren, Tischdecken, Abwaschmaschine ein-/ausräumen).
Sie ist sehr fordernd mit sich selbst, wenn etwas nicht klappt wie sie es sich vorstellt wir sie sehr wütend, weint, wirft sie die Dinge weg und schlägt sich z.T. selbst. So mag sie z.B. gar keine Puzzle machen, sie weiss wo die Teile hingehören und Mami soll sie dann einpuzzeln, wenn sie selbst probiert und das Teilchen nicht auf Anhieb passt, ist es aus mit Puzzeln. Sie tut uns richtig leid wenn sie so frustriert ist und wir merken, dass sie Sachen die sie nicht gut kann meidet.
Sie spielt im Moment gerne Bambino-LÜK (für 3-5 Jahre), Domino (mit Bildern) und Obstgarten. Sie malt gerne mit Wasserfarben oder Filzstiften (nur Gekritzel, nichts bildhaftes, sie erklärt jedoch immer mit viel Fantasie was sie gemalt hat, beliebt sind im Moment Delfine und Helikopter). Sie liebt es mit Wasser zu spielen und fährt gerne Laufrad. Sie liebt es Bücher anzuschauen, hört Geschichten sehr gerne zu und freut sich immer über neue Bücher. Zum Teil „liest“ sie die Bücher ihren Stofftieren vor.
Rollenspiele sind auch sehr beliebt, Papi muss als Baby herhalten, das Lätzchen anziehen und wird gefüttert, wenn er weint wird er ermahnt ruhig zu sein. Oder sie schliesst die Tür, klopft an, wir rufen „herein“, sie kommt rein, wir fragen „wo warst du denn?“ und dann kommt eine Geschichte, z.B. „ich war beim Metzger, habe Wurst und Fleisch gekauft. Papa kann das Morgen zum Mittagessen kochen.“. Türe wieder zu, und das Spiel von neuem in unzähligen Varianten.
Wenn sie etwas beherrscht, verliert es schnell seinen Reiz, z.B. hat sie mit 15Mt 7-10 Holz-Klötzchen hohe Türme gebaut, nach etwa einer Woche war Schluss und jetzt baut sie höchstens auf Aufforderung ab und zu mal einen Turm.
3 Tage pro Woche besucht sie eine Kinderkrippe, dort hat sie Kontakt zu Kindern im Alter von 4 Monaten bis 4 Jahre. Am liebsten spielt sie mit 3-4-jährigen. Bei den Gleichaltrigen und Jüngeren spielt sie v.a. die helfende Hand, sie bringt ihnen Spielzeug oder vor dem Spaziergang die Jacken und Schuhe (sie weiss von fast allen Kindern wem was gehört). Sie schaut z.B. beim Essen (auch Zuhause) dass alle genug bekommen, sobald jemand seinen Teller leer hat schieb sie die Schüssel in seine Richtung oder reicht ein Brot hin. Bei Kindern die sie gut kennt übernimmt sie zum Teil die Führerrolle, ruft dann z.B. laut „jetzt spielen wir fangen“ und meist machen auch die älteren Kinder mit. In fremder Umgebung ist sie sehr schüchtern, spricht kaum und spielt kaum mit unbekannten Kindern.
Nach einer kurzen Trotzphase mit 18 Monaten kann man mit ihr nun schon recht gut (nicht immer) diskutieren und Kompromisse schliessen. Wenn sie z.B. ein Sommerkleidchen anziehen möchte und man ihr erklärt es regnet draussen und ist zu kühl akzeptiert sie dies, versorgt das Kleid im Schrank und sucht sich einen Pulli aus. Wenn sie abends nicht schlafen gehen will (sie braucht nachts immer noch ca. 11h und Nachmittags 2-3h Schlaf, sonst ist sie total erschöpft) überreden wir sie mit etwas das sie gerne macht, z.B. “wenn du jetzt sofort ohne Theater ins Bett gehst, schauen wir uns morgen früh auf youtube das Kikaninchen-Lied an“ - das klappt praktisch immer
![Zwinkern ;-)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
Unsere Tochter ist ein richtiger Sonnenschein und sehr „pflegeleicht“, unsere Verwandtschaft hat sie immer als „Baby für Anfänger“ bezeichnet, weil sie immer so zufrieden war und gut geschlafen hat – und sie ist bis heute meistens zufrieden, ausgeglichen und sehr fröhlich. Sie liebt es, wenn man mit ihr spricht und sie bei allem einbezieht was man selbst macht, manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen weil wir kaum mit ihr Spielen, wir nehmen sie einfach überall mit und wenn wir zuhause sind will sie häufig einfach ihre Bücher anschauen.
Ob unsere Tochter (hoch- oder) frühbegabt ist oder nicht ist uns egal, uns geht es darum, dass sie zufrieden und glücklich ist. Da sie aber doch unter Gleichaltrigen auffällt haben wir begonnen uns zu informieren und sind dankbar über dieses Forum, wenn man darin liest wird der Vorsprung unserer Tochter einerseits deutlich relativiert und andererseits haben wir schon von vielen wertvollen Tipps zum Umgang mit klugen Kindern profitiert. Uns geht es vor allem darum, unserer Tochter zu helfen, sich selbst nicht zu überfordern; wie oben beschrieben wird sie sehr wütend und schlägt sich z.T. selbst wenn etwas nicht so klappt wie sie es sich vorstellt (v.a. die Feinmotorik ist nicht so weit wie das kleine Köpfchen sich das wünschen würde), wir hoffen auf Tipps, wie wir sie da am besten unterstützen können…
Liebe Grüsse
(sorry, wurde etwas länger als gedacht)