Hallo Loewe,Loewe03 hat geschrieben:Hast du dir die ausgedacht? Falls ja, bitte mehr davon, falls nein, wo kann man mehr davon lesen?
spontan hingetippt, sozusagen als Dankeschön für dein tiefgründiges Thema, das du hier eingeführt hast...
Hallo Nicki,Nicki hat geschrieben:Karl Marx sagte mal glaube ist opium fuers Volk.
dein Zitat stimmt fast... Karl Marx kritisierte eher die Religion als den persönlichen Glauben. Aus seiner Perspektive bezog er sich dazu natürlich auf die christliche Glaubenslehre, die ja durchaus gerechtfertigt von islamgläubigen Menschen kritisiert wird. Vor allem wird bemängelt, dass die religiösen Aussagen durch politische Interventionen im Laufe der Geschichte verbogen und geradezu verballhornt wurden. Tja, das lässt sich natürlich nicht abstreiten. Was aber hatte Marx so auf die Palme gebracht?
1) Nach den Aussagen des christlichen Religionsstifters Jesus sind alle Menschen Brüder. Die christliche Urgemeinde lebte dies auch, indem die gesellschaftliche Hierarchie in der Kirchengemeinde aufgelöst war. Führungspersönlichkeiten waren vor Gott so gleich wie der geringste Diener. Den Römern als Besatzer des historischen Palästina war diese Denkweise suspekt, denn die Auflösung hierarchischer Strukturen galt für die Machtstrukturen Roms als gefährlich. Schließlich war es damals erst drei Generationen her, seit Spartakus die Sklaven zum Aufstand aufgerufen hatte... Aber zu Marx' Zeiten war dies alles Schnee von gestern. Der Klerus hatte klare hierarschische Strukturen angenommen und herrschte über die Seelen der lieben Schäfchen, während Marx lieber an die Gleichheit der Menschen glaubte...
2) Jesus hatte sich nicht als Führungspersönlichkeit verstanden, sondern lebte bedingungslosen Pazifismus bis zum bitteren Ende. Etwa 300 Jahre nach dessen Tod bemächtigte sich Kaiser Konstantin der neuen Religion zwecks Machtpoker gegen die politheistischen Gegner, die er im Namen des pazifistischen Jesus niedermetzeln ließ. Zu dieser Zeit wurde auch das erste Konzil von Nizäa einberufen, worin Jesus als Gott gekürt wurde, neben dem abrahamistischen Gottvater und einem nebulösen Geist. Der Jusus-Kult war geboren. Jesus als Superman, der die Menschheit retten wird... Marx glaubte dagegen, dass die Menschen sich im Geiste ethischer Normen lieber selber retten müssten...
Ich finde es interessant, wie auch heute noch die christliche Kirche herumeiert, um das Konglomerat an widersprüchlichen Aussagen irgendwie zusammenzukitten. Am besten gefällt mir dabei das Argument, dass die kirchliche Wahrheit eben einfach deswegen geglaubt werden muss, weil es die Kirche eben so behauptet. Und Punkt. Das viele Blut, das inzwischen am Jesuskreuz klebt, wird an dieser Stelle einfach mal übersehen. Ich finde es dagegen spannend, tiefgründigere Betrachtungen anzustellen, um die Beweggründe der alten Philosophen zu verstehen, welche schon vor tausenden von Jahren kluge Erkenntnisse über das Wesen des Lebens und des Mensch-Seins niederschrieben...
Viele Grüße von
Neckri