Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Lieben Dank für eure Impulse - ich habe viel Stoff zum Nachdenken erhalten, gerade auch was die Asperger-Thematik angeht!
Ich hatte mich die letzte Zeit relativ viel mit Asperger/Autismus beschäftigt und weiß, dass sich im Grunde genommen keine Merkmale sicher festlegen lassen, daher habe ich das vorhandene Mitgefühl und das Ironieverständnis/den Humor meiner Tochter gar nicht erst als Ausschlusskriterium für AS angeführt. Aber gerade diese Unmöglichkeit der Festlegung lässt mich an dem Diagnostikverfahren zweifeln. Ein Kind könnte meines Erachtens bei zwei verschiedenen Ärzten zwei unterschiedliche Ergebnisse erhalten, daher tue ich mir schwer mit der Entscheidung...
@Twins123
Wodurch hat sich der Asperger-Verdacht denn erledigt? Ihr scheint euren Sohn ja dann trotz dieser Tendenzen ohne Diagnostik eingeschult zu haben...was hat dich dazu bewogen, ihn nicht darauf testen zu lassen? War der Klassensprung deines Sohnes erst nach der Testung möglich? Schade, dass erst ein Testergebnis nötig war, damit seine Nöte ernst genommen wurden.
Weil du geschildert hast, wie gut er mit Älteren klarkommt: Wir hatten einmal Gelegenheit, uns mit einem getestet hochbegabten, zwei Jahre älteren Mädchen zu treffen - das war für meine Tochter auf jeden Fall schön. Die zwei haben sich gegenseitig Karten gebastelt und diese beschrieben. Da es für beide völlig normal war, so gut lesen und schreiben zu können, war meine Tochter sehr locker und aufgeschlossen. Leider wohnt diese Familie zu weit weg, um regelmäßigen Kontakt zu haben.
Jedenfalls überlege ich nun, ob eine Testung uns doch weiterhelfen würde - auf HB, vielleicht doch auch auf AS. Viele Schulen reagieren vermutlich erst auf etwas Offizielles...
@ Charlotte
Habt ihr eure Tochter damals testen lassen? Auf HB, AS oder anderes?
Toll, dass sich der Weg eurer Tochter so gut entwickelt hat! Meine Tochter ist auch immer Beobachterin, aktives Spielen geht nur mit mir oder ihrem Vater, aber der Wunsch nach Freunden ist da, denn sie hat sich einige Fantasiekinder ausgedacht, die uns permanent begleiten und mit denen sie Abenteuer erlebt.
Diese Hilfslehrerfunktion für einen Mitschüler - kann man das uneingeschränkt positiv sehen? In ihrer Klasse wird sie eventuell eine ähnliche Rolle übernehmen, was ihrem Selbstbewusstsein sicher gut tun wird, aber nutzt ein Lehrer das nicht auch aus, weil es für ihn bequem ist, oder schätze ich das völlig falsch ein?
Wegen der passenden Bücher: Das ist hier ganz genauso. Sie möchte am liebsten Bücher mit vielen Bildern UND viel Text. Das ist schon mal eher selten. Und bei den Büchern für 12-jährige stelle ich sehr viele zurück, wenn ich im Klappentext lese "ein süßer Junge", für den sich die Protagonistin interessiert. Das ist noch nichts für meine Tochter. Am liebsten liest sie Geschichten über Kinder, die etwas erleben, aber auch nicht diese Piraten-/Pferde-/Banden-Thematik, daher ist es nicht immer einfach. Wenn du Lust hast, könnten wir gerne mal zwei-drei Büchertipps austauschen (ich weiß nicht, wie alt deine Tochter jetzt ist), ich bin jedenfalls dankbar für Anregungen!
Liebe Grüße,
Moonchild
Ich hatte mich die letzte Zeit relativ viel mit Asperger/Autismus beschäftigt und weiß, dass sich im Grunde genommen keine Merkmale sicher festlegen lassen, daher habe ich das vorhandene Mitgefühl und das Ironieverständnis/den Humor meiner Tochter gar nicht erst als Ausschlusskriterium für AS angeführt. Aber gerade diese Unmöglichkeit der Festlegung lässt mich an dem Diagnostikverfahren zweifeln. Ein Kind könnte meines Erachtens bei zwei verschiedenen Ärzten zwei unterschiedliche Ergebnisse erhalten, daher tue ich mir schwer mit der Entscheidung...
@Twins123
Wodurch hat sich der Asperger-Verdacht denn erledigt? Ihr scheint euren Sohn ja dann trotz dieser Tendenzen ohne Diagnostik eingeschult zu haben...was hat dich dazu bewogen, ihn nicht darauf testen zu lassen? War der Klassensprung deines Sohnes erst nach der Testung möglich? Schade, dass erst ein Testergebnis nötig war, damit seine Nöte ernst genommen wurden.
Weil du geschildert hast, wie gut er mit Älteren klarkommt: Wir hatten einmal Gelegenheit, uns mit einem getestet hochbegabten, zwei Jahre älteren Mädchen zu treffen - das war für meine Tochter auf jeden Fall schön. Die zwei haben sich gegenseitig Karten gebastelt und diese beschrieben. Da es für beide völlig normal war, so gut lesen und schreiben zu können, war meine Tochter sehr locker und aufgeschlossen. Leider wohnt diese Familie zu weit weg, um regelmäßigen Kontakt zu haben.
Jedenfalls überlege ich nun, ob eine Testung uns doch weiterhelfen würde - auf HB, vielleicht doch auch auf AS. Viele Schulen reagieren vermutlich erst auf etwas Offizielles...
@ Charlotte
Habt ihr eure Tochter damals testen lassen? Auf HB, AS oder anderes?
Toll, dass sich der Weg eurer Tochter so gut entwickelt hat! Meine Tochter ist auch immer Beobachterin, aktives Spielen geht nur mit mir oder ihrem Vater, aber der Wunsch nach Freunden ist da, denn sie hat sich einige Fantasiekinder ausgedacht, die uns permanent begleiten und mit denen sie Abenteuer erlebt.
Diese Hilfslehrerfunktion für einen Mitschüler - kann man das uneingeschränkt positiv sehen? In ihrer Klasse wird sie eventuell eine ähnliche Rolle übernehmen, was ihrem Selbstbewusstsein sicher gut tun wird, aber nutzt ein Lehrer das nicht auch aus, weil es für ihn bequem ist, oder schätze ich das völlig falsch ein?
Wegen der passenden Bücher: Das ist hier ganz genauso. Sie möchte am liebsten Bücher mit vielen Bildern UND viel Text. Das ist schon mal eher selten. Und bei den Büchern für 12-jährige stelle ich sehr viele zurück, wenn ich im Klappentext lese "ein süßer Junge", für den sich die Protagonistin interessiert. Das ist noch nichts für meine Tochter. Am liebsten liest sie Geschichten über Kinder, die etwas erleben, aber auch nicht diese Piraten-/Pferde-/Banden-Thematik, daher ist es nicht immer einfach. Wenn du Lust hast, könnten wir gerne mal zwei-drei Büchertipps austauschen (ich weiß nicht, wie alt deine Tochter jetzt ist), ich bin jedenfalls dankbar für Anregungen!
Liebe Grüße,
Moonchild
Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Hallo Sinus,
das klingt nicht ermutigend. Tut mir leid, dass es bei euch so läuft. Ich befürchte Ähnliches, daher habe ich dieses große Bedürfnis, mich auf alle Probleme vorbereiten zu wollen, auch wenn ich damit vermutlich nicht viel ändern kann.
Das Wort "Hochbegabung" nehme ich bewusst nicht in den Mund, wenn ich mit Lehrern (oder anderen Eltern) spreche. Erstens weiß ich ja nicht sicher, ob eine HB vorliegt und zweitens habe ich bis jetzt den Eindruck gehabt, dass die Leute generell offener und bereitwilliger sind zu helfen, wenn man sie quasi mit ins Boot holt und sie um Rat bittet, auch wenn ich offensichtlich mehr Ahnung von HB habe als sie.
In den Gesprächen mit beiden Schulen habe ich nur gefragt, wie sie damit umgehen werden, dass meine Tochter in diesem Maß lesen und schreiben kann. Ich muss allerdings sagen, dass ich bei beiden Direktoren auch das Gefühl hatte, dass sie mir nicht glauben, dass meine Tochter ohne Hilfe/Korrektur schreibt. Aber während die eine Schule völlig unbeweglich war (der Direktor war im ersten Moment schon alarmiert, weil er dachte, ich käme vorbei, weil ich eine Früheinschulung (das wird dort genauso rigoros abgelehnt wie Klassensprung) erreichen möchte und entspannte sich sichtlich, als ich das verneinte), war die andere Schulleitung bemüht, mir Möglichkeiten im Umgang mit meiner Tochter zu nennen, lehnt weder Klassensprung noch fächerübergreifenden Unterricht für sie ab, obwohl sie null Erfahrung darin haben. Die Schulleitung hat auch angeboten, sich mit der Schulpsychologin zu besprechen und beraten zu lassen - was dann wirklich passiert und funktioniert, weiß ich natürlich nicht, aber prinzipiell ist mir die signalisierte Bereitschaft natürlich lieber als Abblocken.
Aber wie du schon eure Erfahrung geschildert hast - ob sich dann daran gehalten wird, kann keiner wissen. Und ich habe auch Verständnis für die Lehrer, die die schwierige Aufgabe haben, Kinder mit völlig unterschiedlichem Leistungsniveau, Inklusionskinder und ausländische Kinder ohne viel Deutschkenntnisse zu unterrichten und dann noch ein eventuell hochbegabtes Kind mit einigen Empfindlichkeiten dazubekommen. Aber natürlich möchte ich, dass es meinem Kind in der Schule gut geht.
Ich drücke euch die Daumen, dass es in der weiterführenden Schule besser läuft.
Liebe Grüße,
Moonchild
das klingt nicht ermutigend. Tut mir leid, dass es bei euch so läuft. Ich befürchte Ähnliches, daher habe ich dieses große Bedürfnis, mich auf alle Probleme vorbereiten zu wollen, auch wenn ich damit vermutlich nicht viel ändern kann.
Das Wort "Hochbegabung" nehme ich bewusst nicht in den Mund, wenn ich mit Lehrern (oder anderen Eltern) spreche. Erstens weiß ich ja nicht sicher, ob eine HB vorliegt und zweitens habe ich bis jetzt den Eindruck gehabt, dass die Leute generell offener und bereitwilliger sind zu helfen, wenn man sie quasi mit ins Boot holt und sie um Rat bittet, auch wenn ich offensichtlich mehr Ahnung von HB habe als sie.
In den Gesprächen mit beiden Schulen habe ich nur gefragt, wie sie damit umgehen werden, dass meine Tochter in diesem Maß lesen und schreiben kann. Ich muss allerdings sagen, dass ich bei beiden Direktoren auch das Gefühl hatte, dass sie mir nicht glauben, dass meine Tochter ohne Hilfe/Korrektur schreibt. Aber während die eine Schule völlig unbeweglich war (der Direktor war im ersten Moment schon alarmiert, weil er dachte, ich käme vorbei, weil ich eine Früheinschulung (das wird dort genauso rigoros abgelehnt wie Klassensprung) erreichen möchte und entspannte sich sichtlich, als ich das verneinte), war die andere Schulleitung bemüht, mir Möglichkeiten im Umgang mit meiner Tochter zu nennen, lehnt weder Klassensprung noch fächerübergreifenden Unterricht für sie ab, obwohl sie null Erfahrung darin haben. Die Schulleitung hat auch angeboten, sich mit der Schulpsychologin zu besprechen und beraten zu lassen - was dann wirklich passiert und funktioniert, weiß ich natürlich nicht, aber prinzipiell ist mir die signalisierte Bereitschaft natürlich lieber als Abblocken.
Aber wie du schon eure Erfahrung geschildert hast - ob sich dann daran gehalten wird, kann keiner wissen. Und ich habe auch Verständnis für die Lehrer, die die schwierige Aufgabe haben, Kinder mit völlig unterschiedlichem Leistungsniveau, Inklusionskinder und ausländische Kinder ohne viel Deutschkenntnisse zu unterrichten und dann noch ein eventuell hochbegabtes Kind mit einigen Empfindlichkeiten dazubekommen. Aber natürlich möchte ich, dass es meinem Kind in der Schule gut geht.
Ich drücke euch die Daumen, dass es in der weiterführenden Schule besser läuft.
Liebe Grüße,
Moonchild
Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Ich muss Dich enttäuschen. Kleine Schulen bedeutet nicht automatisch, dass hier alles besser wäre. In kleinen Klassen steht man ständig im Fokus. Das kann gut sein, muss es aber nicht.Moonchild hat geschrieben: Lange Rede, kurzer Sinn: Was soll ich im Hinblick auf die Schule beachten? Sie wird eine gemeindliche Schule besuchen, wenn es genehmigt wird, dann eine in der Nachbarschaft, die sehr klein ist, da sie Lärm und Gewimmel stressen. Die zuständige Schule, in der ihre Kindergartenkollegen angemeldet sind, ist sehr groß. Und unflexibel. Dort wird alles so gemacht, "wie es schon immer gemacht wurde". Die kleine Schule signalisiert z.B. Bereitschaft, sie im Deutschunterricht der höheren Klasse mitmachen zu lassen, falls man merkt, dass es sinnvoll ist. Bisher gab es das dort noch nicht. Beide Schulen haben keine Erfahrung mit Hochbegabung (falls hier überhaupt eine vorliegt).
Am Besten ist, wenn Ihr etwas Anderes wollt, ein IQ-Test. Noch besser wäre dann die bestätigte HB. Ansonsten sind meine Erfahrungen "schlecht", vor allem wenn das Soziale nicht passt. Der Lehrer erwartet eben von einem Schulkind, das es sich auch wie ein solches benimmt. Zuhören, mitmachen, nicht stören ……Moonchild hat geschrieben:
Gibt es weitere Kriterien, worauf man bei der Schulwahl/Einschulung achten/Wert legen sollte? An erster Stelle steht für mich, dass sich meine Tochter wohl fühlt, dann der Unterricht, wobei mir natürlich klar ist, dass es zum Wohlfühlen dazugehört, auch im Unterricht Erfüllung zu finden.
Was war euch wichtig, als ihr euer Kind eingeschult habt? Was musste stimmen?
Was hat sich nach der Einschulung bewahrheitet oder als Problem herausgestellt, was ihr vorher nicht gesehen habt?
Habt ihr Tipps/Ratschläge? Ich finde den Spagat so schwierig, die Interessen des Kindes zu vertreten, aber den Lehrern nicht auf die Nerven zu gehen...
Und ja, ich weiß, dass ich das Ganze eigentlich nur auf mich zukommen lassen kann, aber man hofft ja doch, dass man auch schon vorab die "richtigen" Entscheidungen trifft, weil man sich für das Kind wünscht, dass es Spaß an Schule hat...
Ob dein Kind sich wohl fühlt, liegt an vielen Faktoren. Einmal an den Kindern selber, am eigenen und an den Klassenkammeraden. Dann daran wie gut differenziert wird. Dann an der Chemie zwischen Lehrer und Kind. Im Prinzip hängt das von vielen Faktoren ab, die man im Vorfeld weder erahnen und herleiten kann.
Spaß an der Schule …… ich behaupte, dass das wohl schwer für begabte Kinder werden wird. Unterfordert ist man sowieso. Es hängt also dann wieder sehr stark von der eigenen Persönlichkeit ab, von der Reife die das Kind besitzt.
Im Prinzip kann ich zusammen fassen, Schule war nach 4 Wochen gegessen. Kind hatte sich eh etwas anderes vorgestellt.
Ob du nun die richtigen Entscheidungen triffst ……. hinterher weiß man es bekanntlich immer besser. Ich habe neulich mit meinem Großkind drüber gesprochen und beim Revue passieren, erinnerte ich mich, dass eben immer etwas war. Daher gibt es keine richtigen Entscheidungen, nur solche, die ich immer mit dem, der Situation angemessen, besten Wissen und Gewissen eben so getroffen habe. Die waren vielleicht nicht immer richtig, aber immer für den Augenblick in Ordnung. Und grundsätzlich bin ich kein Typ von vielleicht und hätte ich mal.
In dem Sinne. Jedes Kind ist anders, jedes empfindet anders, es ist immer ganz individuell. Geht euren Weg, der für Euch gerade jetzt eben passend ist.
Viel Erfolg und VG
-
- Dauergast
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Ich habe in einem spezifischen Forum schon etliche Eltern von Autisten kennengelernt, die nicht testen lassen wollten, weil sie meinten, ihre Kinder wären ohnehin so "unauffällig", dass sie gar nicht ins autistische Spektrum reinfallen würden, sondern lediglich ein paar autistische Züge hätten. Und dann waren einige genau DIESER Kinder, als doch getestet wurde, ganz klar über dem Cut-Off.Moonchild hat geschrieben:Lieben Dank für eure Impulse - ich habe viel Stoff zum Nachdenken erhalten, gerade auch was die Asperger-Thematik angeht!
Ich hatte mich die letzte Zeit relativ viel mit Asperger/Autismus beschäftigt und weiß, dass sich im Grunde genommen keine Merkmale sicher festlegen lassen, daher habe ich das vorhandene Mitgefühl und das Ironieverständnis/den Humor meiner Tochter gar nicht erst als Ausschlusskriterium für AS angeführt. Aber gerade diese Unmöglichkeit der Festlegung lässt mich an dem Diagnostikverfahren zweifeln. Ein Kind könnte meines Erachtens bei zwei verschiedenen Ärzten zwei unterschiedliche Ergebnisse erhalten, daher tue ich mir schwer mit der Entscheidung...
Bitte nicht mißverstehen, ich will hier keine Lanze für eine Testung auf Autismus brechen. Nur das Argument, dass zwei Ärzte zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen kommen könnten, verstehe ich in dem Zusammenhang gar nicht. Es gibt kaum Diagnosen, wo man nicht bei zwei verschiedenen Ärzten zwei verschiedene Ergebnisse bekommen kann. Spontan fällt mir da nur Schwangerschaft ein . Bei ASS-Testung ist für mich klares Kriterium der Leidensdruck des Kindes und der Umgebung. Wenn es dem Kind in der momentanen Situation gut geht und kein Leidensdruck besteht ist auch keine Testung nötig.
Beim IQ-Test (vor allem bei Kindern) kann das Ergebnis rein durch die Tagesverfassung stark variieren. Ich selbst hatte in meinem Leben 4 IQ-Tests (3 davon als Jugendliche bzw. Erwachsene) und zwischen bestem und schlechtestem Ergebnis waren 18 Punkte! Wenn deine Tochter also einen schlechten Tag hat, kann sein, dass sie deutlich unter der HB-Grenze bleibt, obwohl sie tatsächlich hochbegabt WÄRE. Ich schreibe bewusst nicht IST weil "offizielle" Hochbegabung nur dann vorliegt, wenn deine Tochter einen Test mit einem Wert von 130 oder mehr abliefert.
Dass bei einem Kind mit getestetem IQ 128 der Unterschied zu durchschnittlich begabten Kindern trotzdem deutlich höher ist als zu Hochbegabten, ist den meisten Menschen klar. Dass Kinder, die bei Testung auf Autismus knapp unter dem cut-off sind, ebenfalls oft mehr mit autistischen als mit NT-Kindern gemeinsam haben, wird hingegen gern übersehen.
Tatsächlich bringt meistens weder ein IQ-Test noch eine Testung auf ASS absolute Klarheit. Aber man kann am Ergebnis eine Richtung erkennen und darauf reagieren.
Bei meinem älteren Sohn habe ich mit 4 Jahren auf anraten des Kindergartens eine komplette Entwicklungsdiagnostik machen lassen. Raus kam - wenig erstaunlich - dass mein Sohn in allen getesteten Bereichen entweder "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich überdurchschnittlich" abgeschnitten hat. Es war von einem "homogenen Entwicklungsprofil mit vielen Stärken und keinerlei Schwächen" die Rede. Aber abgesehen davon war die SPZ-Psychologin, die den Test vorgenommen hat, grottenschlecht in ihren Einschätzungen und Aussagen. Sie hat z.B. sowohl ADHS als auch Autismus nach 5 Minuten kategorisch ausgeschlossen. Bei all dem Quatsch, den sie (abgesehen vom Testergebnis) sonst verzapft hat, hätte ich auch in der Hinsicht stutzig werden müssen. Tatsächlich hat sie mir mit dem Ausschluss von Autismus und AD(H)S genau das gesagt, was ich hatte hören wollen. Und es war noch ein langer Leidensweg, bis wir dann 3 bzw. 4 Jahre später die tatsächlichen Diagnosen hatten.
Mit meinem heutigen Wissen würde ich gleich zu echten Fachleuten gehen, wenn ich eine gute, möglichst korrekte Abklärung will. Also in Sachen Autismus in ein Autismus-Kompetenzzentrum oder zu einem darauf spezialisierten KJP und in Sachen Hochbegabung zur Hochbegabtenförderstelle oder auch zu einem spezialisierten KJP. Heute wäre ich auch bereit, für eine gute Diagnostik einen angemessenen Selbstbehalt zu bezahlen, damals glaubte ich ehrlich gesagt, der Kindergarten würde aus eine Mücke einen Elefanten machen und wollte möglichst kostengünstig dem Wunsch nach der Entwicklungsdiagnostik entsprechen.
Naja, hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass es genau NICHT so ist. Es ist so ähnlich wie beim Spruch "Wenn man einen Menschen trauen kann, erübrigt sich ein Vertrag. Wenn man ihm nicht trauen kann, ist ein Vertrag nutzlos." Wenn eine Lehrperson differenzieren KANN und dazu BEREIT ist brauche ich kein offizielles Testergebnis. Wenn sie es nicht kann oder will klappt es auch mit was "Offiziellem" nicht - sinus hat das in ihrer Erfahrung schön beschrieben. Und sie ist leider nicht die einzige.Moonchild hat geschrieben:Jedenfalls überlege ich nun, ob eine Testung uns doch weiterhelfen würde - auf HB, vielleicht doch auch auf AS. Viele Schulen reagieren vermutlich erst auf etwas Offizielles...
Bei meinem Sohn habe ich bisher keinen Notwendigkeit für einen IQ-'Test mit Zahlenwert gesehen. Trotzdem meinte die Direktorin nach der Einschulungsuntersuchung (wo ich seine Fähigkeiten NICHT erwähnt habe) zu mir, sie würde schauen, dass sie ihn mit "einem anderen Hochbegabten" zusammen in eine Klasse gibt .
Bei den meisten HB-Schulkindern mit wenig sozialen Kontakten ist Langeweile in der Schule das größte Problem. Dieses Problem löst der Lehrer, indem er einem solchen Kind den Auftrag gibt, ein schwächeres Kind zu unterstützen. Ein empathischer Lehrer merkt schnell, ob das klappt oder nicht und wird nicht ein Kind ständig gegen seinen Willen "einspannen" oder gar "ausnutzen". Es gibt auch andere Möglichkeiten mit Langeweile umzugehen. Manche Kinder machen gerne Extra-Aufgaben, aber einige verlieren schnell die Lust, wenn der Lehrer dann diese nicht mehr anschaut und es offensichtlich nur "Beschäftigungstherapie" ist. In der Klasse meines Sohnes ist es erlaubt, zu lesen (auch Comics) wenn man seine Schulaufgaben erledigt hat. Es gibt aber auch erste Klassen, wo die Kinder dann einfach nur die Zeit "absitzen" müssen, und das kann quälend sein.Moonchild hat geschrieben:Diese Hilfslehrerfunktion für einen Mitschüler - kann man das uneingeschränkt positiv sehen? In ihrer Klasse wird sie eventuell eine ähnliche Rolle übernehmen, was ihrem Selbstbewusstsein sicher gut tun wird, aber nutzt ein Lehrer das nicht auch aus, weil es für ihn bequem ist, oder schätze ich das völlig falsch ein?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Wie Schule bereit ist zu fördern oder zu fordern, hängt vom Lehrer ab. Und hier werden wohl die Unterschiede, was welcher Lehrer wie man, extrem sein.Rabaukenmama hat geschrieben:
Naja, hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass es genau NICHT so ist. Es ist so ähnlich wie beim Spruch "Wenn man einen Menschen trauen kann, erübrigt sich ein Vertrag. Wenn man ihm nicht trauen kann, ist ein Vertrag nutzlos." Wenn eine Lehrperson differenzieren KANN und dazu BEREIT ist brauche ich kein offizielles Testergebnis. Wenn sie es nicht kann oder will klappt es auch mit was "Offiziellem" nicht - sinus hat das in ihrer Erfahrung schön beschrieben. Und sie ist leider nicht die einzige.Moonchild hat geschrieben:Jedenfalls überlege ich nun, ob eine Testung uns doch weiterhelfen würde - auf HB, vielleicht doch auch auf AS. Viele Schulen reagieren vermutlich erst auf etwas Offizielles...
Ohne HB-Bestätigung ging und geht hier nichts. Auf der anderen Seite ist ab der weiterführenden Schule eine HB-Bestätigung ganz "nützlich", braucht man diese um eben in den HB-Zweig zu gehen. Auf der anderen Seite ist sie unnütz, denn, zumindest hier, interessiert das - auf der normalen Schulform - keinen Lehrer. Wenn man zeigt was man kann und gute Zensuren schreibt ist man hier begabt, wenn nicht, dann nicht, egal was ein Test sagt.
In der GS dagegen wäre das jedoch, dass Argument zum Sprung gewesen. Nach 5 Klassenlehrern weiß ich, dass fordern Lehrerabhängig ist und da kann man Glück haben, auch ganz ohne Test, oder eben nicht.
VG
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Es stimmt schlichtweg nicht, dass autistische Kindern nicht spielen oder den Sinn des spielens nicht verstehen. Mein älterer Sohn spielt gerne und kennt auch den Symbolcharakter von Spielen seit er ganz klein ist. Man muss schon genau hinschauen um zu merken, dass er "anders" spielt als neurotypischen Kinder.Maca hat geschrieben:Viele Autisten verstehen den Sinn des Spielens durchaus aber da sie massive Probleme haben, soziale Interaktion intuitiv zu interpretieren, ist das Spielen in der Gemeinschaft sehr anstrengend oder (bei fehlenden Kompensationsmöglichkeiten) nicht möglich.Koschka hat geschrieben:
- dein Kind spielt nicht und versteht den Sinn des Spielens nicht. Das fehlende Symbolcharakter des Spiels ist ein typisches Zeichen für Autismus
Alleine zu spielen fällt auch vielen neurotypischen Kindern schwer oder wird als langweillig empfunden.
Zum Beispiel liebt mein Sohn Rollenspiele (wo man Autisten nachsagt, damit könnten sie nichts anfangen), aber nur dann, wenn er die Regie führen kann. Die Spiele sind jahrelang nur so abgelaufen, dass mein Sohn seine Rolle gespielt hat (z.B. den Erfinder oder das Drachenbaby,...) und ich in der mir zugeteilten Rolle (dem Bewunderer des Erfinders, dem Besucher im Drachenpark) seine Anweisungen befolgt habe. Also "Mama, im Spiel sagst du jetzt xxx…". Mit anderen Kindern wollte mein Sohn keine Rollenspiele spielen, weil sie ihre Rollen selbst interpretieren wollten. Mein Sohn wollte aber das ganze Spiel "in der Hand" haben und war nicht bereit, sich auf nicht vorhersehbare Spielverläufe einzulassen. Außerdem brauchte er bei den Rollenspielen immer etliche Wiederholungen der gleichen Grundhandlung, die nur bis zu einem gewissen Grad abweichen durften. Das wäre anderen Kindern schnell zu langweilig geworden.
Mein Sohn hatte immer ein gewisses Interesse an anderen Kindern, ist aber vor allem mit gleichaltrigen Jungs nie gut klar gekommen. Am besten hat es immer noch mit 2-3 Jahre älteren, sozial kompetenten Mädchen geklappt, die ihn auch mal in die Schranken gewiesen haben. Hie und da gibt es auch EIN Kind, mit dem mein Sohn wirklich GEMEINSAM und friedlich spielt. Aber das klappt wirklich nur in 1:1 Situationen. Und er schafft es selten mehr als eine Stunde, weil er es einfach nicht gewohnt ist und es ihn, obwohl es ihm Spaß macht, sehr anstrengt. Gruppenspiele mag er überhaupt nicht und versteht sie auch nicht. Dasselbe ist mit Teamsport. Gesellschaftspiele hingegen mag er durchaus, da findet er aber nicht so leicht Spielkameranden, weil seine Frusttoleranz schlecht ist und er immer laut losbrüllt, wenn es aussieht, als könnte er verlieren.
Mittlerweile leidet mein Sohn zunehmend unter seiner sozialen Isolation. Es kommen so Aussagen wie "Mama, warum hat mich außerhalb meiner Familie niemand lieb?" oder z.B. nachdem er in einem Buch gelesen hat, dass ein Kind seinen Freund zum schlafen eingeladen hat "Mama, ich hätte auch so gerne einen Freund, den ich zum schlafen einladen kann!".
Sein Bruder, ebenfalls Asperger Autist, ist sich hingegen selbst "genug". Dabei fühlt er sich unter Kindern (wenn sie nicht in Horden auftreten) durchaus wohl und spiel lieber inmitten einer Gruppe Kinder als isoliert - aber er spielt trotzdem ALLEIN. Von sich aus ist das Bedürfnis der Kontaktaufnahme nicht gegeben und daher besteht auch kein Leidensdruck, weil er keine Freunde hat.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Ich möchte anmerken, dass mein Sohn NIE alleine gespielt hat und große Gruppen ihm nicht geheuer sind/waren. Aber er kann sehr wohl in einem kleinen Rahmen ganz vernünftig spielen, wenn es interessant ist. Pokern zum Beispiel … natürlich nicht als Kleinkind. Ich fasse mal zusammen, dass mein Sohn nie ein Spielkind war. Er ist jedoch kein Autist. Auch mein Sohn ist sich oft selbst "genug" und liest dann solange bis er das Buch durch hat. Heute noch.Rabaukenmama hat geschrieben:
Sein Bruder, ebenfalls Asperger Autist, ist sich hingegen selbst "genug". Dabei fühlt er sich unter Kindern (wenn sie nicht in Horden auftreten) durchaus wohl und spiel lieber inmitten einer Gruppe Kinder als isoliert - aber er spielt trotzdem ALLEIN. Von sich aus ist das Bedürfnis der Kontaktaufnahme nicht gegeben und daher besteht auch kein Leidensdruck, weil er keine Freunde hat.
Ich glaube, dass man nie Merkmale einzeln betrachten darf sondern immer im Kontext zum Rest. Quasi macht die Summe den Unterschied.
VG
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Ich habe nur meine Meinung zum Vorurteil gesagt, Autisten würden nicht spielen. Das heißt nicht im Umkehrschluss dass nicht-spielende Kinder, denen Gruppen nicht ganz geheuer sind, automatisch Autisten sind. Eben WEIL man die Merkmale nicht einzeln betrachten darf gibt es bei Testungen auf Autismus-Spektrums-Störung auch einen klaren cut-off.alibaba hat geschrieben:Ich möchte anmerken, dass mein Sohn NIE alleine gespielt hat und große Gruppen ihm nicht geheuer sind/waren. Aber er kann sehr wohl in einem kleinen Rahmen ganz vernünftig spielen, wenn es interessant ist. Pokern zum Beispiel … natürlich nicht als Kleinkind. Ich fasse mal zusammen, dass mein Sohn nie ein Spielkind war. Er ist jedoch kein Autist. Auch mein Sohn ist sich oft selbst "genug" und liest dann solange bis er das Buch durch hat. Heute noch.Rabaukenmama hat geschrieben:
Sein Bruder, ebenfalls Asperger Autist, ist sich hingegen selbst "genug". Dabei fühlt er sich unter Kindern (wenn sie nicht in Horden auftreten) durchaus wohl und spiel lieber inmitten einer Gruppe Kinder als isoliert - aber er spielt trotzdem ALLEIN. Von sich aus ist das Bedürfnis der Kontaktaufnahme nicht gegeben und daher besteht auch kein Leidensdruck, weil er keine Freunde hat.
Ich glaube, dass man nie Merkmale einzeln betrachten darf sondern immer im Kontext zum Rest. Quasi macht die Summe den Unterschied.
VG
Wobei ich das so sehe, wie bei Hochbegabung: ob IQ 128 oder 131 macht nicht viel Unterschied, auch wenn das Kind mit IQ 128 nicht offiziell als "hochbegabt" gibt. Ebenso ist, was die Auswirkungen des Autismus betrifft, nicht gewaltig viel Unterschied zwischen einem Kind knapp unter oder knapp über dem cut-off, auch wenn nur das Kind drüber eine offizielle Autismus-Diagnose hat.
Die Tests geben uns Hinweise, in welche Richtung wir bei unseren Kindern sehen müssen und wie wir ihnen eventuell helfen können. Mehr nicht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Ich kann zu Autismus nicht wirklich etwas beitragen. Aber ich habe aktuell etwas HB gelesen. Und da stand, dass es, ähnlich wie es Rabaukenmama oben schrieb, keine definitere Gültigkeit für eine HB-Angabe gibt. Auch ein Kind mit einem IQ von 125 kann hochbegabt sein, wenn die Merkmale mit eingeschlossen werden, die dieses Kind zeigte und zeigt und sich Auffälligkeiten eben sehr stark überlappen, was es ausmacht sozusagen, auch wenn die magische Grenzfestlegung eben nicht erreicht wurde.Koschka hat geschrieben:Ich habe eine Frage an alle, die hier schrieben, dass ihr Kind früher unter Aspergerverdacht stand, jetzt jedoch nichts mehr zu sehen ist. Hat jemand von euch diagnostisch Asperger ausgeschlossen? Meines Erachtens fällt kompensierter kluger Asperger nach der Grundschulzeit gar nicht so auf. Weil die Intelligenz eben ausreicht, um die sozialen Austausch über den Kopf laufen zu lassen. Es blitz ab und zu was auf in den neuen, vorher nicht gedachten Situationen, aber insgesamt ist die Anpassung so gut wie perfekt. Das kann man sich so vorstellen, wie ein Weißer in Japan. Man wird nie zu einem Japaner, wenn man nicht als einer geboren und erzogen wurde. Aber man kann sich damit arrangieren, die Regeln lernen und akzeptieren, die anderen nachahmen. Die Probleme treten erst dann massiv auf, wenn einem die Decke, egal aus welchen Gründen, auf den Kopf fällt. Dann kann es mit einem Schlag alles zu viel werden. Die Tarnung fällt ab, man steht vor einem Haufen Trümmer und das problematischste an dem Ganzen ist, dass man nur sehr schwer was komplett Neues aufbaeun kann. Man hat zu viel der inneren Rigidität und zu wenig sozialer Rückhalt.
Wenn also viele Merkmale ein Kind "auszeichnen" kann man wohl davon sprechen.
Wenn ich diese Erkenntnis auf Autismus, mit seinen vielfältigen Spektren, übertrage, wird ein einzelner Aspekt wohl nicht zur Behauptung reichen, sondern eben die Vielzahl, auch wenn diese nicht immer grenzwertig eindeutig sind. Immerhin heißt es ja Spektrumsstörung.
Grundsätzlich wird es wohl sehr viele Menschen geben, welche ein wenig "autistisch" sind, ohne aber ein Autist zu sein. Die Eigenschaften in Summe reichen eben nicht aus. So kann ich z.B. überhaupt nicht lachen, wenn diese ganzen Fernsehkomödianten auf den Bühnen der Welt stehen, zig Tausende Zuschauer sich über deren Slapstickwitze gurgeln und ich wohl vollkommen aus dem Rahmen falle, weil ich da nicht lachen kann. Ich muss oder kann auch nicht lachen, nur weil "alle" lachen. Und generell habe ich oft ein Problem mit Witzen. Das erschließt sich mir nicht. Ich lache sehr oft aus reiner Höflichkeit. Ich bin auch nicht Smalltalk fähig.
VG
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- Dauergast
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?
Und genau DAS ist der Irrglaube. Viele glauben eben, "autistisch" ist man dann, wenn man sich nicht viel aus sozialen Kontakten macht, andere Menschen nicht anspricht, nicht in die Augen schauen kann, Spezialinteressen hat, Humor und/oder Ironie nicht versteht...so gesehen findet sich natürlich bei vielen Menschen irgend was "autistisches".alibaba hat geschrieben: Wenn ich diese Erkenntnis auf Autismus, mit seinen vielfältigen Spektren, übertrage, wird ein einzelner Aspekt wohl nicht zur Behauptung reichen, sondern eben die Vielzahl, auch wenn diese nicht immer grenzwertig eindeutig sind. Immerhin heißt es ja Spektrumsstörung.
Grundsätzlich wird es wohl sehr viele Menschen geben, welche ein wenig "autistisch" sind, ohne aber ein Autist zu sein.
Dabei geht es beim Autismus nicht um das Verhalten sondern um das dem Verhalten zugrunde liegenden Denken. Und DAS hat man eben nicht, nur weil man sich z.B. in größeren Gruppen nicht wohl fühlt oder Halligalli nicht cool findet. Man kann es aber sehr wohl haben, auch wenn man nach außen weitgehend angepasst und unauffällig ist (wie das gerade bei hochbegabten Asperger Autisten öfter der Fall ist)alibaba hat geschrieben:
Die Eigenschaften in Summe reichen eben nicht aus. So kann ich z.B. überhaupt nicht lachen, wenn diese ganzen Fernsehkomödianten auf den Bühnen der Welt stehen, zig Tausende Zuschauer sich über deren Slapstickwitze gurgeln und ich wohl vollkommen aus dem Rahmen falle, weil ich da nicht lachen kann. Ich muss oder kann auch nicht lachen, nur weil "alle" lachen. Und generell habe ich oft ein Problem mit Witzen. Das erschließt sich mir nicht. Ich lache sehr oft aus reiner Höflichkeit. Ich bin auch nicht Smalltalk fähig.
VG
Wobei meiner Meinung nach auch die Bezeichnung ASS (Autismus Spektrums Störung) etwas unpassend ist. Kommt mir etwa so vor, als würde man bei allen Arten von Fehlsichtigkeit "Blindheits-Spektrums-Störung" sagen. Wenn da alle Kurzsichtigen, Weitsichtigen, Alterssichtigen, alle Menschen mit grauem oder grünem Star oder sonst einer Augenkrankheit, welche das Sehvermögen mindert, reinfallen würden, wäre das auch verwirrend. Denn der Laie assoziiert eben mit "blind", dass der Betroffene gar nichts sehen kann. Dabei gibt es sogar viele anerkannte Blinde mit einem Restsehvermögen.
So gesehen wehre ich mich gegen so Aussagen wie "ein bisserl Autist ist jeder" - weil sie einfach nicht stimmen. Selbst wenn alle Fehlsichtigen mit einem Begriff benannt würden, ist nicht jeder Mensch fehlsichtig (auch, wenn die Zahl dann natürlich ein vielfaches höher ist als bei den Blinden!). Wobei durchaus jeder Mensch mal was übersehen kann...
So sehe ich das auch bei Autismus. Jeder zeigt mal irgendein Verhalten, was man auch bei Autisten beobachtet, aber deswegen ist noch lange nicht jeder "ein bißchen autistisch".
Für wichtig halte ich vor allem die Tatsache, dass der Grad der Auffälligkeit oft nicht mit der Schwere der (Autismus-Spektrums-)Störung korreliert. Der totale, klischeehafte Eigenbröter kann weniger autistisch sein wie die nette alte Dame von nebenan, die sich vielleicht stundenlang den Kopf zerbricht, warum der Nachbar Socken in zwei verschiedenen Farben trägt, oder die auf den Briefträger sauer ist, weil der ihr keinen Brief von der Schulkameradin bringt, der sie doch schon vor Wochen geschrieben hat...
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)