Ich würde sagen, dass Hochbegabte insgesamt oft verstärkt Herausforderungen und Auslastung brauchen und an vielen Stellen danach suchen.
Ein Instrument zu lernen ist auf jeden Fall eine solche Herausforderung.
Viele Kinder und und Jugendliche beginnen evtl auch damit, weil sie einfach genug Zeit übrig haben, weil die Schule bspw nicht genug fordert. Bzw weil die Eltern ihre Kinder fördern wollen.
(Und jeder, der selbst ein Instrument spielt, wird schnell merken, wie viel Befriedigung einem das Musizieren verschaffen kann.)
Ich kenne einige ziemlich sicher Höher- oder Hochbegabte, die auch besonders viele Sprachen sprechen.
Klar erleichtern ihre besonderen Fähigkeiten (z.B. ein gutes Gedächtnis) das Sprachenlernen. Aber es hat sicher auch damit zu tun, dass sie Interesse daran haben, diese zu lernen, dass das Erlernen ihnen eine gewisse Befriedigung verschafft (vor allem wenn sie im Alltag tw unterfordert sind) und es ihnen ermöglicht, neue, spannende Erfahrungen zu machen - zu reisen, fremdsprachige Bücher zu lesen etc pp.
Ein hochbegabter Bekannter von mir "sammelt" quasi solche Hobbys. Er probiert extrem viel aus und betreibt das dann immer sehr intensiv.
So beherrscht er diverse Kampfsportarten, spielt auf hohem Niveau Schach, kann mehr als 10 Sprachen, baut Flugzeugmodelle, spielt Computerspiele, beherrscht ungezählte Instrumente (und zugehörige Notensysteme, das chinesische bspw, was mit unserem nicht vergleichbar ist), kennt sich mit diversen fremden Schriften aus etc pp. Ach so, Schreiben und Töpfern und Jonglieren tut er auch.
Er hat einen Beruf, der ihm genug Zeit für all das lässt und ist einfach vielseitig interessiert. Er baucht immer wieder was Neues.
Alle 1-2 Jahre sucht er sich neue Herausforderungen/ein neues Hobby.
Sein erstes Instrument hat er als Jugendlicher im Selbststudium erlernt. Sehr viel später - als Erwachsener - hat er begonnen, sich für ungewöhnliche Instrumente aus anderen Kulturen zu interessieren und sich zahlreiche solche angeschafft. Dazu jeweils Privatlehrer gesucht, um diese auch zu erlernen.
Ich denke, er spielt mehr als 10 Instrumente leidlich gut, einige davon sehr gut. (auftrittsreif)
(ich kenne ihn durchs gemeinsame Musizieren)
Aktuell beschäftigt er sich intensiv mit Buddhismus, lernt tibetische Mantras und Meditation und ist "auf dem Pfad der Erleuchtung" oder so.
Also ich vermute, Musizieren ist oft nur eines von vielen Dingen, die Hochbegabte ausprobieren/betreiben, um ihren unruhigen Geist zu beschäftigen.
Es erfüllt halt auch viele Bedingungen, die zur Denk- und Lernweise Hochbegabter passen.
(Z.B. dass es eine zugrundeliegende Logik in der Musik selbst gibt, dass man den Schwierigkeitsgrad, mit dem man sich beschäftigt, nahezu beliebig selbst wählen kann, dass man es sehr gut auch alleine und selbstbestimmt machen kann, dass durch die schnelle Auffassungsgabe und das Gefühl für Mustererkennung tw überdurchschnittlich schnell Fortschritte möglich sind usw usf.)
Alles in allem würde ich also eher sagen, dass ganz sicher zum Musizieren keine besondere (kognitive) Begabung notwendig ist, aber ein großer Teil kognitiv Hochbegabter (u.a.) auch musiziert.