Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
Neckri
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Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von Neckri »

Hallo Heike,

tja, leider kann ich auch nicht im positiven Sinn berichten, dass damals der Kiga auch bei unserem Kind von alleine etwas bemerkt hätte... Aber in der letzten Zeit hatte ich hier im Forum vermehrt Beiträge gelesen, die auch Berichte über aufmerksame ErzieherInnen enthielten. Ich hatte dann die Hoffnung, dass sich das Augenmerk auf die Kinder vielleicht ein wenig gebessert haben könnte.

Bei unserem Töchterchen war es so ähnlich wie bei Karins und Susanns Kindern. Das frühe Interesse für Buchstaben (und Etiketten und Logos und Werbetafeln...) führte zu einer sehr frühen Lesefertigkeit.

Wir hatten dann allerdings dieses Einsortieren in die besagte Schublade erlebt, als wir im Rahmen eines Entwicklungsgesprächs unsere Beobachtungen zu Hause gegen die Einschätzung der Kiga-Leiterin kontrastieren wollten. Die Erzieherin hielt unser Kind für kognitiv und sozial zurückgeblieben. Das Gespräch hatte gar nichts verbessert - im Gegenteil. Danach wurden auch die Bitten unseres Töchterchens nach Spielen für etwas ältere Kinder eisern ignoriert. Uns gegenüber reagierte man danach extrem kühl und abweisend, obwohl das Gespräch sehr sachlich verlaufen war. Vielleicht wäre alles ganz anders gelaufen, wenn wir gar nichts berichtet hätten, sondern einfach nur darauf gewartet hätten, dass irgendwann die Tatsachen sogar die Tomaten vor den Augen durchdrungen hätten... Keine Ahnung...

Jedenfalls kam dann der Tag, als uns die Psychologen ganz vehement eine frühe Einschulung ans Herz gelegt hatten, um unsere Maus aus der Unterforderungsfalle zu befreien. Die seelischen Probleme nahmen nämlich leider überhand. Die Probleme bestanden natürlich nicht darin, dass im Kiga die Buchstaben nach einem Vorstoß von Töchterlein explizit verboten worden waren, sondern im Fehlen eines passenden Angebots an geistiger Nahrung im allgemeinen. Nach dieser misslungenen Kiga-Erfahrung wollte Töchterlein selber auch keinen anderen Kiga mehr ausprobieren. Sie wollte mit aller Macht zur Schule und hatte dies ihrerseits auch selber wie eine ganz Große mit den Psychologen so ausgehandelt... (von wegen zurückgeblieben!). Nach der Entscheidung der Psychologen im Sinne von Kleinemaus mussten zwangsläufig die Karten offen auf den Tisch gelegt werden. Verglichen mit der Reaktion der Kiga-Leitung wäre ein Erdbeben spaßig gewesen...! Die letzten Kiga-Monate waren seeeehr turbulent und vom Kiga aus mit negativen Emotionen überfrachtet. Zum Glück geht alles mal vorbei...!

Seit dieser Zeit rate ich anderen Eltern lieber, den Kiga auf dieselbe Seite des Strangs zu bringen. Ob dies gelingt, hängt natürlich von der Qualität des Kigas ab - und dies wiederum wird meines Erachtens vor allem von der Geisteshaltung der ErzieherInnen bedingt. Darum mein Tipp, die entsprechende Einrichtung etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

Viele Grüße von

Neckri
JJ
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Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von JJ »

Hallo Neckri!

Es zieht sich mir alles zusammen, wenn ich das lese und mir vorstelle, was dein Kind da mitgemacht hat. Buchstaben verbieten...das Kind als zurückgeblieben deklarieren... so ein Schmarrn. Und alle diese Probleme sind ja völlig überflüssig -wenn man unsere Kinder einfach nur so sein ließe, wie sie nun mal sind. Ich erwarte gar keine Extra-Förderung, ich möchte nur nicht, dass meine Tochter demoralisiert, stigmatisiert oder gedemütigt wird.

Es ist schon frappierend, welche Mühe und Sensibilität auf die "Abweichler nach unten" verwendet wird. Wenn wir das auch für unsere kleinen Abweichler erwarten dürften...aber die sind halt bedrohlich fürs eigene Selbstbewusstsein, das dürfte des Pudels Kern sein. Und wer sich darin bedroht fühlt, der wird aggressiv.

Auf uns kommt das KiGa-Thema nächstes Jahr zu; meine Tochter (ich würde schätzen: eine durchschnittliche HB) ist jetzt 2,5. Es ist mein erstes Kind; d.h. mir fehlt es noch an Erfahrung. Gibt es Indizien, die mir etwas über den späteren Umgang mit HB verraten, wenn ich "eine Einrichtung in Augenschein nehme"?

Mein Gefühl war auch - besser nicht vorher ansprechen. Ich erzähle auch ansonsten nie etwas über mein Kind.

Mir macht das Ganze ganz schön Sorge. Hoffentlich kriege ich meine Kleine mit heiler Haut da durch! Ich habe selber ein HB-Programm durchlaufen; es war klar, dass wir zwischen "sozialer Akzeptanz" und "Leistung" wählen mussten. Bei allen Mädchen hat dies zu einer soliden, jahrelang nachwirkenden Leistungsverweigerung geführt. Ich würde meiner Tochter so gerne die Freude an ihren eigenen Fähigkeiten erhalten, und die Möglichkeiten, die daraus resultieren.

Gruß und danke
Johanna
face-off
Dauergast
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Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von face-off »

Ich habe in unserem Kindergarten von Anfang an mit offenen Karten gespielt und bin damit nicht auf die Nase gefallen.
Schon bei der Anmeldung letzts Jahr im Januar habe ich berichtet,dass mein Kind anders nd viel weiter als andere Kinder ist.
Die Kindergartenleitung,die auch unsere Gruppenleitung ist,war sehr dankbar für diesen Hinweis.
Als Colleen dann in den Kindergarten kam, fiel von Anfang an auf, dass sie viel reifer als andere 3-jährige war. Ihren damaligen "Wissensstand" hat sie allerdings nie in den Kiga eingebracht,sondern hat sich angepasst. Trotzdem hatten die Kindergärtnerinnen ein besonderes Augenmerk auf sie und merkten trotzdem,was sie kognitiv drauf hatte. Und als eine Phase der Langeweile kam,weil die üblichen Kindergartengesellschaftsspiele weit unter ihrem Niveau lagen, wußten die Erzieherinnen,warum das so war, denn aus meinen Erzählungen war ihnen bekannt,was Colleen zuhause spielt.
Wir haben einmal die Woche einen Spielzeugtag im Kiga,wo alle Kinder ein Teil von zuhause mitbringen dürfen. Colleen hat dann ihre Spiele mitgebracht und hat so gezeigt,was sie "schon kann".
Die Erzieher haben sie aufgefangen und gelobt und ihr teils schon Aufgaben der Vorschulkinder zukommen lassen.
Jetzt,im neuen Kindergartenjahr,ist sie in die Gruppe der Vorschulkinder fest integriert und die Erzieher arbeiten mit uns zusammen an einer eventuellen früheren Einschulung.
Ich denke, dass es gut ist,von Anfang an sein Kind so darzustellen,wie es ist und nicht erst das Gespräch zu suchen,wenn Probleme auftreten.
Ich habe vieles einfach auf mich zukommen lassen und habe in dem Moment agiert,wo ich es für nötig hielt. Damit bin ich sehr gut gefahren. Ich habe immer wieder das Gespräch mit unserer Gruppenleitung gesucht,wenn Colleen Entwicklungssprünge gemacht hatte oder ich den Eindruck hatte, dass sie sich langweilt.

face-off
Neckri
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Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von Neckri »

Hallo Johanna,

soll ich mal eine keine Checkliste machen, die man abhaken könnte? - Füher dachte ich, so etwas braucht man gar nicht, weil doch ein Kiga gar keine komplizierte Flugmaschine ist... Eigentlich sollen sich die Kinder dort doch nur einigermaßen wohl fühlen. Ist dieser Anspruch denn so hoch gegriffen, dass man eine Wissenschaft daraus machen muss...? - Vielleicht ja!

Die einfache Frage lautet meines Erachtens: Was braucht ein Kind, um sich wohl zu fühlen? - Vielleicht muss man wirklich einen "10-Punkte-Waschzettel" anfertigen, den man seinem Kind ans T-Shirt heftet, bevor man es durch die Tür in den Kiga geleitet...

1) Ein Kind möchte wahrgenommen werden, wenn es etwas braucht.
2) Ein Kind möchte ernst genommen werden und nicht alleine gelassen werden, wenn es von Sorgen geplagt wird.
3) Ein Kind möchte eine (angemessene) Rückmeldung haben, wenn es irgend etwas gemacht / gesagt / ausgefressen / gebastelt / geschrieben oder gemalt hat.
4) Ein Kind möchte Lob und Bestätigung haben, wenn es etwas mit Mühe gut hinbekommen hat - und Trost, wenn es noch nicht so gut funktioniert hat.
5) Ein Kind möchte sich integriert fühlen und möchte Hilfe, wenn die Integration nicht gleich klappt.
6) Ein Kind möchte mit Gleichgesinnten zusammen sein dürfen, auch wenn diese vom Geschlecht / Herkunft / Haarfarbe oder Alter und Größe verschieden sind.
7) Ein Kind möchte seine Neugier ausleben und neue Dinge / Fähigkeiten / Fertigkeiten und Erkenntnisse erringen dürfen.
8) Ein Kind möchte Ansporn, Herausforderungen und Zuspruch fühlen, um sich zufrieden durch die Stadien der Entwicklung hangeln zu können.
9) Ein Kind möchte und muss in seiner Entwicklung nach vorne drängen - oder dort nach vorne gezogen werden, wo Defizite bestehen.
10) Ein Kind möchte entsprechend seiner jeweiligen Möglichkeiten in allen seinen Facetten gefördert werden.

Ein guter Kindergarten wird ganz selbstverständlich diese Punkte auch umsetzen. Ich denke, am besten wäre ein Schnuppern in dem Kiga, der in Frage kommt. Dann kannst du am besten abschätzen, wie es um die Zufriedenheit der kleinen Leute aussieht. Gerade am Anfang sind die Punkte 1) bis 6) sehr wichtig. Manchmal hat man als Eltern die Möglichkeit, diese Interaktion als Zaungast aus angemessener Distanz zu beobachten. Die Punkte 7) bis 10) werden dann eher zu Hause berichtet. Aber insgesamt hat jeder (auch die ErzieherInnen!) durchaus die Möglichkeit, diese einfache Liste an Punkten zu checken.

Viele Grüße,

Neckri
sausel3
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Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von sausel3 »

Meine Gefühle bzgl. des Kindergartens werden immer gemischter nach all den Berichten hier, auch in den anderen Unterforen. Ich denke schon über Montessorieinrichtungen nach, obwohl ich bisher nie ein Freund davon war. M. E. lernen die Kinder dort zuwenig sich "anzupassen", um in der Realität später bestehen zu können. Ich bin kein Freund von der totalen Anpassung, versteht das nicht falsch. Aber ein gewisses Maß muß doch einfach sein um im Berufsleben später zurecht zu kommen. Montessori hat für mich immer so ein "Anti-autoritäre-Erziehungs-Geschmäckle", Erziehung ohne Grenzen setzen.

Andererseits geht man dort offensichtlich doch viel individueller auf das einzelne Kind ein. Ich bin aber zuwenig informiert, um mir ein wirkliches Bild machen zu können.

Vielleicht könnt ihr mir von Euren Erfahrungen mit Montessori berichten? Und wo erfahre ich etwas über Kosten bei Montessori?

Wäre sehr dankbar für weitere Tipps!
LG Karin
Neckri
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Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von Neckri »

Hallo Karin,

es gibt tatsächlich auch gute Kindergärten...! - Mach doch mal ein paar Expeditionen und forsche dann an Ort und Stelle mittels eigenem Bauchgefühl und Reaktion deines kleinen Manns...

Viele Grüße,

Neckri
Susann
Dauergast
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Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von Susann »

Dann antworte ich dir mal als Montessorikinderhausmutter.
Erst einmal waren wir froh, als wir unter 1200 Anmeldungen unseren Platz im Kinderhaus bekamen als Geschwisterkind. A. geht dort seit letztem Jahr August hin und es könnte nicht besser laufen. Sie lernt, spielt, ist kontaktfreudig, hat nie Stress dort. Wenn es Raufereien gibt unter Kindern wird eingeschritten, ich habe Montessori eher als strukturierten Rahmen erlebt bisher. Sie kann frei entscheiden ob Sie Zylinder nimmt oder Zahlen Stangen, ob Kapla gebaut wird oder Fahnen gelernt werden. Sie kann die Wochentage, Sie kennt die Monate und kann mittlerweile die Uhr. Es wird bei ihr im Kinderhaus eher spielerisch vermittelt und doch hat es Struktur.
Susann
Dauergast
Beiträge: 169
Registriert: Mo 28. Jul 2008, 14:53

Re: Buchstaben erkennen mit 18 Monaten?

Beitrag von Susann »

Das Kinderhaus kostet zur Zeit 205,10 � im Monat, die Montessorigrundschule kostet zur Zeit 206,-- ohne Mittagsbetreuung, also halbtags. Dazu kommt ein Vereinsbeitrag im Jahr von 305,--
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