Dream332004 hat geschrieben:Hallo Heiner,
Also ob nun 128 oder 130. Ist doch nun wirklich egal. Und so ein Test hat ja auch nicht hundert prozentige aussage kraft. da sind immer 5 Punkte nach oben drinne oder weil man die Aufgabe schon mal ähnlich gesehen hat gegebenenfalls auch mal 5 Punkte weniger. Ich würde deine Schwester ebenso als hochbegabt ansehen, vielleicht sind es ja auch 133? Ist aber egal.
LG
Hallo Dream,
es geht dabei nicht um 5 Punkte, sondern die Abweichungen sind mir hoher Wahrscheinlichkeit sogar noch viel größer. Ich hatte das hier schon mal bei einem anderen Thema gepostet:
Nehmen wir an, ein fünfjähriges Kind hat einen Wert von 130 erreicht. Sein „wahrer“ Testwert liegt dann mit einer Wahrscheinlichkeit von 68% im Bereich von 125 bis 135 und mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% im Bereich von 122 bis 138. Will man gar eine Sicherheit von 99%, so muss man den Bereich nochmals erweitern auf 117 bis 143. Man mag zwar intuitiv annehmen, dass 130 doch der wahrscheinlichste Wert ist, aber dies ist nicht korrekt. Von einem Kind, das einen Wert von 130 erreichte, weiß man tatsächlich nur, dass sein Wert mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit, beispielsweise von 99%, zwischen 117 und 143 liegt. Allerdings kommt hier noch ein weiterer Effekt hinzu, der sogenannte Zentrifugaleffekt von Messungen (Ziegler, 1989). Dieser besagt, dass der „wahre“ Wert des Kindes mit einer höheren Wahrscheinlichkeit irgendwo im Bereich von 117 bis 130 als im Bereich von 130 bis 143 liegt.
http://www.lvh-bw.de/fileadmin/LVH/pdf/LVH-13_s3-8.pdf
Ich hab das schon oft geschrieben, der IQ alleine sagt aus meiner Sicht rein garnichts über Hochbegabung aus, ob 125, 130, 135, 145 ist im Prinzip egal und das sehen auch immer mehr Forscher so:
Es melden sich immer mehr Skeptiker zu Wort, die bezweifeln, das Test der allgemeine Intelligenz und standartisierte Leistungstest angemessene Methoden zur Ermittlung der Hochbegabung sind. Einige Wissenschaftler halten es inzwischen auch für fraglich, ob der IQ-Test als allgemeiner Indikator für geistige Prozesse geeignet ist.
http://books.google.de/books?id=CK61dg- ... er&f=false
Dem schließe ich mich auch aus eigener Erfahrung an und der Unterschied zwischen mir und meiner Schwester ist dafür ein gutes Beispiel. Natürlich ist sie mit einem solch hohen IQ in der Lage in standardisierten Test hervorragende Leistungen zu erbringen und viele ihrer Freunde halten sie (wie sie es nennt) für völlig verkopft, wenn sie wieder mal einen Chinesisch Kurs besucht, die Kalligrafie alt-arabischer Schriftzeichen lernt etc... und sie wäre auch sicher von einem Professor Rost in dessen Studie zu den Hochbegabten gezählt worden, aber sie ist nicht hochbegabt, sondern eine sehr intelligente Hochleisterin, die sich alles hart erarbeiten muss und das auch will, während mir solche Sachen einfach "zufliegen", ich ihnen aber nicht diese hohe Bedeutung geben. Das war oft ein Thema zwischen uns, wir waren auf dem selben Gymnasium und sie konnte es nicht ausstehen, dass ich nie Hausaufgaben gemacht habe, oder schon gar nicht für irgendwelche Klausuren gelernt habe und trotzdem bessere Noten hatte (als nur ein Beispiel).
Ich verallgemeinere das jetzt mal; Hochleister wie meine Schwester nutzen ihre kognitiven Fähigkeiten bis zum Anschlag aus (überspitz gesagt, ihr Gehirn ist damit voll ausgelastet), um soviel an Wissen anzuhäufen wie möglich, um damit gezielt Höchstleistungen zu erzielen, während Hochbegabte sich einfach mit ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit Zeit verschaffen, um sich den Themen widmen zu können, die ihnen persönlich wirklich wichtig sind, die hohe Leistung entspricht dabei rein vom sichtbaren und bewertbaren Output (z.B. in der Schule) dem der Hochleister, aber das Gehirn ist nicht voll ausgelastet und die eventuelle Höchstleistung (im Vergleich zum Durchschnitt) ist dabei, anders als bei den Hochleistern, nicht das Ziel, sondern eher ein nebensächliches Abfallprodukt. Auch das Marburger Hochbegabten Projekt hat ermittelt, dass nur ca. 15 % Hochbegabten auch gleichzeitig Hochleister sind.
Ist aber auch wieder ein sehr weites Feld und leider wird auch hier wieder nicht ausreichend differenziert, aber ich kann bestätigen, das ein Außenstehender bei einem direkten Leistungsvergleich zwischen meiner Schwester und mir sicherlich in allen gesellschaftlich relevanten und messbaren Domänen kaum einen Unterschied feststellen würde, aber das was uns unterscheidet lässt sich eben nicht mit einem IQ-Test messen, auch wenn zwischen uns Welten liegen und das stelle nicht ich fest, sondern vor allem meine Schwester selbst und ihre kognitive und vor allem auch intellektuelle Leistungsfähigkeit reichen ganz sicher mehr als aus, um diesen Unterschied festzustellen.
Liebe Grüße
Heiner